Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Deshalb war ich auch etwas skeptisch als eine langjährige Freundin für unser aktuelles Treffen das nach einer einheimischen Künstlerdynastie benannte Bistro WEWERKA im Magdeburger Forum Gestaltung, der ehemaligen Kunstgewerbe- und Handwerkerschule vorschlug. Ausschlag gab schließlich die von zwei Seiteneinsteigern angebotene syrisch-levantische Küche, weil sich viele kleine Mezze gut zum Teilen eignen und außerdem mutige Neu-Gastronomen prinzipiell immer erstmal meine (unsere!) Unterstützung verdient haben. Man muss ja nicht wieder hingehen, wenn es nicht gefallen hat.
Der Internetauftritt verhieß ein etwas kühles Ambiente in einem Durchgangsraum vom Bürotrakt zu den Ausstellungsräumen mit gefliestem Boden und hoher Decke.
Nach meinem Marsch vom Hotel durch eine überraschender verschneite Innenstadt (Im Februar! In der Börde! Verrückt…) und dem Auffinden des eher unauffälligen Eingangs bot sich mir ein überraschend heimeliges Bild: Warme Farben, bequeme Loungesessel, ein Flügel, Plakatkunst und eine Lasershow an der interessanten Decke machen deutlich, dass das WEWERKA den Zusatz „Art-Café“ völlig zu recht trägt.
Außer unserer fröhlichen Dreier-Gruppe - meine Freundin hatte spontan noch „einen Überraschungsgast“ angekündigt, der sich als ihr Ehemann herausstellte - waren nur noch zwei weitere Tische besetzt. Schade. Vielleicht deshalb oder aus einer höflichen Zurückhaltung war der Service wenig präsent, der von einem der Inhaber und einer jungen Frau - ich tippe mal, eine Tochter - versehen wurde. Letztere fand ihr Handy deutlicher interessanter als unseren häufigen Wunsch einer Nachbestellung.
Die Getränkekarte ist bistro-gerecht übersichtlich, gefiel aber mit Arrak und je einem syrischen Wein in rot und weiß. Der sehr fruchtige Rote „schüttelte“ meinen Begleiter; für mich als Tannin-Verweigerer war er gerade recht und wurde gern nachgeordert. Die Dame bereitete sich auf ein Fastenwandern vor und bestellte daher nur Tee, den unser Gastgeber auf Wunsch mit einer ordentlichen Prise Kardamom orientalisierte.
Neben den vielfältigen Mezze hält die Speisekarte eine überraschend große Auswahl levantinischer Pfannengerichte bereit; viele davon Spielarten der inzwischen auch bei uns beliebten Eier-Pfanne Shakshuka. Der Überraschingsgast hatte Hunger mitgebracht und entschied sich für eine Variante mit (etlichen) kleinen Lammwürstchen die zwar an die nordafrikanischen Merguez erinnerten, aber nicht so scharf waren, wie ich bei einem Probierexemplar feststellen durfte. Danach half er uns bei den vielen bestellten Mezze, die im WEWERKA ebenfalls nicht geizig portioniert waren.
Unsere Auswahl fiel nach und nach auf Tabouleh-Salat und Jarjeer (Ein Salat aus Rote Bete.), pikantes Muhammra und Baba Ganoush, das mit dem typischen Raucharoma der gegrillten Aubergine punktete, Foul - ein Gericht aus dicken Bohnen und frittierte Kibbeh mit einer leckeren vegetarischen Pilzfüllung und viel Hummus und Olivenöl zum Stippen.
Dazu immer wieder typisches dünnes Fladenbrot nach der Art eines Yufka zum Aufnahmen und Einrollen.
Auf die vielfältigen „typischen“ orientalischen Süßspeisen verzichteten wir gut gesättigt, obwohl ich gerne das arabische Eis mit Pistazien (noch lieber mit Rosenwasser) probiert hätte.
Alle Gerichte waren handwerklich tadellos ausgeführt, wobei mir beim Auberginenmus so ein winziges Prickeln auf die Zunge kam, was aber von den beiden anderen Leckermäulchen empört zurückgewiesen wurde. Also vielleicht nur eine Einbildung, da weder geschmacklich noch gar gesundheitlich negative Folgen festzustellen waren.
Wirklich positiv überrascht war ich, dass die Küche des WEWERKA noch nicht mitteleuropäisch „langweilig“ angepasst wurde: Ob Sumach oder Zitrone, Salzgemüse, Kreuzkümmel oder Knoblauch angekündigt war - das war alles geschmacklich deutlich wahrnehmbar und hatte seine Berechtigung. Das durfte ich in der Vergangenheit beileibe nicht in allen levantinisch-nahöstlichen Restaurants erleben.
Da ich eingeladen war, kann ich über den Gesamtpreis nicht urteilen. Die kleinen Teller mit 5 € und das Pfannengericht mit reichlich Würstchen für 10€ scheinen mir sehr fair zu sein.
Alles in allem war das daher ein feiner Besuch, der nur hier und da Verbesserungspotential erkennen ließ. Mögen zukünftig mehr Besucher im WEWERKA schlemmen.