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Auf der langen Anfahrt vom Hauptbahnhof nun also kurz entschlossen telefonisch aus dem Taxi reserviert. Was auch notwendig war, denn zumindest das kleine Restaurant füllte sich im Verlauf des Abends bis auf den letzten Platz. Zugang entweder vom Hohenzollerndamm durch die Weinstube, in der dunkles Eichenholz und wohlsituierte Liebhaber von Wein und Bier dominieren. Oder durch den Garten und eine verglaste Terrasse. In diesem recht niedrigen hinteren Teil oder Anbau geht es auf dem Eichenparkett zwar auch rustikal zu, aber mit Stil. Weiße Stores vor den Fenstern, Solide Holzstühle und Bänke mit kunstledernen cremefarbenen Sitzpolstern. An den leicht abgetönten Wänden viele Fotografien, aber auch ein großer Spiegel, der dem Raum gut tut. Zwei weiße Tischdecken liegen auf, dazu vernünftiges Besteck und zunächst nur feste Papierservietten. Auf Wunsch erhalte ich vom Chef welche aus Stoff, mit der ein Nachbartisch schon eingedeckt ist. Salzstreuer und Pfeffermühle, ein paar frische Blumen und eine Kerze im Ständer vervollständigen das Gedeck. Kein high-end, aber mit Sinn für Ästhetik ausgewählt. Insgesamt ein Raum, in dem man sich wohlfühlen kann. Dazu darf man nur keine Berührungsängste haben, denn die Tische stehen so eng, dass man zwingend an den Gespräche der Nachbarn teilhaben muss. Stört hier aber keinen, die meisten Besucher sind offenbar Stammgäste und viele kennen sich auch untereinander. Keiner ist unter 50, im Gegenteil hier ist hohe und höchste Lebenserfahrung versammelt, Paare, Freunde, Mutti und Sohn. Man ist in Schmargendorf, wär aber gern in Grunewald...
Ich lehnte mich zurück, süffelte entspannt meinen Crêmant aus dem Burgund (9,5€/0,2l) und gab mich der angenehmen Atmosphäre und dem Stimmengewirr hin.
Wenig später wache ich im Jahr 1988 auf. Mitte und Prenzlauer Berg sind jetzt in etwa so weit weg wie Timbuktu. Ausnahmslos alle berlinern, was das Zeug hält. Und wirklich ALLES ist sch..., und wirklich JEDER hat absolut keine Ahnung von nüscht, außer vielleicht er sitzt am eigenen Tisch. Ich hätte nicht geglaubt, dass ein solches Biotop des alten West-Berlin überlebt hat... Tief fasziniert lausche ich - fast den ganzen Abend über der einzige Fremde - den Gesprächen hier im Kiez tief im Westen. Skurril die minutenlangen Überlegungen, wie denn früher im Osten „dit Ragu feng jeheißen“ hat. Irgendwann wird der Zwang übermächtig und es bricht lauter als beabsichtigt aus mir heraus: WÜRZFLEISCH!
Gut, dass gerade die Dame im mittleren Alter, die heute den Chef im Restaurant-Service unterstützt, nach meinen weiteren Wünschen fragte. Sie arbeitete erst seit einigen Tagen im Habel und war daher wohl stressbedingt ein wenig zerstreut. Aber flott, patent und höflich. Wie das Lokal, mit Stil eben. Nach der Zufriedenheit wird ebenso rechtzeitig gefragt, wie nach weiteren Wünschen.
Die Karte ist übersichtlich, von außen hochwertig, aber die Plastikhüllen innen fallen doch deutlich ab. Immerhin hätte es keinen Grund zum Einsatz des mir immer noch fehlenden Desinfektions-Pens gegeben, wie überhaupt keine Mängel in der Sauberkeit vorlagen.
Als Vorspeise das Rindertatar (12,5€/kleine Portion), das war schnell klar. Tagesangebot waren nicht ganz so ur-deutsche Spareribs frisch aus dem Ofen. Ich schwankte lange, ob ich nicht doch die Rinderroulade nehmen sollte. Aber manchmal müssen es eben Rippchen aus der Hand sein! Wohl die richtige Entscheidung, denn später beschwerte sich der Filmschaffende vom Nebentisch über das etwas zu zähe Rouladen-Fleisch. Aber der wird ja auch von seiner Frau gedemütigt und deshalb demnächst eine Dummheit begehen. Es sei denn, sein Agent, dem das ganze Unglück ausführlich berichtet wird, kann es noch verhindern.
Der Riesling Gutswein von Karl Pfaffmann (6€/0,2l) rettete zumindest mich.
Die angemessene Wartezeit wurde mit etwas Brot überbrückt, die Mischvariante gefiel. Dazu ein nicht allzu fester Kräuterquark; ein besserer Vertreter seiner häufig anzutreffenden Zunft
Die Vorspeise konnte überzeugen
Auf frischem, kräftigem Schwarzbrot ein (leider) gewolftes, kräftig gewürztes Tatar, bei dem schon ein Eigelb durchgezogen war. Die so entstandene cremige Konsistenz war angenehm. Wozu auch eingearbeitete rote Zwiebelwürfel bei trugen, die für Biss sorgten, sowie die reichlichen Kapern. Dazu noch ein Gurkenfächer. Das kleine Salatbukett u. a. mit Paprikawürfeln und einem hellen Dressing auch nicht schlecht.
Auch die Rippchen waren sehr gut
Das Fleisch löste sich leicht vom Knochen, hatte aber noch Struktur. Die Barbecue-Sauce sicher selbst gemacht, nur leicht süß, im Vordergrund Rauch und dazu Würzigkeit wie vielleicht bei einer Currywurst. Zur heißen weichen Ofenkartoffel, der ein Raucharoma gut getan hätte, gab es eine gegenüber dem Quark weiter verbesserte, lockere sour cream mit frischen Kräutern.
Fazit:
Gehobene „Hausmannskost“ in ansprechender Umgebung. Das Publikum ist sowieso der Knaller. Gern wieder, wenn es mit Anspruch, aber nicht der ganz große Sport sein soll. Dann ist die Roulade aber fällig!