Besucht am 16.05.2018Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 11 EUR
Heimliche Böblingen-Fans (ja, die scheint es sogar in gastronomischen Kreisen zu geben!) dürfen sich über eine neue Location freuen. Rund um den sogenannten Schlossbergring haben die hiesigen City- und Leerstandsmanager grad einiges zu wuppen. Da ist Bewegung drin – und manche scheinbar hoffnungslosen Fälle wenden sich doch noch zum Guten. Das Gebäude Stadtgrabenstr. 29 befindet sich zwar in erstklassiger 1a-Lage, ist mit Auto, Öffis und zu Fuss gut zu erreichen, verfügt über etliche (kostenpflichtige) Parkmöglichkeiten in der Nähe – hat jedoch eine wechselvolle Geschichte. Vom ehemaligen Bekleidungshaus in meiner Jugend bis zum jetzigen hippen Lokal mit dem Untertitel „asia kitchen & bar“ liegen Welten, auch kulinarischer Art. Dumpf meine ich mich an wenig erfolgversprechende türkische, spanische und italienische Lokale zu erinnern, die nie besonders lange überleben konnten. Jetzt scheint das „Anami“ einzuschlagen. Hat wahrscheinlich den Puls der Zeit getroffen…
Beim bisherigen Vorbeifahren war mir nie ganz ersichtlich, ob das Lokal offen hat oder nicht. Eine grosse Dunkelheit wabert über dem Erdgeschoss. Auch beim Betreten habe ich intuitiv nach dem Lichtschalter gesucht. Schwarz und metallenes Anthrazit sind hier die vorherrschenden Farbtöne – kombiniert mit einem dunklen Laminat im Tropenholzimitat und einigen farblich abgesetzten Kachelfliesen. Dazu freiliegender Beton in geschickter Trompe-l’œil-Optik und eine Menge offenliegendes Metall und Gitter an der Decke – ob mit oder ohne Funktion, ist hier schon fast egal…
Wie aus dem Nichts heraus werde ich schon vom Service begrüsst, der mir freundlicherweise einen Tisch am Fenster anbietet. Hier sieht man auch ohne Taschenlampe. Sofort sympathisch sind mir die Stühle mit einem mehrfach geleimten Bugholzunterbau (aus Teak?) und mattschwarzen Sitzschalen. Urbequem, sehr reduziert und eher im skandinavischen Stile. Minimalistisch-stylish auch der Rest, bis hin zu schwarzen Servietten, schwarzen Strohhalmen, einer roten Blüte auf jedem Tisch. Dieses Lokal könnte überall auf der Welt sein, ob in New York, Saigon oder Abu Dhabi. Auf Böblingen käme man eher weniger.
Der Service verhält sich professionell zurückhaltend bis wertschätzend. Nichts geschieht in Eile, jeder Handgriff sitzt. Ob auch die Speisen diesem Gesamteindruck entsprechen werden? Die Homepage verrät: „Anami verkörpert den Geist der in Deutschland aufgewachsenen Asiaten, mit Einflüssen verschiedenster Kulturen mit denen wir in unserer Kindheit aufgewachsen sind.“ Der restliche Text wirkt ein bisschen, als ob er von „Google Translate“ übersetzt worden wäre. Naja, das gibt der eigenen Fantasie einfach mehr Raum.
Die – natürlich komplett in Schwarz gehaltene – Speisekarte weist ein grosses Angebot an Sushi und Sashimi auf, nebst interessant klingenden Fisch- und Fleischgerichte, die ziemlich crossover daherkommen. Dazu zwei vegetarische und zwei Kindergerichte (inwieweit Kinder tatsächlich schon auf Teriyaki – Sauce stehen, müsste man mal austesten). Ausserdem gibt es wöchentlich wechselnde Mittagsgerichte für 8,80 Euro, die auch in der örtlichen Tagespresse annonciert werden. Für meine eher kurz bemessene Mittagspause also gerade recht. Spontan macht mich an: Toro-Toro: Thunfisch gebraten, mit Sellerie, Zwiebeln und Sojasauce, serviert mit Reis und Salat. Ob Toro-Toro tatsächlich ein real existierendes Gericht ist oder nur ein Fantasiebegriff, müsste ich mal recherchieren. Vermutlich letzteres. Ist einfach auszusprechen und hält den Gast vom peinlichen Radebrechen ab.
Mein Essen steht in weniger als 10 Minuten auf dem Tisch und ist optisch schon mal hübsch anzuschauen. In einer handwerklich ansprechend glasierten Schale in blauen Schattierungen (asiatischer Einfluss?) sind gebratene Thunfischstreifen, Reis und knackige Blattsalate nebeneinander arrangiert (europäische Art). Wird mit einem Löffel serviert – dem Gast steht es jedoch frei, wahlweise Messer und Gabel oder Stäbchen zu benutzen. Ich probiere ungeniert alles mal durch. Der trockene, kurz marinierte Thunfisch ist von bester Qualität und erinnert vage an Kalbfleisch. Über allem liegt als Topping eine knackige Mischung von hellem und dunklem Sesam. Wer mutig alles – samt Blattsalate - durcheinandermischt, erhält einen würzigen Mix unterschiedlicher Aromen, Texturen und Temperaturen. Interessant und so noch nie gegessen. Die Portion ist nicht allzu gross und hinterlässt garantiert kein unangenehmes Völlegefühl. Obwohl ich nur eine halbe Stunde im Lokal gesessen habe, verlasse ich das Haus in wohliger Tiefenentspannung. Vielleicht komme ich schon nächste Woche wieder?
Heimliche Böblingen-Fans (ja, die scheint es sogar in gastronomischen Kreisen zu geben!) dürfen sich über eine neue Location freuen. Rund um den sogenannten Schlossbergring haben die hiesigen City- und Leerstandsmanager grad einiges zu wuppen. Da ist Bewegung drin – und manche scheinbar hoffnungslosen Fälle wenden sich doch noch zum Guten. Das Gebäude Stadtgrabenstr. 29 befindet sich zwar in erstklassiger 1a-Lage, ist mit Auto, Öffis und zu Fuss gut zu erreichen, verfügt über etliche (kostenpflichtige) Parkmöglichkeiten in der Nähe – hat... mehr lesen
Restaurant Anami
Restaurant Anami€-€€€Restaurant, Bar, Catering070314166005Stadtgrabenstraße 29, 71032 Böblingen
4.5 stars -
"Minimalistisch, stylish, international" MinitarHeimliche Böblingen-Fans (ja, die scheint es sogar in gastronomischen Kreisen zu geben!) dürfen sich über eine neue Location freuen. Rund um den sogenannten Schlossbergring haben die hiesigen City- und Leerstandsmanager grad einiges zu wuppen. Da ist Bewegung drin – und manche scheinbar hoffnungslosen Fälle wenden sich doch noch zum Guten. Das Gebäude Stadtgrabenstr. 29 befindet sich zwar in erstklassiger 1a-Lage, ist mit Auto, Öffis und zu Fuss gut zu erreichen, verfügt über etliche (kostenpflichtige) Parkmöglichkeiten in der Nähe – hat
Geschrieben am 24.03.2018 2018-03-24| Aktualisiert am
24.03.2018
Besucht am 23.03.2018Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Schon vor einigen Tagen, als ich beim Schneider auf der Strassenseite gegenüber zu tun hatte, wurde ich der Umbau- und Sanierungsarbeiten gewahr. Die bisherige „Finca Enoteca“ wurde neu gestaltet, da wurde gewerkelt, geweisselt, gestrichen und das Lokal quasi einmal runderneuert. Gestern hat nun das „Prima Fila“ eröffnet, an einem Platz, der geradewegs im Herzen von Böblingen liegt. In 10 Minuten ist man zu Fuss vom Bahnhof und vom Busbahnhof Böblingen vor Ort; der Autofahrer findet im nahen Parkhaus mehr als ausreichend Parkmöglichkeiten. Zudem befinden sich zahlreiche wichtige Einrichtungen der Stadt in der Nähe: das Rathaus, das Landratsamt, die Kongresshalle, das Einkaufszentrum Mercaden, der Marktplatz, die Volkshochschule, die beiden Seen etc. pp. Wenn dieser Standortvorteil mal kein gravierender Erfolgsfaktor sein sollte!
Das „Prima Fila“ befindet sich somit – nicht nur in wortwörtlicher Übersetzung – in erster Reihe. Und ist nicht etwa der ersten Tochter gewidmet, wie ein Gast mit rudimentären Italienisch-Kenntnissen vermutet. Dass das Lokal unter der Inhaberfamilie Arturi täglich geöffnet haben wird, dürfte weiterhin von Vorteil sein. Eine Anzeige im örtlichen Amtsblatt annoncierte die Eröffnung publikumswirksam am Freitag vor den Osterferien. Also alles in allem beste Startbedingungen.
Beim Betreten des italienischen Restaurants glaubt man fast noch die frische weisse Wandfarbe zu riechen. Sehr puristisch und minimalistisch muten die drei kleinen Räume des Lokals an. Reinweisse Wände, kleine Tische mit gestärkten weissen Tischdecken, schwarz bezogene Stühle mit hohen Lehnen, nach Süden ausgerichtete Sprossen-Fenster mit Rundbögen, gleissende Lüster im pseudo-venezianischen-Stil, ein grosser Spiegel an der Wand, eine einzelne Anrichte aus dunklem Holz. Kein überflüssiger Tand, keinerlei Chichi. Alles sehr angenehm auf einer Ebene und somit durchaus auch für Menschen mit Handicap geeignet. Selbst die Toiletten befinden sich auf demselben Stockwerk (natürlich noch in erstklassigem Zustand, wunderbar saniert). Neben mir sitzt zufällig die Cousine des Patrons und klärt mich auf: das Ambiente entspricht durchaus dem Feeling eines traditionellen Lokals in Italien.
Ein Blick in die Speisekarte zeigt: mehrere Vorspeisenvariationen, zahlreiche Salate, Pasta, eine grosse Auswahl an Pizze, diverse Fisch- und Fleischgerichte, etliches Vegetarisches, schöne Desserts. Alles eher im etwas höherpreisigen Segment. Es wird jedoch ein regelmässiger Mittagstisch versprochen – das werde ich mal im Auge behalten. Ebenfalls interessant: jede Pizza soll bei Abholung 5 Euro kosten. Könnte man ja mal ausprobieren.
Am Eröffnungsabend geniesse ich jedoch erst mal das wundervolle Multikulti-Feeling. Die Klientel setzt sich zusammen aus schwäbisch parlierenden Vollblut-Italienern und Schwaben mit halbgaren Italienischkenntnissen aus dem letzten VHS-Kurs. Da wird viel gebusselt und umarmt und geradebrecht. Man fühlt sich vage erinnert an die Toskana-Fraktion des letzten Jahrhunderts – oder an eine Wiederauferstehung des wundervollen Filmes „Rossini“ von Helmut Dietl. Sehr bezeichnend ist übrigens, dass der noch nicht so recht des Deutschen mächtigen Service vorzugsweise in Englisch kommuniziert. Über allem liegt die Mucke des Alleinunterhalters Dino de Marco, der die deutsch-italienischen Hits der vergangenen Dekaden dieses und des letzten Jahrhunderts gleichmütig herunterspult – ob er selber orgelt oder nur seinen Laptop bedient, kann man im Überschwang dieses ausgelassenen Abends nicht so recht ersehen.
Nun aber endlich zu den lukullischen Genüssen. Der Weinkarte noch nicht ansichtig, darf man dennoch am Eröffnungsabend schon mal diverse Weine aus dem zukünftigen Programm verkosten. Es gibt einen knackigen Pinot Grigio, einen sehr gefälligen Chardonnay, einen fruchtigen Rosé, meinen Lieblings-Primitivo, sowie einen sehr trockenen Barbera D´Asti. Preise sind (noch) Schall und Rauch. Dass der Mann am Ausschank wenig önologische Kenntnisse hat, dürfte diesem aussergewöhnlichen Eröffnungsabend geschuldet sein. Für die Zukunft würde ich mir jedoch schon mehr Input wünschen.
Meine Pizza mit Tomate, Käse und schwarzen Oliven entspricht dem hier praktizierten Minimalismus: eher trocken und resch, wenig Öl, die Tomaten ultrafrisch und absolut nicht zerkocht (weitab vom gesichtslosen Tomatenmark auf den Pizzen zahlreicher Mitbewerber). Auch das Gemüse vom Vorspeisenbüffet ganz nach meinem Gusto: Paprika jeglicher Couleur, Aubergine, Blumenkohl, Zucchini etc. – alles noch sehr al dente, marktfrisch, die natürlichen Aromen hervorhebend, ohne überflüssige Zutaten, jedoch sparsam mit Knoblauch, Thymian, Petersilie gewürzt, mit Balsamico-Essig verfeinert. Hier verzichtet man beim Essen auf Show und überflüssige Dekoration. Dafür sind die italienischen Gäste herausgeputzt wie für einen Staatsempfang – und sie bringen allesamt stolz ihre Gastgeschenke mit (meist ausladende Blumenbouquets). Ebenfalls bezeichnend: der deutsche Besucher nutzt die kostenlosen Angebote des Abends, der italienische bestellt grosszügig a la carte. Eine wundervolle soziologische Studie… Ich komme wieder – spätestens dann, wenn ich die nächste Hose beim Schneider etwas weiter machen lassen muss…
Schon vor einigen Tagen, als ich beim Schneider auf der Strassenseite gegenüber zu tun hatte, wurde ich der Umbau- und Sanierungsarbeiten gewahr. Die bisherige „Finca Enoteca“ wurde neu gestaltet, da wurde gewerkelt, geweisselt, gestrichen und das Lokal quasi einmal runderneuert. Gestern hat nun das „Prima Fila“ eröffnet, an einem Platz, der geradewegs im Herzen von Böblingen liegt. In 10 Minuten ist man zu Fuss vom Bahnhof und vom Busbahnhof Böblingen vor Ort; der Autofahrer findet im nahen Parkhaus mehr als... mehr lesen
Prima Fila
Prima Fila€-€€€Restaurant, Pizzeria070319226153Pfarrgasse 15, 71032 Böblingen
4.0 stars -
"In erster Reihe" MinitarSchon vor einigen Tagen, als ich beim Schneider auf der Strassenseite gegenüber zu tun hatte, wurde ich der Umbau- und Sanierungsarbeiten gewahr. Die bisherige „Finca Enoteca“ wurde neu gestaltet, da wurde gewerkelt, geweisselt, gestrichen und das Lokal quasi einmal runderneuert. Gestern hat nun das „Prima Fila“ eröffnet, an einem Platz, der geradewegs im Herzen von Böblingen liegt. In 10 Minuten ist man zu Fuss vom Bahnhof und vom Busbahnhof Böblingen vor Ort; der Autofahrer findet im nahen Parkhaus mehr als
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Beim bisherigen Vorbeifahren war mir nie ganz ersichtlich, ob das Lokal offen hat oder nicht. Eine grosse Dunkelheit wabert über dem Erdgeschoss. Auch beim Betreten habe ich intuitiv nach dem Lichtschalter gesucht. Schwarz und metallenes Anthrazit sind hier die vorherrschenden Farbtöne – kombiniert mit einem dunklen Laminat im Tropenholzimitat und einigen farblich abgesetzten Kachelfliesen. Dazu freiliegender Beton in geschickter Trompe-l’œil-Optik und eine Menge offenliegendes Metall und Gitter an der Decke – ob mit oder ohne Funktion, ist hier schon fast egal…
Wie aus dem Nichts heraus werde ich schon vom Service begrüsst, der mir freundlicherweise einen Tisch am Fenster anbietet. Hier sieht man auch ohne Taschenlampe. Sofort sympathisch sind mir die Stühle mit einem mehrfach geleimten Bugholzunterbau (aus Teak?) und mattschwarzen Sitzschalen. Urbequem, sehr reduziert und eher im skandinavischen Stile. Minimalistisch-stylish auch der Rest, bis hin zu schwarzen Servietten, schwarzen Strohhalmen, einer roten Blüte auf jedem Tisch. Dieses Lokal könnte überall auf der Welt sein, ob in New York, Saigon oder Abu Dhabi. Auf Böblingen käme man eher weniger.
Der Service verhält sich professionell zurückhaltend bis wertschätzend. Nichts geschieht in Eile, jeder Handgriff sitzt. Ob auch die Speisen diesem Gesamteindruck entsprechen werden? Die Homepage verrät: „Anami verkörpert den Geist der in Deutschland aufgewachsenen Asiaten, mit Einflüssen verschiedenster Kulturen mit denen wir in unserer Kindheit aufgewachsen sind.“ Der restliche Text wirkt ein bisschen, als ob er von „Google Translate“ übersetzt worden wäre. Naja, das gibt der eigenen Fantasie einfach mehr Raum.
Die – natürlich komplett in Schwarz gehaltene – Speisekarte weist ein grosses Angebot an Sushi und Sashimi auf, nebst interessant klingenden Fisch- und Fleischgerichte, die ziemlich crossover daherkommen. Dazu zwei vegetarische und zwei Kindergerichte (inwieweit Kinder tatsächlich schon auf Teriyaki – Sauce stehen, müsste man mal austesten). Ausserdem gibt es wöchentlich wechselnde Mittagsgerichte für 8,80 Euro, die auch in der örtlichen Tagespresse annonciert werden. Für meine eher kurz bemessene Mittagspause also gerade recht. Spontan macht mich an: Toro-Toro: Thunfisch gebraten, mit Sellerie, Zwiebeln und Sojasauce, serviert mit Reis und Salat. Ob Toro-Toro tatsächlich ein real existierendes Gericht ist oder nur ein Fantasiebegriff, müsste ich mal recherchieren. Vermutlich letzteres. Ist einfach auszusprechen und hält den Gast vom peinlichen Radebrechen ab.
Mein Essen steht in weniger als 10 Minuten auf dem Tisch und ist optisch schon mal hübsch anzuschauen. In einer handwerklich ansprechend glasierten Schale in blauen Schattierungen (asiatischer Einfluss?) sind gebratene Thunfischstreifen, Reis und knackige Blattsalate nebeneinander arrangiert (europäische Art). Wird mit einem Löffel serviert – dem Gast steht es jedoch frei, wahlweise Messer und Gabel oder Stäbchen zu benutzen. Ich probiere ungeniert alles mal durch. Der trockene, kurz marinierte Thunfisch ist von bester Qualität und erinnert vage an Kalbfleisch. Über allem liegt als Topping eine knackige Mischung von hellem und dunklem Sesam. Wer mutig alles – samt Blattsalate - durcheinandermischt, erhält einen würzigen Mix unterschiedlicher Aromen, Texturen und Temperaturen. Interessant und so noch nie gegessen. Die Portion ist nicht allzu gross und hinterlässt garantiert kein unangenehmes Völlegefühl. Obwohl ich nur eine halbe Stunde im Lokal gesessen habe, verlasse ich das Haus in wohliger Tiefenentspannung. Vielleicht komme ich schon nächste Woche wieder?