Besucht am 04.11.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Die Gutsschenke liegt dermaßen prominent und mondän in der Domäne Monrepos, dass um Zulauf nicht zu fürchten ist: umgeben von einem weitläufigen Reiterhof, einem attraktiven Golfplatz, einem Barock-Schlösschen samt See und sommerlichem Bootsverleih und einer wunderschönen englischen Parkanlage, in der man ganzjährig entspannt spazieren kann. Das dürften schon die württembergischen Herzöge goutiert haben (naja, mit Ausnahme des Golfplatzes). Auch heutzutage residiert hier noch das angesehene Weingut Herzog von Württemberg.
Gastronomisch einfacher und zünftiger versorgt wird man in der Gartenwirtschaft und der Monrepos Hütte, wobei sich erstere derzeit in Winterpause befindet und letztere nur für Gruppen buchbar ist. So ist die Gutsschenke erste Wahl für gehobenes Speisen, für kleinere Feiern und Familienessen. Anfang November führt mich auch eine Geburtstagsfeier ins Haus (dank Einladung kann ich daher keinen Beleg anhängen). Die Reservierung über „bookatable“ scheint problemlos geklappt zu haben. Im Entrée kommt es jedoch zu ersten Irritationen. Dass zuerst einmal die Impfzertifikate geprüft werden müssen, ist ok. Aber ist es Corona und dem Hygienekonzept geschuldet, dass älteren Damen nicht mehr aus dem Mantel geholfen wird, dass gedrängt wird, seine Siebensachen am Platz zu ordnen und nicht vor der Garderobe? Etwas gehetzt stolpern wir die Stufen in den Gastraum hinauf. Der ist angenehm zurückhaltend möbliert: anthrazitfarbene Sessel und dezent gemusterte Teppichfliesen, eine etwas dominante Holzkassettendecke, jedoch angenehme Beleuchtung und an den Wänden geschmackvolle Darstellungen vom Schloss. Ganz kommod, selbst wenn mir etwas mehr Plüschigkeit in herzoglicher Nähe auch ganz gut gefallen hätte.
Die Speisekarte offeriert zwei viergängige Menüs (eines mit und eines ohne Fleisch), wobei man allerdings die verschiedenen Gänge auch einzeln bestellen kann. Dazu zwei verschiedene Vorspeisen, eine Suppe, fünf Hauptgerichte, zwei Desserts. Eine angenehme Auswahl, bei der jeder etwas Passendes finden dürfte. Allerdings erweisen sich die Portionen als unterschiedlich umfangreich und sättigend. Das feine, zarte „Geschmorte Kalbsbäckchen“ (24 Euro) wird mit leicht getrüffeltem Kartoffelpürée (ein Gedicht!) und vier Rosenkohlblättchen (insgesamt nicht mal ein einziges Röschen!) gereicht. Als Topping knackige Sprossen, darunter ein Spiegel von herrlichem Kalbsjus, mit dem man ganz wunderbar das Pürée vermengen kann. Die herbstlichen Aromen harmonieren perfekt – machen aber auch Lust auf einen süssen Abschluss als Gegenpart. Der „Schwäbische Ofenschlupfer“ (12 Euro) wurde herrlich fluffig in einer Pfitzaufform gebacken und wird mit einer Kugel Pistazieneis, reichlich Vanillesosse, einigen frischen Früchten und Schokocrumble angerichtet. Als ziemlich mächtiger Hauptgang entpuppt sich das „Arancino“ (22 Euro), das manche vielleicht von der letzten Sizilienreise kennen. Unter der kross frittierten Hülle, die hier nur schwer zu knacken ist, verbergen sich Rundkornreis, Safran und eine sämige Füllung, die aus Pilzen oder Esskastanien bestehen könnte (so genau konnten wir es nicht herausschmecken). Dazu erdige Rote Bete und eine sahnige Ziegenkäsecreme. Puh, macht ungeheuer satt! Das Weissweinschorle meiner Tischdame ist offenbar etwas zu dünn geraten. Da habe ich mit meinem „Attempto“ aus dem Hause Herzog von Württemberg mehr Glück. Schmeckt sehr dicht und kräftig, zudem ist die Cuvée aus Lemberger, Syrah und Spätburgunder ein Jahr im Eichenfass gelegen. Auch der zum Abschluss bestellte Kaffee ist hocharomatisch, leider fast ein bisschen bitter, so dass wir die extra dazu bestellte erwärmte und aufgeschäumte Milch komplett zum Abmildern benötigen.
Leider wurde das rundherum beeindruckende Geschmackserlebnis durch den dürftigen Service eingetrübt. Das junge Servicemädel agiert unbeholfen, plump, ohne Feingefühl. Am Anfang denken wir noch ans erste Lehrjahr, im Laufe des Essens dichten wir ihr eher ein Praktikum an. Der Ober bewegt sich da schon sicherer. Ich hätte jedoch vermutet, dass der theatralische Einsatz einer vollkommen überdimensionierten Pfeffermühle längst out sei. Offenbar sitzen wir auch etwas zu lange, so dass sich zum Ende hin die Servicefrequenz deutlich verdichtet und wir bestimmt drei Mal eindringlich gefragt werden, ob es noch was sein könnte. Insgesamt hat uns die Leistung der Küche absolut überzeugt, doch wir hätten uns im persönlichen Umgang etwas mehr Gefühlswärme gewünscht. Nur Mut – oder „Attempto“, wie schon Graf Eberhard ausgerufen haben mag!
Die Gutsschenke liegt dermaßen prominent und mondän in der Domäne Monrepos, dass um Zulauf nicht zu fürchten ist: umgeben von einem weitläufigen Reiterhof, einem attraktiven Golfplatz, einem Barock-Schlösschen samt See und sommerlichem Bootsverleih und einer wunderschönen englischen Parkanlage, in der man ganzjährig entspannt spazieren kann. Das dürften schon die württembergischen Herzöge goutiert haben (naja, mit Ausnahme des Golfplatzes). Auch heutzutage residiert hier noch das angesehene Weingut Herzog von Württemberg.
Gastronomisch einfacher und zünftiger versorgt wird man in der Gartenwirtschaft... mehr lesen
4.0 stars -
"Kulinarischer Herbstgenuss zwischen Ludwigsburg und Sizilien" MinitarDie Gutsschenke liegt dermaßen prominent und mondän in der Domäne Monrepos, dass um Zulauf nicht zu fürchten ist: umgeben von einem weitläufigen Reiterhof, einem attraktiven Golfplatz, einem Barock-Schlösschen samt See und sommerlichem Bootsverleih und einer wunderschönen englischen Parkanlage, in der man ganzjährig entspannt spazieren kann. Das dürften schon die württembergischen Herzöge goutiert haben (naja, mit Ausnahme des Golfplatzes). Auch heutzutage residiert hier noch das angesehene Weingut Herzog von Württemberg.
Gastronomisch einfacher und zünftiger versorgt wird man in der Gartenwirtschaft
Besucht am 31.10.20211 Personen
Rechnungsbetrag: 3 EUR
Als die „Dürnitz“ im Alten Schloss vor einigen Wochen öffnete, ging ein euphorischer Schrei durch den Kreis der Museumsleute, Kulturschaffenden, Architekten, Stadtplaner – und nicht zuletzt Touristen und Einheimischen. Es war, als hätte man Museumsgastronomie neu erfunden, zumindest an diesem Ort. Die Stuttgarter (und alle Besucher des Württembergischen Landesmuseums) werden sich noch an das ehemalige düstere, dunkle, ein bisschen sogar gruselige Entrée das Alten Schlosses erinnern. Kein Ort zum Verweilen oder gar Konsumieren. Wenn nicht grad Weihnachtsmarkt war und man sich vor den Toren des Schlosses noch einen Glühwein gekippt hatte, war hier gastronomisch absolut nichts zu erwarten.
Sehr neugierig betrete ich am letzten Oktobersonntag die neu erschaffene Lounge und bin gleich mehrfach überrascht. Die helle, lichte, weitläufige Dürnitz (laut Wikipedia: „ein rauchfrei beheizbarer Speise- und Gemeinschaftsraum in mitteleuropäischen Burgen oder frühen Schlössern“) wirkt tatsächlich wie ein riesiges Wohnzimmer oder wie der Showroom eines Möbelherstellers. Auf zusammengewürfeltem, sehr lederlastigem Mobiliar des Möbelherstellers Knoll dürften auch Großfamilien Platz finden. Indes: an diesem überaus sonnigen Sonntag will eigentlich niemand seine Zeit in geschlossenen Räumen verbringen, so dass geradezu gähnende Leere herrscht.
Ich kann´s geniessen! Die Speisekarte weist Ausgewähltes, hauptsächlich Regionales auf: Sekt aus dem Hause Kessler (Esslingen) / Gin Tonic unter Verwendung des Schwarzwälder Monkey 47, auch alkoholfrei in einer Jörg-Geiger-Variante / Kaffeespezialitäten von der Kaffeerakete Stuttgart / Burkhardt Säfte von der Schwäbischen Alb / regionale Wein wie z.B. die Rotwein-Cuvée Salucci vom Collegium Wirtemberg. Dazu Kleinigkeiten zum Essen: Quiches, Zwiebelkuchen, Spinatschnitten, Brezeln, Knabbereien, süsse Kuchen und Torten, offenbar auch Tagesangebote, die ich aber am heutigen Sonntag nicht finden kann. Alles nicht ganz supergünstig, aber doch noch so, dass man es sich leisten kann. Die Präsentation an der Theke ist hell beleuchtet und strotzt nur so von properer Sauberkeit.
Es herrscht Selbstbedienung. Der junge Mann hinterm Tresen ist aufgeweckt, zugewandt und humorvoll, arbeitet entspannt, jedoch sicher und zuverlässig. Meine schlichte Tasse Kaffee zu 3,40 Euro (vom Geschmack eher unspektakulär, die „Kaffeerakete“ ist offenbar eine neue Rösterei in der Silberburgstrasse) darf ich auf einem peppigen Tablett zu meinem Platz tragen. Ich wähle einen kleinen Zweiertisch mit einem überraschenden Blick auf den Karlsplatz (früher waren alle Fenster verhängt). Hier kann man eine wunderbare Ruhe geniessen – keinerlei störende Hintergrundmusik. Doch die Dürnitz firmiert auch als Kulturlounge und bietet an ausgewählten Terminen Tanz, Performance, Musik, Figurenspiel und mehr. Vermutlich so, wie es in einer originalen Dürnitz im Mittelalter auch zuging…
Zur Zeit ist der Einlass etwas diffizil (momentan noch 3G-Nachweis und Kontakterhebungsbogen vor dem Eingang des Hauses, möglicherweise bilden sich noch Schlangen), allerdings ist er nicht an einen Museumsbesuch gebunden. Die Dürnitz soll ein Begegnungsort für alle sein, eine Art grosses Wohnzimmer. Ich persönlich fühle mich spontan sehr wohl an diesem Ort und könnte mir vorstellen, dass ich mich hier zukünftig – auch ohne grossen Verzehrzwang - mit Freunden treffen mag. Schliesslich ist die zentrale Lage nahe Schlossplatz und Einkaufsmeile Königstrasse unschlagbar. Auch Kinder sind willkommen, finden einige Extra-Angebote wie „Babyccino“ und beträchtlichen Auslauf. Die Runderneuerung fand auch in den Toiletten statt, die nun sauber und sehr edel in neuem Glanz erstrahlen; fast ist man geblendet von so viel poliertem (falschem?) Messing. Offenbar gibt es sommers sogar eine Aussengastronomie im Innenhof es Alten Schlosses, die sicherlich gut angenommen wird. Von einem damit verbundenen Museumsbesuch ganz zu schweigen.
Als die „Dürnitz“ im Alten Schloss vor einigen Wochen öffnete, ging ein euphorischer Schrei durch den Kreis der Museumsleute, Kulturschaffenden, Architekten, Stadtplaner – und nicht zuletzt Touristen und Einheimischen. Es war, als hätte man Museumsgastronomie neu erfunden, zumindest an diesem Ort. Die Stuttgarter (und alle Besucher des Württembergischen Landesmuseums) werden sich noch an das ehemalige düstere, dunkle, ein bisschen sogar gruselige Entrée das Alten Schlosses erinnern. Kein Ort zum Verweilen oder gar Konsumieren. Wenn nicht grad Weihnachtsmarkt war und man... mehr lesen
Café Dürnitz im Landesmuseum Württemberg
Café Dürnitz im Landesmuseum Württemberg€-€€€Restaurant, Loungebar, Eventlocation071189535111Schillerplatz 6, 70173 Stuttgart
4.5 stars -
"Stuttgart hat ein neues Wohnzimmer" MinitarAls die „Dürnitz“ im Alten Schloss vor einigen Wochen öffnete, ging ein euphorischer Schrei durch den Kreis der Museumsleute, Kulturschaffenden, Architekten, Stadtplaner – und nicht zuletzt Touristen und Einheimischen. Es war, als hätte man Museumsgastronomie neu erfunden, zumindest an diesem Ort. Die Stuttgarter (und alle Besucher des Württembergischen Landesmuseums) werden sich noch an das ehemalige düstere, dunkle, ein bisschen sogar gruselige Entrée das Alten Schlosses erinnern. Kein Ort zum Verweilen oder gar Konsumieren. Wenn nicht grad Weihnachtsmarkt war und man
Besucht am 15.10.20211 Personen
Rechnungsbetrag: 5 EUR
Schon auf der Homepage ist zu lesen: „Unsere Berggaststätte "Wanderheim Brandenkopf" liegt im mittleren Schwarzwald und ist für Wanderausflüge, Familienfeiern, Klassentreffen und Betriebsfeste bestens geeignet!“ Und tatsächlich habe ich die hiesige Location auf einem meiner ersten Betriebsausflüge noch im letzten Jahrhundert kennengelernt. Vermutlich war damals das jetzige Betreiberpaar, Roland Doerr und Beata Kociuba, noch nicht am Start. Doch der imposante steinerne Aussichtsturm auf dem Brandenkopf steht schon seit 1929 und bietet einen tollen Ausblick bis in die Vogesen und auf die Schwäbische Alb. Auch das daneben liegende Wanderheim mit Berggaststätte ist für sichtlich grössere Dimensionen ausgerichtet. Das Gebäude in gewohnter Schwarzwald-Architektur beherbergt etliche Übernachtungszimmer und riesige Gasträume für locker über 100 Personen, samt grosszügigem Biergarten am Fusse des Turmes. Sommers ist hier mächtig was los. Mitte Oktober finden sich allerdings nur noch ein paar versprengte Wanderer und Radfahrer ein, obwohl die Gaststätte offenbar rund ums Jahr geöffnet hat.
So empfängt einen der Innenraum erst mal mit düsterem Licht, was auch etwas dem ausladenden, überkragenden Walmdach geschuldet ist. In den Toiletten im Untergeschoss ist es sogar vollkommen zappenduster. Nicht sehr einladend im ersten Moment. Vorsichtig frage ich an der Theke nach, ob Selbstbedienung herrscht. Aber ja doch, es wird bedient, ich solle nur Platz nehmen. So setzte ich mich in den Nebenraum, wo bereits ein junges Paar mit kleinen Kindern zu Mittag isst. Den Raum ziert ein riesiges Wandgemälde mit einer Schwarzwaldansicht, ganz wie es sich der Tourist vorstellt. Dazu schlichtes und funktionelles Gasthausmobiliar, Steinfliesen, Holzdecken, jedoch alles sauber und gepflegt.
Die Servicedame ist freundlich, versiert und hat offensichtlich Erfahrung. Mit dem Essen noch unentschlossen, bestelle ich erst mal ein kleines Johannisbeerschorle (2,00 Euro) und einen Mirabellenschnaps (3,00 Euro). Beides wird rasch serviert, frisch und leicht gekühlt. An Gerichten entdecke ich auf den ersten Blick hauptsächlich Schnitzel-und-Pommes-Ähnliches und Gulaschsuppe, worauf mir gerade der Sinn nicht steht. Am Familientisch werden zwar Spätzle vertilgt, doch dieses Zusatzangebot entdecke ich erst beim Verlassen des Gebäudes auf einer Sonderkarte an der Aussenwand. Auch die Servicedame hat darüber kein Wort verloren.
Da sich letztendlich ein etwas unterkühltes Gefühl breitmacht, bleibe ich nicht länger als nötig. Bezahlen kann ich am Platz, allerdings nicht mit Karte. Als ich explizit nach einer Rechnung frage, wird mir lediglich ein handgeschriebener Zettel ausgehändigt, dabei würde ich vermuten, dass ein derart grosses und zu anderen Zeiten sicherlich gut frequentiertes Haus andere Möglichkeiten hat. Das Haus verfügt über eine informative Homepage, sowie Facebook- und Instagram-Präsenz. Vor dem Gebäude stehen jede Menge Parkplätze zur Verfügung, selbstverständlich auch für Reisebusse. Und tatsächlich werden auch schon spezielle Silvesterarrangements angeboten: „Silvester ohne Halli Galli“. Nunja, etwas zu abgeschieden wäre es mir hier doch. Dann lieber mal wieder ein Besuch im Sommer. Es muss ja nicht immer ein Betriebsausflug sein…
Schon auf der Homepage ist zu lesen: „Unsere Berggaststätte "Wanderheim Brandenkopf" liegt im mittleren Schwarzwald und ist für Wanderausflüge, Familienfeiern, Klassentreffen und Betriebsfeste bestens geeignet!“ Und tatsächlich habe ich die hiesige Location auf einem meiner ersten Betriebsausflüge noch im letzten Jahrhundert kennengelernt. Vermutlich war damals das jetzige Betreiberpaar, Roland Doerr und Beata Kociuba, noch nicht am Start. Doch der imposante steinerne Aussichtsturm auf dem Brandenkopf steht schon seit 1929 und bietet einen tollen Ausblick bis in die Vogesen und auf... mehr lesen
3.0 stars -
"Höchstgelegener Biergarten im Mittleren Schwarzwald" MinitarSchon auf der Homepage ist zu lesen: „Unsere Berggaststätte "Wanderheim Brandenkopf" liegt im mittleren Schwarzwald und ist für Wanderausflüge, Familienfeiern, Klassentreffen und Betriebsfeste bestens geeignet!“ Und tatsächlich habe ich die hiesige Location auf einem meiner ersten Betriebsausflüge noch im letzten Jahrhundert kennengelernt. Vermutlich war damals das jetzige Betreiberpaar, Roland Doerr und Beata Kociuba, noch nicht am Start. Doch der imposante steinerne Aussichtsturm auf dem Brandenkopf steht schon seit 1929 und bietet einen tollen Ausblick bis in die Vogesen und auf
Besucht am 15.10.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 21 EUR
Während unseres Besuchs in Lahr an einem Oktoberwochenende verfallen wir wieder dem Phänomen wie zuvor schon an anderen Orten: gut eine halbe Stunde irren wir vergeblich durch die Innenstadt, auf der Suche nach einem brauchbaren Restaurant jenseits von Coffee-Lounges, Shisha-Bars, Döner-Läden und zwielichtigen Spelunken. Immerhin lässt sich dabei ein Trend ablesen, der sich wohl momentan überall etabliert. Da offenbar viele Menschen doch noch nicht in den Innenräumen sitzen wollen oder können, startet die Aussengastronomie weiterhin durch, selbst wenn man bei einstelligen abendlichen Temperaturen doch mehr zur Wärme tendieren würde. Decken und Heizpilze sind allerorten zu sehen.
Schon fast entkräftet und entmutigt sichten wir dann doch noch das Viet Quan in der Fussgängerzone, ein kleines, feines vietnamesisch-thailändisches Lokal mit vielleicht einem halben Dutzend Tischen – jedoch einem beachtlichen kulinarischen Angebot. Bei unserer Ankunft ist lediglich ein weiterer Tisch von einem Paar belegt, was sich jedoch im Laufe unseres Aufenthaltes komplett ändert. Die beiden Asiaten backstage in der Küche werden nur bei einer kurzen Verschnaufpause gesehen, während im Service zwei junge, offensichtlich nicht sehr erfahrene Mitarbeiter agieren, denen die zaghafte Unsicherheit noch anzumerken ist. Trotzdem wird rasch und ohne Wartezeiten bedient. Die Karte weist verschiedene Reis- und Nudelgerichte aus, die jeweils in unterschiedlichen Variationen mit beliebigen Beigaben (Hühnchen/ Ente / Tofu / Gemüse) kombiniert werden können. Bei all den ausgewiesenen Zutaten – Ingwer und Koriander, Chili und Knoblauch, Kokosmilch und Austernsoße, Zitronengras und Sojasprossen – läuft uns schon bei der Auswahl das Wasser im Munde zusammen. Schliesslich entscheiden wir uns für Bun Nem (Reisnudeln mit Frühlingsrollen in hausgemachter "Nuoc mam" Soße, Salat, Sojasprossen und abgeschmeckt mit Koriander und Erdnüssen) und Erdnuss-Curry mit Tofu, Kokos-Soße und Gemüse. Da das Lokal offenbar auch einen Lieferservice und Take-Away anbietet, muss die Zubereitung naturgemäss schnell gehen. Tatsächlich steht das Essen in weniger als einer Viertelstunde auf unserem Tisch. Schon nach den ersten Bissen sind wir begeistert. Das Bun Nem (8,50 Euro) entpuppt sich zwar als eine Art von kaltem Salat (was nicht zu erahnen war), die in Scheiben geschnittenen Frühlingsrollen sind jedoch herrlich kross und das Aroma des Korianders ist überwältigend. Das Kokos-Erdnuss-Curry (für wirklich unglaubliche 6,50 Euro) überzeugt mit einer grandios sämigen Sauce und auf den Punkt gegartem, noch knackigem Gemüse (Zwiebeln, rote Paprika, Blumenkohl, Broccoli). So massiv sättigend, dass gar nicht die ganze Portion zu schaffen ist und letztendlich noch etwas Reis zurückgeht. Dazu trinken wir ein uns zuvor noch unbekanntes alkoholfreies Hieronymus Pils von der Schlossbrauerei Stöckle in Schmieheim (3,50 Euro), das uns so gut mundet, dass wir es am kommenden Tag andernorts gleich wiederbestellen. Ausserdem ein Rotweinschorle (3,00 Euro) unbekannter Provenienz, das so dunkel und vollmundig daherkommt, dass fast zu vermuten ist, man hätte beim Ausschank das Mineralwasser vergessen.
Während unserer Anwesenheit füllt sich das Lokal sehr schnell bis zum letzten Tisch – offenbar zu einem gewissen Teil mit hauptsächlich jüngeren Stammgästen, die „wie immer“ bestellen. Kein Wunder bei den sensationell günstigen Preisen. Ob das vor dem Lokal bibbernde Paar auf seine Mitnahmespeisen wartet oder auf einen freien Tisch, ist nicht ganz sicher. So nutze ich die Zeit noch für einen Toilettengang. Schmal und eng ist es in den hinteren Gemächern, aber sehr sauber und alles in Schuss. Auch der Gastraum ist sehr proper gehalten, mit einfachem Mobiliar und asiatischen Landschaftsansichten an den Wänden, die uns merkwürdig bekannt vorkommen (zuletzt gesehen bei Ikea?). Serviert wird sehr adrett und akkurat auf modernem Geschirr mit geschwungenen Ecken. Fast hätte ich bei der Bezahlung meine Kreditkarte gezückt, doch ein Hinweis an der Theke bittet um Cash. Kein Thema: für kaum über 20 Euro haben wir sehr schmackhaft und sättigend zu Abend gegessen. Würde ich in der Nähe wohnen, käme ich sicherlich öfter vorbei. Vor dem Lokal befinden sich einige Parkplätze, die abends kostenfrei sind. Auch ein Kleinbus der örtlichen Verkehrsbetriebe fuhr vorbei und hält sicherlich in der Nähe.
Während unseres Besuchs in Lahr an einem Oktoberwochenende verfallen wir wieder dem Phänomen wie zuvor schon an anderen Orten: gut eine halbe Stunde irren wir vergeblich durch die Innenstadt, auf der Suche nach einem brauchbaren Restaurant jenseits von Coffee-Lounges, Shisha-Bars, Döner-Läden und zwielichtigen Spelunken. Immerhin lässt sich dabei ein Trend ablesen, der sich wohl momentan überall etabliert. Da offenbar viele Menschen doch noch nicht in den Innenräumen sitzen wollen oder können, startet die Aussengastronomie weiterhin durch, selbst wenn man bei... mehr lesen
4.5 stars -
"Aromatische Speisen zu sensationellen Preisen" MinitarWährend unseres Besuchs in Lahr an einem Oktoberwochenende verfallen wir wieder dem Phänomen wie zuvor schon an anderen Orten: gut eine halbe Stunde irren wir vergeblich durch die Innenstadt, auf der Suche nach einem brauchbaren Restaurant jenseits von Coffee-Lounges, Shisha-Bars, Döner-Läden und zwielichtigen Spelunken. Immerhin lässt sich dabei ein Trend ablesen, der sich wohl momentan überall etabliert. Da offenbar viele Menschen doch noch nicht in den Innenräumen sitzen wollen oder können, startet die Aussengastronomie weiterhin durch, selbst wenn man bei
Geschrieben am 17.10.2021 2021-10-17| Aktualisiert am
17.10.2021
Besucht am 15.10.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 21 EUR
Die Gegend in und um Unter- und Oberharmersbach ist immer für einen Ausflug und eine Wanderung gut und entfaltet vor allem im Herbst seine Reize. So ist unsere Oktoberausfahrt fast schon zur Tradition geworden. Leonie Seidler-Klein hat im Mai 2020 nach zweijähriger Schliessungszeit den traditionsreichen Berggasthof Durben übernommen und auch für ein zeitgemäßes, neues Ambiente gesorgt. Unser Besuch Mitte Oktober ist somit der erste unter der neuen Ägide dieses beliebten Ausflugslokals.
Der Berggasthof liegt auf etwa 700 Metern an einem sonnigen Hang. Bei gutem Wetter lädt eine großzügige, hübsch möblierte Aussenterrasse zum Draussensitzen ein. Gerne wird der Gasthof von Wanderern, Radfahrern und Bikern frequentiert; es steht aber auch ein kleiner Parkplatz auf dem gegenüberliegenden Waldstück zur Verfügung. Obwohl wir keinen großen Hunger haben, machen wir hier erst einmal Rast, vor allem um die vielfach gelobten Renovierungsarbeiten des Hauses zu betrachten und das aktuellen Speisenangebot zu testen.
Die laminierte, schön gestaltete Speisekarte gliedert sich in mehrere Bereiche: frische bunte Salatteller / Vesperkarte / Schnitzel Wiener Art / Desserts. Es finden sich Klassiker wie Wurstsalat mit Brot (7,50 Euro), eine Portion Pommes für 3,50 Euro, sieben verschiedenen Schnitzelvariationen zwischen 8,50 Euro und 22,50 Euro, warmer Apfelstrudel mit Vanilleeis und Sahne (4,90 Euro). Was nicht fehlen darf: der regionale Bibiliskäse (eine Art Kräuterquark) mit Pellkartoffeln für 7,50 Euro. Dazu Bier, Wein, Spirituosen, Softgetränke, Kaffee. Die Patronin agiert sicher, erfahren und selbstbewusst, anfänglich auch etwas resolut im Service und lässt sich durch nichts aus dem Konzept bringen. Sicherlich eine notwendige Kernkompetenz an belebten Tagen. So trägt sie es auch mit Fassung, dass wir eine Portion Kässpätzle für 2 Personen ordern. Wie selbstverständlich werden zwei Bestecke und zwei Teller zusätzlich aufgetischt. Das Zusammenspiel zwischen Service und Küche verläuft dermassen harmonisch, dass ein kurzer Zuruf reicht – und die Sache flutscht.
Während wir auf das Essen warten, schauen wir uns im Gastraum um. Die vormals sehr holzlastige Stube hat neue Akzente erhalten: Fachwerk-Look, Tischsets aus Filz, blühende Topfpflanzen und an den Wänden eine Reihe von Fotografien des Schwarzwälder Vorzeige-Fotografen Sebastian Wehrle (oder eines Epigonen?). Im Aussenbereich, auf Balkon und Terrasse, sitzt man übrigens auf sehr bequemen und formschönen Korbsesseln.
Die Kässpätzle (10,90 Euro) werden schon nach einer gefühlten Viertelstunde serviert: in der Pfanne angebraten, mit reichlich Emmentaler und knurpseligen Fertigröstzwiebeln verfeinert. Dazu ein kleiner Beilagensalat aus Blattsalaten und halbierten Cocktailtomaten. Für einen Berggasthof mit sicherlich eingeschränkten Möglichkeiten recht solide und schmackhaft. Und tatsächlich reicht die Portion für zwei Personen, die nicht sehr hungrig sind. Der Kaffee hernach schmeckt leider gruselig und wir sind froh, uns vor Ort nicht dazu äussern zu müssen. Zur Abrundung bestellen wir noch einen Obstler, der noch recht frisch ist und am Gaumen und im Rachen beisst. Der Flasche nach zu schliessen, stammt er bestimmt nicht aus Massenproduktion, sondern aus regionaler Herstellung. Auch die Flaschen mit Blutwurz und Eierlikör sehen eher nach Eigenfabrikation aus. Schöner Nebeneffekt: je länger wir bleiben, desto mehr taut die Wirtin auf. Und auch mit den Nebensitzern kommen wir rasch ins Gespräch und fachsimpeln mit ihnen über die Nährwerte des aufgetischen Biers im Vergleich zum Johannisberschorle. Die Rechnung begleichen wir direkt an der Theke und sind überrascht, einen ausgedruckten Bon zu erhalten (auf anderen Hütten gibt’s höchstens einen handgeschriebenen Zettel). Allerdings ist darauf jeder Posten – ob Speise oder Getränk – einfach mit „Warengruppe01“ deklariert.
Zu den ebenfalls sanierten, gut gepflegten und grossen Toilettenräumen gelangt man über die Aussenterrasse. Auf dem Weg dorthin erfahren wir von anderen redseligen Gästen, dass der Berggasthof in diesem Jahr nur noch zwei Wochen geöffnet hat und die Wirtin danach in ihren eigenen wohlverdienten Urlaub entschwinden kann. Im nächsten Jahr kommen wir auf jeden Fall wieder, dann auch gerne mit unserer Wandergruppe. Denn die Wirtin ist so schnell durch nichts zu erschüttern und wuppt bestimmt auch grösseren Andrang. Auch Kinder sind hier willkommen und finden auf dem Areal einen neu erbauten Spielplatz.
Die Gegend in und um Unter- und Oberharmersbach ist immer für einen Ausflug und eine Wanderung gut und entfaltet vor allem im Herbst seine Reize. So ist unsere Oktoberausfahrt fast schon zur Tradition geworden. Leonie Seidler-Klein hat im Mai 2020 nach zweijähriger Schliessungszeit den traditionsreichen Berggasthof Durben übernommen und auch für ein zeitgemäßes, neues Ambiente gesorgt. Unser Besuch Mitte Oktober ist somit der erste unter der neuen Ägide dieses beliebten Ausflugslokals.
Der Berggasthof liegt auf etwa 700 Metern an einem... mehr lesen
Vesperstube und Berggasthof Durben
Vesperstube und Berggasthof Durben€-€€€Restaurant, Berggasthof, Biergarten, Gaststätte07837274Durben 25, 77736 Zell am Harmersbach
4.0 stars -
"Bibiliskäs mit Bergblick" MinitarDie Gegend in und um Unter- und Oberharmersbach ist immer für einen Ausflug und eine Wanderung gut und entfaltet vor allem im Herbst seine Reize. So ist unsere Oktoberausfahrt fast schon zur Tradition geworden. Leonie Seidler-Klein hat im Mai 2020 nach zweijähriger Schliessungszeit den traditionsreichen Berggasthof Durben übernommen und auch für ein zeitgemäßes, neues Ambiente gesorgt. Unser Besuch Mitte Oktober ist somit der erste unter der neuen Ägide dieses beliebten Ausflugslokals.
Der Berggasthof liegt auf etwa 700 Metern an einem
Besucht am 30.09.2021Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 15 EUR
Gewohnheitsmässig besuche ich seit Jahren im Nachbarort Holzgerlingen immer die zwei oder drei gleichen Lokale, deren Speisenangebot ich fast auswendig kenne. Dabei kann man ruhig mal den Blick nach links und rechst wenden, wenn die Randbedingungen passen. So wie gestern mittag, an einem überraschend sonnigen späten Septembertag unter der Woche: ursprünglichen Termin gecancelt, alleine unterwegs, keine weiteren Verpflichtungen für den Nachmittag.
Auf dem Weg zur Bahnhaltestelle Hülben befallen mich schlagartig Hunger und Durst. Die Idee, an der Tanke oder im Discounter etwas zum Mitnehmen zu kaufen, widerstrebt mir gewaltig. Wie durch ein Wunder taucht hier das Ristorante Primavera auf. Die Lage ist zugegebenermassen alles andere als malerisch: direkt am Kreisverkehr des Ortseingangs, dazu neben einer gut frequentierten Tankstelle auf der einen Seite und der (wieder viel befahrenen) Strecke der Schönbuchbahn auf der anderen Seite. Doch klingt das Hinweisschild „Gartenwirtschaft hinter dem Haus“ nicht vielversprechend?
Vorher werfe ich erst noch mal einen Blick in die erstaunlich grosszügigen Gasträume: rustikale Steinfliesen, dunkles Mobiliar, weinrote Akzente. Jedoch kein einziger Gast. Der Patron parliert geschäftig am Telefon, weist mir jedoch den Weg zum Aussenbereich (einmal ums Haus herum). Was sich hier „Gartenwirtschaft“ nennt zeigt kein Fitzelchen Grün und ist etwas triste und steril hinten ans Haus gebaut. Direkt davor verläuft eine Fläche, die als Radschnellweg genutzt wird, dahinter gleich die Bahnlinie. Mein Eintreffen sorgt für eine kleine Aufregung. Offenbar hat man mit keinen Gästen gerechnet, erst recht nicht im Aussenbereich. Die Servicedame feudelt schnell Tisch und Stühle trocken, entschuldigt sich mehrmals und verweist auf das unsichere Wetter.
Mit der Speisekarte wird mir auch das Tagessessen annonciert (Geschnetzeltes mit Reis und Beilagensalat), doch ich beschliesse, das zu bestellen, wonach mir etwa einmal im Jahr der Sinn steht: eine profane Pizza. Neben Fisch, Fleisch, Pasta und Salaten scheint darin auch das Hauptgeschäft zu bestehen. Es finden sich aussergewöhnlich benannte, wahrscheinlich haustypische Varianten wie „Pizza Dumme Ziege“ (Speck, Zwiebeln, Ziegenkäse, Tomaten, Käse) oder „Pizza Ai Mari E Monti“ (frische Champignons, Shrimps, Tomaten, Knoblauch) oder welche, deren Namensgeber vermutlich die Kinder des Patrons oder die ehemaligen Küchenhelfer sind: Giulio, Laura, Luca, Claudio… Übermütig wähle ich die Pizza „Tanja“ (9,00 Euro), weil meine Nichte so heisst.
Nach einer gefühlten Viertelstunde wird meine Bestellung schon an den Tisch gebracht, begleitet von weiteren Entschuldigungen und Erklärungen, dass die Gäste gerade gar nicht draussen sitzen wollen, aber sich das Wetter jetzt offenbar doch gut entwickle etc. pp. Ohne ein Pizzaspezialist zu sein, muss ich sagen: dieses Exemplar mundet mir aussergewöhnlich gut. Auf einem voluminösen, hohen, sehr hefelastigen Unterbau (eher nichts für Fans von krossen, dünnen Teigen) versammeln sich Zwiebeln, Kapern, schwarze Oliven, Artischocken und ziemlich viel Käse und glücklicherweise nicht allzu viel Tomate. Das entspricht voll meinem Geschmack. Schmeckt und sättigt unglaublich. Den Plan, mir die Hälfte einpacken zu lassen, verwerfe ich dann doch. Allerdings benötige ich am Ende doch noch eine Verdauungshilfe. Der Averna (3,00 Euro) wird eisgekühlt in einem kältebeschlagenen Glas serviert, wie es sich gehört. Gerne hätte ich meine Pause noch geruhsamer ausklingen lassen, mit Blick auf die vorbeiflanierenden Passanten und vorüberrasenden Radfahrer und die Fahrt aufnehmende Schönbuchbahn, doch die Mittagsöffnungszeiten enden um 14 Uhr. Trotz vielleicht etwas trister Lage erscheint die Aussenterrasse wie frisch saniert: helle Steinfliesen, neues Mobiliar (die vermeintliche Holzplatte des Tisches besteht aus Metall) und eine transparente Balkonbrüstung aus Glas. Wenn man sich noch einige Pflanzen dazuphantasiert, könnte es gemütlich werden, vor allem in der Mittagssonne. Etwas störend ist allerdings das permanente Geschirr- und Töpfeklappern aus der Küche. Verwundert umso mehr, als dass ich offenbar der einzige Gast bin.
Während meines abschliessenden Toilettengangs wird auch schon das Licht im ganzen Haus gelöscht, so dass ich im Dunkeln tapere. Fliesen im Toskana-Stil und weinrote Keramik kann ich allerdings noch wahrnehmen. Zweispältig bleiben meine Gefühle zum Abschluss. Wieso waren keine weiteren Gäste zu sehen? Florieren vielleicht eher der Abhol- und Lieferservice? Und noch ein weiterer Wermutstropfen: der voluminöse Hefeteig hat bei mir für nachhaltiges Sodbrennen gesorgt.
Gewohnheitsmässig besuche ich seit Jahren im Nachbarort Holzgerlingen immer die zwei oder drei gleichen Lokale, deren Speisenangebot ich fast auswendig kenne. Dabei kann man ruhig mal den Blick nach links und rechst wenden, wenn die Randbedingungen passen. So wie gestern mittag, an einem überraschend sonnigen späten Septembertag unter der Woche: ursprünglichen Termin gecancelt, alleine unterwegs, keine weiteren Verpflichtungen für den Nachmittag.
Auf dem Weg zur Bahnhaltestelle Hülben befallen mich schlagartig Hunger und Durst. Die Idee, an der Tanke oder... mehr lesen
Ristorante La Primavera
Ristorante La Primavera€-€€€Restaurant07031601334Böblinger Str. 69, 71088 Holzgerlingen
3.0 stars -
"Frühlingsgefühle im Spätsommer" MinitarGewohnheitsmässig besuche ich seit Jahren im Nachbarort Holzgerlingen immer die zwei oder drei gleichen Lokale, deren Speisenangebot ich fast auswendig kenne. Dabei kann man ruhig mal den Blick nach links und rechst wenden, wenn die Randbedingungen passen. So wie gestern mittag, an einem überraschend sonnigen späten Septembertag unter der Woche: ursprünglichen Termin gecancelt, alleine unterwegs, keine weiteren Verpflichtungen für den Nachmittag.
Auf dem Weg zur Bahnhaltestelle Hülben befallen mich schlagartig Hunger und Durst. Die Idee, an der Tanke oder
Geschrieben am 29.09.2021 2021-09-29| Aktualisiert am
29.09.2021
Besucht am 12.09.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Was haben das Dagersheimer Waldhorn und der Orientexpress gemeinsam? Das Waldhorn eröffnete im gleichen Jahr, in dem der Orient-Express seine erste Fahrt aufnahm, nämlich 1883. Das erfahre ich auf der Homepage des Hauses, nach meinem allerersten Waldhorn-Besuch, obwohl ich in den letzten Jahrzehnten gefühlt mindestens hundert Mal am Gebäude vorbeigefahren bin und mich zuletzt auch oft gefragt habe, ob das Gasthaus überhaupt (noch) offen hat. Recht verkehrsgünstig liegt es mitten auf der Haupt- und Durchgangsstrasse des Böblinger Ortsteils Dagersheim, macht aber stets einen etwas verschlossenen, abgewandten Eindruck. Da das Hotelgeschäft dominiert, festigt sich beim Externen wohl der Eindruck, das Lokal sei nur für Übernachtungsgäste geöffnet.
Mitnichten. Allerdings hat das Restaurant wochentags nur abends geöffnet und samstags komplett geschlossen. Zum gepflegten Mittagsmahl kann man daher nur sonntags anrücken – und das am besten mit Tischreservierung, denn es werden im Hause gerne Familienfeste ausgerichtet. Mein Besuch basiert auch auf einer verspäteten Geburtstagseinladung, und die nicht im grossen Rahmen, sondern lediglich tête-à-tête. Parkplätze sind am Hause genügend vorhanden, der Aufgang zum Lokal erfolgt über einige Treppenstufen und ist somit leider nicht barrierefrei. Beim Eintreten dann das erste Aha-Erlebnis: die eher nüchterne Aussenansicht lässt nicht annähernd das gepflegte Ambiente erahnen: feines Interieur, stilvolle Gasträume, ausgewählte Materialien, harmonische Farbgebung, geschmackvolles Geschirr und Gläser, zurückhaltende Deko. Die Begrüssung erfolgt aussergewöhnlich herzlich durch die Wirtsfamilie Theurer, die in der x-ten Generation seit 1939 vor Ort agiert. Da wir überpünktlich eintreffen (unser Wunsch nach einer Reservierung für 12:30 Uhr wurde schon beim Anruf vorsichtig korrigiert – 12:00 Uhr schien besser in die Abläufe zu passen), dürfen wir noch zwischen einigen potentiell verfügbaren Tischen auswählen. Obwohl der Nebenraum schon mit einer Familienfeier belegt ist, sitzen wir dort sehr angenehm, überaus bequem und erstaunlich ruhig. Das liegt unter anderem daran, dass man hier unter keinerlei unwillkommener Musikbeschallung zu leiden hat. Grosses Lob dafür!
Herr Theurer bedient und berät charmant, dezent, sehr zurückgenommen. Wir wählen Mineralwasser und einen fruchtigen Riesling, dazu die Käsespätzle von der Standardkarte und Tafelspitz von der aktuellen Sonderkarte, die in Form einer grossen Schiefertafel vor uns aufgebaut wird. Die Speisen sind ein Gedicht: die Eierspätzle nach traditionellem Familienrezept hergestellt und von Hand gepresst (dadurch wirken sie leider etwas uniform), der Tafelspitz butterzart und auf der Zunge zergehend, auf reichlich (vielleicht etwas zuuu viel) Meerrettichsauce angerichtet, dazu Kartoffeln in einer Extraschale. Der filigrane Beilagensalat aus absolut frischen Bestandteilen wird von knackigen Sprossen gekrönt. Asiatisch angehaucht ist das türkisblau und grau lasierte Geschirr, wunderbar sind die Teller mit Craquelée-Struktur. Zwischendrin wird ganz unaufgeregt und zurückhaltend nachgefragt, ob alles ok sei. Eine heruntergerutschte Serviette wird sofort so dezent ersetzt, dass man es selbst kaum wahrnimmt. Beim Dessert sind wir etwas unsicher, können jedoch unsere Gelüste äussern, so dass eine individuelle Kreation auf den Tisch kommt: ein leichtes Halbgefrorenes von der Erdbeere, mit etwas Sekt aufgegossen. Leider, leider ist als Autofahrer mehr Alkohol nicht drin, so dass das sehr imposante Digestif-Regal neben der Bar nur mit den Augen genossen werden kann.
Mein erster Besuch war somit sicherlich nicht der letzte. Das wohltuende Ambiente, der aufmerksame Service, sowie die qualitätsvollen Speisen haben mich vollkommen überzeugt. Zu den Preisen kann ich leider keinerlei Aussagen machen (war eingeladen). Erwähnenswert seien noch die ausgesprochen gepflegten, mit portugiesischem Marmor gefliesten Toiletten, sowie die laut meiner Begleitung sehr schönen und gemütlichen Hotelzimmer. Bei gutem Wetter lädt der Biergarten „Schlapphüadle“ zum Draussensitzen ein. Einziges Manko: das Restaurant hat – vom Sonntag abgesehen – mittags nicht geöffnet. Dabei wäre es für ein Geschäftsessen wie geschaffen. Aber warten wir ab: bei einer derartig traditionsreichen Geschichte ist ja auch für die Zukunft noch allerhand möglich.
Was haben das Dagersheimer Waldhorn und der Orientexpress gemeinsam? Das Waldhorn eröffnete im gleichen Jahr, in dem der Orient-Express seine erste Fahrt aufnahm, nämlich 1883. Das erfahre ich auf der Homepage des Hauses, nach meinem allerersten Waldhorn-Besuch, obwohl ich in den letzten Jahrzehnten gefühlt mindestens hundert Mal am Gebäude vorbeigefahren bin und mich zuletzt auch oft gefragt habe, ob das Gasthaus überhaupt (noch) offen hat. Recht verkehrsgünstig liegt es mitten auf der Haupt- und Durchgangsstrasse des Böblinger Ortsteils Dagersheim, macht... mehr lesen
Restaurant im Hotel Waldhorn
Restaurant im Hotel Waldhorn€-€€€Restaurant, Kneipe, Hotel, Biergarten0703176720Böblinger Str.1, 71034 Böblingen
4.5 stars -
"Wohltuendes Ambiente und traditionsreiches Haus" MinitarWas haben das Dagersheimer Waldhorn und der Orientexpress gemeinsam? Das Waldhorn eröffnete im gleichen Jahr, in dem der Orient-Express seine erste Fahrt aufnahm, nämlich 1883. Das erfahre ich auf der Homepage des Hauses, nach meinem allerersten Waldhorn-Besuch, obwohl ich in den letzten Jahrzehnten gefühlt mindestens hundert Mal am Gebäude vorbeigefahren bin und mich zuletzt auch oft gefragt habe, ob das Gasthaus überhaupt (noch) offen hat. Recht verkehrsgünstig liegt es mitten auf der Haupt- und Durchgangsstrasse des Böblinger Ortsteils Dagersheim, macht
Besucht am 19.09.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 19 EUR
Nach einer frühen Sonntagswanderung am Mönchberger Sattel bei allerbestem Septemberwetter scheitert die Suche nach einer mittäglichen Stärkung an den gerade üblichen unglücklichen Randbedingungen. Die zuerst anvisierten gastronomischen Betriebe im nahen Umkreis scheiden aus wegen undurchsichtigen Öffnungszeiten, Ferien oder Überfüllung. Nun gut, die aktuellen Schwierigkeiten sind bekannt und man ist ja auch nicht alleine unterwegs. Letztendlich führt uns der erweiterte Suchradius ganz glücklich zum Ziel und wir danken im Nachhinein den erst frustrierenden Umständen, die uns dann doch noch die Augen geöffnet haben.
Zwischen dem Teilort Mönchberg und der Ortsmitte Herrenberg liegen keine fünf Kilometer. Zurückversetzt von der Durchgangs- und Bundesstrasse 296 findet man „Auf dem Graben“ und fast an die Stadtmauer geschmiegt eine erstaunliche Ruhe – und das nicht nur verkehrstechnisch. Parkplätze gibt es auch noch genug. Das hier residierende COC- Stadtcafé und Restaurant hat sich vollkommen zurecht „Auszeit und Genuss“ auf die Fahnen geschrieben. Eine wahrlich glückliche Entdeckung. Das COC hat an sieben Tagen in der Woche von 9 bis 18 Uhr geöffnet und bietet alles, wonach einem tagsüber der Sinn stehen könnte: vielfältige Frühstücksvariationen, Heissgetränke in allen Ausprägungen, wechselnder Mittagstisch, regionale und saisonale Speisen, Kuchen und Gebäck, Eis für Schleckermäuler, Snacks to go.
Schnell und vollkommen unkompliziert wird uns ein freier Tisch im Aussenbereich anempfohlen. Hier sitzt man an bunt lackierten Metalltischen sehr schattig und bequem. Auf der umfangreichen Karte, die an jedem Tisch ausliegt, finden wir einiges, was bei weiteren Besuchen noch angetestet werden könnte. Doch heute belassen wir es erst mal bei einem alkfreien Hefeweizen (3,50 Euro) und einem grossen Café Creme (3,40 Euro), zu dem, wie gewünscht, reichlich Kaffeesahne in einer extra Glaskaraffe gereicht wird. Beides landet umgehend nach der Bestellung auf unserem Tisch. Nach einer kleinen Exkursion zu der eine halbe Etage tiefer liegenden Toilette steht wundersamerweise auch schon das Essen auf dem Tisch – frisch und wie von Zauberhand erstellt. Wie ich durch Nachfrage erfahre, steht nur ein Mitarbeiter in der Küche. Scheint ein wahrer Tausendsassa zu sein, wenn man beobachtet, wie rasch auch an den anderen Tischen die Speisen aufgetragen werden. Chapeau!
Das Rührei erscheint zusammengeklappt wie ein kleines Omelett, wird mit reichlich krossem Speck, frischem Feldsalat, Gurke und Tomate serviert und von zwei Baguettescheiben begleitet. Schmeckt wunderbar, ist topfrisch und für 5,80 Euro zudem noch unglaublich günstig. Auch das Müsli (6,80 Euro) mit Naturjoghurt, Obstsalat, Haferflocken und Kernen kann sich sehen lassen und erfrischt wunderbar. Schön, dass man hier für die Speisen nicht weisses Einheitsgeschirr verwendet, sondern Schalen und Teller in marmorierten Grünschattierungen. Einziges Manko: zum Müsli wird keine Serviette gereicht.
Zwei Servicemädel sind leichtfüssig, gut gelaunt und offenbar ganz entspannt bei der Sache, schaffen trotzdem sehr fleissig einiges weg – und das ohne sichtliche Anstrengung. Während wir andernorts oftmals sinnlose Diskussionen und zähes Agieren erfahren, flutscht hier der Laden einfach und unproblematisch. Und nebenbei sind trotzdem kleine Schwätzchen mit Stammgästen drin. Zu den zählen wir vielleicht auch schon bald. Denn die Lage des COC, der herausragende Service und die Qualität der Speisen haben uns überzeugt. Neben dem Standardangebot finden sich auch immer auch saisonale Gerichte (derzeit mit Kürbis und Pilzen) auf der Extrakarte. Die Kürbissuppe scheint übrigens so phänomenal zu schmecken, dass die Dame am Nachbartisch gleich zwei nacheinander vertilgt. Die wechselnden Tagesgerichte vom Mittagstisch bieten einen guten Querschnitt an Fleisch / Fisch / Vegi. Und wir möchten gerne der Homepage glauben, auf der verlockend geschrieben steht: „Deshalb ist es selbstverständlich, dass die Spätzle handgeschabt und der Kartoffelsalat nach schwäbischer Hausfrauen Art frisch auf die Teller kommt.“ Das werden wir ganz sicher noch ausprobieren!
Nach einer frühen Sonntagswanderung am Mönchberger Sattel bei allerbestem Septemberwetter scheitert die Suche nach einer mittäglichen Stärkung an den gerade üblichen unglücklichen Randbedingungen. Die zuerst anvisierten gastronomischen Betriebe im nahen Umkreis scheiden aus wegen undurchsichtigen Öffnungszeiten, Ferien oder Überfüllung. Nun gut, die aktuellen Schwierigkeiten sind bekannt und man ist ja auch nicht alleine unterwegs. Letztendlich führt uns der erweiterte Suchradius ganz glücklich zum Ziel und wir danken im Nachhinein den erst frustrierenden Umständen, die uns dann doch noch die Augen... mehr lesen
4.5 stars -
"Auszeit und Genuss bei hervorragendem Service" MinitarNach einer frühen Sonntagswanderung am Mönchberger Sattel bei allerbestem Septemberwetter scheitert die Suche nach einer mittäglichen Stärkung an den gerade üblichen unglücklichen Randbedingungen. Die zuerst anvisierten gastronomischen Betriebe im nahen Umkreis scheiden aus wegen undurchsichtigen Öffnungszeiten, Ferien oder Überfüllung. Nun gut, die aktuellen Schwierigkeiten sind bekannt und man ist ja auch nicht alleine unterwegs. Letztendlich führt uns der erweiterte Suchradius ganz glücklich zum Ziel und wir danken im Nachhinein den erst frustrierenden Umständen, die uns dann doch noch die Augen
Besucht am 13.09.2021Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 49 EUR
Das Städtchen Neuenbürg im Nordschwarzwald bietet (glücklicherweise, will man fast sagen) keine Reha-Klinik, dafür eine reizvolle Umgebung mit hohen Bergen und Waldbestand, sowie das hier recht ruhig und breite Flüsslein Enz. Leider ist die Innenstadt im Tal so eng bebaut, dass wir kaum einen Parkplatz finden und erst recht keine gastronomische Auswahl, vor allem nicht an einem schnöden Montag. Der halbe Ort scheint in einem Dauerstatus der Renovierung, Sanierung, Baumassnahmen festzustecken, nur der „Rote Ochsen“ erstrahlt in neuer Fassade und mit einladendem Blumenschmuck vor dem Hause, gleich neben dem Stadtbrunnen und einer eingerüsteten Kirche, an der grad mächtig gehämmert wird. Und juhu: das Gasthaus hat geöffnet und lädt mit einem schönen Biergarten zum Draussensitzen ein. Besser könnte man es an einem Montagmittag gegen 13 Uhr kaum treffen!
Obwohl direkt an der Strasse gelegen, sitzt man ganz kommod im Biergarten vorm Haus unter schattenspendenden Sonnenschirmen und einem Baum. Eine grosse Tafel vorm Eingang annonciert schon mal die Highlights des Speisenangebots, ausserdem erfahren wir, dass der Montag zum Schnitzeltag erkoren ist. Der Ober (Stephan nennt sich auf der Homepage charmant „Quereinsteiger und Servicekraft“) braucht zwar eine Weile, bis er den Weg zu uns findet, beglückt uns aber sogleich mit einer attraktiven Speisekarte, die schwäbische Gerichte, Vesper und die üblichen gut gehenden Standardgerichte bietet. Hier findet man zum Beispiel „Markklößchen- oder Maultaschensuppe (4,50 Euro), Fleischkäse mit Zwiebeln und Spiegelei (8,70 Euro), Zwiebelrostbraten mit Beilagen (21,80 Euro), Cordon Bleu mit Salatteller (10,50 Euro), Balkanspieß pikanter Paprika-Zwiebel-Sauce, Pommes frites und Salat (18,50), sowie diverse Kinderteller und Dessertvariationen.
Fast alle Tische im Aussenbereich sind am frühen Nachmittag (bei durchgehend warmer Küche!) besetzt mit Radfahrern, Handwerkern, Touristenpaaren, offenbar auch einigen Einheimischen. Der Schnitzeltag scheint zu locken. Auch wir verfallen diesem Angebot. Für günstige 10,50 Euro pro Portion wählen wir Jägerschnitzel in einer Champignonrahmsauce und einem Beilagensalat, sowie das „Schwäbische Schnitzel“ mit Beilagen und Salat. Es hätte auch noch experimentellere Varianten wie Madagaskar Schnitzel und Putenschnitzel Hawaii gegeben. Aber heute sind wir nicht wagemutig drauf.
Trotz grossen Durstes lassen die Getränke – Hefeweizen und Cola für jeweils 3,50 Euro – etwas lang auf sich warten. Aber der Service hat es hier auch nicht leicht, da zwischen Biergarten und Lokal jeweils einige Stufen zu erklimmen sind. Barrierefrei ist der Rote Ochsen somit leider auch nicht. Nach ca. 40 Minuten erreicht der Beilagensalat und nach ca. 50 Minuten der Hauptgang unseren Tisch, nachdem wir mit unserer wohlwollenden Geduld auch fast schon am Ende sind. Eine solch lange Wartezeit kann eigentlich nur bedeuten, dass man in der Küche entweder nicht zu Potte kommt oder dass frisch gekocht wird und das eben seine Zeit dauert!
Beim wirklich sehr frischen Salat bedecken knackige Salatblätter eine Basis aus gehobeltem Weisskraut, schön schlonzigem Kartoffelsalat, geraspelten Möhren, Paprikastreifen in allen Farben. Mit vielleicht etwas zu viel Dressing, doch das ist Geschmackssache. Das sogenannte Schwäbische Schnitzel vereint die Küchenhighlights auf einem Teller und entpuppt sich als das, was andernorts gerne „Von ällem Ebbes“ genannt wird. Das kross panierte Schweineschnitzel wird von gebratenen Maultaschenstreifen und einer kleinen Portion der üppigen, hiesigen (offenbar legendären) Bergkäsespätzle begleitet. Sehr schmackhaft, kräftig gewürzt und megamässig sättigend. Das Jägerschnitzel natur badet in einer herrlichen Cognac-Champignon-Rahmsauce, in der reichlich frische, braune Champignons schwimmen. Hier kommt nichts aus der Dose. Dazu ein halbes Dutzend Kroketten, wohl die einzige Fertigware (hier hätte man auch zwischen Pommes, Spätzle und Bratkartoffeln aussuchen können). Macht in Summe ebenfalls pappsatt.
Nach fast zweistündigem Aufenthalt verlassen wir mental tiefenentspannt den Ort, mit einem herzlichen Dank an Uwe, dem „Koch und Grillmeister“ (laut Homepage). Wir kommen sehr gerne wieder und merken uns: Freitag ist wohl Rostbratentag und Mittwoch der einzige Ruhetag.
Das Städtchen Neuenbürg im Nordschwarzwald bietet (glücklicherweise, will man fast sagen) keine Reha-Klinik, dafür eine reizvolle Umgebung mit hohen Bergen und Waldbestand, sowie das hier recht ruhig und breite Flüsslein Enz. Leider ist die Innenstadt im Tal so eng bebaut, dass wir kaum einen Parkplatz finden und erst recht keine gastronomische Auswahl, vor allem nicht an einem schnöden Montag. Der halbe Ort scheint in einem Dauerstatus der Renovierung, Sanierung, Baumassnahmen festzustecken, nur der „Rote Ochsen“ erstrahlt in neuer Fassade und... mehr lesen
5.0 stars -
"Herzhafte Speisen, einladender Biergarten" MinitarDas Städtchen Neuenbürg im Nordschwarzwald bietet (glücklicherweise, will man fast sagen) keine Reha-Klinik, dafür eine reizvolle Umgebung mit hohen Bergen und Waldbestand, sowie das hier recht ruhig und breite Flüsslein Enz. Leider ist die Innenstadt im Tal so eng bebaut, dass wir kaum einen Parkplatz finden und erst recht keine gastronomische Auswahl, vor allem nicht an einem schnöden Montag. Der halbe Ort scheint in einem Dauerstatus der Renovierung, Sanierung, Baumassnahmen festzustecken, nur der „Rote Ochsen“ erstrahlt in neuer Fassade und
Besucht am 10.09.2021Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Umwege erhöhen die Ortskenntnisse, wie man weiss. Unser heutiger Ausflug zur versteckt nahe der Erzgrube (vulgo Nagoldtalsperre) liegenden Kropfmühle würde vermutlich gar nicht stattfinden, hätte sich ein unser Freund vor einem Jahr nicht heillos verfahren. Natürlich auf der Suche nach einer ganz anderen Location…
Der Jägerhof Kropfmühle liegt eine lange Historie zugrunde, doch auch beim aktuellen Anblick fühlt man sich wie auf Zeitreise ins letzte Jahrhundert, als man noch mit Kniebundhosen und Wanderhut in den Schwarzwald gereist ist. Der Homepage ist zu entnehmen: „In der Zeit von 1861 - 1934 wurde sie zusätzlich als königliche Reichspoststelle genutzt.“ Heutzutage hält vermutlich nicht einmal mehr ein Bus in diese Ecke, denn die Anschlagtafel auf der Bushaltestelle vorm Haus ist leer. Dafür gibt’s in dieser Abgeschiedenheit genügend kostenlose Parkplätze, eine herrlich frische Luft und den Ausblick auf einen Fischteich. Der baumbestandene Biergarten vorm Haus ist aktuell jedoch wegen Astbruchgefahr gesperrt.
Ein Freitagnachmittag um 16 Uhr ist traditionell nicht die beste Zeit, um zum Essen einzukehren. Andere Speiselokale haben oft die Schotten dicht. Doch vor uns tagte eine grössere Hochzeitsgesellschaft, die eben erst den Saal verlässt – und wir werden ganz selbstverständlich aufs Freundlichste begrüsst und willkommen geheissen. Mehrere Gasträume im Innnern des Gebäudes sind gediegen ausgestattet: Rauhputz an den Wänden, Holzmobiliar, Eckbänke, rustikale Accessoires. Ein bisschen wie in meiner Kindheit auf dem Lande. Ein aufgewecktes, sehr zuvorkommendes Servicemädel im Dirndl zeigt uns einen kommoden Tisch am Fenster und reicht sehr schnell die Speisekarte. Ob wir „noch“ etwas essen wollen? Für uns heisst es eher „schon wieder“.
Auf der Karte dominieren eindeutig Fischgerichte (Forelle in alle Ausprägungen, Zander und Lachs), Wildgerichte (Reh und Wildschwein), aber auch ganz traditionelle Speisen und Vesper. Höflichkeitshalber beschränken wir uns auf die Kleine Vesperkarte ab 14 Uhr, doch sicherlich hätten wir uns auch alles wünschen dürfen. Tatsächlich rangieren Kässpätzle als „kleine Speisen“ – und all jene, die heute mittag noch nicht zugelangt haben, bestellen jetzt eine Portion für sagenhafte 9,50 Euro. Das Gericht erscheint ganz comme il faut: feingliedrige, hausgemachte Spätzle, kross überbacken (entweder im Ofen oder kurz untern Salamander geschoben). Dazu darf man sich von der mitten im Raum stehenden Salatbar nach eigenem Gusto bedienen: Tomate, Gurke, Kartoffelsalat, Möhre, Kraut, Blattsalate, Rote Beete, dazu Saaten und Nüsse, Oliven und Zwiebeln. Etwas mühsam ist hier allerdings das Hantieren mit Handschuhen. Doch auf Sauberkeit und Sicherheit ist man hier absolut bedacht. Im Gegenzug reicht aber auch unsere mündliche Versicherung, wir seien geimpft (ohne einen Nachweis vorzeigen zu müssen). Wer schwächelt, darf jetzt am Nachmittag auch mit einem schön garnierten Käsebrot vorlieb nehmen (8,80 Euro). Da wir trotzdem einige Reste zurücklassen, bietet man uns selbstverständlich an, alles zum Mitnehmen einzupacken. Ich nehme gleich noch eine Wildschweinsalami mit, die zusammen mit geräuchertem Forellenfilets und anderen Kleinigkeiten als kulinarische Mitbringsel angeboten werden. Gute Idee!
Der Service ist hier total reizend und entgegenkommend – sehr wohltuend nach der abweisenden Ruppigkeit, die ich noch vor einigen Tagen in Bad Herrenalb erleben musste. Dass man den ausgeschenkten Rivaner (3,80 Euro für das Viertele) aus Oberkirch allerdings als Riesling bezeichnet, dürfte eher als Fauxpas bezeichnet werden. Als wir gegen 17 Uhr das Lokal verlassen, kehrt auch hier endlich Ruhe ein und das Personal kann sich auch zum Essen niedersetzen. Dass wir als „Laufkundschaft“ zu ungewöhnlicher Zeit noch willkommen waren und so herzlich versorgt wurden, spricht eindeutig für dieses Lokal. Offenbar bietet die Kropfmühle auch noch Pensionszimmer sowie eine Ferienwohnung an. Der ideale Ort für Ruhesuchende und Naturliebhaber. Das werden wir aber ein ander Mal antesten.
Umwege erhöhen die Ortskenntnisse, wie man weiss. Unser heutiger Ausflug zur versteckt nahe der Erzgrube (vulgo Nagoldtalsperre) liegenden Kropfmühle würde vermutlich gar nicht stattfinden, hätte sich ein unser Freund vor einem Jahr nicht heillos verfahren. Natürlich auf der Suche nach einer ganz anderen Location…
Der Jägerhof Kropfmühle liegt eine lange Historie zugrunde, doch auch beim aktuellen Anblick fühlt man sich wie auf Zeitreise ins letzte Jahrhundert, als man noch mit Kniebundhosen und Wanderhut in den Schwarzwald gereist ist. Der... mehr lesen
4.5 stars -
"Herzlicher Service und feine Speisen" MinitarUmwege erhöhen die Ortskenntnisse, wie man weiss. Unser heutiger Ausflug zur versteckt nahe der Erzgrube (vulgo Nagoldtalsperre) liegenden Kropfmühle würde vermutlich gar nicht stattfinden, hätte sich ein unser Freund vor einem Jahr nicht heillos verfahren. Natürlich auf der Suche nach einer ganz anderen Location…
Der Jägerhof Kropfmühle liegt eine lange Historie zugrunde, doch auch beim aktuellen Anblick fühlt man sich wie auf Zeitreise ins letzte Jahrhundert, als man noch mit Kniebundhosen und Wanderhut in den Schwarzwald gereist ist. Der
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Gastronomisch einfacher und zünftiger versorgt wird man in der Gartenwirtschaft und der Monrepos Hütte, wobei sich erstere derzeit in Winterpause befindet und letztere nur für Gruppen buchbar ist. So ist die Gutsschenke erste Wahl für gehobenes Speisen, für kleinere Feiern und Familienessen. Anfang November führt mich auch eine Geburtstagsfeier ins Haus (dank Einladung kann ich daher keinen Beleg anhängen). Die Reservierung über „bookatable“ scheint problemlos geklappt zu haben. Im Entrée kommt es jedoch zu ersten Irritationen. Dass zuerst einmal die Impfzertifikate geprüft werden müssen, ist ok. Aber ist es Corona und dem Hygienekonzept geschuldet, dass älteren Damen nicht mehr aus dem Mantel geholfen wird, dass gedrängt wird, seine Siebensachen am Platz zu ordnen und nicht vor der Garderobe? Etwas gehetzt stolpern wir die Stufen in den Gastraum hinauf. Der ist angenehm zurückhaltend möbliert: anthrazitfarbene Sessel und dezent gemusterte Teppichfliesen, eine etwas dominante Holzkassettendecke, jedoch angenehme Beleuchtung und an den Wänden geschmackvolle Darstellungen vom Schloss. Ganz kommod, selbst wenn mir etwas mehr Plüschigkeit in herzoglicher Nähe auch ganz gut gefallen hätte.
Die Speisekarte offeriert zwei viergängige Menüs (eines mit und eines ohne Fleisch), wobei man allerdings die verschiedenen Gänge auch einzeln bestellen kann. Dazu zwei verschiedene Vorspeisen, eine Suppe, fünf Hauptgerichte, zwei Desserts. Eine angenehme Auswahl, bei der jeder etwas Passendes finden dürfte. Allerdings erweisen sich die Portionen als unterschiedlich umfangreich und sättigend. Das feine, zarte „Geschmorte Kalbsbäckchen“ (24 Euro) wird mit leicht getrüffeltem Kartoffelpürée (ein Gedicht!) und vier Rosenkohlblättchen (insgesamt nicht mal ein einziges Röschen!) gereicht. Als Topping knackige Sprossen, darunter ein Spiegel von herrlichem Kalbsjus, mit dem man ganz wunderbar das Pürée vermengen kann. Die herbstlichen Aromen harmonieren perfekt – machen aber auch Lust auf einen süssen Abschluss als Gegenpart. Der „Schwäbische Ofenschlupfer“ (12 Euro) wurde herrlich fluffig in einer Pfitzaufform gebacken und wird mit einer Kugel Pistazieneis, reichlich Vanillesosse, einigen frischen Früchten und Schokocrumble angerichtet. Als ziemlich mächtiger Hauptgang entpuppt sich das „Arancino“ (22 Euro), das manche vielleicht von der letzten Sizilienreise kennen. Unter der kross frittierten Hülle, die hier nur schwer zu knacken ist, verbergen sich Rundkornreis, Safran und eine sämige Füllung, die aus Pilzen oder Esskastanien bestehen könnte (so genau konnten wir es nicht herausschmecken). Dazu erdige Rote Bete und eine sahnige Ziegenkäsecreme. Puh, macht ungeheuer satt! Das Weissweinschorle meiner Tischdame ist offenbar etwas zu dünn geraten. Da habe ich mit meinem „Attempto“ aus dem Hause Herzog von Württemberg mehr Glück. Schmeckt sehr dicht und kräftig, zudem ist die Cuvée aus Lemberger, Syrah und Spätburgunder ein Jahr im Eichenfass gelegen. Auch der zum Abschluss bestellte Kaffee ist hocharomatisch, leider fast ein bisschen bitter, so dass wir die extra dazu bestellte erwärmte und aufgeschäumte Milch komplett zum Abmildern benötigen.
Leider wurde das rundherum beeindruckende Geschmackserlebnis durch den dürftigen Service eingetrübt. Das junge Servicemädel agiert unbeholfen, plump, ohne Feingefühl. Am Anfang denken wir noch ans erste Lehrjahr, im Laufe des Essens dichten wir ihr eher ein Praktikum an. Der Ober bewegt sich da schon sicherer. Ich hätte jedoch vermutet, dass der theatralische Einsatz einer vollkommen überdimensionierten Pfeffermühle längst out sei. Offenbar sitzen wir auch etwas zu lange, so dass sich zum Ende hin die Servicefrequenz deutlich verdichtet und wir bestimmt drei Mal eindringlich gefragt werden, ob es noch was sein könnte. Insgesamt hat uns die Leistung der Küche absolut überzeugt, doch wir hätten uns im persönlichen Umgang etwas mehr Gefühlswärme gewünscht. Nur Mut – oder „Attempto“, wie schon Graf Eberhard ausgerufen haben mag!