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Wir hatten nicht reserviert und wurden nach freundlichem Empfang im vorderen Gastraum, der auf uns eher wie ein gastronomisches Heimatmuseum wirkte, platziert. An den antiquierten Holztischen hätten von der Größe her auch locker 8 Leute Platz gefunden. Allgemein scheint es hier üblich, dass zu Stoßzeiten auch mehrere Parteien an einem Tisch sitzen. Denn wen stört schon die Pfälzer Geselligkeit in bierseliger Runde? Nun, wir waren allein an dieser großen Tafel, da der Platz laut der Servicechefin erst für später reserviert war.
Im Sommer saß ich schon einige Male mit meinen Kletterkollegen nach getaner Kraxelei im hübsch angelegten Biergarten. Und ich muss gestehen, dass unter freiem Himmel das naturtrübe Helle (übrigens für 2,30 Euro im 0,3l-Glas) noch besser schmeckte. Vielleicht lag das aber auch an den sommerlich-lauen Temperaturen oder dem grandiosen Ausblick auf den weiter oben am Waldrand thronenden, aber lediglich 11 m hohen „Teufelstisch“? Keine Ahnung, wahrscheinlich an Beidem.
Die doppelseitige Speisekarte liegt schon als Faltblatt auf dem Tisch bereit und ist übersichtlich strukturiert. Auf der linken Seite tummeln sich satte 28 unterschiedliche Flammkuchenvariationen, in der Karte „Spezialitäten“ genannt. Für meinen Geschmack ist das etwas zu viel des Guten. Aber wer gern die „Elsass-Pizza“ auf normale, pikante, scharfe, vegetarische, süße oder sogar vegane Weise zu sich nehmen möchte, wird hier sicherlich fündig. Natürlich wussten auch wir, dass diese nichts mit der sensationellen Tarte flambée unserer beiden Lieblingslokale im Elsass gemein haben würde. Und so kam es dann auch.
Meine Begleitung entschied sich für den „Pepe“ (7,90 Euro), der zusätzlich zur obligaten Zwiebel-Crème fraiche-Auflage noch Champignons, Paprika, Peperoni und Gouda-Käse als Belag zu bieten hatte. Eigentlich kulinarischer Frevel am traditionellen Produkt, das mit Speck, Zwiebeln und Schmand auskommt. Naja, von der Portion her ging das schon in Ordnung. Geschmacklich lagen da aber Welten zwischen der Pfalz und dem benachbarten Elsass. Der Boden aus Fertigteig, der weiße Grundbelag nicht annähernd so gut gewürzt wie beim Original aus dem Bas-Rhin. Lediglich die frischen Gemüse-Zutaten brachten ein wenig Geschmack in die Sache. Dennoch haben wir ihn recht zügig verzehrt. Es schmeckt ja fast alles, wenn man genügend Hunger hat!
Preislich beginnt die Flammkuchen-Reise bei 6,60 Euro (der Klassische) und endet – je nach Ausstattung – bei knapp 8 Euro. Daneben lassen sich kleinere "Schmankerl" zum Bier genießen. Limburger mit Bierbrot, überbackener Schafskäse, Weißwürste mit Brezel und süßem Senf sowie Wurstsalat in verschiedenen Varianten grüßen von der Vesper-Karte. Eine gute Handvoll verschiedener Salate, ein paar Pfannen-Schnitzelgerichte plus 250 g schwere Rumpsteaks in vier Ausführungen (mit Zwiebeln, Kräuterbutter, Pfefferrahmsoße und co., alle 18,90 Euro). Soweit einmal die Speisekarte im Schnelldurchlauf.
Das Gasthaus wirkte an diesem frühen Samstagabend schon recht gut besucht. Die meisten Gäste saßen im hinteren Gastraum, der um einiges größer ist. Die Atmosphäre war locker und entspannt und die beiden weiblichen Bedienungen agierten unaufgeregt und schienen auf Zack. Unsere Biere kamen recht flott an den Tisch und der erste - und immer auch der beste - Schluck war ebenso schnell getätigt.
Deftiges Essen kommt ja bekanntlich nach körperlicher Anstrengung (und dazu gehören die Aufgüsse in der Dahner Sauna allemal!) ganz gut. Und so bestellte ich da mit Käse überbackene Teufelsschnitzel (12,90 Euro), das noch einen kleinen Beilagensalat vorneweg implizierte. Der kam zwar mit leckerem Hausdressing, dessen feine Knobi-Note mir aus früheren Besuchen noch in Erinnerung war, hätte meiner Meinung nach aber etwas frischer sein dürfen. Man sah den Salatblättern die etwas zu lange Lagerung leicht an. Meine Begleitung hatte den kleinen Beilagensalat (2,80 Euro) vorweg und zusätzlich noch etwas vom leicht warmen Bierbrot (1,50 Euro) bestellt. Damit ließ sich das delikate Sahne-Dressing hervorragend aufsaugen.
Zum "Teufelsschnitzel" ist nur so viel: da lagen zwei panierte Standard-Schnitzel auf einem Gusseisenpfännchen. Sie hatten eine scharfe rote Sauce (bestehend aus Ajvar und Sambal Oelek) on top und wurden mit einer ordentlichen Portion Käse überbacken. Also definitiv nichts für Kalorienzähler und Fettverächter. Daneben lagen, wie ein Häufchen Elend, die recht dünnen Pommes. Mein daueressender Kollege hier bei GG würde sagen: „Mitleiderregend!“
Ich gebe zu, dass bei der Pommes-Beilage - was die Menge betraf - schon eher knapp kalkuliert wurde. Aber letzten Endes war ich sogar froh darüber, da sie insgesamt zu wenig Geschmack, Biss und Würze hatten. Obwohl das Ganze mir etwas zu trocken ausfiel, verzichtete ich auf das Nachbestellen der Dunkelbiersoße, die in diesem Wirtshaus einen gewissen Kultstatus zu genießen scheint. Beim nächsten Mal dann eben gleich das „Brauerschnitzel“ (12,90 Euro). Da ist die nämlich serienmäßig mit drin! Zur Fleischqualität der Schnitzel kann ich nicht viel sagen. Sie waren schön zart und noch leicht saftig. Laut Karte sind sie in der Pfanne zubereitet worden, was ich infolge des Überbackens nicht herausschmecken konnte. Zusätzlich begrub das Teufels-Topping mit seiner Chilli-Schärfe die anderen Geschmackskomponenten unter sich.
Kommt man als Wanderer oder Fahrradfahrer mit einer ordentlichen Portion Hunger nach deftiger Fleischküche hier vorbei, wird man in diesem Brauhaus, das nahe am Radweg nach Dahn liegt, sicherlich fündig. Auch Flammkuchenfreunde haben hier die Qual der Wahl, wenngleich man sich hier qualitativ eher im durchschnittlichen Bereich bewegt. Der eigentliche Grund hier aufzuschlagen, ist nun einmal das selbstgebraute Helle oder Dunkle, das allein schon eine Einkehr rechtfertigt. Beim nächsten Besuch dann nach dem Klettern im Biergarten.