"Der letzte macht das Licht aus"
Geschrieben am 15.03.2025 2025-03-15

Montag: | 10:00 - 14:00 Uhr und 14:01 - 18:00 Uhr |
Dienstag: | 10:00 - 14:00 Uhr und 14:01 - 18:00 Uhr |
Mittwoch: | 10:00 - 14:00 Uhr und 14:01 - 18:00 Uhr |
Donnerstag: | 10:00 - 14:00 Uhr und 14:01 - 18:00 Uhr |
Freitag: | 10:00 - 14:00 Uhr und 14:01 - 18:00 Uhr |
Samstag: | 10:00 - 14:00 Uhr und 14:01 - 18:00 Uhr |
Sonntag: | 10:00 - 14:00 Uhr und 14:01 - 18:00 Uhr |
Ab 14:00 Uhr Kaffee und Kuchen - Küche geschlossen Keine Reservierung möglich -------------------------------------------
"Ramen & mehr"
Geschrieben am 19.11.2024 2024-11-19

Wir machten uns also ohne große Vorbereitung auf in ein kleines Dorf westlich von Potsdam, und als wir alles auf dem Hänger verstaut und verladen hatten, ging es wieder heimwärts. Bevor wir aber auf die Autobahn rollten, wollten wir unbedingt noch etwas zum Mittagessen haben. Hier auf den Dörfern westlich von Potsdam wird es doch wohl noch irgendeinen Dorfgasthof geben, bei welchem wir gutbürgerliche, deutsche Küche finden werden. Der große amerikanische Kartendienst zeigte uns einige an, und so starteten wir. Relativ schnell machte sich bei uns die Ernüchterung breit, denn entweder gab es die angezeigten Dorfgasthöfe gar nicht mehr, oder sie hatten wegen Winterpause geschlossen. So fuhren wir nun an einigen vorbei, bis wir kurz vor der Stadtgrenze von Potsdam in einer Kleingartenanlage am Rande der Straße ein großes Werbeschild sahen.
Hier wurde auf die Gaststätte „An der Kanalbrücke“ hingewiesen. Das war unsere letzte Chance im ländlichen Raum, denn wir waren ja nun schon an der Grenze zu Potsdam, Sanssouci war nicht mehr weit. Wir verließen also die Bundesstraße und bogen in die Kleingartenkolonie ein.
Die Gaststätte war weiterhin gut ausgeschildert, auch wenn die vielen Schilder mittlerweile deutlich in die Jahre gekommen sind. Unser Auto stellten wir auf einem größeren Parkplatz wenige Meter vom Lokal ab, denn auf dem kleinen Parkplatz direkt an der Gaststätte hätte ich mit dem großen Hänger ganz schön zu kurbeln gehabt. Die letzten Meter gingen wir zu Fuß und traten in die kleine Gaststätte ein.
Schon auf den ersten Blick war deutlich das nicht nur unterwegs die Werbeschilder in die Jahre gekommen sind, sondern auch die Gaststätte mitsamt ihrem Wirt. Dieser stand hinter dem Tresen und begrüßte uns freundlich. Er ließ uns freie Platzwahl in seinem fast leeren Gasthaus, es waren nur zwei weitere Tische mit jeweils zwei Personen besetzt. In einem Hinterzimmer bemerkten wir den (ebenfalls in die Jahre gekommenen) Vorstand des örtlichen Anglerclubs, welche hier ihren sonntäglichen Frühschoppen abhielten.
Wir nahmen in der Mitte des Raumes Platz, und alsbald waren die Speisekarten am Tisch. Bevor jedoch die Speisekarten ausgelegt wurden, baten wir den Wirt um die Reinigung des Tisches, denn hier waren noch die Überreste der Speisen unserer Vorgänger(von wann auch immer) noch sichtbar. Allgemein machte die Gaststätte nun nicht unbedingt den besten Anschein, da sah man schon in den Ecken wo lang gewischt wurde, dass in mancher Ecke ein Spinnwebchen hing als auch das der Sand der Gartenanlage unter so manchen Tisch noch lag. Wände und Decken, vor allem auch hier wieder die Ecken waren deutlich vergilbt, du würden mal einer dringenden Sanierung bedürfen.
Auch bei den Toiletten fühlte man sich weit in die DDR-Zeit zurückversetzt. Ich denke aber das der Wirt, gut und gerne auch schon 70 Jahre alt, nichts mehr investieren wird, und so lange weiter macht wie es geht. Das wird dann auch die nächste Kneipe sein die westlich von Potsdam stirbt.
Die Speisekarte war schnell gelesen, hier gab es die typischen ostdeutschen Gerichte. Von Soljanka und Ragoutfin, über das Schnitzel mit Würzfleisch überbacken oder mit Letscho, diese Speisekarte gab es vor über 30 Jahren schon. Das Einzige was sich geändert hat, sind die Preise. Apropos Preise, auch bei der Bezahlung war man noch im Früher stehengeblieben, denn auf der Speisekarte als auch an der Tür wurde darauf hingewiesen das nur Barzahlung möglich ist.
Wir verzichteten auf eine Vorspeise, denn es sollte ja nur ein schnelles Mittag werden, und so bestellten wir:
Getränke:
· 2x 0,3ér Tonic zu je 2,90 €
Hauptspeisen:
· 1x Schnitzel-Letscho > Schnitzel aus den Schweinelachs geschnitten, Letscho-Paprika, Tomatenmark und Gewürzen mit Salatgarnitur und Pommes Frites für 16,90 €
· 1x Schnitzel mit Würzfleisch überbacken > Schnitzel aus dem Schweinelachs geschnitten, mit feinem Hühner-Würzfleisch, Champignons und Emmentaler überbacken mit Salatgarnitur und Pommes Frites für 20,90 €
Die Getränke waren schnell am Platz, gleichzeitig hörte man das werkeln in der Küche, denn auch unser Nachbartisch hatte gerade ebend bestellt.
Dass die Schnitzel hier frisch zubereitet werden, konnte man deutlich an den kräftigen Klopfgeräuschen vernehmen, welche aus der Küche drangen. Leider drangen wenig später dann auch die gesamten Bratendüfte von der Küche in den Gastraum. Entweder ist die Lüftungsanlage ebenso alt wie das gesamte Mobiliar, oder sie funktioniert nicht. Wir empfanden es jedenfalls als sehr unangenehm, gerade wenn man von Toilette oder von draußen kam, bemerkte man den Dunst und Nebel. Entsprechend rochen dann natürlich auch unsere Sachen, und die Mädels zu Hause konnten uns anhand des Geruches erzählen was es bei uns zu essen gab.
Trotz des es „nur“ Schnitzel und Pommes gab, mussten wir über eine halbe Stunde auf unsere Essen warten. Ich hatte mir das Schnitzel-Letscho auserkoren. Und ja, man sah auf den ersten Blick, zumindest das Schnitzel ist keine Convenience.
Ein riesiges Schnitzel bedeckte den Teller, nicht zu dünn, sondern was für richtige Männer. Die Panade knusprig, goldgelb. Der Koch verstand es Schnitzel zu braten.
Das Letscho war dann doch wieder Convenience, wenngleich es aber hier in der Küche geschmacklich mit Tomatenmark und ordentlich Paprika aufgewertet wurde. Es passte gut dazu. Es war nicht zu dünn, sondern von der Konsistenz her schön dick. Somit wurde auch die Panade vom Schnitzel nicht zu weich.
Convenience waren natürlich auch die Pommes, welchen ein bisschen der krosse Biss fehlte. Einige Sekunden länger hätten sie schon in der Fritöse verbringen können. Was auch gänzlich fehlte war Salz bzw. Pommes Gewürz an den Pommes Frites. Nachwürzen konnten wir allerdings nicht, da weder Salz noch Pfefferstreuer auf dem Tisch standen. Letztendlich war dann auch der Beilagen Salat aus dem Eimer vom Großmarkt, und nicht frisch angerichtet.
Meine Frau hatte sich das Schnitzel mit Würzfleisch überbacken bestellt. Auch hier wieder ein ordentlich großes Schnitzel, welches richtig gut gebraten wurde, auf dem Teller. Das Würzfleisch, hier bewusst nicht RagoutFin genannt, wurde ja hier, wie aus DDR-Zeiten bekannt, aus Hühnchenfleisch hergerichtet. Kleine Würfel aus gekochten Hähnchenfleisch wurde mit einer sämigen Soße und viel Käse auf das Schnitzel gebracht und überbacken.
Nicht ganz sicher waren wir uns ob das Würzfleisch selbst hergestellt wurde, allerdings spricht die verschiedene Größe der Stücke als auch die cremig-sämige Soße für eine Eigenproduktion. Auch hier die Pommes zu lasch, und wenn das meine Frau sagt.
Genau eine Stunde nach unserem Betreten der Gaststätte waren wir fertig, und orderten die Rechnung. Die gab es hier nicht aus der Registrierkasse, sondern wurde auf einem kleinen Zettel aufgeschrieben und im Kopf zusammengerechnet. Auch hier war also die Zeit stehen geblieben.
Unser Fazit: Wir zahlten zu zweit 43,60 € in der Gaststätte „An der Kanalbrücke“ in Potsdam. Die Zeit ist hier stehengeblieben, das sieht man sehr deutlich an der Innenausstattung des kleinen Gartenlokals, aber auch an der Speisekarte. Trotzdem muss man sagen, dass der Wirt diese kleine Gastronomie noch mit Herz führt und mit seinem Ende sicher auch das Lokal endet. Der letzte macht das Licht aus.