Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 291 Bewertungen 377407x gelesen 10296x "Hilfreich" 9236x "Gut geschrieben"
Für meinen zweiten Saarbrücken-Aufenthalt in diesem Jahr hatte ich mir ein Lokal ausgesucht, das auf diesem Portal noch gar nicht, dafür auf anderen höchst unterschiedlich bewertet wurde. Von "weltbeste Rumpsteaks" bis "die unverschämteste Bedienung ever" reichen die Meinungen.
Nach einem strammen Fußmarsch bei gut 30 Grad erreichte ich doch etwas ermattet das für seine Steaks gerühmte Deutschhaus. Nach einem Umzug vor einigen Jahren bleibt die Lage doch suboptimal. Am Rande von Alt-Saarbrücken an einer größeren Straße gelegen, geht der Blick auf Brachen und Industrieruinen. Auch ein sog. sozialer Brennpunkt ist nicht weit entfernt. Da warf der Borgfelder trotz reserviertem Tisch doch erst einmal einen vorsichtigen Blick durch die Tür in den dunklen Raum. Vor der Eichenholztheke sitzen zwei ältere Herrschaften, beide um die 80, wie ich später (u. a.) erfahre und essen ein Butterbrot, zu dem sie sich von einer Fleischwurst dicke Scheiben abschneiden. Eine "altmodische" Halbliterflasche Bier steht auf dem Tisch. Kann es ein Vertrauens erweckenderes Bild geben?
Nach einem Gruß und meinem Eintreten finde ich mich in einer typischen Gastwirtschaft wieder. Rote quadratische Fliesen auf dem Boden, Gardinen, allerlei Schnickschnack. Ein vermutlich nicht genutzter Kamin, auf dem Sims ein Bild des vor einiger Zeit verstorbenen Sohnes. Die Holztische mit einer hellen Tischdecke mit gewebter Blütenstruktur. Darüber jeweils ein breiter Vliesläufer im farbig-floralen Design der 80er. Nur die Stühle fallen etwas aus dem Rahmen, drei unterschiedliche Generationen Gastro-Geschmack (also 1970-1990er). Auch Besteck und z.B. die Beilagenschüsseln aus Chromagan zeigen, dass man sich vor (vielen) Jahren mit solider Qualität eingedeckt hat. Nicht modern, aber in Aussehen und Qualität tadellos.
Ich lande an einem Zweier-Tisch in der 70er-Variante, Eiche mit fester Sitzpolsterung. Der Laden ist zwar bis auf die älteren Herrschaften, die natürlich die Wirtsleute Karrer sind, und mir leer. Allerdings sind alle anderen Tische reserviert. Oha, das wird ja noch trubelig, denke ich. Aber weit gefehlt, um 20:00 Uhr ist das Abendgeschäft schon durch und für den nächsten Tag eingedeckt. Gegessen wird früh im Saarland!
Da ich der einzige Gast bleibe und ich mich von der Schlagermusik aus dem Radio ablenken muss, frage ich dann doch mal nach den vielen Urkunden an den Wänden, ein gewisser Kontrast zu dem Foto, das Horst Lichter Arm in Arm mit der Wirtin zeigt. Freunde: Reisen bildet! Nicht nur erfahre ich, dass auf den Weiden von St. Arnual einst Bundes- und Klassensieger standen, auch über die Grüne Woche im Allgemeinen, die Unterbringungs-, Sanitär- und Freizeitsituation der Angus-Rinderzüchter daselbst im Besonderen und, wie sich nach 1989 alles geändert hat, gibt es einiges zu berichten. Nebenher wird der Herzinfarkt des Gemahls erwähnt. Die Abwesenheit von Tochter und Sohn, beide in einem anderen Portal als ebenso muffelig wie unverschämt bezeichnet, beruht auf deren Teilnahme an der Beerdigung eines Stammgastes; nur deswegen sei man heute allein. Meine höfliche Frage nach Enkeln wird damit beantwortet, dass der Ur(!)-Enkel inzwischen 15 Jahre zähle. Nicht nur gegessen wird früh hier...
Die Pläuschchen werden souverän in den gastronomischen Ablauf eingeschoben. Das Karlsberg-UrPils kommt ordentlich gezapft und löscht den ersten Durst. Später folgt ein Cremant für 4€, der leider etwas flach schmeckt.
Die Speisekarte ist übersichtlich; Die Küche beschränkt sich auf das, was man - soviel sei vorweggenommen - kann: Fleisch braten. Aus eigener Schlachtung gibt's vom Rinderfilet, Rumpsteak oder, quasi als Kombi-Angebot, T-Bone-Steak. Wer kein Fleisch mag, weicht auf Schweineschnitzel aus ;-)). Auch das Beilagenangebot mit kluger Beschränkung. Möglichkeit 1: Pommes und Champignons mit geschmorten Zwiebeln. Möglichkeit 2: In Pfeffer-Sauce.
Für mich das T-Bone in der Kartoffel-Zwiebelvariante. Von der Baukasten-Abzocke der Steakhäuser hält man nichts. Hier gibt's das komplette Gericht einschließlich Salat für einen Preis, in meinem Falle 23,5€. Der gewünschte Gargrad wird nicht erfragt. Na, wenn es die Spezialität des Hauses ist, wird's schon gutgehen...
Während ein wirklich lautes Brutzeln aus der Küche beweist, dass Anbraten hier noch ernst genommen wird, werde ich ans Salatbuffet "gebeten". Das ist, wie auch auf anderen Portalen angemerkt, eher schlicht. Im üblichen Wagen - helles Holz, Metallbehälter - finden sich gekühlt Frisée, Lollo Rosso, Krautsalat weiß und rot, dazu große Peperoni und gefärbte schwarze Oliven. Der Salat sauber gelesen, in mundgerechte Stücke gezupft und ohne bräunliche Ränder etc. Lobenswert die Aufbewahrung der Tomatenviertel außerhalb der Kühlung, so dass sich Aroma entfalten konnte. Die zwei Saucen - Joghurt, Kräuter - nach meinem Dafürhalten Industrieware, schade.
Nun zur Hauptsache: Das auch für gute Esser angemessen große Steak kam augenscheinlich aus einer Grillpfanne und war genau richtig angebraten. Liebhaber amerikanischer Karzinogen-Varianten mögen es als zu blass ansehen, mir gaben die dunklen Streifen genügend Röstnoten, ohne, dass es irgendwo in Richtung schwarz ging. Die Scheibe Kräuterbutter mit einem kleinen (nur zufällig) österreichischen Fähnchen zeugte von vergangenem Deko-Geschmack. Ulkiger Weise war das Filet ausgelöst und separat gebraten. Vermutlich wird mehr Filet als T-Bone geordert und man hat schon vorgearbeitet. Das Fleisch war bereits gewürzt, so dass ich kein Salz brauchte und auch die Pfeffermühle, die ich vorsorglich anstelle der vorhandenen Tischasche geordert hatte, nur noch sehr sparsam zum Einsatz brachte.
Wie war's? Nein, es war nicht das beste Steak der Welt (wer wollte das ernsthaft beurteilen?), auch nicht das Beste, das ich je gegessen habe. Aber ein sehr gutes Stück Fleisch mit fester Struktur und Eigengeschmack. Nicht "butter"zart, aber höchst saftig, echt eben, wie alles hier. Die Qualität muss auch gut sein, denn die Zubereitung lässt nichts durchgehen. Konnte das Filet noch gerade als medium rare gelten, war der große Rest eindeutig rare. Aber auslaufen tat da nichts. Mein vorsichtiger Hinweis, dass nicht jeder so blutiges Fleisch bevorzuge, wurde mit einem resoluten "So schmeckt's am Besten!" weg gewischt. Na, dann. Wäre das ja geklärt..
Die Beilagen waren ebenfalls gut. Die Pommes frites außen knusprig, innen heiß und kartoffelig. Für mich hätten Sie etwas länger bräunen können, Geschmackssache. Trotz der unregelmäßigen Größe tippe ich allerdings doch auf Fertigware. Aber vielleicht tue ich Frau Wirtin da Unrecht. Eindeutiger Sieger des kulinarischen Wettstreits waren die recht kleinen, geviertelten Pilze mit ganz vorsichtig geschmorten, wunderbar süß-würzigen Zwiebeln. Alles mit leichtem Biss und vor allem nicht so Fett triefend. Etwas frische Petersilie darüber, ein Gedicht.
Insgesamt gute 4 Sterne für das Essen, das PLV möchte ich darüber ansiedeln. "Rechnung" = drei Zahlen handschriftlich auf dem Brauerei-Block. Hat wirklich jemand etwas anderes erwartet? Ich nicht.
Sauberkeit: Im Gastraum alles picobello. Die sanitären Anlagen nicht besucht.
Fazit: Gute Qualität war noch alle Zeit ein erfolgreiches Konzept. Der Rest: Wer's mag, mag's mögen. Wer nicht mag, mag's eben nicht.
Für meinen zweiten Saarbrücken-Aufenthalt in diesem Jahr hatte ich mir ein Lokal ausgesucht, das auf diesem Portal noch gar nicht, dafür auf anderen höchst unterschiedlich bewertet wurde. Von "weltbeste Rumpsteaks" bis "die unverschämteste Bedienung ever" reichen die Meinungen.
Nach einem strammen Fußmarsch bei gut 30 Grad erreichte ich doch etwas ermattet das für seine Steaks gerühmte Deutschhaus. Nach einem Umzug vor einigen Jahren bleibt die Lage doch suboptimal. Am Rande von Alt-Saarbrücken an einer größeren Straße gelegen, geht der Blick auf... mehr lesen
Zum Deutschhaus
Zum Deutschhaus€-€€€Restaurant068154927Gersweilerstraße 23, 66117 Saarbrücken
4.0 stars -
"Qualität kommt nicht aus der Mode. Superlative sind nicht nötig." DerBorgfelderFür meinen zweiten Saarbrücken-Aufenthalt in diesem Jahr hatte ich mir ein Lokal ausgesucht, das auf diesem Portal noch gar nicht, dafür auf anderen höchst unterschiedlich bewertet wurde. Von "weltbeste Rumpsteaks" bis "die unverschämteste Bedienung ever" reichen die Meinungen.
Nach einem strammen Fußmarsch bei gut 30 Grad erreichte ich doch etwas ermattet das für seine Steaks gerühmte Deutschhaus. Nach einem Umzug vor einigen Jahren bleibt die Lage doch suboptimal. Am Rande von Alt-Saarbrücken an einer größeren Straße gelegen, geht der Blick auf
Geschrieben am 06.08.2015 2015-08-06| Aktualisiert am
06.08.2015
Besucht am 07.06.2015
Wohlig eingestimmt durch die positiven Besprechungen von simba erreichte ich nach strammen Fußmarsch das mächtige Haus des Adlers in der Nähe einer Ausfallstraße.
Die Frage drinnen oder draußen stellte sich an diesem heißen Tage nicht. Bei Eintreffen wurde ich von der jungen Dame im Service informiert, dass nur der Garten geöffnet sei. Auf die schönen Bilder beeindruckender Fleischlieferanten musste ich daher verzichten, sie sind mir eh auf dem Teller lieber. Nachdem ich den teilweise geschotterten, staubigen Parkplatz hinter dem Haus mit entsprechenden Folgen für den Schuhputz überquert hatte, konnte ich kurz nach 18:00 Uhr noch zwischen mehreren Metall-Gartentischen wählen. Einige zurückhaltend, aber freundlich mit bunten gewebten Stoffsets eingedeckt. Dazu einfaches Besteck in eine ebensolche Vliesserviette. Eine kleine Kalanchoe bildet die einfache Deko. In der Tat ein lauschiger Platz, der von einem großen Ahorn, einem Holunder und großen Büschen beschattet wird, die am späteren Abend effektvoll von unten angestrahlt werden. Den Blick über die Mauer auf einen großen öden Parkplatz kann man sich sparen. Viel schöner ist das beeindruckende Bambuswäldchen jenseits eines kleinen Grabens, in das eine Konstruktion aus kräftigen Bambusrohren hineinführt. Südostasien in Südwestdeutschland. 4 Sterne für's angenehme Ambiente. Das harte Gestühl und der staubige Boden führen zu leichten Abzügen.
Der Service wird von Madame Leconte selbst erledigt sowie von zwei ungelernten Kräften. Eine hatte wohl den ersten Tag und war leider nicht nur unsicher, sondern auch schnippisch. Die Chefin kümmerte sich intensiv um zwei Stammgäste, schleppte sogar die große Tafel mit den Tagesgerichten durch den halben Garten. Erst als der Abend schon weit fortgeschritten war, machte Madame auch im ganzen Garten die Honneurs. Im ganzen Garten? Nein, ein kleiner Tisch am Rand war ihr leider einen Meter zu weit. Genau in diesem Abstand machte unsere "Gastgeberin" auf dem Absatz kehrt und drehte mir ohne auch nur einen Gruß, geschweige denn ein paar freundliche Worte den Rücken zu. Und wart diesen Abend auch nicht mehr gesehen. Das war schon sehr unhöflich. So blieb der Service weitgehend an einer jungen, hübschen, bulgarischen Werksstudentin der Firma Bosch hängen, die sich schon überraschend viel angeeignet hatte und ihr Werk zunächst auch mit großen Enthusiasmus versah. Was sie z. B. zum Wein nicht wusste, wurde zeitnah beim nächsten Gang in die Küche erfragt, wozu ein Lauf durch den Garten, über den Parkplatz und die steilen Treppen hoch erforderlich war. Respekt. Auf meine Frage nach den Tagesangeboten verwies sie auf die in respektabler Entfernung stehende Tafel, die an die ehem. Remise gelehnt war, von der aus die Grundversorgung des Gartens erfolgte. Nun, das will ich ihr für das Engagement nachsehen. Glückliche Jugend, die du dir das Nachlassen u. a. der Sehkraft mit den Lebensjahren schlicht nicht vorstellen kannst! Ein wirklicher Mangel dagegen war der Umstand, dass der zuvor mit einigen Mühen verkostete Rotwein zum Rindfleisch dann nicht serviert wurde. Schlicht vergessen. Kann passieren. Gern hätte ich reklamiert, aber mit fortschreitender Zeit zogen sich die beiden jungen Frauen zum Ratschen in ihre Holzbude zurück und waren länger nicht mehr zu sehen. Die meisten Tische waren auch schon mit dem Essen durch und im angeregten Gespräch vertieft. Schicksal des Einzelgastes. Der Fehler lag aber auch bei der Chefin, die eben nicht mehr präsent war. Ich hatte weder Lust, beim Warten das Essen kalt werden zu lassen, noch, mich selbst auf den Weg zu machen. Ich meine, dass die Bedienung zum Gast kommen sollte, nicht umgekehrt. Da bin ich etwas eigen... So wurde das sehr gute Fleisch halt nur vom Carola-Wasser begleitet. Beim Abräumen war die Bestürzung immerhin groß und die Nachlieferung auf Kosten der jungen Dame (!) wurde angeboten. Ein feuriger Südfranzose solo ist aber nicht nach meinem Geschmack, so dass ich ablehnte. Stattdessen wurde später ein Kirschwasser nicht berechnet. Das immerhin war i. O. Leider musste ich auch zum Bezahlen sehr lange warten, was immer ärgerlich ist, weil der Schlussakkord ja doch am längsten nachhallt. Da ich mich die meiste Zeit aufmerksam und vor allem mit echter Freundlichkeit bedient fühlte, noch 3,5 Sterne.
Das Essen jedenfalls hätte einen besseren Service verdient gehabt. Ich war fast durchgängig zufrieden und bedanke mich beim Kollegen simba für den Tipp. Bodenständige französische Küche steht im Mittelpunkt des Angebots.
Und so wählte ich zunächst einen Cremant rosé vermutlich von Pinot vom Mosel-Weingut Petgen Dahm aus Perl.
Nach diesem eleganten Auftakt gab es seit langem mal wieder Artischocke, die frisch und heiß mit einer etwas dickeren Vinaigrette und Baguette serviert wurde. Die Blätter waren dickfleischig, der Boden von idealer Konsistenz. Die Soße war mit Estragon versetzt, ihre Säure nicht übertrieben und "Zugeschaut - mitgebaut"-Gerichte mag ich ja sowieso gern. Zu meiner Überraschung verursachte die Bitte um eine Fingerschale bei der Bedienung Überraschung. Aber auch dieser Wunsch wurde mit warmen Wasser und Zitrone, wenn auch in einem gewöhnungsbedürftig großen Gefäß, schnell erfüllt. Als Begleiter ein Grauburgunder nochmals von Petgen Dahm, im Barrique ausgebaut. Vielleicht nicht die beste Weinwahl aller Zeiten, aber Artischocke plus Säure ist auch problematisch. Ich hab mich nach Kräften bemüht, Getränk und Essen auseinander zu halten und mich dann an dem wirklich tollen Bukett von Aprikose und Maracuja gefreut.
Als so nicht auf der Karte angebotenen Zwischengang hatte ich mir Anfang Juni natürlich frischen weißen Spargel solo gewünscht, begleitet von einer Sauce Hollandaise. Die sieben mitteldicken Stangen kamen für meinen Geschmack auf den Punkt gegart und waren nicht herausragend, aber gut. Besonders hat mich aber die frische Hollandaise gefreut, bei der die Butter führte und die Zitrone im Hintergrund stand. Aufgrund des langen Weges war die Soße stark abgekühlt. Nicht zu vermeiden, wenn traditionell im Wasserbad bei entsprechend niedriger Temperatur aufgeschlagen wird. Sehr gut. Über die hilflose Salatgarnitur decken wir lieber den Mantel des Schweigens...
Mangels offenem Silvaner oder Weißburgunder hab ich es mal wieder mit Riesling, hier vom Weingut Gilg aus dem Elsass probiert. Ging so.
Das Hauptgericht war überwiegend Licht bei einem schweren Schatten. Das Onglet war von wunderbar fester und doch zarter Struktur. 5 Tranchen medium rare, die zeigen, dass dieser Schnitt völlig zu Recht derzeit die gehobene deutsche Gastronomie erobert. Die in der Schale gegarten Kartoffeln und das Gemüse-Potpurri waren ohne Höhen und Tiefen. Leider war die Wasabi-Soße misslungen. Handwerklich tadellos montiert, aber ohne jede Spur von Schärfe, dafür regelrecht versalzen. Ich bin beim Salz ja eher etwas zurückhaltend, also hab ich nicht reklamiert, sondern versucht, das Fleisch möglichst "trocken" zu erwischen. Schade, schade. Dazu wäre die Grenache-Syrah-Carignan-Cuvée sicher ein schöner Begleiter gewesen, wenn sie denn gekommen wäre... Der Begleitsalat überzeugte mit sorgfältig gezupften Blättern und Radieschen statt Eisberg sowie einer leichten Vinaigrette.
Statt eines Desserts lockte mich der flambierte Munsterkäse, der nach dem langen Weg noch brennend an den Tisch kam. Einerseits Respekt für den Service, andererseits waren die Ecken schon schwarz. Ansonsten schön verlaufend außen und fest und kräftig innen. Dazu einfaches, aber immerhin handwerklich gebackenes Baguette. Das begleitende Kirsch-Eau de Vie Grand Reserve von André Scherer bewies mir leider nur wieder, dass feine Brände an mich verschwendet sind. Es war mir viel zu scharf.
Bewertung für's Essen schwankt zwischen 3,5 und 4 Sternen. Da Fleisch mein Gemüse ist, runde ich für das Onglet (und die Hollandaise) auf.
Sauberkeit draußen unauffällig. Die Toiletten wurden nicht besucht.
Preislich hat's absolut gestimmt:
Artischocke Vinaigrette 7,5€
Spargel 7,5€
Onglet 22,5€
Munster 5,1€
Der halbe Liter Wasser erträgliche 3,2€. Der Cremant schlug mit 4,8€ zu Buche, die beiden Weißen 3,1€ bzw. 2,9€, jeweils für 0,1l.
Fazit: Ich schließe mich der Empfehlung an, auch wenn ich glaube, dass ich einen eher schlechteren Tag von Service und vielleicht sogar der Küche erwischt habe.
Wohlig eingestimmt durch die positiven Besprechungen von simba erreichte ich nach strammen Fußmarsch das mächtige Haus des Adlers in der Nähe einer Ausfallstraße.
Die Frage drinnen oder draußen stellte sich an diesem heißen Tage nicht. Bei Eintreffen wurde ich von der jungen Dame im Service informiert, dass nur der Garten geöffnet sei. Auf die schönen Bilder beeindruckender Fleischlieferanten musste ich daher verzichten, sie sind mir eh auf dem Teller lieber. Nachdem ich den teilweise geschotterten, staubigen Parkplatz hinter dem Haus mit... mehr lesen
Gasthaus Zum Adler
Gasthaus Zum Adler€-€€€Restaurant068152841Deutschherrnstraße 2, 66117 Saarbrücken
4.0 stars -
"Schöner Garten. Solide französische Küche. Ignorierter Borgfelder." DerBorgfelderWohlig eingestimmt durch die positiven Besprechungen von simba erreichte ich nach strammen Fußmarsch das mächtige Haus des Adlers in der Nähe einer Ausfallstraße.
Die Frage drinnen oder draußen stellte sich an diesem heißen Tage nicht. Bei Eintreffen wurde ich von der jungen Dame im Service informiert, dass nur der Garten geöffnet sei. Auf die schönen Bilder beeindruckender Fleischlieferanten musste ich daher verzichten, sie sind mir eh auf dem Teller lieber. Nachdem ich den teilweise geschotterten, staubigen Parkplatz hinter dem Haus mit
Nach 56 Jahren in der Gastronomie schließt Herr Stefani sen. sein Restaurant am 25.7.2015 aus Gesundheitsgründen. Ein Familien- und familiär geführtes Restaurant mit einem Kenner und Könner der toskanischen Küche geht verloren. Legendär der Dialog bei seiner Runde durch das Lokal: "Hat er Ihnen geschmeckt?" "Ja, danke. Sehr, sehr gut." "Das machen wir immer so. Dann kommen die Gäste wieder." Ich bin traurig. Mille grazie per tutto. Arrividerci.
Nach 56 Jahren in der Gastronomie schließt Herr Stefani sen. sein Restaurant am 25.7.2015 aus Gesundheitsgründen. Ein Familien- und familiär geführtes Restaurant mit einem Kenner und Könner der toskanischen Küche geht verloren. Legendär der Dialog bei seiner Runde durch das Lokal: "Hat er Ihnen geschmeckt?" "Ja, danke. Sehr, sehr gut." "Das machen wir immer so. Dann kommen die Gäste wieder." Ich bin traurig. Mille grazie per tutto. Arrividerci.
Da Piero
Da Piero€-€€€Restaurant0421 2761724Fedelhören 36, 28203 Bremen
stars -
"Das da Piero schließt." DerBorgfelderNach 56 Jahren in der Gastronomie schließt Herr Stefani sen. sein Restaurant am 25.7.2015 aus Gesundheitsgründen. Ein Familien- und familiär geführtes Restaurant mit einem Kenner und Könner der toskanischen Küche geht verloren. Legendär der Dialog bei seiner Runde durch das Lokal: "Hat er Ihnen geschmeckt?" "Ja, danke. Sehr, sehr gut." "Das machen wir immer so. Dann kommen die Gäste wieder." Ich bin traurig. Mille grazie per tutto. Arrividerci.
An griechischen Restaurants herrscht im Gegensatz zur Peripherie im Zentrum der Hansestadt erstaunliche Flaute. An guten eher Windstille. Sowohl das alteingesessene Plaka, als auch das schon nach wenigen Monaten unter neuer Leitung befindliche Notos am Wall werden auf anderen Portalen so schlecht bewertet, dass ich keine Lust verspüre, meine mehr oder weniger lang zurück liegenden grauenvollen Erfahrungen aktuell zu überprüfen. Umso erfreulicher, dass am Rande des Schnoorviertels nun das Athen seine Pforten geöffnet hat. Nachdem die dortigen Senatsstuben - eines der wenigen Restaurants, von dessen Besuch ich mit Überzeugung aktiv abgeraten hatte - im Herbst verdient in die gastronomischen Jagdgründe einging, hat Anfang des Monats die Familie Meos, die in Oberneuland das gleichnamige Lokal betreibt, den (zusätzlichen) Sprung in die City gewagt. (Kaum hat der Borgfelder seine Zelte im grünen Vorort abgebrochen, folgt der erste Wirt. Naja, der Jäger zieht wohl mit seiner Beute...). Das Meos wurde vom Godfather of greek cuisine - Hanseat1957 - immerhin ins obere Mittelfeld der bremischen Hellas-Kulinarik gevotet.
Also in froher Erwartung hinein in die Stube und fast wieder heraus, denn der erste, große und recht helle Gastraum wird nach wie vor von altdeutscher Möblierung in Eiche rustikal dominiert. Die Sitze in schwarzem Kunstleder, dazu die alten dunkelroten Fliesen - so weit, so bekannt (scheußlich). Leider wurde nicht in eine komplette Neuausstattung investiert, sondern die altdeutsche Herrlichkeit hellenisiert. Dabei haben mir die auf Leinwand gezogenen großen Griechenlandbilder gut gefallen, bringen sie doch Farbe, Sonne und Urlaubsgefühle mit. Aber große Kunststoff-Reliefs, Säulen, Büsten etc., kitschige Leuchten und als Krönung der Geschmacksverirrung ein hohler Säulenstumpf aus Plastik, innen blau (!) beleuchtet, darin stehend Fläschchen, Figürchen und allerlei Schnick-Schnack, vermutlich zum Erwerb vorgesehen. Ob dem durchschnittlichen Bremen-Touristen (denn das dürfte - zu Recht - eine große Zielgruppe des Athen sein), tatsächlich der Sinn nach Ouzo in einer kleinen Athene-Statue steht? Das "Konzept" wird auch im hinteren Bereich und in ersten Stock weiter geführt, in denen insgesamt drei Räume für Gesellschaften zur Verfügung stehen: Bilder und Säulen vor die Tür, Zeus-Saal etc. daran geschrieben, fertig. Auf den Tischen weiße Sets, das übliche Gastrobesteck mit der bekannte "Wir lernen griechisch"-Serviette. Eine Kerze, die sogleich entzündet wird. Salz und Tischasche um Streuer. Eine Mühle war an der Servicestation vor den Gästen in Sicherheit gebracht worden. Schließlich eine kleine Tafel im Holzfuß, auf die mit naiver Hand ein Fischlein und die Erläuterung Dorade vom Grill 15 € gezeichnet war. Aus den Lautsprechern ertönte leise Softpop in griechischer Sprache. Für die zweite Kundengruppe aus den umliegenden Büros wird ein Mittagsbuffet für 8,8€ angeboten. Ein Buffetwagen, dessen helles Holz gar nicht zur sonstigen Eiche rustikal passte, stand leer und störend mitten im Gastraum.
Für meinen Geschmack 2*.
Selbst die ersten Obergeschoss befindlichen Toiletten sind graecisiert. Wobei diese sicher zwei oder eher drei Jahrzehnte auf dem Buckel haben mögen, es findet sich sogar noch ein auf Hüfthöhe angebrachtes Spülbecken, in das sich Gäste, denen -meist aufgrund übermäßigem Alkoholkonsums - übel ward, in entspannter Körperhaltung erleichtern können. Alles aber weder heruntergekommen, noch in irgendeiner Beziehung unangenehm. Im Gastraum sowieso alles sauber. Nachdem Gäste gegangen waren, wurde der Tisch sorgfältig gewischt und neu eingedeckt. Daher 3,5*
An Bedienungen herrscht kein Mangel. Die vermutliche Wirtin hält sich Hintergrund, ein Herr mit Lebenserfahrung teilt sich den Service mit einem jungen Mann. Beide in schwarzer Hose und weißem Hemd, ebenso wie die figurbetont gekleidete junge Dame (Tochter?), die meist zapft, aber gelegentlich die Getränke auch an den Tisch bringt. Nicht an meinen, mir wendet sie die Rückseite zu. Ich Glückspilz. Ganz in Schwarz dagegen ein großer Blonder, dessen Wiege sicher nicht in Hellas stand. Stellung etwas unklar: Schwiegersohn? Beim Blick in die Küche zeigt sich, dass auch die "Großeltern-Generation" im Einsatz ist.
Während der ältere Herr höflich, aber eher zurückhaltend agierte, war der junge Mann offen und freundlich. Er ging interessiert auf meine Rückmeldungen ein. Obwohl stets einer der beiden am Rande des Geschehens "Wache" stand, hätte ich mir eine etwas aktivere Betreuung gewünscht. Empfehlungen gab es nicht, Pfeffermühle nur auf Bitte und mein Weinglas wäre sicher ausgetrocknet, wenn ich nicht selbst zur Flasche gegriffen hätte. Zuvor war eingeschenkt worden, allerdings aus der schon geöffnet an den Tisch gebrachten Flasche. Ein Probeschluck wurde nicht offeriert. Andererseits wurde die Kerze angezündet, gleich nachdem ich Platz genommen hatte, die Weinflasche sogleich in den Kühler gestellt und Wasser zur Begleitung angeboten, vor der Größe der warmen Vorspeise gewarnt und eine Reduzierung angeboten. Auch erfolgten zur rechten Zeit Fragen nach der Zufriedenheit. Die Mitnahme der angebrochenen Weinflasche war kein Problem. 3,5*
Da ich meinen Gesprächspartnern am nächsten Morgen keine allzu kräftige Knoblauchfahne zumuten wollte, wählte ich diesbezüglich etwas zurückhaltender:
Taramas 3€
Bohnensuppe 3,5€
Mit Muscheln gefüllte und überbackene Pilze (Kl. Portion) 4,5€
Lamm Stifado 11,5€
Das PLV bewerte ich als sehr gut. Die Mengen waren gut bemessen, besonders die "kleine" Portion Pilze sehr reichlich. Ouzo gab's zum Kommen und Gehen.
Mir stand der Sinn nicht nach schwerem Rotwein und wählte trotz des Lamms eine Weißweincuvée von Malagousia und Assyrtiko, zwei autochthonen Trauben der Region Eponami in Nordgriechenland. Mir alles gänzlich unbekannt, aber da das Weingut u.a. meinen Vornamen trägt, lachte mich der Wein an. Und zu Recht, zu 24€ lediglich mit dem Doppelten des durchschnittlichen Internetverkaufspreises angeboten, ein Schnäppchen. Dafür bekam ich einen nicht zu schlanken jungen Wein mit sehr gut eingebundener Säure und einem kräftigen Bukett nach Gräsern, grünem Apfel und Basilikum. Durchaus mit eigenem Charakter konnte der Tropfen bis vor das Hauptgericht gut mithalten und hat mir zuhause auch noch den späten Abend verschönt. Gut gekühlt, was sich dank Kühler auch kaum änderte.
Das Essen konnte weitgehend überzeugen. Alles selbst gemacht, da bin ich sicher.
Zum Auftakt heiße Hefeteigbrötchen mit einer hausgemachten, streichfähiger (!) Kräuterbutter darin u.a. Knoblauch, Petersilie und Dill verarbeitet.
Die Fischcreme wurde in drei großen Kugeln mit etwas Garnitur serviert. Sehr feine Konsistenz, etwas zu kalt und in Farbe und Geschmack zurückhaltend, wenn auch erkennbar. Auf meinen Hinweis berichtete der junge Mann, dass manche Kunden einen starken Rogengeschmack nicht schätzen und man immer hin und her gerissen sei.
Wie schon in Oberneulander Restaurant ist der Krautsalat nicht nach meinem Geschmack. Sah für mich zwar selbst geraspelt aus, aber sehr grob, recht hart und mit reichlich Öl angemacht. Immerhin ganz anders als die feine, säuerliche Variante, die Geschmäcker sind eh verschieden.
Viel besser die Suppe aus weißem Bohnen mit Tomaten, roter Paprika, Zwiebel, Dill und einigen Maiskörner. Sie war von Haus aus etwas pikant und wurde zudem mit einem Zitronenviertel serviert, so dass ich nach Geschmack eine fruchtig-säuerliche Note ergänzen konnte. Über die fehlende Zitronenpresse sah ich huldvoll hinweg, zumal unsere auch gerade erst wieder beim Umzug aufgetaucht war. Eine ansprechende Suppe.
Sehr gut haben mir die dann frischen Champignons geschmeckt, die mit jeweils einer Miesmuschel gefüllt und in einer Tomatensauce mit einer dünnen (!) Käseschicht überbacken waren. Alle Bestandteile waren geschmacklich einerseits wahrnehmbar und harmonierten andererseits miteinander.
Das Stifado aus dem Ofen wurde sogleich mit einer Warnung bezüglich der Temperatur versehen und die zischende und brutzelnde Form auch auf einem Extrateller in sicherer Entfernung aber doch erreichbar platziert. Sehr aufmerksam. Ein wunderbarer Duft von Lamm und intensiven Gewürzen stieg auf. Ein Lorbeerblatt lugte aus der Tomatensauce und später fanden sich tatsächlich Wacholderbeeren. Die georderte Pfeffermühle wurde auch nicht gebraucht. Gut würzen kann Großmutter jedenfalls.
Leider war die Form für meinen Geschmack etwas zu lange in der Hitze gewesen. Den Lammstücke waren durch, aber noch saftig. Jedenfalls, soweit sie von Flüssigkeit umgeben waren. Das aus der Sauce herausragende Fleisch zeigte sich aber ein wenig zu dunkel und dort auch eher trocken. Zudem gerieten die namensgebenden kleinen Zwiebeln zu weich, kurz vor matschig. Schade. Die wenigen größeren Exemplare konnten das wunderbare süßliche Aroma mit einem Rest von Biss viel mehr zur Geltung bringen.
Trotzdem ein gelungener Start und ein Gewinn für die Innenstadt. Vermutlich auch hier oberes Mittelfeld, was mangels besserer Alternativen locker für eine Empfehlung reicht. Die Angebote vom Grill warten der Prüfung und dann natürlich auch mit Tsatziki.
An griechischen Restaurants herrscht im Gegensatz zur Peripherie im Zentrum der Hansestadt erstaunliche Flaute. An guten eher Windstille. Sowohl das alteingesessene Plaka, als auch das schon nach wenigen Monaten unter neuer Leitung befindliche Notos am Wall werden auf anderen Portalen so schlecht bewertet, dass ich keine Lust verspüre, meine mehr oder weniger lang zurück liegenden grauenvollen Erfahrungen aktuell zu überprüfen. Umso erfreulicher, dass am Rande des Schnoorviertels nun das Athen seine Pforten geöffnet hat. Nachdem die dortigen Senatsstuben - eines... mehr lesen
3.5 stars -
"Polarisierendes Ambiente, gute Küche. Gewinn für die Innenstadt!" DerBorgfelderAn griechischen Restaurants herrscht im Gegensatz zur Peripherie im Zentrum der Hansestadt erstaunliche Flaute. An guten eher Windstille. Sowohl das alteingesessene Plaka, als auch das schon nach wenigen Monaten unter neuer Leitung befindliche Notos am Wall werden auf anderen Portalen so schlecht bewertet, dass ich keine Lust verspüre, meine mehr oder weniger lang zurück liegenden grauenvollen Erfahrungen aktuell zu überprüfen. Umso erfreulicher, dass am Rande des Schnoorviertels nun das Athen seine Pforten geöffnet hat. Nachdem die dortigen Senatsstuben - eines
An der Gneisenaustraße kurz vor dem Kreuzberger Südstern befindet sich nicht nur das von Hanseat gelobte Thalasso - das aufgrund einer sich für den nächsten Morgen verbietenden Knobi-Fahne ausschied - sondern nur einige Häuser weiter auch dieses eigenwillige kleine Restaurant. Bis vor einem Jahr befand sich das Lokal seit 2009 in der Großbeetenstraße, wie eine Art Grabstein im Lokal ahnen lässt. Bei TA wird von Kult gejubelt, aber das ist in Berlin ja jeder zweite Laden, scheint's. Das Ambiente ist schon mal indifferent. Soll es Wohnzimmer sein (Fotografien in S-W, großer Tulpenstrauß auf der Theke, ab und zu ein Geschirrteil einsam im Raum) oder Bistro (schwarze Holzstühle ohne Polsterung, Wandlampen in Milchglas/Schmiedeeisen) oder Hipster-Location (natürlich ein Geweih! keine Speisekarten, irritierende Musik aus der Küche - additiv zu der im Lokal...). Die hohen weißen Altbau-Wände, die Vollkunststofftische in dunkler Holzoptik vom Restaurantausstatter und die vielen Geschirreinzelstücke mit opulenter Blümchen- und sonstiger Bemalung passen noch nicht zusammen und lassen zusammen mit der etwas unglücklichen Beleuchtung keine stimmige Atmosphäre aufkommen. Die Tische ohne Tischwäsche sind eindeckt mit Gläsern, mittlerem bis einfachen Besteck, kleiner brauner Vliesservietten und einer Blumenvase. Die im hinteren Bereich des Restaurants aus der Decke baumelnden Elektrokabel und die völlig verblühten Tulpen (Memento mori?) verstärkten zusammen mit der 99-Cent-Stumpenkerze auf einer Untertasse den Eindruck, dass das Konzept noch nicht wirklich umgesetzt ist.
Diesen Vorwurf kann man der puristischen Homepage sicher nicht machen: Schwarz - weiß - wenig rot. Angaben zu Lage, Kontakt und Öffnungszeiten. Zwei Sätze zur Philosophie (gutbürgerlich, regional, selbstgemacht - kann ich alles bestätigen). Drei beispielhafte Gerichte (Käsespätzle, Maultaschen, Rindergulasch). That's it. Keine Galerie, keine Events, kein Gesülze. (Man vergleiche die HP von Nobelhart&Schmutzig - was für ein selbst beweihräucherndes Gelaber...). Aber auch keine Speisekarte. Wobei - die drei genannte Gerichte sind ja schon 60% der Karte. An der Wand im Laden kommen nur noch Blattsalate und Crème Brûlée dazu.
Die Tafel mit den Tagesangeboten bleibt dieser Konzentration treu: Als Vorspeise Spargelcremesuppe mit Korianderbrot und Schwarzwälder Schinken. Zwei Hauptgerichte: Beelitzer Spargel mit kleinen Kartoffeln und grüner Soße optional Lummerkalb oder Backhändl mit Kartoffel-Gurken-Salat. Dessert: Zimtparfait mit Kompott.
Getränke ähnlich: Eine feste Karte an der Wand über der Theke mit 10-12 Positionen, darunter leider kein Wein. Wurde auch nicht angeboten, als ich den Spargel aus der Sandbüchse Preußens als Suppe und Hauptgang - natürlich mit dem Kalbsfilet - orderte. Dann also ein helles Bier aus dem Oetker-Konzern (Tucher) unter "Aufsicht" des Klosters Scheyern gebraut. Süffig-süße Würze mit wenig Hopfen, kannte ich nicht, hat mir gut geschmeckt.
Vorab wird Korianderbrot gereicht ohne etwas dabei. Und einen Dip etc. braucht es auch nicht bei diesem außerordentlichem Produkt. Vier reelle Scheiben wunderbar duftend, warm, an den Seiten knusprig und mit einem herrlichen Duft. Auch der Geschmack weist deutlich auf die verwendeten Gewürzsamen. LANGE kein so tolles Brot gegessen. Chapeau!
Die Vorspeise war ebenfalls sehr gut. Für eine Cremesuppe von durchaus leichter Konsistenz, ohne wässrig zu sein. Keine Spargelstücke, aber gut wahrnehmbarer Geschmack. Darin etliche Streifen vom Schinken, die gerade die richtige Größe zum löffeln hatten und als Einlage in der proteinhaltigen Suppe weich und mild geworden waren, ohne ihren rauchigen Charakter zu verlieren. Das klassische Duo Spargel/Schinken hier in einer sehr gut gelungenen Kombi. Dazu zwei Schlieren Bärlauchpesto, das in dieser Dosierung einen gelegentlichen, angenehm kräftigeren Kontrast setzte. Auch hier großes Lob.
Zum Hauptgericht wurden Blattsalate in einer hausgemachten Cocktailsauce serviert, die leicht pikant war. Die Salatblätter - Eisberg war nicht dabei - waren untadelig frisch, hätten aber vielleicht einen Tick kleiner sein dürfen. Schwieriger noch, dass auf dem schon beachtlichen Turm frische Radieschenschnitze, Kresse und Petersilie drapiert waren. Konzentration war gefragt.
Erst recht beim Hauptgericht. Zunächst eine Überraschung: Statt der erwarteten Medaillons kam das Kalbfleisch nach Art eines Tafelspitz daher, vier Scheiben jeweils von der Dicke eines großzügigen Aufschnitts. Kühl, schön mürbe und trotzdem noch leicht saftig. Das passte sehr gut zu den vier sehr, sehr dicken Stangen (ich schätze, deutlich über 25mm - nach dem Schälen). Die Dicke ließ die Stangen etwas zu fest aus dem Kochwasser kommen und ging ein wenig zu Lasten des Geschmacks. Der war gut, aber auch nicht überragend. Es war aber auch nicht der erste Spargel,der Saison, die zudem ja noch jung ist. Die kleinen Kartoffeln waren gut gegart und geschmacklich ebenfalls o.k. Dazu noch eine ebenfalls selbst gemachte grüne Sauce, aus der der Kerbel etwas heraus schmeckte und so wäre es ein wunderbares Spargelgericht gewesen. Leider blieb der Koch seinem Hang zum Bombast treu (aus der Küche ertönte derweil etwas wie Rammstein in englisch). Über die grüne Sauce wurde nochmals Bärlauchpesto gegeben, das war eindeutig zu viel an kräftigem Geschmack für den Spargel. Ebenso, wie an Dekor. Lauchringe die Menge, grün und weiß, glatte Petersilie und drei Kirschtomaten. Letztere nicht reflexhaft, weil ja jedes Tellergericht in Deutschland entsprechend zu verzieren ist, sondern durchaus gewollt, da sie heiß und etwas geschmolzen waren. Die Säure passte nun überhaupt nicht zum Gericht.
Zuviel gewollt und damit ein gutes Gericht verschlimmbessert.
Es war der vorletzte Abend vor drei Tagen Schließzeit ab 1. Mai. Vielleicht hat das zu einem Alles-muss-raus-Effekt geführt. Dachte ich und bin die nächste Woche gleich nochmal hin. Immerhin statt der halbtoten Tulpen nun frische Kamille. In den Lautsprechern und auf dem Teller erneut Immer-feste-druff! Der Spargelsalat mit Entenbrust von einem Matterhorn der schon bekannten Blattsalate begleitet. Auf den Maultaschen geschmelzte Zwiebeln, Petersilie und reichlich Schnittlauch. Da ich nicht nochmals den vorgesehenen Blattsalat als Beilage wollte, fragte ich nach einer kleinen Portion Wurzelgemüse, der Beilage eines Tagesgerichts. Kein Problem, auch den Linsensalat, eine weitere Beilage könne ich probieren. Aber gern! Dass beides mit großer Kelle auf die armen Maultaschen gehäuft wurde, hatte ich nicht erwartet. Schön ist anders. Insgesamt fielen die Gerichte etwas gegenüber dem ersten Besuch ab. Der Spargelsalat aus dünnen, in einer leicht pikanten Vinaigrette marinierten Abschnitten. Gerade die rechte Bissfestigkeit. Die geräucherte Entenbrust zu dieser Art Spargel nicht zu kräftig, schön rosa und zart. Salat wie bekannt.
Die hausgemachten Maultaschen mit klassischer gekräuterter Kalbsbrät-Füllung waren sehr flau. Allerdings schön locker. Der Teig nur an einer Stelle etwas dick geraten. Auch die Zwiebeln blieben nicht nur farblich blass. Weich schon, aber weder Süße noch Röstaromen. Muss das in Schwaben so? Handwerklich aber gut gemacht. Die Wurzeln waren eher mein Fall. Bestehend aus Kohlrabi, Karotten und (leider) auch Sellerie waren sie jeweils auf den Punkt gegart und geschmacklich überzeugend.
Ein positiver Effekt war, dass ich auf Nachfrage doch die "Weinkarte" des Hauses erhielt, eine leere Flasche, die anstelle eines Etiketts eine Banderole mit den handgeschriebenen Angeboten. Muss du halt finden, Gast! Wer nicht fragt, bleibt dumm...
Was überhaupt für den Service als solchen gilt. Ein sehr freundlicher Mann, sicher einer der drei Gesellschafter. Nur halt seeeeehr zurückhaltend. Auf Nachfrage alles gerne, kein Problem, siehe z. B. die Beilagen. Auch ein noch nicht auf der "Karte" verzeichnete Wein wurde angeboten. Den eigentlich nur als Piccolo verfügbaren Sekt bekomme ich auch offen als 0,1l. Nach der Zufriedenheit wurde auch gefragt, aber ansonsten: Nur schnell weg vom Gast, bloß nicht stören. Vielleicht rührt die Unsicherheit, dass er nicht vom Fach ist? Irgendwann bat ich um Feuer, damit ich die Kerze selbst entzünden konnte... Hat er aber verstanden.
Sehr sauber war's. Die Toiletten können den Altbau nicht verleugnen, waren aber nicht nur sauber, sondern rein und auch noch am späteren Abend von frischem Duft. Sehr angenehm.
Das PLV ist gut. Die Maultaschen kommen regelmäßig auf 10,9€, der Spargel mit Kalbfleisch war preismäßig die Spitze mit 17,9€. Suppe zu 5,5€ und Salat mit Entenbrust für 6,9€ günstig. Der noch nicht auf der Karte verzeichnete Grauburgunder entpuppte sich als ein Ortswein von Gutzler aus Rheinhessen für 5,6€ das 0,2l Glas und war o.k., mehr aber nicht. Das kleine Glas Sekt kam auf 3,5€ und das 0,5l "Kloster"Bier auf 3,3€. Überhaupt nicht überzogen, das war angenehm.
Ich schwanke, ob ich eine Empfehlung aussprechen soll. In einer Gruppe mit guter Laune kann es bestimmt recht witzig sein. Ambitionierte Hobbyköche werden nicht überrascht. Andere erhalten gute Hausmannskost aus frischen Zutaten. Wie bei Mutti halt...
An der Gneisenaustraße kurz vor dem Kreuzberger Südstern befindet sich nicht nur das von Hanseat gelobte Thalasso - das aufgrund einer sich für den nächsten Morgen verbietenden Knobi-Fahne ausschied - sondern nur einige Häuser weiter auch dieses eigenwillige kleine Restaurant. Bis vor einem Jahr befand sich das Lokal seit 2009 in der Großbeetenstraße, wie eine Art Grabstein im Lokal ahnen lässt. Bei TA wird von Kult gejubelt, aber das ist in Berlin ja jeder zweite Laden, scheint's. Das Ambiente ist... mehr lesen
Mutti Kreuzberg
Mutti Kreuzberg€-€€€Restaurant03023905496Gneisenaustr. 67, 10961 Berlin
3.5 stars -
"Blitzsaubere Hausmannskost, in der Tat. Aber ist das schon Kult?" DerBorgfelderAn der Gneisenaustraße kurz vor dem Kreuzberger Südstern befindet sich nicht nur das von Hanseat gelobte Thalasso - das aufgrund einer sich für den nächsten Morgen verbietenden Knobi-Fahne ausschied - sondern nur einige Häuser weiter auch dieses eigenwillige kleine Restaurant. Bis vor einem Jahr befand sich das Lokal seit 2009 in der Großbeetenstraße, wie eine Art Grabstein im Lokal ahnen lässt. Bei TA wird von Kult gejubelt, aber das ist in Berlin ja jeder zweite Laden, scheint's. Das Ambiente ist
Geschrieben am 14.04.2015 2015-04-14| Aktualisiert am
14.02.2021
Besucht am 07.04.2015
Unseren Kurzurlaub zu zweit in der Osterwoche verbrachten wir in den Straßen und auf den Hügeln Bambärchs, wie wohl die korrekte Niederschrift des heimischen Idioms lauten dürfte. Nächtens betteten wir unsere Häupter in der Villa Geyerswörth zur Ruhe und trotz der durchwachsenen Erfahrungen von orcagna und Mann zur selben Zeit des Vorjahres besuchten wir am ersten Abend auch das La Villa. Einige Kritikpunkte müssen wir bestätigen, insgesamt hatten wir aber einen netten Abend und empfehlen das Restaurant zwar weiter. Es ist aber auf Bewährung.
Die Empfehlung liegt sicherlich sehr an unserer Gastgeberin Sandra Tober, die uns mit ungekünstelter Freundlichkeit versiert durch den Abend begleitete. Von der Begrüßung, als wir gleich bemerkt wurden, obwohl wir durch den Seiteneingang vom Hotel herein schlichen, bis heute, als wir die Heimreise antraten und mit einem fröhlichen Winken von der Terrasse verabschiedet wurden, haben wir uns als gern gesehene Gäste gefühlt. Mit dem zunächst angebotenen Tisch waren wir nicht einverstanden. Von unserer Wahl riet Frau Tober ab, da dort der Service für eine Veranstaltung vorbei laufen werde. Als wir unseren Aperetif wählten, erhielt ich einen Probeschluck des Champagner angeboten, da der auf der Karte ausgewiesene nicht geliefert worden und der Ersatz deutlich fruchtiger sei. Danach wählte ich einen weißen Port, den ich trocken und gekühlt erwartete. Kam aber warm und süß. Warum der als Aperitif angeboten wird, erschloss sich mir nicht. Aber immerhin, geschmeckt hat er und 3,9€ ist ein Schnäppchen. Madame fand de Sekt-Erdbeer-Cocktail etwas zu süß (4,1€). Wasser (Apo für 4,5€) wurde nachgeschenkt (Es geht eben.) Zum Hauptgang wurde ein weiterer Wein angeboten. Natürlich erkundigte sich Frau Tober zur rechten Zeit nach unserer Zufriedenheit. Mit einer Reklamation ging sie sehr professionell um und bedankte sich später ausdrücklich für die Kritik. Zum Sorbet (Dessert) kam das Angebot, mit Champagner bzw. Schokoladenlikör aufzufüllen, ohne zusätzliche Berechnung.
Die Rechnung ging auf die Zimmernummer, Trinkgeld in bar.
Das Ambiente, schon von orcagna gut beschrieben, möchte ich als modern-elegant bezeichnen. Das helle Holzparkett und die in Goldtönen gestrichenen Wände kontrastierten mit dem dunklen Leder der Sitzbank und den Hochlehnern ohne Armlehnen. Alternativ gab es niedrigere Lehnstühle mit edlem Stoffbezug in hellen und dunklen Streifen. Das über den Laufwegen direkte, ansonsten indirekte Licht verbreitete ebenso eine entspannte Atmosphäre, wie die sehr leise Popmusik. Die Tischabstände waren passabel. Auf dem etwas rutschigen, breiten Tischläufer war übersichtlich eingedeckt einschließlich weißer Stoffserviette, einer Kombi aus Pfeffermühle und Salzstreuer und einem sehr aparten orangen Blütenzweig. Das Restaurant ist barrierefrei erreichbar, jedenfalls über das Hotel. Dort befinden sich in erreichbarer Nähe und auch ohne Stufen erreichbar, die Toiletten. Mit einem frischen Duft und wie die übrigen Räume sehr sauber, nur der Papiermüll quoll gerade etwas über, was an der größeren Runde im Hotel gelegen haben mag.
Soweit alles im 4-5 Punkte-Bereich.
Leider konnte die Küche nicht mithalten.
Vorab konnte dreierlei Baguette (u.a. mit Mohn) mit einem fruchtigen, aber nicht pikanten Tomatenpesto gefallen. Dazu grüne Oliven, grobes Meersalz und ungesalzene Butter. Ansonsten kein Gruß aus der Küche. Kalte Vorspeise nur für den verfressenen Teil der Familie: gebratenes Hasenfilet auf Feldsalat mit Speck und Pinienkernen aus dem Menue für 8,5€. Für meine Frau wurde schon gleich ein zweites Besteck mitgebracht. Ungerechte Welt... Schon beim Servieren entfuhr mir spontan ein kurzes "Oje!". Die Filetscheiben sahen doch sehr durchgebraten aus. Leider bestätigte sich meine Befürchtung. Nicht knochentrocken, aber sehr fest. Nicht ungenießbar, am dicken Ende gings auch, aber gute Zähne waren von Vorteil. Unsere Gastgeberin erkundigte sich nach der Zufriedenheit und verschwand nach meiner Kritik in Richtung Küche, um nachzufragen (?). Derweil kämpfte ich weiter mit dem Fleisch und versuchte auch die grüne Unterlage. Erwartet hatte ich einen Vogerlsalat mit krossen Speckwürfeln. Leider nein. Die Büschel waren in einer sehr öllastigen Vinaigrette ertränkt, die mich sehr tief über den Teller zwang. Trotzdem lief mir beständig Öl über das Kinn. Auch kein schöner Anblick. Aber meine Schöne ertrug still. Die Speckstreifen erschienen mariniert, jedenfalls nicht erkennbar an- oder gar ausgebraten und daher ebenfalls fettig. Und schließlich verlieren Pinienkerne gewaltig an Reiz, wenn sie nicht angeröstet werden. Kirschtomatenviertel sind in diesem Arrangement flüssiger als flüssig, bestenfalls. Allein die Farbe trug zur gelungenen Präsentation bei. Gerade als ich das letzte Stück Fleisch gegessen hatte, erschien Frau Tober und sprach "Der, der ihn gemacht hat, hat zugegeben, dass er ihn zu lange gebraten hat." Schluck! Ich verdrängte nur unter Schwierigkeiten Bilder von unschönen "Befragungen" im Hinterzimmer der Küche... Und freute mich über das Angebot, das Gericht neu zu servieren. Gesprächsstoff hatten wir genug, so dass mir die Zeit nicht zu lang wurde. Das Ergebnis war um Längen besser, der Gargrad perfekt getroffen. Jetzt kam die Qualität zur Geltung, das Fleisch zart, aber mit Textur, Röstnote und leichtem Wildgeschmack. Sogar meine Frau verlangte charmant ein Probierstück. Der Salat war weniger ölig, konnte in mitteleuropäischer Manier gegessen werde. Nur bei Speck und Kernen blieb's beim alten. Dafür gab es eine Brombeere. Warum auch nicht, öfter was Neues. Für den zweiten Teller knapp 4 Sterne, der erste hätte höchstens 2 bekommen.
Beim Zwischengang stieg Madame ein, Kohlrabischaumsuppe mit Rote-Bete-Chips (6€), für mich Kartoffelcremesuppe mit Räucherforelle (dito). Auf der Suppe Schwamm ein einsames, halb versunkenes Petersilienblatt. Ein Menetekel... Die Fischstücke waren in ausreichender Menge und konnten geschmacklich durchaus überzeugen, wenn man sie von der Suppe befreit hatte. Die war nach meiner Überzeugung zweimal gesalzen worden, ich konnte sie jedenfalls nicht essen. Auch kein Kartoffel- oder gar Sahnegeschmack bemerkbar, nur Salz. Aber die Geschmäcker sind verschieden, meine Frau war zum Tausch bereit und bekundete mehrfach, dass es ihr schmecke. Seltsame Welt... So kam ich in den Genuss der mild gewürzten, überzeugenden Gemüsesuppe, bei der die im Ofen gebackenen Bete-Scheiben sowohl ihre erdige Süße als auch ihren Crunch beisteuerten. Für die Suppen 4 und 1,5 Sterne.
Gerade, als die von uns erbetene Pause zu lang zu werden schien, wurde der Hauptgang serviert. Auch dieser nicht kritikfrei. Das mittelgroße Kalbskotelett (Petersilie inklusive...) zwar recht vorsichtig gebräunt, aber die Küche musste ja unbedingt ein zweites Hasen-Desaster vermeiden. Was ihr gelang. Fast durch, war das Fleisch saftig und schmeckte so, wie Kalbfleisch schmecken kann. Die Sauce dagegen hätte Montur verlangt, das war recht wässrig. Und geschmacklich fehlte es mangels Bratensatz oder Zwiebel oder irgendwas an Körper, aber auch Gewürz. Bei den Beilagen Licht und Schatten. Die reichlichen Kirschtomaten hier mal sehr gelungen, d.h. schön geschmolzen mit ausgewogenem Süße-Säure-Spiel. Aber das Kartoffelgratin ein Jammer. Die gebräunte Oberschicht seit ewigen Zeiten zu heiß gehalten? Das Ergebnis ein durchgehärteter zäher Deckel, darunter eine zu weiche, fast geschmacksneutrale Masse. Ist auf dem Teller geblieben.
Trost bot indes die Flasche Blanc de Noir 2013 vom Weingut Pflüger aus der Pfalz. Weiß oder eher Rosé aus Pinot Noir und Schwarzriesling. Sehr fruchtig, aber spritzig genug ,ein fabelhafter Begleiter, der mich den angebotenen Roten zum Kalb ablehnen ließ. Außerdem sorgte der schnell abnehmende Flascheninhalt für schnell zunehmende Stimmung. Auch der Preis von 22€ bot keinen Anlass für Trübsal.
Mein Gegenüber war mit ihrem Saltimbocca vom Seeteufel rundum zufrieden. Eine Probierportion für den Gatten stand scheinbar nicht zur Disposition. Schlechte Welt.
Ein Dessert war eigentlich nicht mehr drin. Aber hausgemachtes Sorbet verschwindet ja spurlos. Zu meiner Zitrone passte der als Aperitif noch verschmähte fruchtige Champagner sehr gut. Madame lobte Kirsch-Zimt sehr. Dazu der Kaffeelikör, der einen Wimpernschlag später vermutlich eingeatmet worden war. Für jede Nocke 1,6€, die Begleitung auf's Haus.
Insgesamt ein sehr gutes PLV.
Angenehmes Völlegefühl machte sich breit. Nachdem wir freundlich verabschiedet wurden und den mörderischen Heimweg von zwei Treppen geschafft hatten, empfing uns das Boudoir. Wär's doch immer so kurz!
Mit dem gebotenen Abstand könnte man vermuten, dass der Chef nicht im Haus war. Oder, dass wieder eine Küche zu knapp besetzt war, um eine Gesellschaft und ein etwa zur Hälfte gefüllte Restaurant zu stemmen. Oder, dass die Mischung aus Einmal-Hotelgästen und regelmäßig einkehrenden Serviceclubs eben nicht 100% Leistung nötig macht.
Sollte ich die Perle Oberfrankens wieder besuchen und nicht in einen Brauereigasthof einkehren, würde ich zunächst nach einer adäquaten Alternative suchen. Gäbe es sie nicht, würde ich dem La Villa durchaus eine weitere Chance geben, trotz der ähnlichen Erfahrungen von orcagna. Wär die Küchenleistung wieder so, müsste ich trotz des guten Service allerdings den Vorbehalt einlösen und Empfehlung zurück ziehen.
Unseren Kurzurlaub zu zweit in der Osterwoche verbrachten wir in den Straßen und auf den Hügeln Bambärchs, wie wohl die korrekte Niederschrift des heimischen Idioms lauten dürfte. Nächtens betteten wir unsere Häupter in der Villa Geyerswörth zur Ruhe und trotz der durchwachsenen Erfahrungen von orcagna und Mann zur selben Zeit des Vorjahres besuchten wir am ersten Abend auch das La Villa. Einige Kritikpunkte müssen wir bestätigen, insgesamt hatten wir aber einen netten Abend und empfehlen das Restaurant zwar weiter. Es... mehr lesen
Brasserie La Villa im Hotel Villa Geyerswörth
Brasserie La Villa im Hotel Villa Geyerswörth€-€€€Restaurant, Hotel, Gourmet095191740Geyerswörthstraße 15 - 21 a, 96047 Bamberg
3.5 stars -
"Da ist noch Luft nach oben..." DerBorgfelderUnseren Kurzurlaub zu zweit in der Osterwoche verbrachten wir in den Straßen und auf den Hügeln Bambärchs, wie wohl die korrekte Niederschrift des heimischen Idioms lauten dürfte. Nächtens betteten wir unsere Häupter in der Villa Geyerswörth zur Ruhe und trotz der durchwachsenen Erfahrungen von orcagna und Mann zur selben Zeit des Vorjahres besuchten wir am ersten Abend auch das La Villa. Einige Kritikpunkte müssen wir bestätigen, insgesamt hatten wir aber einen netten Abend und empfehlen das Restaurant zwar weiter. Es
Der erste nicht nur sonnige, sondern auch warme Tag lockte uns mittags nach draußen. Da waren wir nicht die Einzigen. Um den Massen zu entgehen, fuhren wir in Richtung Überseestadt. Ein kleiner Geheimtipp (ups, jetzt nicht mehr) ist die Terrasse des Restaurants Blaufeuer im Steigenberger Hotel. Allerdings nur, wenn man gegen Lärm unempfindlich ist. Denn in unmittelbarer Nähe führt die Eisenbahnbrücke über die Weser und wenn die neuesten Volkswagen-Erzeugnisse per Zug in Richtung Emden rollen, ist keine Unterhaltung möglich. Aber dafür wird man durch die Sicht auf das viele Publikum aus der Innenstadt entschädigt, auf das immer noch gewerblich geprägte Südufer und auf Boote aller Größe. Dazu noch das Glitzern der Sonne auf dem Wasser. Schön.
Das Ambiente drinnen ist langweiliger Hotelschick in den Farben der Kaffeespezialitäten. Auf der Terrasse eher rustikal, die Tischplatte aus Holzbohlen. Stabiles, bequemes Außenmobiliar auch die Stühle. Als wir kommen, ist das Restaurant gut besucht, hauptsächlich von Seminarteilnehmern. Unsere Bitte, die Terrasse zu öffnen, ist kein Problem. Nur für die Gäste, die jetzt im Zug sitzen, immer wenn die Tür geöffnet wird. Irgendwann erbarmt sich die Serviceleiterin und öffnet auch die zweite deutlich entfernt liegende Außentür. Jetzt sind die Laufwege weiter. Aber so soll es sein, Zufriedenheit der Gäste und nicht Bequemlichkeit des Personals, steht im Vordergrund. Freundlich und flott wird eingedeckt, leider nur mit diesem braunen Schlabber-Sets in Flechtoptik. Geschirr, Gläser und Besteck sind guter Standard. Wir werden von einer jungen, sehr freundlichen Dame bedient, die sich als erstes für evtl. Holperigkeiten entschuldigt, da sie ihren ersten Tag im à-la-carte-Service habe. Der Hinweis war völlig überflüssig, konzentriert und professionell wurde alles erledigt, z.B. korrekte Auskünfte zu den Zutaten gegeben, der gewünschte Gargrad und die Zufriedenheit erfragt, Dessert oder Kaffee angeboten. Dabei natürlich und sympathisch. Peter wäre begeistert gewesen und auch uns ging das Herz auf. Eine sehr erfreuliche Leistung.
Genau wie die der Küche.
Vorweg knuspriges Baguette mit einer hausgemachten pikanten Paprikacreme und Butter.
Die verschiedenen Blattsalate mit Entenbrust in Granatapfelsauce waren schon optisch ein großer Genuss, ich denke das Foto zeigt es. Und auch geschmacklich waren Kerne und intensive Sauce eine ideale Ergänzung zu den diversen, teils etwas pikanten Blättchen (kein Eisberg), die nur leicht angemacht waren. Dazu drei Streifen einer zarten, geschmackvoll geräucherten Brust, sehr gut mit der Frucht harmonierend. Allein die Haut hätte man entfernen können, aber wer weiß, vielleicht mögen manche Menschen das Geschwabbel. Hammer Vorspeise.
Auch die Hauptspeise war überzeugend, ein Rumpsteak, auf Wunsch medium, exakt getroffen und von guter Qualität. Die Kräuterbutter war in der Speisekarte aufgeführt - löblich - und konnte daher abbestellt werden. Dazu handgeschnittene Pommes aus der Pfanne, etwas hell für mein Gusto und grüne Bohnen,TK-Ware nach meinem Eidruck, aber mit deutlichem Geschmack, ebenfalls gut gekocht und nicht quietschig. Tadellos.
Einziger, aber heftiger Reinfall der Espresso. In vorgewärmten Tassen serviert, war er, warum auch immer, nur sauer, an der Grenze zur Ungenießbarkeit. Das haben wir auch deutlich moniert, bei aller Zufriedenheit im Übrigen.
Zum PLV kann ich nichts sagen, da eingeladen. Ich meine, mich an einen Mittags-Kombi-Preis von 14 Euro zu erinnern, das wäre günstig. Dazu ein offener Grauburgunder, der auch gefallen konnte.
Als auf der Weser noch zwei langhälsige Wasservögel erschienen, die nach Beute tauchten, war die Mittagspause perfekt.
Der erste nicht nur sonnige, sondern auch warme Tag lockte uns mittags nach draußen. Da waren wir nicht die Einzigen. Um den Massen zu entgehen, fuhren wir in Richtung Überseestadt. Ein kleiner Geheimtipp (ups, jetzt nicht mehr) ist die Terrasse des Restaurants Blaufeuer im Steigenberger Hotel. Allerdings nur, wenn man gegen Lärm unempfindlich ist. Denn in unmittelbarer Nähe führt die Eisenbahnbrücke über die Weser und wenn die neuesten Volkswagen-Erzeugnisse per Zug in Richtung Emden rollen, ist keine Unterhaltung möglich. Aber... mehr lesen
4.5 stars -
"Erfreuliche Leistung von Küche und Service. Schöne, aber laute Terrasse." DerBorgfelderDer erste nicht nur sonnige, sondern auch warme Tag lockte uns mittags nach draußen. Da waren wir nicht die Einzigen. Um den Massen zu entgehen, fuhren wir in Richtung Überseestadt. Ein kleiner Geheimtipp (ups, jetzt nicht mehr) ist die Terrasse des Restaurants Blaufeuer im Steigenberger Hotel. Allerdings nur, wenn man gegen Lärm unempfindlich ist. Denn in unmittelbarer Nähe führt die Eisenbahnbrücke über die Weser und wenn die neuesten Volkswagen-Erzeugnisse per Zug in Richtung Emden rollen, ist keine Unterhaltung möglich. Aber
Bei der dreitägigen Fortbildung am Grunewald empfahl sich der Dienstagabend für ein aushäusiges Abendessen.
In dem Portal, dessen Namen nicht genannt werden darf (demnächst "Das Verschwundene Portal") flugs bei unserer sehr geschätzten und hoffentlich nicht auf Dauer Ex-Kollegin Devas geschaut und auf das La Cascina nur 10 Minuten zu Fuß gestoßen. Die Empfehlung für diese italienische Institution in Grunewald fiel bereits etwas zurück haltend aus, mit dem Tenor "Die Küche könnte wieder zulegen."
So war's.
Das Ambiente sehr ansprechend. Gemäß dem Namen des Restaurant etwas rustikal, aber gediegen. Die Holzständer zwischen den weiß getünchten Wänden sind dunkelbraun gestrichen, auch das Holzparkett gibt einen guten Kontrast. Vor den weiß eingedeckten Tischen mit einfach gehaltener Dekoration stehen robuste Holzstühle mit gepolsterte lederbezogener Sitzfläche, denen ich mein Gewicht ohne Zögern anvertraute. Nach den vielen Bistrostühlchen der letzten Wochen mal wieder gut gesessen. An den Wänden des Hauptraums viele ansprechende Schwarz-Weiß-Fotografien. Leider wird mir als Einzelgast "natürlich" wieder mal der mit Abstand schlechteste Tisch angeboten, an der Ecke gleich zweier Laufwege. Stattdessen komme ich im etwas einfacher bebilderten Nebenraum unter, aber mit gutem Blick u.a. auf die Filetier-Station der Ober und dem Kommen und Gehen. Die Beleuchtung sorgt für warmes, goldenes Licht.
Die Gästeschar ist hier international. Neben den einheimischen, wohl situierten Paaren mit Lebenserfahrung sind der Sprache nach die ehemaligen Supermächte des Kalten Krieges gut vertreten. Dass "die Russen" aus Berlin abgezogen sind, trifft jedenfalls auf Grunewald und Umgebung nicht zu... Eine Reservierung ist zu empfehlen. Selbst am Dienstag Abend wurden die Tische fast vollständig zweimal umgeschlagen.
Rundum eine Wohlfühlatmosphäre.
Auch der Service agiert tadellos. Vier Herren und eine Dame in dunkler Hose, dunkelblauer Schürze, weißem Hemd. Die Herren zudem mit unterschiedlichen, individuellen Krawatten, hat Stil. Die Zuständigkeiten sind nicht klar, jeder kommt mal vorbei. Aber alles klappt. Überwiegend werde ich von einem weiteren jüngeren Herrn bedient, der mit hellbrauner Baumwollhose, dunklem Pullover und Turnschuhen etwas deplatziert wirkt, aber genauso zurückhaltend und höflich auftritt, wie die restliche Brigade. Auch mit meiner teilweisen Unzufriedenheit weiß er umzugehen. Vielleicht der Junior-Chef? Warum nur nennt er mich ständig Monsieur statt Signore (oder gar Dottore)? Ich bin kurzzeitig verwirrt. Vielleicht doch eher aus dem Maghreb statt vom Stiefel? Egal, ein guter Ober, auf jeden Fall.
Garderobenservice beim Kommen und Gehen. Die Gäste werden zum Platz begleitet. Die leicht abgeschabten Kunststoffkarten werden geöffnet gereicht, die Tagesangebote aus dem Kopf und hinreichend langsam mitgeteilt, allerdings recht leise in diesem lebendigen Ambiente.
Das Nachschenken klappt tadellos, auch die Fragen nach der Zufriedenheit und weiteren Wünschen kommen zur rechten Zeit. Zudem wird eine Pause abgestimmt. Da Devas und auch der dortige Vorkritiker Zweifel an den Filetier-Künsten des Personals äußerten, habe ich genau zugeschaut. Die diversen Seezungen, die zunächst auf Steingut den Gästen präsentiert wurden, sind aus meiner Sicht sehr schnell, sauber und vor allem ohne übermäßigem Verschnitt zerlegt worden.
Was zur vollen Punktzahl fehlt, war eine gewisse Herzlichkeit, den Gast Freude über seinen Besuch zu vermitteln. Steif war der Service nicht, aber eben auch nicht zugewandt. Immerhin um Längen besser, als das aufgesetzte Bussi-Getue. Aber Luft nach oben ist noch.
Das gilt allerdings für die Küche erst recht. Teilweise bis in einzelne Gericht hinein, decken sich meine Erfahrungen mit der Kritik von Devas. Was heißt: Amuse nett. Vorspeise gut. Suppe o.k. Hauptgang mau. Dessert sehr gut.
Vom nicht näher bezeichneten Prosecco habe ich Abstand genommen. Als Aperitif vielmehr ein Campari mit frisch gepresstem Orangensaft für immerhin 8€. Zumal es eher ein Saft mit Campari war...
Zu Beginn ein reichlich gefüllter Brotkorb, zuoberst dünner Pizzateig mit reichlich Thymian. Im weiteren war es dann vorbei mit dem frischen Brot, viel trockenes kam zum Vorschein. Dann ein Bruscetta in Form einer recht dünnen Brotscheibe und daher genau richtigen Knusprigkeit, die Tomaten erfreulicherweise nicht durch zuviel Knoblauch getötet. Ein frischer Einstieg. Dazu ein Teller mit Streifen luftgetrocknetem Schinken. Leider wenig Eigengeschmack.
Dann Antipasto di Mare, ein reichlich bestückter Mix aus Meeresfrüchten, zumeist zarter Oktopus, Eismeergarnelen, Calamares und einigen wenigen Vernusmuscheln. Ein frisch aufgeschnittene halbe Zitrone konnte nach eigenem Geschmack das Olivenöl und die Chilischnipsel ergänzen, die für eine angenehm Schärfe sorgten. Ein guter Auftakt und mit 14€ nur etwas zu hoch bepreist. Dazu ein Glas Torre di Giano, eine würzige umbrische Weißwein-Cuvee mit gefühlt sehr knapp eingeschenkten 0,25l zu 7€, dem 3,5 bis 4-fachen des Internetpreises. Auch kein Schnäppchen, aber zu den pikanten Meeresfrüchten gut zu trinken. Flaschen-Weine von ca. 30€ bis 550€ auf der gesonderten Karte. Das Aqua Panna war mit 5,5€ für 0,75l vergleichsweise günstig. Mangels eines Menues konnte kein MWI gebildet werden, hätte aber wohl erfreut.
Als zweiten Gang wählte ich Zuppa di spinaci al brodo. Also Brühe mit frischem Spinat und Parmesan. Letzterer war kaum wahrzunehmen, dafür viel sehr klein geschnittener Spinat und Eieinlage. Die Brühe war würzig, aber nicht übersalzen. Ein einfacher, stimmiger Gang ohne Höhepunkte und mit 6€ nicht zu teuer.
Nach einer angenehmen Pause kam der Hauptgang. Da Devas sehr enttäuscht gewesen war, hatte ich von den Nierchen Abstand genommen. Aber auch das empfohlene Rindersteak wollte ich aufgrund der argentinischen Herkunft nicht unbedingt. Was immer geht ist Fegato, die Kalbsleber. Ich wählte die klassische Venezianer Art, in Weißweinsauce mit geschmorten Zwiebeln und Salbei. Dazu das zur Hälfte aller Gerichte auf der Karte empfohlene hausgemachte Kartoffelpüree. Der stolze Preis von 24€ ließ mich allerbeste Ware erwarten, leider wurde ich enttäuscht. Nur einige wenige dicker geschnittenen Stücke waren zart. Der große Rest kleine harte Stücke teilweise nicht pariert und hochgebogen. Auch die Sauce daneben gegangen. Wässrig, nicht vernünftig gebunden und eher nach Essig als nach Wein schmeckend. Schüttel! Allein die noch mit etwas Biss versehenen Zwiebeln konnten gefallen. Das Püree war mit frischem Schnittlauch bestreut, alle Röllchen exakt von gleicher Länge im Unter-Millimeter-Bereich. Devas vermutete wegen der etwas gummiartigen Konsistenz ein Fertigprodukt. Das möchte ich nicht bestätigen. Dagegen spricht der Buttergeschmack und eine leichte Stückigkeit, aber wer weiß schon, was die Lebensmittelindustrie alles möglich macht. Geschmeckt hat es jedenfalls ganz ordentlich, allemal im Vergleich zum Fleischanteil. Den ließ ich überwiegend auf dem Teller zurück.
Auf die geflüsterte Frage nach der Zufriedenheit sprach ich laut und deutlich mein Urteil und wurde sofort mit dem Angebot eines Desserts auf Haus besänftigt. Nun gut, keine Berechnung des Hauptgerichtes wäre mir angemessen erschienen, aber immerhin die Bemühung um den Gast. Trotz des Zucker-Overkills im Delice und einer zwar entgegen gesetzten, aber ebenso so schlechten, weil überspritteten Erfahrung (von First?) entschied ich mich für eine Zabaione auf Vanilleeis. Die angebotenen Waldbeeren lehnte ich eingedenk der Jahreszeit ab, was der Ober mit einem hingenuschelten "Wenig Geschmack." nur bestätigte.
Das war mal ein Kracher. Noch warm aus dem Wasserbad und schön schaumig verband die Creme aufs Beste eine nicht überbordende Süße mit einem dezenten Marsala-Aroma. Dazu der Warm-Kalt-Kontrast mit dem anständigen Eis: Mmmmmh!
Obacht!, übernehmen Sie!
Einigermaßen versöhnt stattete ich den Toiletten noch einen Kontrollbesuch ab. Alles tadellos sauber und angenehm, ebenso wie im übrigen Restaurant, wenn auch eher Standard im Terrakotta-Farbton.
Trotz Ambiente und Service komme ich auch wegen der vergleichbaren Erfahrungen der Vorkritiker nach Küchenreise nicht zur 4, sondern lasse es bei einem: Wenn es sich ergibt.
Bei der dreitägigen Fortbildung am Grunewald empfahl sich der Dienstagabend für ein aushäusiges Abendessen.
In dem Portal, dessen Namen nicht genannt werden darf (demnächst "Das Verschwundene Portal") flugs bei unserer sehr geschätzten und hoffentlich nicht auf Dauer Ex-Kollegin Devas geschaut und auf das La Cascina nur 10 Minuten zu Fuß gestoßen. Die Empfehlung für diese italienische Institution in Grunewald fiel bereits etwas zurück haltend aus, mit dem Tenor "Die Küche könnte wieder zulegen."
So war's.
Das Ambiente sehr ansprechend. Gemäß dem Namen des... mehr lesen
Ristorante La Cascina
Ristorante La Cascina€-€€€Restaurant0308261794Delbrückstraße 28, 14193 Berlin
3.5 stars -
"Nur eingeschränkte Empfehlung. Licht und Schatten bei der Küchenleistung. Etwas überteuert." DerBorgfelderBei der dreitägigen Fortbildung am Grunewald empfahl sich der Dienstagabend für ein aushäusiges Abendessen.
In dem Portal, dessen Namen nicht genannt werden darf (demnächst "Das Verschwundene Portal") flugs bei unserer sehr geschätzten und hoffentlich nicht auf Dauer Ex-Kollegin Devas geschaut und auf das La Cascina nur 10 Minuten zu Fuß gestoßen. Die Empfehlung für diese italienische Institution in Grunewald fiel bereits etwas zurück haltend aus, mit dem Tenor "Die Küche könnte wieder zulegen."
So war's.
Das Ambiente sehr ansprechend. Gemäß dem Namen des
Geschrieben am 18.02.2015 2015-02-18| Aktualisiert am
23.02.2015
Besucht am 29.01.2015
Tour de France Teil 3
And the winner is......Regensburg!
Immerhin bei meiner kleinen unbeabsichtigten Tour de France (Bonapart, Delice, Orphée) und jedenfalls beim Essen.
Aber auch beim Ambiente.
Dem seit 1977 der französischen Brasserie-Küche gewidmeten Orphée sieht man das bayerische Wirtshaus noch an. Eingang von der Hofdurchfahrt in die rustikalere Gaststube mit der großen Theke und hinten ein ruhigerer Raum mit eingedeckten Tischen. Die Innenausstattung stammt aus dem Jahr 1896, dementsprechend viel dunkles Eichenholz auf Wänden, Fußboden und Theke. Über den Hof war die Hausbrauerei, inzwischen ein spanisches Restaurant. Und im Obergeschoss die Fremdenzimmer inzwischen ein - den Bildern nach zu urteilen - feines, individuelles Privathotel. Eine besondere Leidenschaft scheint in Hotel und Restaurant für Kunst und Künstler zu bestehen, in der Hofdurchfahrt und an der Tür werden Vernissagen, Projekte etc, auch im Hause angekündigt. Im Gastraum sind die Wände mit vielen, vielen Bildern, Zeichnungen, Karten, Postern bedeckt, sehr unterschiedlich, aber mit Niveau und Verstand. Ich empfand es nicht als wüstes Durcheinander, sondern als kreative Lebendigkeit. Das passt auch zur Stimmung. Als ich am Donnerstag Abend ohne Reservierung eintrat, schlug mir bereits fröhliches Stimmengewirr entgegen. Fast alle Marmor-Tische, die klassisch an den Wänden entlang sehr eng stehen, dahinter mit rotem Samt bezogene Sessel, davor die unbequemen Holzstühle, waren mit (Freundes-)Pärchen und wenigen Grüppchen besetzt. Die Empfehlung für das Orphée habe ich noch mit einem schmachtendem Hinweis auf die schönen Uni-Zeiten erhalten und mir scheint das Publikum in der Tat seit Studententagen mit gealtert zu sein. Sehr wenige (erkennbare) Touristen. Nur der Stadtplan (Papier! Gibt's noch!!) auf einem Tisch und eine einsame Bremen-Kappe zeugte von auswärtigem Besuch. Offenbar ist das Orphée der Klassiker, um sich mit netten Leuten zu treffen. Meine Schritte in Richtung des Restaurantteils unterband die Chefin mit einem resoluten "Ja, kann man Ihnen helfen?" und dem Hinweis, dass nur noch vorne etwas frei sei. Und außerdem wurde mir gleich beschieden: "Das Essen schmeckt überall!" Madame sollte Recht behalten.
Zunächst hatte ich von meinem Katzentisch vor den großen Fenstern zur Gasse einen guten Ausblick auf das Gewusel und die Bemühungen des Service. Während im Restaurant junge Männer klassisch in schwarzer Hose und Schürze, weißem Hemd (und Fliege, oder geht da die Fantasie mit mir durch?) den Garçon geben, war der Bistrobereich zwei schwarz gekleideten Damen vorbehalten, von denen eine, leider seltener gesehene, Auskunft über die offenen Weine geben konnte. Ihre Kollegin war vom "Typus Studentin in der Gastro" also mäßig flott, mäßig freundlich (besserte sich), übermäßig vergesslich, stets mit dem Blick durchs Restaurant, aber nie zu den Gästen und trotz bescheidener Produktkenntnisse mit der beneidenswerten Selbstgewissheit der Jugend. Schockiert war ich nur, als sie mir eröffnete, dass sie seit einem Jahr in Vollzeit (!) im Lokal arbeite. Ich sag nur: Augen auf bei der Berufswahl! Nicht jeder ist für den Service geboren...
Auf der im Internet einsehbaren Karte viele Klassiker der kleinen Küche. Ich wählte als Vorspeise Boudin noir mit Zwiebeln und Apfel für 9,8€ und das Bifteck mit kleinen weißen Bohnen und selbst gemachten Pommes frites zu 16,8€.
Für den ersten Hunger gab's vom Haus einfaches, knuspriges Baguette. Ich wählte dazu einen in der Speise-Karte nicht näher bezeichneten, auf Nachfrage als "Pfalz" eingegrenzten typischen Riesling Sekt, 3,8€ für 0,1l. Zum Essen aus der guten Weinkarte die zeitweilige Empfehlung Tapada de Villar eine mir bis dato unbekannte rote(!) Alentejo-Cuvee aus dem Barrique, aber mit weichen Tanninen, harmonisch, etwas süffig. Alle Weine auch im 0,1-Glas ab 2,5€, hier für 3,7€. Statt Dessert gönnte ich mir ein Gläschen Rivesaltes aus Grenache-Trauben für 4,9€. Mehr noch, als der runde, traubige Abschluss sorgte für gute Laune, dass neben Adelholzener Mineralwasser (3€/0,25l. Grrrr) - endlich, endlich - ein einigermaßen erschwinglicher Durstlöscher in Form eines Tafelwassers für 5,8€ den Liter zur Verfügung stand. Wer das auch für sehr teuer hält, möge sich damit trösten, dass es sich um Grander-Wasser handelt, den Gläubigen wird dies einiges Wert sein.
Beide Gänge waren rundherum überzeugend, allerdings auch keine Schnäppchen.
Von der Blutwurst vier dünne Scheiben, außen knusprig, innen leicht schmelzend, kräftig, aber nicht übersalzen. Dazu ganz geduldig geschmorte weiße Zwiebeln, genau richtig im Biss für die Süße und ein Apfelkompott, das genau die richtige Säure beisteuerte. Perfekt, auch mit dem Wein.
Das Minutensteak war ebenfalls genau die richtige Zeit in der Pfanne, gerade nicht durch, sehr saftig, im ganz leicht gebundenen, pikanten Fleischsaft und mit einer Zitronenscheibe. Mmmh.... Mehr brauch ich nicht. "Schlimm" waren die kleinen weißen Bohnen auch nicht, kräftig gesalzen, aber nicht unangenehm, weich ohne mehlig zu sein, auch ein Hauch Zitrone. Die dicken, handgeschnitten Pommes hätten einen Tick dunkler sein dürfen und waren auch nicht sehr kartoffelig im Geschmack. Trotzdem eine schmackhafte Beilage.
Rundum glücklich mit dem Essen!
Über die Tische wurde gründlich gewischt, allerdings kam der Lappen auch aus und wieder in den großem Eimer. Wenn das Wasser zeitnah gewechselt wird... Ansonsten alles o.k, ohne die Sanitäreinrichtungen besucht zu haben.
Tour de France Teil 3
And the winner is......Regensburg!
Immerhin bei meiner kleinen unbeabsichtigten Tour de France (Bonapart, Delice, Orphée) und jedenfalls beim Essen.
Aber auch beim Ambiente.
Dem seit 1977 der französischen Brasserie-Küche gewidmeten Orphée sieht man das bayerische Wirtshaus noch an. Eingang von der Hofdurchfahrt in die rustikalere Gaststube mit der großen Theke und hinten ein ruhigerer Raum mit eingedeckten Tischen. Die Innenausstattung stammt aus dem Jahr 1896, dementsprechend viel dunkles Eichenholz auf Wänden, Fußboden und Theke. Über den Hof war... mehr lesen
5.0 stars -
"Klare Empfehlung. Wunderbares französisches Bistro-Restaurant in einer der schönsten Altstädte Deutschlands" DerBorgfelderTour de France Teil 3
And the winner is......Regensburg!
Immerhin bei meiner kleinen unbeabsichtigten Tour de France (Bonapart, Delice, Orphée) und jedenfalls beim Essen.
Aber auch beim Ambiente.
Dem seit 1977 der französischen Brasserie-Küche gewidmeten Orphée sieht man das bayerische Wirtshaus noch an. Eingang von der Hofdurchfahrt in die rustikalere Gaststube mit der großen Theke und hinten ein ruhigerer Raum mit eingedeckten Tischen. Die Innenausstattung stammt aus dem Jahr 1896, dementsprechend viel dunkles Eichenholz auf Wänden, Fußboden und Theke. Über den Hof war
Wenn ich schon von GuG zitiert werde, lass ich mich nicht lumpen. Eigentlich wollte ich den Roman mit in den RK-Orkus gleiten lassen, aber vielleicht leiden ja noch andere Kritiker an präseniler Bettflucht...
Allgemein
Die Geschmäcker sind verschieden...
Gut war's bei Ehepaar Dumaine, in vielem sehr gut. Aber gemessen an meinen Erwartungen war es nicht perfekt.
Die Reservierung über die Homepage erfolgte während der Schließzeit. Trotzdem bekam ich gleichtägig eine natürlich gehaltene Bestätigung per E-Mail.
BEDIENUNG
Als ich am Sonntagabend pünktlich erschien, wurde ich von Frau Dumaine persönlich und freundlich begrüßt. Mir wurde ein Zweiertisch im Mittelteil angeboten. Ich hätte einerseits den schönsten Blick in den Kräutergarten gehabt, andererseits direkt im Laufweg der Bedienung in den Neubau gesessen. Mein Wunsch nach einem ruhigeren Tisch wurde erfüllt. Das überflüssige Gedeck wurde sogleich abgedeckt und mir die Speisekarte sowie die kleine Getränkekarte überreicht. Dazu ein kleines Willkommensschild mit meinem Namen und der erste Gruß aus der Küche. Mir wurde der Hausaperitif erläutert, ich wollte aber lieber in der Karte ein wenig schauen. Das angebotene Wasser nahm ich schon gerne an, denn es war für den Borgfelder eine lange Anreise gewesen. Auch ein Platzwechsel am Tisch wurde freundlich durchgeführt. Grund war eine erzählfreudige Gruppe älterer Gäste, die ich nicht immer bei ihren Geschichten böse anstarren wollte; kenn mich ja...
In der Folge wurde ich überwiegend von einer weiblichen Stammkraft sehr freundlich, aber zurückhaltend betreut. Die Speisen wurden in allen Einzelheiten annonciert, wie ich es gerne mag. Auch gern wiederholt, denn man hat ja Chronistenpflicht... Der Dame wurde von einer sehr jungen Kollegin assistiert, die aus Addis Abeba stammt und aufgrund der Sprachbarriere meist nur scheu lächelte. Trotzdem versuchte sie sich an den auch sprachlich gewagten Kreationen des Hauses und ich glaube, das meiste verstanden zu haben. Zur Not konnte ich auf einer kleinen Karte mit der Menuefolge spicken, die mir Frau Dumaine angekündigt hatte, die aber erst auf Nachfrage gebracht wurde. Ebenfalls erforderlich war leider die Klärung, wer das Wasser nachschenken solle, da ich nicht an die Flasche im Kühler herangereicht hätte, ohne meine Krawatte über den Teller zu ziehen, der Service aber gerade zum dritten Mal davon eilte, ohne mein leeres Glas zu bemerken. Nach meiner Frage lief es problemlos. Es wurde von rechts serviert, bis ich aufgrund der abendlichen Kühle die Schiebetür schloss und es mir dann doch zu eng wurde. Die jüngere Kollegin kam gleich von links. Die Gangfolge erfolgte zügig, wie gewünscht. Ein Dessertwein wurde auf mein Bitten empfohlen. Auch Kaffee angeboten, den ich aus noch zu schildernden Gründen ablehnte. Nach nur 2:25 Stunden verließ ich das Vieux Sinzig wieder nach immerhin 7 Gängen, 3 Grüßen, Sorbet, Pre- und Apres-Dessert. Ich wurde wieder per Handschlag von der Gastgeberin sowie von meiner Bedienung verabschiedet und bekam noch ein hauseigenes Wildkräuterpesto überreicht. Möge es die weitere Reise in meinem Koffer unbeschadet überstehen!
Ich fand den Service natürlich, freundlich, unaufgeregt und am Wohlergehen des Gastes interessiert. Die kleinen Holperigkeiten halten mich nicht von der Höchstnote ab.
ESSEN
Mit der Begrüßung wurden zwei dünn ausgerollte, kross gebackene Dreiecke von Baguetteteig serviert, die mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Gewürzen und Samen bestreut waren. Brotchips, die bei jedem Bissen den Geschmack wechselten! Der eigentliche Brotkorb bestand aus vier oder fünf im Haus gebackenen Sorten, von hell zu dunkel und weich zu sehr kross. Dazu ein frischer Bärlauchquark. Gesondert wurde auf einem heißen Rheinkiesel ein kleines warmes Käsebrötchen serviert. Optisch, haptisch und gustatorisch das Beste aus dem Ofen. Der letzte Gruß aus der Küche ein Dreierlei: Das Süppchen von grünem und weißen Spargel mit Spargelschaum und einer kleinen Felsenbirne war nett. Bei der Picata vom Seezungenrogen kontrastierte der fischige (im positiven Sinne) Geschmack schön mit der leichten Schärfe des Paprikaconfits. Unerwartet kräftig in Farbe und Geschmack die Pâté vom Perlhuhn wie auch die selbst hergestellte Cumberlandsauce.
1. Gang: Ofengemüse mit Gewürzaromen, Wildkräutern und Salbei-Vinaigrette.
Dazu wurde frisch ein Burgundertrüffel (vermutlich hiesig) über den aufgetürmten Hügel von weichem Gemüse, Kräutern und Blüten geraspelt. Davon kullerten die Scheiben denn lustig auch auf den Tisch und auf meine Serviette. Na, das meiste blieb ja auf dem Teller. Schwerer wog der Umstand, dass der Trüffel sowohl in der Nase, als auch am Gaumen total enttäuschte. Dazu vier Saucen, von denen mir die Walnusstapenade im Gedächtnis blieb. Im Übrigen schon schmackhaft, wobei mir einzelne Blüten solo besser schmeckten, als im Konzert der sehr vielen Bestandteile. Steh halt auf reine Geschmäcker wie im Sashimi...und wurde nicht enttäuscht:
2. Gang: Merlan-Tartar und Langostinos mit Weinbergschnittlauch, Algenkrokant und gelierter Tomaten-Essenz.
Mein persönlicher Favorit, leider fast am Anfang des Menues. Dünnes Krokant gleichzeitig süß und salzig. Tartar (etwas wässrig) wie auch das ausgelöste Fleisch vom Schalentier roh und von feinem, aber deutlichen Geschmack. Ein großer Genuss. Auch das Tomatenessenz-Gelee optisch wie geschmacklich wunderbar. Pesto und Ketchup (Wer kennt die Kräuter, nennt die Namen?) kräftige Begleiter, die ein farbenfrohes Bild auf den Teller brachten, aber nur sparsam probiert werden durften.
3. Gang: Roter Thunfisch einseitig gebraten mit Sesam-Gomasio, grünem Spargel, Schinken und Spargel
Erste Schwäche der Küche. Ungleicher Schnitt, dadurch der dickere Teil ganz überwiegend noch roh, das dünnere Ende jedoch zur Hälfte durchgebraten, das ist zu viel. Zudem grenzwertig dunkel. Der Spargel ohne Tadel, der dünne krosse Bacon ging nach meinem Geschmack keine Liason mit dem Thun ein. Hätte ich mir - ganz Norddeutscher - mit der nachfolgenden äthiopischen Scholle gewünscht.
4. Gang: gebratenes Schollenfilet aus Island mit Berbere, Haselnussraspel, Kichererbsen, Aubergine und Kapuzinerkressepesto
Ebenfalls kräftig gebraten, war der Fisch saftig und voller Geschmack; da lohnte die Arbeit am Rosengarten;-)) Kleine Hautfetzen sahen nicht so schön aus. Die Haselnuss passte perfekt. Gespannt war ich auf die abessinische Gewürzmischung, geschmeckt habe ich leider davon nichts. Ich bat sogar noch um eine Probe, um vielleicht noch nachträglich den Geschmack zu identifizieren, auch Fehlanzeige. Da hatte die Küche (zu) viel Respekt vor der Schärfe oder überschätzte meine sensorischen Fähigkeiten (oder hat schlicht mal was vergessen bei der Vielzahl der Bestandteile). Das Filet wurde auf einem platten, weil zu weichem Auberginenröllchen drapiert, in dem das Pesto von der Kapuzinerkresse versteckt war. Das habe ich sehr wohl geschmeckt, da es recht säuerlich war und mit dem feinen Schollengeschmack nicht harmonierte.
Erfrischung: Apfelsorbet, eingelegte Apfelscheibe, am Tisch mit Calvados übergossen
Zunächst lobenswert, dass Zunge und Gaumen vor dem Fleisch erfrischt werden sollten. Und ein unverdientes Eigenlob, dass ich vom Calvados-Aperitif Abstand genommen hatte ;-) Das Sorbet geschmacklich an sich sehr gut, aber kaum noch mit Säure, die auch von der eingelegten Apfelscheibe jedenfalls nicht merklich beigesteuert wurde. Zudem bereits sehr weich, als es auf den Tisch kam, sodass mit dem Calvados sehr schnell nur noch mäßig kühle Flüssigkeit drohte. Mit meinem kleinen Löffelchen über das Weckglas gebeugt, tat ich mein Bestes; hoffentlich hat mich keiner beobachtet!
5. Gang: Lammrücken aus Schottland mit Tannenspitzen lackiert,Chinakohl und Rosinen-Bulgur, Rosinenkapernsauce
Dazu noch Rosinen in ihrer ursprünglichen Form zusammen mit (leider ungerösteten) Pinienkernen. Die Rosinen haben mir in allen drei, sehr unterschiedlichen Variationen vorzüglich geschmeckt, herausragend in der Kapernsauce. Absolut angefixt hat mich der Tannennadellack! Wenn ich jetzt schriebe, wie ein Fichtennadelbad im Mund, wäre das keine positive Assoziation. Sagen will ich: Was ich bisher nur als Geruch kannte, konnte ich jetzt auch schmecken! Trotzdem war der Gang eine Enttäuschung. Die beiden Scheiben vom Lammrücken waren nur noch zum Knochen hin rosa. Von außen kommend etwa zur Hälfte durch und trocken werdend. Zudem war das Fleisch nicht heiß und es kam leicht eine talgige Note durch. Der angenehm gegarte Chinakohl diente als Rosette für den Bulgur. Geschmacklich konnte ich ihn in keine Beziehung zu den anderen Komponenten setzen.
6. Gang: Entenbrust aus Frankreich mit glacierten Navetten und Rettich, Netztrüffel-Vinaigrette
Beim Gemüse zudem Lotuswurzel, auch hier ein Gargrad, der mir perfekt schien, anderen möglicherweise einen Tick zu weit. Das war solide. Im Gegensatz zum Burgundertrüffel war hier eine sehr kräftige Note wahrnehmbar. Mein Freund von diesem anderen Portal hätte sicher Totgetrüffelt! geschrieen, aber mir hat es zur Ente gut geschmeckt. Die vier Brustscheiben waren wunderbar rosa (Was die Bedienung extra erwähnte?), in ihrer Konsistenz allerdings zunehmend fester werdend, wobei das Verdikt hart oder gar zäh unangemessen kritisch wäre. Dazu wurde separat eine Kartoffelmousseline gereicht, deren Verzehr direkt aus dem Weckglas empfohlen wurde. So tat ich, und hätte sicher noch das Gläschen ausgeschleckt, was meine freundliche Bedienung aber mit den hingeworfenen Worten "50 Prozent Sahne..." zu verhindern wusste.
Predessert: Mokkamousse mit Mokkaschaum und Schokoraspel
Hatte schon das Pärchen am Nachbartisch stehen gelassen. Ich nach zwei Löffelchen auch. Mousse zu bitter, Schaum zu lasch. Vielleicht hätte es sich noch entwickelt, aber soviel Menge war ja nicht vorgesehen und gegen Ende überlegt man halt, ob Der Teller wird leergegessen! auch für die so-lala-Gänge gilt.
7. Gang: Mädesüß "Eis am Stiel" mit fruchtiger Erdbeersauce und Mandelkrokant
Dazu Erdbeer-Rhabarber-Kompott. Das war wieder sehr ordentlich. Interessanter neuer Geschmack im Eis, das mehr schichtig als cremig war. Für mich zunächst zuviel süße weiße Schokolade. Mit der säuerlichen Note der beiden Früchte und als Topping quasi den Krokant gab es nicht nur ein nettes Zugeschaut-mitgebaut für das Kind im Borgfelder, sondern auch eine wunderbar schmelzende Geschmackskomposition.
Da ich einen Kaffee ablehnte, kamen mit der Rechnung drei süße Kleinigkeiten aus der Küche: Ein Stück Brioche - luftig locker - mit roter Marmelade, ein Stück Orangengelee mit einem feinen Zuckerpuder und ein Schokotrüffel gefüllt mit Rosmarincreme. Das war wieder auf dem Tannenlack-Niveau.
Fazit: Ich esse wirklich gern Kräuter, Blüten und Samen. Kein Gänseblümchen ist vor mir sicher! (Auf Englisch klingt das viel pikanter...). Dieser Part der Kompositionen hat mir auch sehr, sehr gut gefallen, in allen Darreichungen von roh über Creme bis zu Lack. Insoweit hat das Vieux Sinzig seinen Ruf bestätigt. Aber bei allem Genius muss die handwerkliche Seite einfach perfekt stimmen, sonst kommt das Künstlerische nicht zur vollen Wirkung (Picasso war kein Scharlatan...). Und da gab es eben mehr Nachlässigkeiten, als auf diesem Niveau für die Höchstnote noch akzeptabel wären.
AMBIENTE
Schwierig.
Was mir gut gefallen hat: Der Blick durch die bodentiefen Scheiben in den Innenhof mit einer Wasserfläche und kleinem Bach, der über Natursteinterrassen plätschert, auf denen Pflanzen in Hülle und Fülle gedeihen.
Der Patron, wie er die Kräuter und Blüten frisch erntet vor den Augen seiner Gäste. Die Honneurs, die er später am Abend von einer riesigen Kochmütze behütet ganz ungezwungen macht und dabei auch für den Erstbesucher freundliche Worte findet. Das hochwertige, schlichte, klassische Silberbesteck, das neben ebensolchem Geschirr und Glas auf dem makellosen Leinen glänzt. Die angenehm leise französische Akkordeonmusik, die das Gespräch der Mehreren nicht stört, aber den Einzelnen nicht in der Stille lässt.
Die einheitlichen schlichten Kleider der Angestellten über weißen Blusen, nachdem ich mich an das grelle Rot gewöhnt hatte.
Was mich gestört hat: Dass ich den hochgelobten Steinboden als solchen gar nicht erkannt habe, obwohl ich seit fast zwanzig Jahren jeden Arbeitstag über Terrazzoboden gehe. Dort so glänzend, dass er immer wieder wie eine Wasseroberfläche erscheint; hier aber so stumpf im Auge und unter dem Absatz, dass ich eher an Linoleum denken musste. Dazu die unbequemsten Stühle seit längster Zeit. Keine gepolsterte Rückenlehne, nur ein Holzband, das unangenehm drückt und nach vorn in viel zu enge Lehnen ausläuft, die nicht für den etwas kräftigeren Herrn bemessen sind. In Kirschbaum gebeizt, die Sitzflächen mit geblümten Stoff in Magenta und Lila. Auch die Fensterrahmen in warmen Holzton. An den Wänden, von denen eine wohl seit kurzem nicht mehr weiß, sondern in einem satten Bordeaux gestrichen ist, Fotos von Dumaine'schen Gerichten. Ich fasse zusammen: Stumpfer grau gesprenkelter Fußboden mit eingeworfenen Margeritten, niedrige Holzstühle in heller Optik mit bunten Sitzpolstern, alle schön in Reih' und Glied, transparente Vorhänge und an den Wänden hochwertige Food-Fotografien: Nach ein paar Augenblicken wurde die Assoziation übermächtig - ich könnte auch im renovierten Speiseraum einer deutschen Senioreneinrichtung sein. Ebenso durchdacht freundlich und zugleich praktisch-steril. Wohl gefühlt habe ich mich in den Räumen daher nicht. Als ich die Waschräume aufsuchte, der nächste Schlag. Durch die weit offen stehende Tür eintretend, erspähte ich die gute alte Plastikabtrennung, zwanzig Zentimeter über dem Boden endend. Direkt aus den Sechzigern übernommen. Durch die grell-gelbe Farbe wird ein weiteres Jahrzehnt stilistisch zitiert... Das fand ich schon etwas unwürdig für das Etablissement oder eben unverständlich, wenn dahinter ein Konzept stehen sollte. Da konnten auch die Frotteehandtücher nichts mehr gut machen, die ungefaltet in einen Drahtkorb geworfen waren. Ich zauderte vielmehr, da nicht zu erkennen war, ob dies die frischen oder die benutzten sind. Alternative wäre allerdings eine Recyclingpapier-Ware gewesen.
Ab ca. 21.15 Uhr war ich der einzige Gast. Nach dem Motto Einer ist Keiner! bereitete sich die Küche auf den Feierabend vor. Hui, da flogen Worte und Kellen hübsch durcheinander und das Akkordeon ward durch ein fröhliches Geklapper abgelöst. So eine offene Küche hat eben nicht nur Vorteile. Ein paar Minuten hielt ich durch, dann sah ich mich doch gequält um. Immerhin, das bemerkte die Chefin und sorgte schnell für eine annehmbare Lautstärke. Warum nicht gleich, sie stand doch vor der Küche? Die Lust auf einen Kaffee war mir vergangen. Genießen fällt schwer, wenn beide Brigaden nur noch darauf warten, dass endlich hinter mir abgeschlossen werden kann.
Für das Menue fielen 89€ an, mehr als ein gutes PLV. Auf der Rechnung erschienen noch ein nicht näher beschriebener oder dem Gast gezeigter tiefdunkler Aperitif aus schwarzen Walnüssen für 7,5€, der nicht nur nussig schmeckte, sondern auch traubig. Zum Dessert ein fein-süßer Monbazillac aus dem Jahr 2011 (die Domaine wird mir wohl auch noch einfallen - ah, ja, jetzt - Château Theulet, Alard et fils) für unglaubliche 3,5€ für das mit sicher 6cl großzügig eingeschenkte Süßweinglas. Dagegen schlugen die beiden 0,75l-Apollinarisflaschen mit jeweils 7,5€ heftig zu Buche.
SAUBERKEIT
Die Türen standen lange offen, so dass der eine oder andere Gartenbewohner seinen Weg ins Innere fand. Nun gut, das ist nicht vermeidbar und die Nähe zur Natur ist das Lebenselixier des Vieux Sinzig. Allerdings schienen mir die Oberfenster auch nicht frei von den Hinterlassenschaften der tierischen Besucher zu sein.
KOPIE DER RK-KRITIK
Wenn ich schon von GuG zitiert werde, lass ich mich nicht lumpen. Eigentlich wollte ich den Roman mit in den RK-Orkus gleiten lassen, aber vielleicht leiden ja noch andere Kritiker an präseniler Bettflucht...
Allgemein
Die Geschmäcker sind verschieden...
Gut war's bei Ehepaar Dumaine, in vielem sehr gut. Aber gemessen an meinen Erwartungen war es nicht perfekt.
Die Reservierung über die Homepage erfolgte während der Schließzeit. Trotzdem bekam ich gleichtägig eine natürlich gehaltene Bestätigung per E-Mail.
BEDIENUNG
Als ich am Sonntagabend pünktlich erschien, wurde ich... mehr lesen
Vieux Sinzig
Vieux Sinzig€-€€€Restaurant, Sternerestaurant0264242757Kölner Straße 6, 53489 Sinzig
4.0 stars -
"Kräuterküche vom Feinsten. Überraschende kleine Mängel." DerBorgfelderKOPIE DER RK-KRITIK
Wenn ich schon von GuG zitiert werde, lass ich mich nicht lumpen. Eigentlich wollte ich den Roman mit in den RK-Orkus gleiten lassen, aber vielleicht leiden ja noch andere Kritiker an präseniler Bettflucht...
Allgemein
Die Geschmäcker sind verschieden...
Gut war's bei Ehepaar Dumaine, in vielem sehr gut. Aber gemessen an meinen Erwartungen war es nicht perfekt.
Die Reservierung über die Homepage erfolgte während der Schließzeit. Trotzdem bekam ich gleichtägig eine natürlich gehaltene Bestätigung per E-Mail.
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Nach einem strammen Fußmarsch bei gut 30 Grad erreichte ich doch etwas ermattet das für seine Steaks gerühmte Deutschhaus. Nach einem Umzug vor einigen Jahren bleibt die Lage doch suboptimal. Am Rande von Alt-Saarbrücken an einer größeren Straße gelegen, geht der Blick auf Brachen und Industrieruinen. Auch ein sog. sozialer Brennpunkt ist nicht weit entfernt. Da warf der Borgfelder trotz reserviertem Tisch doch erst einmal einen vorsichtigen Blick durch die Tür in den dunklen Raum. Vor der Eichenholztheke sitzen zwei ältere Herrschaften, beide um die 80, wie ich später (u. a.) erfahre und essen ein Butterbrot, zu dem sie sich von einer Fleischwurst dicke Scheiben abschneiden. Eine "altmodische" Halbliterflasche Bier steht auf dem Tisch. Kann es ein Vertrauens erweckenderes Bild geben?
Nach einem Gruß und meinem Eintreten finde ich mich in einer typischen Gastwirtschaft wieder. Rote quadratische Fliesen auf dem Boden, Gardinen, allerlei Schnickschnack. Ein vermutlich nicht genutzter Kamin, auf dem Sims ein Bild des vor einiger Zeit verstorbenen Sohnes. Die Holztische mit einer hellen Tischdecke mit gewebter Blütenstruktur. Darüber jeweils ein breiter Vliesläufer im farbig-floralen Design der 80er. Nur die Stühle fallen etwas aus dem Rahmen, drei unterschiedliche Generationen Gastro-Geschmack (also 1970-1990er). Auch Besteck und z.B. die Beilagenschüsseln aus Chromagan zeigen, dass man sich vor (vielen) Jahren mit solider Qualität eingedeckt hat. Nicht modern, aber in Aussehen und Qualität tadellos.
Ich lande an einem Zweier-Tisch in der 70er-Variante, Eiche mit fester Sitzpolsterung. Der Laden ist zwar bis auf die älteren Herrschaften, die natürlich die Wirtsleute Karrer sind, und mir leer. Allerdings sind alle anderen Tische reserviert. Oha, das wird ja noch trubelig, denke ich. Aber weit gefehlt, um 20:00 Uhr ist das Abendgeschäft schon durch und für den nächsten Tag eingedeckt. Gegessen wird früh im Saarland!
Da ich der einzige Gast bleibe und ich mich von der Schlagermusik aus dem Radio ablenken muss, frage ich dann doch mal nach den vielen Urkunden an den Wänden, ein gewisser Kontrast zu dem Foto, das Horst Lichter Arm in Arm mit der Wirtin zeigt. Freunde: Reisen bildet! Nicht nur erfahre ich, dass auf den Weiden von St. Arnual einst Bundes- und Klassensieger standen, auch über die Grüne Woche im Allgemeinen, die Unterbringungs-, Sanitär- und Freizeitsituation der Angus-Rinderzüchter daselbst im Besonderen und, wie sich nach 1989 alles geändert hat, gibt es einiges zu berichten. Nebenher wird der Herzinfarkt des Gemahls erwähnt. Die Abwesenheit von Tochter und Sohn, beide in einem anderen Portal als ebenso muffelig wie unverschämt bezeichnet, beruht auf deren Teilnahme an der Beerdigung eines Stammgastes; nur deswegen sei man heute allein. Meine höfliche Frage nach Enkeln wird damit beantwortet, dass der Ur(!)-Enkel inzwischen 15 Jahre zähle. Nicht nur gegessen wird früh hier...
Die Pläuschchen werden souverän in den gastronomischen Ablauf eingeschoben. Das Karlsberg-UrPils kommt ordentlich gezapft und löscht den ersten Durst. Später folgt ein Cremant für 4€, der leider etwas flach schmeckt.
Die Speisekarte ist übersichtlich; Die Küche beschränkt sich auf das, was man - soviel sei vorweggenommen - kann: Fleisch braten. Aus eigener Schlachtung gibt's vom Rinderfilet, Rumpsteak oder, quasi als Kombi-Angebot, T-Bone-Steak. Wer kein Fleisch mag, weicht auf Schweineschnitzel aus ;-)). Auch das Beilagenangebot mit kluger Beschränkung. Möglichkeit 1: Pommes und Champignons mit geschmorten Zwiebeln. Möglichkeit 2: In Pfeffer-Sauce.
Für mich das T-Bone in der Kartoffel-Zwiebelvariante. Von der Baukasten-Abzocke der Steakhäuser hält man nichts. Hier gibt's das komplette Gericht einschließlich Salat für einen Preis, in meinem Falle 23,5€. Der gewünschte Gargrad wird nicht erfragt. Na, wenn es die Spezialität des Hauses ist, wird's schon gutgehen...
Während ein wirklich lautes Brutzeln aus der Küche beweist, dass Anbraten hier noch ernst genommen wird, werde ich ans Salatbuffet "gebeten". Das ist, wie auch auf anderen Portalen angemerkt, eher schlicht. Im üblichen Wagen - helles Holz, Metallbehälter - finden sich gekühlt Frisée, Lollo Rosso, Krautsalat weiß und rot, dazu große Peperoni und gefärbte schwarze Oliven. Der Salat sauber gelesen, in mundgerechte Stücke gezupft und ohne bräunliche Ränder etc. Lobenswert die Aufbewahrung der Tomatenviertel außerhalb der Kühlung, so dass sich Aroma entfalten konnte. Die zwei Saucen - Joghurt, Kräuter - nach meinem Dafürhalten Industrieware, schade.
Nun zur Hauptsache: Das auch für gute Esser angemessen große Steak kam augenscheinlich aus einer Grillpfanne und war genau richtig angebraten. Liebhaber amerikanischer Karzinogen-Varianten mögen es als zu blass ansehen, mir gaben die dunklen Streifen genügend Röstnoten, ohne, dass es irgendwo in Richtung schwarz ging. Die Scheibe Kräuterbutter mit einem kleinen (nur zufällig) österreichischen Fähnchen zeugte von vergangenem Deko-Geschmack. Ulkiger Weise war das Filet ausgelöst und separat gebraten. Vermutlich wird mehr Filet als T-Bone geordert und man hat schon vorgearbeitet. Das Fleisch war bereits gewürzt, so dass ich kein Salz brauchte und auch die Pfeffermühle, die ich vorsorglich anstelle der vorhandenen Tischasche geordert hatte, nur noch sehr sparsam zum Einsatz brachte.
Wie war's? Nein, es war nicht das beste Steak der Welt (wer wollte das ernsthaft beurteilen?), auch nicht das Beste, das ich je gegessen habe. Aber ein sehr gutes Stück Fleisch mit fester Struktur und Eigengeschmack. Nicht "butter"zart, aber höchst saftig, echt eben, wie alles hier. Die Qualität muss auch gut sein, denn die Zubereitung lässt nichts durchgehen. Konnte das Filet noch gerade als medium rare gelten, war der große Rest eindeutig rare. Aber auslaufen tat da nichts. Mein vorsichtiger Hinweis, dass nicht jeder so blutiges Fleisch bevorzuge, wurde mit einem resoluten "So schmeckt's am Besten!" weg gewischt. Na, dann. Wäre das ja geklärt..
Die Beilagen waren ebenfalls gut. Die Pommes frites außen knusprig, innen heiß und kartoffelig. Für mich hätten Sie etwas länger bräunen können, Geschmackssache. Trotz der unregelmäßigen Größe tippe ich allerdings doch auf Fertigware. Aber vielleicht tue ich Frau Wirtin da Unrecht. Eindeutiger Sieger des kulinarischen Wettstreits waren die recht kleinen, geviertelten Pilze mit ganz vorsichtig geschmorten, wunderbar süß-würzigen Zwiebeln. Alles mit leichtem Biss und vor allem nicht so Fett triefend. Etwas frische Petersilie darüber, ein Gedicht.
Insgesamt gute 4 Sterne für das Essen, das PLV möchte ich darüber ansiedeln. "Rechnung" = drei Zahlen handschriftlich auf dem Brauerei-Block. Hat wirklich jemand etwas anderes erwartet? Ich nicht.
Sauberkeit: Im Gastraum alles picobello. Die sanitären Anlagen nicht besucht.
Fazit: Gute Qualität war noch alle Zeit ein erfolgreiches Konzept. Der Rest: Wer's mag, mag's mögen. Wer nicht mag, mag's eben nicht.