Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Lavandula hat es entdeckt: Es gibt ein österreichisches Lokal bei GG! Und kann man es evtl. auch bewerten?
Lavandula hat es entdeckt: Es gibt ein österreichisches Lokal bei GG! Und kann man es evtl. auch bewerten?
Kinski Bar & Restaurant
Kinski Bar & Restaurant€-€€€Restaurant, Bar0724531261Bahnhofstr. 8, 4650 Lambach
stars -
"Bestes Ösi-Lokal bei Gastroguide!" DerBorgfelderLavandula hat es entdeckt: Es gibt ein österreichisches Lokal bei GG! Und kann man es evtl. auch bewerten?
Geschrieben am 12.12.2018 2018-12-12| Aktualisiert am
12.12.2018
Besucht am 15.09.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 107 EUR
Die Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker./Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es ja tatsächlich nur an den abgehobenen Ansprüchen.
Schaun mer mal, wie die üblichen Verdächtigen sich so schlagen...
VII. Die Überraschung
Das ****S-Landhotel Munte liegt am Stadtrand in unmittelbarer Nähe zu mehreren Naherholungsgebieten sowie der Universität und den Forschungseinrichtungen; es ist ebenso gut von der Autobahn wie aus der Innenstadt erreichbar. Dies und die unmittelbar anschließende private Augenklinik sorgen eigentlich immer für einen gut gefüllten Parkplatz. Die kulinarischen Wünsche der gehobenen Kundschaft erfüllt ein italienisches Restaurant der Mittelklasse und eben das vornehmlich auf Wild und Fisch spezialisierte Wels.
Die Namensgeber werden im Süßwasser-Aquarium vor Ort gehalten. Vor Jahren hatte ich hier einen davon auf dem Teller, ohne dass mich das Erlebnis zu einem schnellen Wiedersehen gedrängt hätte. Die Michelin-Empfehlung nahm ich daher etwas überrascht zur Kenntnis und machte mich in süßer Anhängerschaft mit Bahn und Bus auf den Weg ins Grüne.
Das Ambiente ist typisch Landhaus-Stil (Ausnahmen bestätigen die Regel): Helle, auf Vintage getrimmte Hölzer, Rattansessel, Blick in den Garten bzw. hier ins Kleingartengebiet. Kronleuchter und Teppichboden vermitteln immer ein wenig Gute-Stube-Gefühl. Nicht ganz auf der Höhe die braunen Natursteinauflagen des Buffets und die quietschgelben Leuchtelemente.
Wir saßen direkt unter einem und dessen verheerende Wirkung auf die Fotos bemerkte ich leider erst am heimischen Computer. Ich hab versucht, in der Nachbearbeitung das Beste heraus zu holen.
Eine Reservierung hatten wir am frühen Samstagabend nicht, trotzdem erhielten wir problemlos noch einen eingedeckten Tisch im Wintergarten. Zur Not hätte es im anschließenden Frühstücksbereich noch genügend annehmbare Plätze gegeben. Das Publikum wie wir Paare im besten Alter sowie eine kleinere Gruppe. Geschäftsleute am Wochenende Fehlanzeige.
Der Oberkellner Herr Plenge pflegt einen legeren, manchmal etwas ins kumpelhafte abgleitenden Stil. Dunkles Sakko mit Einstecktuch, aber offenes weißes Hemd wirken etwas bemüht locker. Genug der Modekritik, die Serviceleistungen, auch der jüngeren Kräfte war sehr ordentlich. Immer aufmerksam, mit individuellen Empfehlungen und Nachfragen. Dass die Karten geschlossen überreicht wurden, ist nicht so wichtig, wie die Cloches, die ein Auskühlen der Speisen auf dem recht weiten Weg aus der Küche effektiv verhindert haben. Alle Wünsche wurden erfüllt, wir waren zufrieden.
Als Aperitif entschied sich Madame für einen alkoholfreien fruchtigen Cocktail für freundliche 5,3€. Mir stand der Sinn nach einem Gin Fizz, der mit 8,1€ berechnet wurde.
Die Vorliebe für „krumme“ Preise setzte sich in der Karte fort (Ist das irgend ein Marketing-„Trick“?).
Im dreigängigen HeimatGenuss-Menü für 33,8€ schmeckten meiner Frau die Tafelspitz-Brühe mit Meerrettich-Pfannkuchenstreifen, gebratener Zander in Limonensalz mit Kartoffel-Korianderpüree und abschließend Cappuccino-Mousse auf Bremer Kaffeebrot mit rotem Johannisbeer-Schwarzkirschragout. Ich war von der kreativen Ausführung dieser bürgerlichen Gerichte positiv überrascht, für die mit Christina Bolt eine der ganz wenigen Küchenchefinnen der Region verantwortlich zeichnet.
Statt des Menüs hatte ich mir à la carte folgendes ausgesucht:
Königsberger Klopse vom Kaninchen
Wildschwein-Knipp
Sauerbraten, ebenfalls vom Wildschwein.
Dazu passte als Apéro ein Canapé mit Wildschweinsalami
natürlich vorzüglich. Außerdem gab es Ciabatta und eine mediterran gekräuterte Butter.
Aus den sechs offenen Weißen wählten wir ein Glas Riesling von Bassermann-Jordan und eine Burgundercuvée von Markus Pfaffmann. Beide von 2017, beide für 5,6€ das Gläschen.
Die Mettklopse vom Kaninchen zum Start konnten auf ganzer Linie überzeugen.
Saftig
und der mild-süßliche, von manchen hier als seifig geschmähte Geschmack wurde von den Kapern in der Soße nicht überdeckt.
Richtig klasse die Kartoffeln, die auch wie welche schmeckten; mit dem würzigen, nur leicht säuerlichen Sößchen ein Gedicht. Die Küche hatte zwar vergessen, sie in Butter zu schwenken, aber das hab ich keine Sekunde bedauert.
Auch der daneben gereichte Salat von Roter Bete passte gut mit erdig-süßen Noten und vor allem nicht zu viel Säure.
Das war mal ein Auftakt nach Maß.
Auch der/die/das Knipp (Wiki weiß mehr!) vom Wildschwein als Zwischengang ganz stark.
Kräftig gewürzt und leicht pikant, so dass das Ausgangsprodukt nicht wirklich vom Hausschwein zu unterscheiden war. Aber beherzt angebraten, so dass sich eine dunkle, knusprige Hülle gebildet hatte. Leeeeeecker! Nicht in Fett schwimmend, aber auch nicht so trocken, wie manches quasi-industrielle Produkt aus Groß-Schlachtereien. Dazu wieder die schönen Salzkartoffeln. Eigentlich „gehören“ Bratkartoffeln dazu, aber das schien mir gerade für ein Zwischengericht doch etwas zu mächtig.
Den klassischen norddeutschen Dreiklang komplettierte ein süß-säuerliches, nicht zu weich gekochtes Apfelkompott, bei dem Zimt und Lorbeer heraus zu schmecken waren. Herr Plenge empfahl zudem Senf.
Ein alkoholfreies „hanseatisches Konzernpils“ zur Begleitung schlug mit 3,3€ zu Buche.
Der Sauerbraten, auch vom Schwarzkittel, hielt nicht ganz dieses Niveau, insbesondere erwartete ich etwas mehr Säure in der Sauce. Trotzdem ein gelungenes, schmackhaftes und reichlich portioniertes Gericht.
Das Fleisch schmeckte hier kräftiger durch. Es war nicht zu fest, lediglich an wenigen, kleinen Stellen etwas trocken. Der Rotkohl war wiederum perfekt gegart, noch mit Biss, aber nicht etwa halb roh. Hier überraschte mich nur die sehr zurückhaltende Würzung, das war recht naturbelassen. Angesichts der anderen Gänge unerwartet. Ich hielt mich lieber an die lockeren Semmelknödel mit Brotfüllung, die natürlich perfekt zum Aufnehmen der auch zusätzlich gereichten dunklen Sauce waren.
Während meine Liebste ihr Dessert genoss, ließ ich den Käse aus und konnte schon resümieren:
Im Herzen traditionelle Regionalküche, aber modern, ohne dabei nach Moden zu schielen. Hier kommt kein Cross-over auf den Teller. Es wird nicht dehydriert oder stabilisiert, sondern heimische Produkte mit gekonntem Handwerk zeitgemäß weiter entwickelt.
Positive Überraschung und für Fans norddeutscher Küche eine klare Empfehlung.
Die Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker./Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es... mehr lesen
Restaurant Wels im Hotel Munte
Restaurant Wels im Hotel Munte€-€€€Restaurant0421 2202666Parkallee 299, 28213 Bremen
4.0 stars -
"Englische Wochen! 7. Heimspiel: Mein Streifzug durch die Bremer Top-Gastronomie" DerBorgfelderDie Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker./Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es
Geschrieben am 06.12.2018 2018-12-06| Aktualisiert am
08.12.2018
Besucht am 26.09.2018Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 162 EUR
Die Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker/Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es ja tatsächlich nur an den abgehobenen Ansprüchen.
Schaun mer mal, wie die üblichen Verdächtigen sich so schlagen...
VI. Der Grillmeister
The Grill ist das einzige High-End-Steakhouse der Stadt; seit einem Jahr gibt es einen Ableger auf der Düsseldorfer Kö. Die Preise der regulären Angebote gehen bis 130€. Ob einem ein Stück Rindfleisch so viel Geld wert ist, muss jeder für sich entscheiden; das ist letztlich ja bei Kaviar etc. nicht anders. Man serviert hauptsächlich US-Nebraska-Beef, daneben südamerikanische (argentinische?) und australische Ware, näher wird die Herkunft nicht aufgedeckt. Gegrillt wird im Ofen bei bis zu 800 Grad. Die Schnitte reichen bis 1200g für Porterhouse und Tomahawk. Ich hab hier vor Jahren mal das 600g Rib-Eye verdrückt, plain war das kein Problem. Mehr Fleisch am Stück hab ich auch nur einmal mit 870g Chianina im Sheraton am Frankfurter Flughafen geschafft. Tempi passati.
Die mir erinnerliche Präsentation der Stücke am Tisch gab es an diesem Donnerstagmittag um 12.00 Uhr nicht. Bis 13.45 Uhr verirrten sich auch nur noch drei weitere Gäste in den Carnivoren-Tempel.
Die Innengestaltung als luxuriöse Rocky-Mountains-Lodge mit eindeckten Tischen
ist hochwertig, völlig stimmig und überzeugt mich auch nach Jahren noch voll.
Insbesondere die Plätze auf der Galerie gefallen mir, sind aber bei gut besetztem Lokal recht laut. Bei unserem Besuch mangels Belegung aber nicht, so dass wir in den zweifelhaften Genuss der wummernden House-Musik kamen. Muss der Angler nicht dem Wurm schmecken, oder so ähnlich?
Die Toiletten auch sauber und schick; Mann sieht zudem auf erotische Fotografie.
Mit einem Campari-O (9,5€) und einem alkoholfreiem Bellini (6,5€ für 0,1l Industriesirup mit Softdrink...) stimmten wir uns seelisch auf das PLV ein...
Ein Kritikpunkt war die leider befleckte, zweiseitig bedruckte Karte, die schon auf den Tischen auslag und auch preiswerteren Mittagstisch offerierte. Wir wählten dagegen eine möglichst breite Auswahl:
Surfˋnˋturf kalt = Tatar von Rind und Thunfisch (17,5€)
300g U.S. Rib-Eye (43,5€)
Surfˋnˋturf warm = 200g Rinderfilet und eine Riesengarnele, mit grünem Spargel, Kartoffelpüree und Kalbsjus (56,5€)
Egg florentine (6,5€)
Gebratene weiße Zwiebeln (4,5€)
Pommes frites (5€)
Zum Fleisch trank ich noch einen Fingerhut fruchtigen H3 Merlot aus Washington (6,5€)
mein jugendlich wirkender Begleiter blieb seiner alkoholfreien Linie treu.
Die erfahrene Dame im Service bediente uns freundlich und engagiert. Es kam z.B. das Angebot, die frühzeitig georderten und dann übrig gebliebenen Pommes zum Fleisch nochmals zu servieren und solange heiß zu halten. Wir sollten allerdings bitte nicht schimpfen, wenn die Kartoffelstäbchen dadurch etwas hart würden. Taten wir nicht, denn an den Serviceleistungen gab es auch sonst nichts auszusetzen. Die Frage nach amerikanischem Bier verneinte sie trocken: „Der Chef ist mit Krombacher verheiratet.“ Was hier übrigens wörtlich zu nehmen ist.
Toller Opener im The Grill ist seit der Eröffnung ein kleines ganzes Zwiebelbrot
das jeder Gast heiß aufgebacken erhält. Knusprig, fluffig, zwiebelig, herrlich! Mit Butter und Andensalz mit BBQ-Seasoning
serviert, könnte man sich daran wirklich schon satt essen!
Dann standen die Vorspeisen auf dem Tisch:
Das Florentiner Ei
kräftig gebräunt, aber noch schön flüssig. Dafür der Spinat TK-Ware, die nicht nur ordentlich quietschte, sondern auch recht ungewürzt daher kam; ein etwas zweischneidiger Genuss.
Besser die Tatars:
Beide handgeschnitten, Rind schon klassisch angemacht, dazu Wachtelei, Kapernapfel und Schwarzbrot. Der Thun auch gewürzt und mit Avocado vermengt, dazu eine extra Sojasauce und einen Sesamchip. Das war ordentlich.
Die schon erwähnten Pommes
enttäuschten ein wenig. Gute Industrieware, dünner Schnitt, heiß. Pommes halt. Dazu Ketchup und Mayo von Heinz, was mich doch in dieser Preisklasse negativ überraschte. Man könnte befürchten, dass damit der Verkauf der (selbst gemachten?) Saucen und Dips angekurbelt werden soll. Immerhin gibt es eine Barbecue-Zubereitung gratis zum Fleisch. Die Jus dürfte ein vorgefertigtes Produkt gewesen sein, hatte aber Fleischgeschmack und Süffigkeit.
Alle Beilagen waren ordentlich gemacht: Das Kartoffel-Püree war sehr buttrig. Die nicht matschig gebratenen weißen Zwiebeln
süß, wenn auch ohne eine Röstnote, die der grüne Spargel ebenso hatte, wie Biss und Geschmack.
Und die Hauptsache im Steakhouse?
Gut!
Außen stark gebräunt, teilweise sogar knusprig. Gargrad medium-rare perfekt, mein Rib-Eye saftig, das Filet meines Tischgenossen super zart. Allenfalls hätte ich mehr Eigengeschmack erwartet. War aber ja auch nicht dry-aged oder Txogitxu...
Fazit:
Tolles Ambiente, versierte Bedienung, gutes Fleisch, solide Beilagen. Schon das beste Steakangebot der Stadt. Kann man jederzeit machen, aber für mich gibt es auch keinen zwingenden Grund, die sehr hohen Preise häufiger als alle Jubeljahre zu zahlen.
Die Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker/Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es... mehr lesen
The Grill Bremen - Steaks in Style
The Grill Bremen - Steaks in Style€-€€€Restaurant, Bar042187825640In der Vahr 64, 28329 Bremen
3.5 stars -
"6. Heimspiel: Mein Streifzug durch die Bremer Top-Gastronomie" DerBorgfelderDie Gastro-Führer sind sich weitgehend einig: In Deutschlands zehntgrößter Gemeinde hat man den Anschluss an die kulinarischen Entwicklungen verloren. Seit vier Jahren kein Michelin-Stern mehr in der Stadt. Ein einziger Bib-Gourmand nur im noch strukturschwächeren Bremerhaven.
Die Reaktion darauf überraschend: „Die Tester haben halt einen schlechten Tag erwischt./Die stören sich doch nur an fehlenden Tischdecken und einfachem Besteck./Wir kochen für Gäste, nicht für Kritiker/Der Laden ist voll, also sind wir auf dem richtigen Weg.“
Selbstkritik sieht anders aus. Aber vielleicht liegt es
Laut Homepage soll die Schließung zum Ende des Jahres erfolgen. Inzwischen existiert aber auch die Homepage nicht mehr. Besser anrufen, bevor man vor verschlossener Tür steht...
Laut Homepage soll die Schließung zum Ende des Jahres erfolgen. Inzwischen existiert aber auch die Homepage nicht mehr. Besser anrufen, bevor man vor verschlossener Tür steht...
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"Vorsicht: Vielleicht schon geschlossen?" DerBorgfelderLaut Homepage soll die Schließung zum Ende des Jahres erfolgen. Inzwischen existiert aber auch die Homepage nicht mehr. Besser anrufen, bevor man vor verschlossener Tür steht...
Als einziges Lokal in Stralsund. In der neuen Kategorie „pop“ für kreative, innovative Gastrokonzepte.
Als einziges Lokal in Stralsund. In der neuen Kategorie „pop“ für kreative, innovative Gastrokonzepte.
Eine gute Zeit - Das kleine Restaurant
Eine gute Zeit - Das kleine Restaurant€-€€€Restaurant, Bistro, Cafe038312897951Knieperstraße 7a, 18439 Stralsund
stars -
"Vom Gault Millau empfohlen" DerBorgfelderAls einziges Lokal in Stralsund. In der neuen Kategorie „pop“ für kreative, innovative Gastrokonzepte.
Geschrieben am 16.11.2018 2018-11-16| Aktualisiert am
18.11.2018
Besucht am 22.08.2018Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 114 EUR
...war zwar durch und durch verrottet, wie wir spätestens seit Buñuels Klassiker wissen.
Aber das gilt selbstverständlich weder für die mit teuren Ketten und Broschen geschmückten drei Damen, die sich bei Maultaschen und Zwiebelrostbraten so reizend schwäbelnd über die chinesische Schwiegertochter echauffierten, die mit den Kindern kein Deutsch reden könne (was sie doch eigentlich mit der Restfamilie verbinden müsste...;-) Noch für die vielen distinguierten Paare hohen und höchsten Lebensalters, die sich vermutlich vom überwältigenden Angebot dieses Feinkosttempels in der Stuttgarter Innenstadt erholen mussten. Auch in die Jahre gekommene Bohème ward gesichtet, stilecht mit schreiend buntem Beinkleid, der weiße (!) Schal ebenso wehend wie das lange, gleichwohl schüttere Haupthaar. Überhaupt die Kunst: Wie es sich für die Schwabenmetropole gehört, sponsort dieser Hort der Großbürgerlichkeit freien Eintritt in die Jubiläums-Ausstellung der Staatsgalerie. Nun ja, es trifft keinen armen Mäzen. Wie schon eine gut informierte Karibiksonne berichtete, hat sich nach einer Insolvenz Anfang des Jahrtausends Familie Piëch eingekauft.
Stilistisch regiert eher die Moderne in Anlehnung an das nahe Kunstmuseum. Klare Linie, letztlich ist der Raum ein Kubus, in dem die Tische streng und recht eng verteilt sind. Eher puristisch ausgestattet, daher umso beherrschender die großen modernen Fotografien
die ich als reiz-volle Bereicherung empfand.
Wer´s etwas lockerer mag und insbesondere auf das Sehen und Gesehenwerden Wert legt, wählt die (Austern)Bar vor dem Restaurant. Die Jeunesse dorée, aber auch alle anderen Liebhaber frischen Meeresgetiers zieht es schließlich in das teure, doch grundsätzlich empfehlenswerte Sushi-Ya ganz am anderen Ende des lebendigen Ladengeschäfts.
Ich kam im trubeligen Mittagsgeschäft und musste nach einer sehr kurzen Wartezeit zunächst mit einem Tisch in einer Nische hinter der Tür vorlieb nehmen. Später war ein Umzug nahe an die große, beschattete Fensterfront möglich, wo ein steter angenehmer Luftzug herrschte. Im August 2018 verbot sich die sonnendurchglühte Terrasse von selbst.
Der Service war flott, auch am Katzentisch wurde ich nicht übersehen. Man vergaß zwar, die Fehlanzeige in der Karte schon bei der Bestellung mitzuteilen, entschuldigte sich dafür aber sehr nett. Außerdem gab Restaurantleiter Bota ein Glas vom Hand-in-Hand aus, dem inzwischen doch häufig in der gehobenen Gastronomie anzutreffenden „Hochzeitswein“ Klumpp/Meier-Näkel. Ich wurde jedenfalls freundlich und niveauvoll umsorgt, so dass die kleinen Schnitzern gefühlsmäßig nicht ins Gewicht fielen.
Für den ersten Hunger wurde ein mäßig frisches Baguette gebracht, aber stilvoll mit Beurre salée de Charentes. Feinkost lässt grüßen.
Bei einem prickelnden Württemberger Rosé (Schloss Affaltrach, 6€) nahm ich erfreut zur Kenntnis, dass hier keineswegs nur Schwäbische Spezialitäten serviert werden. Oder wie klingen:
- Kopfsalat Mousse mit marinierten Kopfsalatherzen (19,5€)
- Gurkengazpacho und Joghurt-Gratiné (16,5€)
- Marinierter Toro mit Pomelo (9,5€)
- Gebratener Waller mit frischen Trauben (24,5€)
Dazu gab’s einen frischen weißen Garnacha aus der D.O. Somontano, der ein Sauvignon-ähnliches Bukett mitbrachte und am Gaumen etwas Holz spüren ließ. Angesichts der ansonsten gepfefferten Preise mit 28€ nicht zu hoch bezahlt.
Die Küche grüßte mit einem klar erkennbaren, doch arg sahnigen Paprikasüppchen
bei dem grobes, hartes Pfefferschrot irritierte. Der Berglinsensalat dazu störte nicht, er wurde vergessen. Die Nachlieferung konnte ich nur kurz genießen, wurde doch schon der erste Gang mit einem fröhlichen „Wird nicht kalt!“ auf den Tisch platziert.
Immerhin schon mal eine deutliche optische Verbesserung.
Und nach ein paar Gabeln war klar, dass die sommerliche Kombi von Orangenfilets, cremiger Burrata und Kopfsalat in Texturen hervorragend funktionierte.
Fruchtige Süße, „grüne“ Frische und milde Sahnigkeit ergänzten sich zu einem leichten Genuss. Grüne Chili sorgte zudem für den leicht scharfen Kick. Den Kopfsalat auch als Gel und Mousse zu präsentieren, war für mich jetzt kein Muss, aber geschmacklich waren alle Varianten präsent. Allenfalls etwas „zum Beißen“, vielleicht in Form von Nüssen oder Kernen, hätte ich mir noch gewünscht.
Frisch ging es auch weiter. Bevor die kalte Suppe angegossen wurde
und einen schönen Duft von Gurke und Dill verbreitete, durfte ich mich an der farbenfrohen Einlage erfreuen.
Geschälte aufgerollte Scheiben (auch für die Textur), Joghurtgranité und Olivenölperlen bildeten ein hübsches Potpourri. Am Gaumen dominierte dann aber eine kräftige Süße, gegen die der zu kleinteilige Joghurt und das geschmacklich ganz unauffällige Öl nicht durchdrangen. Bei kräftigeren Gegenspielern oder beherzter Würze einer klassischen Gazpacho wäre die Kombination bestimmt gut aufgegangen, so blieb sie eindimensional.
An meinen nächsten Gang musste ich erinnern, er war vergessen worden. Das mag daran liegen, dass zunächst mit Kalbskopf doch ein Klassiker geordert worden war. Leider nicht mehr verfügbar. Die Alternative war für mich eine Premiere, als Carpaccio hatte ich fetten Thunfischbauch noch nicht.
Geschmacklich per se ein Knaller, allerdings litt der Genuss der dünnen Scheiben an einigen Sehnen. Wenn Toro nicht japanisch puristisch serviert wird, braucht der fette Fisch überzeugende Begleiter. Die Pomelo-Filets und das Yuzu-Gel gefielen mir da schon gut. Auch mit der Rosmarin-Emulsion war die Küche auf dem richtigen Weg, nur leider zu sparsam dosiert! Der neutrale cremige Schafskäse konnte leider nichts beisteuern. Anders als beim Gurke-Joghurt-Duo des vorigen Tellers, verstand ich den Sinn der Kombination auch nicht. Licht und etwas Schatten.
Der Hauptgang war dagegen sehr stimmig. Gebratener Waller mit frischen Trauben, Pfifferlingen, Rettich
Sehr saftiger Waller perfekt gebraten
mit Trauben und einer schönen Traubenjus (im Kännchen Nachschub)
die von süßer Topinamburcrème abgepuffert wurden. Gehobelter Rettich steuerte eine salzige Note bei und von den ersten Pfifferlingen war ich ebenfalls angetan.
Das war ein rundum gelungener Teller.
Gegen 15.00 Uhr hatte sich der Raum weitgehend geleert und so kam auch mal der Herr der Töpfe vorbei. Man weiß ja nie, welcher Profession ein einzelner Gast nachgeht, der sich intensiv mit den Tellern auseinander setzt... Ich klär das dann aber immer sehr schnell auf. Es ergab sich wie so oft ein ebenso spannendes wie entspanntes Gespräch. Gute Köche brennen für ihren Beruf; wenn nicht, bleiben sie es bei den Arbeitsbedingungen nicht lange. Jedenfalls kam ich - auf Kosten des Hauses - noch zu einer tollen Käseauswahl
bei der natürlich wieder aus dem Vollen geschöpft wurde: U. a. Sainte-Maure mit Asche, ein milderer Ziegenkäse mit Honig und ein toller Blue Stilton, den ich mir erst nach dem Gläschen Sauternes (10,5€) schmecken ließ. Auch bei der Begleitung ging die Küche in die Vollen: Feigen, Feigensenf, kandierte Nüsse, zweierlei Nussbrot
und mit japanischem Togarashi-Gewürz eingeriebene Grissini! Nicht meine schlechteste Idee im Feinkosttempel einzukehren...
Insgesamt eine ambitionierte Küche, die mit etwas mehr Mut richtig durchstarten könnte. Der sympathische Chef Simon Förster bringt dafür sicher die Fähigkeiten mit. Zu vermuten steht aber, dass von den Stuttgarter Honoratioren Sturm und Drang eher auf der Bühne als auf dem Teller geschätzt wird.
...war zwar durch und durch verrottet, wie wir spätestens seit Buñuels Klassiker wissen.
Aber das gilt selbstverständlich weder für die mit teuren Ketten und Broschen geschmückten drei Damen, die sich bei Maultaschen und Zwiebelrostbraten so reizend schwäbelnd über die chinesische Schwiegertochter echauffierten, die mit den Kindern kein Deutsch reden könne (was sie doch eigentlich mit der Restfamilie verbinden müsste...;-) Noch für die vielen distinguierten Paare hohen und höchsten Lebensalters, die sich vermutlich vom überwältigenden Angebot dieses Feinkosttempels in der Stuttgarter Innenstadt... mehr lesen
3.5 stars -
"Der diskrete Charme der Bourgeoisie..." DerBorgfelder...war zwar durch und durch verrottet, wie wir spätestens seit Buñuels Klassiker wissen.
Aber das gilt selbstverständlich weder für die mit teuren Ketten und Broschen geschmückten drei Damen, die sich bei Maultaschen und Zwiebelrostbraten so reizend schwäbelnd über die chinesische Schwiegertochter echauffierten, die mit den Kindern kein Deutsch reden könne (was sie doch eigentlich mit der Restfamilie verbinden müsste...;-) Noch für die vielen distinguierten Paare hohen und höchsten Lebensalters, die sich vermutlich vom überwältigenden Angebot dieses Feinkosttempels in der Stuttgarter Innenstadt
Geschrieben am 11.11.2018 2018-11-11| Aktualisiert am
11.11.2018
Besucht am 06.08.2018Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 65 EUR
Berlin, Sommer 2018. Die Stadt kocht. Gegen Abend werden die Temperaturen zumindest im Freien erträglicher. Der einsame Borgfelder streift die Torstraße entlang, ohne Ziel, vielleicht hat das Bandol sur Mer noch etwas frei. Auf der anderen Straßenseite wecken gut gefüllte Außenplätze die Aufmerksamkeit. Gärtnerei? Vermutlich vegetarisch. Der Aufsteller verheißt dementsprechend Erbse (So ziemlich das einzige Gemüse, das mir schon als Kind geschmeckt hat!), Karotte, Kimchi. Warum nicht mal etwas Leichtes?
Vom Autolärm urban umtost, zwängte ich mich in das einfache Metall-Klappmobiliar, blaue Flecken garantiert.
Berlin is nix für Weicheier... Ein Blick in die Karte verwirrte zunächst: Doch Fleisch und Fisch? Die Bedienung klärte auf. Das Lokal ist ein Ableger der „Fleischerei“ an der Schönhauser Allee. Dort stand zwar die vormalige Metzgerei, hier aber die nahe Gartenstraße Namenspatin. Die junge, schwer tätowierte Frau schätzte die direkte Berliner Ansprache, ohne zu rotzig zu sein. Ob mit einschlägiger Ausbildung, ist heute nicht immer gleich zu erkennen. Jedenfalls lernte sie eine weitere Anhängerin flächendeckender Körperkunst an. Als ich später doch mal darauf hinwies, dass Gastlichkeit auch eine Servicekomponente haben sollte, gab es das volle Programm einschließlich 2-Sekunden-Hand-auf-den-Arm und handgemaltem Smiley auf der Rechnung. Verwirrend, aber letztlich hat sie ihren Job doch gut gemacht.
Bei einem erfrischenden, hausgemachten Spritz (8€) schaute ich die angenehm fokussierte Karte im grünen Passepartout durch. Mal was anderes als das Klemmbrett. Ich blieb trotz Linumer Wiesenkalb oder Heilbutt bei meiner fleischlosen Wahl; das waren in gewohnter berlin-mitte-schreibweise:
Als Viergangmenü für 45€, was fünf Sterne für das PLV rechtfertigt, erst recht, wenn man dafür auch die Gänge mit Fleisch und Fisch hätte bekommen können.
Die recht kleine Weinkarte hat einen österreichischen Schwerpunkt, natürlich Inhaber, Multi-Gastronom und Weinhändler Bernhard Hötzl geschuldet. Die Empfehlung nach Rücksprache mit der Küche war eine Cuvée aus riesling, müller-thurgau und muskateller von soellner aus wagram. Zum Kimchi stieg ich auf einen riesling von türk aus dem kremstal um. Für das Achtel waren 5€ und 6,5€ fällig. Wenn jetzt selbst eigennamen (!) klein geschrieben werden, sollte ich dann vielleicht mal eine ganze kritik alles klein...? Die spinnen, die Berliner!
Als Apero kam ein knuspriges, kräftiges Landbrot mit schwerer Krume.
Darauf (ist selten!) Quark mit Joghurt, dem Zitro-Abrieb schöne Frische gab. Für mich gerne noch mehr von den frischen Kräutern, aber das war schon ein sehr guter Einstieg.
Das Menü startete mit einem der schönsten und auch besten vegetarischen Tellern des Jahres:
Die knackigen Erbsen waren nicht mehr süß, aber noch nicht mehlig, sondern auf der Höhe ihres Aromas. Es gab sie auch als fast ebenso intensives Püree und Sprossen. Dazu wurde ein flüssiges Joghurt mit einer ganz angenehmer Milchsäure am Tisch angegossen und mit einem Kräuteröl ergänzt. Die Minze schmeckte gut durch, zur Erbse natürlich der Klassiker. Salzzitrone und Himbeeren setzten immer wieder kleine Spitzen, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Ein perfektes sommerliches Aromenfeuerwerk, das jedem vegetarisch spezialisierten Spitzen-Restaurant Ehre gemacht hätte.
Auch der zweite Teller war optisch schon mal aus derselben Liga.
Dabei ganz anders, als der Napf zum Auftakt. Hier wurde rund um forzügliche feine Fifferlinge getupft und gespritzt, was Pinsel, Quetschflasche und Spritzbeutel hergaben. Da machte sich vermutlich eine solide Station in der Sterneküche bezahlt. Allerdings war die Vielfalt bei auch auf dem Teller versammelten drei oder vier auf den Punkt gebrachten Rübenarten schon an der Grenze der geschmacklichen Überforderung. Schön, dass sich die Geschmacksbilder gut ergänzten, sei es durch Stachelbeere, rote Frucht (Cornelkirsche?) oder die als Püree und Gel gar nicht mehr rustikale Saubohne. Sommertrüffel fand wie so oft nur auf der Karte statt. Dafür setzte frittierter Estragon geschmacklich und von der Textur noch ein Highlight.
Zwar nicht ganz auf der konzentrierten Höhe des ersten Tellers, hat aber trotzdem Spaß gemacht.
Wiederum eine optische Abwechslung dann mit dem koreanischen Nationalgemüse, denn der Chinakohl war in einem Stück vergoren worden, nicht wie sonst in Streifen oder Stücken.
Eine angenehme, runde Schärfe mit Ingwer, Knoblauch und Chili. Die Shitakepilze hatten etwas Probleme, geschmacklich durchzudringen, gefielen mir aber mit ihrem guten Biss. Dazu ordentlich Koriandergrün, das man - wie ich - nur lieben kann oder eben hasst. Die Variante im Kochu Karu im April gefiel mir zwar noch etwas besser, aber bekanntlich haben viele Mütter schöne Töchter...
Der gesondert gereichte Kokos“milch“reis
war natürlich ein genialer Ausgleich zur Schärfe des Kohls. Die Küche kann also auch Asien, prima.
Da ein recht kräftiger Wind aufgekommen war, zog ich an einen Tisch im Restaurant um, wenngleich an den weit geöffneten Fenstern. So konnte ich auch die zeitgeistig-gülden gestylte Innenausstattung bewundern
bei der mir sowohl die großen Bilder als auch kunstvoll gesteckte Zweige auffielen, die etwas verspätet die japanische Kirschblüte thematisierten.
Wie passend. Denn ausnahmsweise hatte ich statt einer Käseauswahl von Blomeyer ein Dessert gewählt, welches das Thema wieder aufnahm:
Wunderbare (entkernte) Amarenakirschen auf einer feinen Hibiskuscrème bildeten einen schönen Kontrast zum Ziegenkäse-Eis, dem durch die Kälte die Strenge weitgehend genommen war. Angebratene Matchaküchlein und Öl von Orangenblüten steuerten fruchtig-bittrige Nuancen bei. Ein mutig komponiertes Dessert mit japanischen Anklängen. Meine Käseabstinenz bereute ich an diesem Abend jedenfalls nicht.
Was auch für die vegetarische Auswahl insgesamt gilt, wie überhaupt für die Einkehr in der Gärtnerei. Die Küche kann was und sie traut sich was. Von mir eine Empfehlung und bei einem zweiten Besuch teste ich gern die Fleisch- und Fischabteilung.
Berlin, Sommer 2018. Die Stadt kocht. Gegen Abend werden die Temperaturen zumindest im Freien erträglicher. Der einsame Borgfelder streift die Torstraße entlang, ohne Ziel, vielleicht hat das Bandol sur Mer noch etwas frei. Auf der anderen Straßenseite wecken gut gefüllte Außenplätze die Aufmerksamkeit. Gärtnerei? Vermutlich vegetarisch. Der Aufsteller verheißt dementsprechend Erbse (So ziemlich das einzige Gemüse, das mir schon als Kind geschmeckt hat!), Karotte, Kimchi. Warum nicht mal etwas Leichtes?
Vom Autolärm urban umtost, zwängte ich mich in das einfache... mehr lesen
Gärtnerei Berlin - Restaurant & Bar
Gärtnerei Berlin - Restaurant & Bar€-€€€Restaurant, Bar03024631450Torstr. 179, 10115 Berlin
4.0 stars -
"Gelungener Ausflug ins „Grüne“" DerBorgfelderBerlin, Sommer 2018. Die Stadt kocht. Gegen Abend werden die Temperaturen zumindest im Freien erträglicher. Der einsame Borgfelder streift die Torstraße entlang, ohne Ziel, vielleicht hat das Bandol sur Mer noch etwas frei. Auf der anderen Straßenseite wecken gut gefüllte Außenplätze die Aufmerksamkeit. Gärtnerei? Vermutlich vegetarisch. Der Aufsteller verheißt dementsprechend Erbse (So ziemlich das einzige Gemüse, das mir schon als Kind geschmeckt hat!), Karotte, Kimchi. Warum nicht mal etwas Leichtes?
Vom Autolärm urban umtost, zwängte ich mich in das einfache
Geschrieben am 04.11.2018 2018-11-04| Aktualisiert am
04.11.2018
Besucht am 10.07.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 450 EUR
Der runde Geburtstag eines alten Kameraden verschaffte uns eine Einladung ins grenznahe Wasserliesch. In Scheid‘s Hotel (Eigen-Schreibweise) hatten wir nicht nur eine rauschende Ballnacht, sondern auch sehr gute, schon gehobene Küche auf regionaler Grundlage (inkl. schöner Saarweine). Es überrascht nicht, dass Familie Scheid seit einiger Zeit auch im Trierer Schloss Monaise mit französisch inspirierter Küche kulinarisch noch weiter nach oben zielt.
Ihr angestammtes Hotel unweit der Saarmündung und auf gleicher Höhe mit der seit über 1800 Jahren am anderen Ufer der Mosel stehenden Igeler Säule ist dagegen auf genügsame Gäste eingerichtet. Sehr kleine, einfache Zimmer, ungeheuer hellhörig und ohne Klimaanlage, was bei den sommerlichen Temperaturen für den erquicklichen Nachtschlaf eigentlich nicht förderlich war. Aber ich hatte ja schon die Weine erwähnt...
Deshalb für das Restaurant eine Empfehlung; das Hotel werden die rüstigen Wandervögel hier besser beurteilen können.
Wir ergriffen jedenfalls die Gelegenheit, mal wieder dem schönen Trier einen Besuch abzustatten. Zwischen Porta Nigra, Kaiseraula und neuester Karl-Marx-Statue chinesischer Herkunft hatten wir einen schönen Tag. Der sollte mit einem Menü im Becker‘schen Gourmetrestaurant im eingemeindeten Weinort Olewig (sprich Oleewich) gekrönt werden. Wohlweislich hatten wir gleich eine Übernachtung im neuen Hotelflügel gebucht, der wohl bewusst auf extra anreisende Kulinarik-Junkies zielt. Denen könnte nämlich der Wechsel zwischen dem stylishem, u.a. mit 2 Sternen und 18 Punkten hoch dekorierten Gourmettempel und dem traditionellen Gasthof für Wanderer sehr krass vorgekommen sein. Das Frühstück ist allerdings für alle Gäste gleich, was dann wieder für ein eher rustikales Angebot sorgt.
Der Neubau zeichnet sich durch klare Linien und die Verwendung von viel Grauschiefer und anderen regionalen Materialien aus. Durch kleine Wasserflächen ergibt sich eine japanisch anmutende, etwas kühle, für meinen Geschmack aber sehr elegante Atmosphäre. Die bezahlt sein will; die aufgerufenen Übernachtungspreise lagen eindeutig auf Großstadt-Niveau. Ein verglaster Bad-/Toilettenbereich ist derzeit in der Hotellerie schwer angesagt, aber sicher „Geschmackssache“. Die unangenehm zugige Klimaanlage etwas ärgerlich; das Frühstück hatte ich schon erwähnt.
Auch das Restaurant ist mit viel Naturstein angenehm klar gestaltet
ohne ungemütlich zu werden. Im Gegenteil ein modern-eleganter Raum, der aber durchaus wohnliches Flair hat. Etwas irritierend allein eine Installation im Eingangsbereich; halb Altar, halb Feuerstelle
Drei weitere Tische wurden nach und nach besetzt, gerade richtig. Aussicht gibt es nicht. Der Neubau grenzt direkt an das Grundstück des Nachbarn, der vom Balkon interessiert die Gästeschaft inspiziert. Der Blick auf den hauseigenen Lieferwagen ist durch einen Vorhang gnädig eingeschränkt.
Im Service agierten mehrere junge Damen unauffällig, bei Ansprache aber freundlich und durchaus kompetent. Im Wesentlichen kam jedoch Frau Christine Becker an unseren Tisch, die auch für die Weinbegleitung verantwortlich zeichnete.
Eingeschenkt wurden:
Weißburgunder 2015 vom familieneigenen Weingut,
Josephshöfer Riesling GG 2009 von Kesselstatt,
junger Rosado de Leorin aus Navarra,
Chardonnay aus dem Barrique von Wageck,
feinherber Riesling Kabinett vom Karthäuserhofberg,
aus Teneriffa einen autochthonen Listan negro (Spannend!),
galizischer Godello (Toll!),
Ürziger Würzgarten Spätlese von Molitor,
zum Abschluss Wintricher Ohligsberg Auslese 2002 von Weingut Haart.
Das waren für eine Begleitung tolle Weine, alle sehr passend und teilweise überraschen; beide Spanier kannte ich noch nicht. Mit 65 Euro zudem preiswert.
Auch im Übrigen gab es fachlich wenig auszusetzen, bis auf die völlig daneben gegangene Abstimmung mit der Küche bei einem Gang (Der Manzanilla kam, als der Teller schon abgeräumt war...).
Aber da war die Stimmung sowieso schon nahe Null.
Ausnahmsweise will ich es mit dem großen Disney-Philosophen Vater Klopfer halten: „Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, sollte man besser den Mund halten.“
Wir werden jedenfalls nicht mehr in Olewig einkehren.
Was nicht am Kulinarischen lag.
Überrascht hat uns allerdings, dass kein ernst zu nehmendes Angebot für Vegetarier offeriert wurde. Im ausschließlich zur Verfügung stehenden Menü kamen vegetarische Teller erst ab dem Pre-Dessert. Das ist natürlich Entscheidung des Restaurants, erscheint inzwischen aber nicht mehr zeitgemäß (wo selbst carniphile Bentheimer von fleischlosen Menüs schwärmen). Die Bemerkung von Frau Becker, dass Innereien doch kein Fleisch seien, empfanden wir als unpassend, selbst wenn sie spaßhaft gemeint war. Insgesamt aber ein Beispiel, dass die Interessen des Gastes hier leider nicht im Fokus stehen.
Nun gut, wir sind ja „flexitabel“ und außerdem nach der Anreise hungrig und durstig.
Als alkoholfreien Einstieg gab es Soda mit hausgefertigtem Extrakt auf Holunderblütenbasis (10€)
für meinen Geschmack etwas süß.
Gelungen dagegen die pikante Nussmischung nach Art des Hauses
und extrem dünne Grissini, die einem unaufmerksamen Betrachter fast wie Deko hätten erscheinen können
Um so bemerkenswerter, dass der Teig deutlich gewürzt war.
Die Grüße starteten mit einem kräftigen, angenehm kühlen Tatar im Brickteig-Cornet mit Salzkristallen
Gefolgt von drei Aperos.
Aus der runter geratterten Ansage meine ich Makrele mit Dillmousse vernommen zu haben, dazu Aubergine auf Chilicracker und - mein Favorit - gezupftes Krebsfleisch mit Yuzu-Gel. Alles austariert, gefällig, aber letztlich ein verhaltener Start. Dazu wurden frisches Baguette und Becker-Butter
gereicht. Im weiteren Verlauf offerierte die Küche eine abwechslungsreich aromatisierte Auswahl von Brötchen.
Alles erstklassig.
Als erstes angekündigtes Amuse schickte das Team um Wolfgang Becker eine gekühlte Gazpacho von Beeten und Beeren
deren Frische von viel Sauerrahm eingebunden wurde, während Meerrettich für pikante Spitzen sorgte. Vor allem meine Frau war begeistert.
Ich dagegen vom zweiten Gruß.
Blumenkohl, der derzeit ein Comeback in der Hochküche feiert, Pfifferlinge, weiches Wachtelei, Schnittlauchöl und Crumble von grünen Mandeln gaben eine ebenso kräftige wie süffige Mischung. Zum Reinlegen.
Das eigentliche Menü startete mit einer Rhapsodie in Braun.
Gebeizte Langoustine und zweierlei Gänselebercrème waren mit Champagnerlinsen in Gelee kombiniert. Obwohl die einzelnen Komponenten tadellos ausgeführt waren, überzeugte mich der Teller nicht vollends. Das kalt gegarte Krustentier blieb im Zusammenspiel blass und während sich die überwiegend weichen Komponenten im Mund schnell verflüchtigten, rückten die bissfesten kleinen Linsen mit dem Kauen etwas mehlig in den Vordergrund. Die Idee, sie in Gelee als Basis zu verwenden, war klasse, nur das Verhältnis war für mich nicht perfekt. Aber, wie Frau Becker uns beschied: „Der Koch hat sich etwas dabei gedacht.“
Auch im zweiten Gang setzte die Küche auf ein Surf‘n‘Turf:
Wunderbar zart confierter Oktopus wurde mit Chistorra kombiniert, der dünnen Chorizo-Variante aus Navarra. Texturen von der Artischocke verbanden beides herb und Piment betonte den kräftigen Charakter. Trotz einiger Schärfe blieb alles sehr harmonisch, die Rudi-Dutschke-Straße ist hier nicht nur geografisch weit entfernt. Beidseits des Tisches Zufriedenheit; das kulinarische Ansehen des Kraken steigt bei meiner Liebsten seit einiger Zeit deutlich.
Der erste Hauptgang in der Präsentation wieder sehr konzentriert, ohne in Purismus zu verfallen.
Eine hohes Seezungen-Filet „vom kleinen Boot“. Ich vermute, die Angabe bezieht sich auf die Fangmethode; fragen möchte ich schon länger nichts mehr. Schwelgen ging auch so. Feinste Qualität, auch durchgegart, dazu eine fantastisch Krustentierbéarnaise und ebenso intensive Steinpilze in Variationen. Da braucht es kein Chichi, wenn exzellente Zutaten so auf den Punkt zubereitet werden.
Es folgte der weitgehend vegetarische Teller.
Das Herzbries (gemeint war das Herzstück) geschmacklich und in der Konsistenz tadellos, war zwar optisch Hauptdarsteller, aber das „Allerlei von der Karotte“ hatte im Zusammenspiel gleichen Raum. Bevor es zu gemütlich wurde, brachte Schafsmilch einen würzigen Gegenpart und etwas Ingwer setzte fruchtig-scharfe Akzente.
Als Fleischgang gab es eine schöne Tranche von der Challans-Entenbrust,
trotz des Fotoeindrucks für mein Empfinden einen Tick zu weit. Aber da geht es um Sekunden und vor allem um persönliche Vorlieben, gerade bei Geflügel. Geschmacklich wieder sehr stark mit einem vollendete Barbecue-Lack. Musste sie auch sein, denn die reduzierte Jus kam unauffällig daher, glänzte jedoch mit Geschmackstiefe und getrockneten Jalapeños, die schon eine eindeutige Schärfe mitbrachten. Was selbst für mimimich kein Problem darstellte, denn durch die zweite mexikanische Hauptzutat, den Texturen vom Mais
wurde das Ganze wunderbar süß eingebunden.
Ein vermeintlich unspektakulären Teller, fast schon hausbacken angerichtet, aber am Gaumen ein Erlebnis.
Mit „cremigem Burrata“, unfassbar intensiver Petersilie-Reduktion, Kirschen in verschiedenen Zubereitungen und Haselnüssen hätte wir sehr spannend auf die Zielgerade gehen können.
Problem: Die Kräuterkomponente deckte die anderen Mitspieler weitgehend zu. Insbesondere der leckere Frischkäse ging völlig unter. Zudem fehlte es gerade an der besonders angekündigten Cremigkeit. Von der typischen Sahnefüllung war aber gar nichts zu bemerken. Schade, schade.
Absolut gelungen dagegen die folgende Erfrischung von Strauchtomaten, Basilikum-Eis und einem kräftigen Picual-Olivenöl.
Sehr schmackig, tolle Tomaten-Nuancen zwischen süß, sauer und würzig.
Vom Süßen Fan sehnsüchtig erwartet, präsentierte die Pâtisserie zum Abschluss des Menüs nun auch Gefälliges fürs Auge.
Inhaltlich dominierte feiner Vanilleschaum in dunkler Valrhona-Schokolade. Dazu sehr sparsam dosiert Pfirsich und Mascarpone. Lecker, klar. Nur 2 Sterne hab ich da nicht erkannt.
Gleiches dann auch bei den abschließenden Schokoladen.
Herzlich bedient (oder auch nicht) flüchteten wir aus einer kalten Atmosphäre in ein kühles Zimmer.
Fazit:
Die Küche von Wolfgang Becker kommt optisch und sensorisch erst auf leisen Sohlen daher. Showeffekte oder molekulare Spielereien sind ihr fremd. Umso stärker dann die gelungenen Kombinationen und die Geschmackstiefe. Auch nach mehreren Monaten sind mir überraschend viele Teller noch erstaunlich frisch im Gedächtnis. Das PLV mit 158€ für das Menü durchaus gastfreundlich.
Der runde Geburtstag eines alten Kameraden verschaffte uns eine Einladung ins grenznahe Wasserliesch. In Scheid‘s Hotel (Eigen-Schreibweise) hatten wir nicht nur eine rauschende Ballnacht, sondern auch sehr gute, schon gehobene Küche auf regionaler Grundlage (inkl. schöner Saarweine). Es überrascht nicht, dass Familie Scheid seit einiger Zeit auch im Trierer Schloss Monaise mit französisch inspirierter Küche kulinarisch noch weiter nach oben zielt.
Ihr angestammtes Hotel unweit der Saarmündung und auf gleicher Höhe mit der seit über 1800 Jahren am anderen Ufer... mehr lesen
3.5 stars -
"Harmonische Sterneküche" DerBorgfelderDer runde Geburtstag eines alten Kameraden verschaffte uns eine Einladung ins grenznahe Wasserliesch. In Scheid‘s Hotel (Eigen-Schreibweise) hatten wir nicht nur eine rauschende Ballnacht, sondern auch sehr gute, schon gehobene Küche auf regionaler Grundlage (inkl. schöner Saarweine). Es überrascht nicht, dass Familie Scheid seit einiger Zeit auch im Trierer Schloss Monaise mit französisch inspirierter Küche kulinarisch noch weiter nach oben zielt.
Ihr angestammtes Hotel unweit der Saarmündung und auf gleicher Höhe mit der seit über 1800 Jahren am anderen Ufer
Geschrieben am 21.10.2018 2018-10-21| Aktualisiert am
21.10.2018
Besucht am 11.10.2018Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 348 EUR
Endlich hatte ein Termin in der Pfalz auch für ein Treffen mit dem Daueresser und seiner besseren Hälfte gepasst, die netterweise auch den Fahrdienst übernahm. Bei der Anreise kam ich den Zweien noch entgegen, zu später Stunde wurde ich bis vor mein Hotel chauffiert. Dafür noch einmal ganz herzlichen Dank.
Beim Admiral angekommen, fanden wir den Garten hübsch herbstlich dekoriert vor, nach Einbruch der Dämmerung schuf die Beleuchtung eine verwunschene Stimmung. (Das Bild lädt nur zum Fotobereich hoch, nicht zur Bewertung, seltsam...). Obwohl der Außenbereich schon im „Winterschlaf“ schien (Zu früh - im Jahr, in dem der Sommer niemals endet!) eine tolle Visitenkarte. Und aus der Not eine Tugend gemacht. Denn das schön renovierte, alte Haus lässt gerade Platz für 30 Plätze, für die Toiletten geht es dann eben über den Hof. Aber keine Angst, nichts von Gartenlokal, alles neu, sauber und schick. Und für die Frotteetücher fand eine Weinkiste pfiffige Verwendung
(oder eine gute Idee der Innenarchitekten).
Der Altbau scheint auch keinen barrierefreien Zugang zu ermöglichen. Wir mussten jedenfalls einige Stufen überwinden, wurden hinter einem gläsernen Windfang aber sogleich von unserer Gastgeberin Frau Stehr begrüßt und an einen schönen Ecktisch begleitet. Mich über die Holzbank mit der homöopathischen Auflage zu beschweren, käme mir nicht in den Sinn. Ich litt, jedenfalls nach meiner Erinnerung ;-) schweigend und sah mich zufrieden in den alten Mauern um, die mit vielen modernen Elementen versehen sind. Nicht recht aus einem Guss
aber allemal gemütlicher, als die meisten durchgestylten Gastrotempel. Zum Wohlgefühl trug neben den freundlichen, hellen Farbtönen natürlich auch das indirekte und gedimmte Licht bei, wie manchem Foto ein wenig anzusehen.
Frau Stehr übernahm an diesem Abend auch den Service. An den anderen Tischen, die weitgehend mit Pärchen besetzt waren, half die Küche aus. Die Betreuung der aus dem Saarland stammenden Chefin war rundum aufmerksam, professionell und immer sehr sympathisch. Die Weinempfehlungen waren gut überlegt und durchaus klar, nachdem die Vorlieben der ganzen Gäste geklärt waren. Der ganzen Gäste? Nein, ein kleiner Norddeutscher leistete den süditalienischen Rotwein-Legionären unbeugsam Widerstand! Der wohlgereifte 2007 Pfalz-Riesling von Wageck hatte angenehm dezente Petrolnoten, war insgesamt aber erfreulich frisch. Und mit 45€ schon ein deutlicher Hinweis, dass Frau Stehr nicht sogleich ins oberste Regal greift. Beim folgenden, deutlich jüngeren Chardonnay gab es dann auch Vorschläge aus gleich drei Preislagen. Was kann die nette Frau dafür, dass ich Burgunderweinen nur schwer widerstehe? Wie von Frau Stehr vorhergesagt, präsentierte sich der Puligny-Montrachet mit nur zurückhaltenden Holztönen von Beginn an wenig verschlossen.
Ganz neu war für den Wein-Novizen aus der Stadt des herben Pils schließlich der abschließende Pacherenc du Vic-Bilh. Der als der „Süßwein mit dem unaussprechlichen Namen“ angekündigte Bordeaux erinnerte mich mit Anklängen von Hefe und Salz in der Tat an das Atlantikklima, ein wenig wie in einem Manzanilla.
Über den Rieslingsekt von Buhl wollen wir in der Tat besser schweigen. „Drüber“ ist etwas zu hart. „Traubenbetont mit milder Perlage“ trifft es besser. Wie ungewöhnlich für extra brut... Vermutlich wollte ich am Beginn des Abends keine Störungen der Vorfreude wahrhaben. Aber die 7,5€ pro Glas hätten auf meine Kappe gehen müssen!
Dreierlei zugekauftes, knuspriges Brot
war ein Genuss, besonders jenes mit Sonnenblumen, ebenso die kräftige, aufgeschlagene Nussbutter.
Die Grüße konnten mich durchaus überzeugen. In der Tat die Madeleine
bestachen eher durch den markanten Basilikumgeschmack, denn durch saftigen Teig, das glich aber die Tomatencreme aus und zusammen mit dem Parmesanchip ergab sich ein italienischer Einstieg, den man bei der französisch inspirierten Küche eher nicht erwartet hätte. Eine Verbindung mit den Menüs war daher nicht zu erkennen, wohl aber die Patissier-Ausbildung von Ehepaar Stehr. Beim zweiten Gruß ging es dann auch regionaler und (eigentlich) jahreszeitlicher zu. Und ja, ich war von der Ente-mit-Rotkohl-und-Klößen-im-Glas
rundweg begeistert. Das Confit voller Kraft und Saft, das marinierte Kraut mit schönem Biss und fruchtiger Säure, die vom süßen Maisschaum schön abgepuffert wurde. Gern hätte ich mich über das zweite Glas hergemacht, das der Gentleman zu meiner Linken aber natürlich der Dame überreichte.
Ich hatte mich (mit dem Weißwein liebäugelnd) durchweg für Fisch und leichteres Fleisch entschieden. Der seltene Drachenkopf machte den Anfang.
Auf der Haut gebraten, fest und saftig, dazu schwarzer Sesam und dreierlei Kichererbsen: natur, als gar nicht trockene Praline und als Crème, die mir mit einer leichten Schärfe ausnehmend gut gefiel. Vadouvan-Sud und Kräuteröl zeigten, dass die Küche von Holger Stehr nichts für Produktpuristen ist, sondern auf harmonische Geschmackskompositionen setzt. Ein nicht alltäglicher Auftakt, der mir ausnehmend gut gefiel.
Das Niveau wurde beim Zwischengang gehalten. Mir gefällt etwas Rauch (hier von Apfelholz) immer noch als zusätzlicher sensorischer Reiz. Allemal, wenn daraus knusprige Brust und saftige Keule von der Wachtel so voller Geschmack empor tauchen.
Sowohl Steckrübe - knackig geschmorte Julienne - als auch Mangold - in einem luftigen Raviolo versteckt - harmonierten gut in diesem schon herbstlichen Genuss-Türmchen.
Im Wechselspiel von Surf und Turf war wieder die Meeres-Fraktion an der Reihe.
Alle Günter-Grass-Fans müssen jetzt tapfer sein, aber kein Ostsee-Butt kann es mit bretonischer Ware aufnehmen, finde ich. Auch diese für meinen bescheidenen Appetit jedenfalls nicht zu kleine Tranche glänzte durch (natürlich nicht gerade magere) Saftigkeit und einen feinen, ins süß-nussige spielenden Geschmack. Als rustikale, quasi heimatliche Begleiterin diente hier das „Allerlei“ von der Bohne. Sehr gut wieder die von Nuss-Crumble assistierten aufgeschäumte Saucen, die raffiniert mit Aromen von Zitrone und Vanille spielten. Nur der vorbildlich knusprige Speck musste vorsichtig kombiniert werden. (Leider gab’s dazu keine näheren Angaben oder ich war zu abgelenkt durch spannende Informationen zum Collini-Center - dem Empire State Building Mannheims!)
Wie schon der Daueresser berichtet hat, waren wir schließlich von unserem Fleischgang alle gleichermaßen begeistert.
Das Iberico war fleischig im besten Sinne, fest, aber nicht hart oder trocken, eine zarte knusprige Haut und einen Duft, der im Gehirn ein Wort gleichsam explodieren ließ: SCHWEIN! Dazu Crumble von der Chorizo, denn wer wüsste es nicht? Fleisch geht am Besten mit Fleisch! Aber auch die kräftigen Beilagen haben mich völlig überzeugt, sei es der für mich bis dahin unbekannte wilde Blumenkohl (nicht Wild-Brokkoli), die verschiedenen Zwiebelzubereitungen von süß bis deftig, von knackig bis gaumenschmeichelnd. Und auch der Risotto-Praline kann man ja nicht vorwerfen, dass sie die einzige ihrer Art auf dem Teller war. Mir hat die Menge im Rahmen eines Menüs allemal gereicht, aber die Kapazitäten sind halt individuell.
An allen Gängen gefiel mir, dass gute Produkte kreativ und recht aufwändig mit eigentlich „einfachen“ Beilagen kombiniert wurden, die aber niemals zu grob daher kommen. Genau das richtige für eine anspruchsvolle Küche ohne Sterne-Anspruch.
Bei der abschließenden Käseauswahl
von Tourette fehlten die allzu milden Sorten, gut so. Gerade die kräftige Ziege hat mich am meisten überzeugt. Und natürlich ein Extra-Lob für die fein karamellisierten Walnüsse! Vom Dessertwein mit dem unaussprechlichen Namen habe ich ja schon oben berichtet.
Zu bester Letzt kam ich nicht nur in den Genuss der Petits fours von denen das Apfelmandelküchlein mit Kataififäden
neben dem roten Gelee (Holunderbeere?) und Eis (Hibiskus?) mit weißer Schokolade
besonders positiv in Erinnerung blieb. Aber auch der facettenreiche Daueresser hatte noch eine Überraschung parat, die dem Abend endgültig sein Prädikat verlieh: It was magic!
Danke an alle Beteiligten!
Endlich hatte ein Termin in der Pfalz auch für ein Treffen mit dem Daueresser und seiner besseren Hälfte gepasst, die netterweise auch den Fahrdienst übernahm. Bei der Anreise kam ich den Zweien noch entgegen, zu später Stunde wurde ich bis vor mein Hotel chauffiert. Dafür noch einmal ganz herzlichen Dank.
Beim Admiral angekommen, fanden wir den Garten hübsch herbstlich dekoriert vor, nach Einbruch der Dämmerung schuf die Beleuchtung eine verwunschene Stimmung. (Das Bild lädt nur zum Fotobereich hoch, nicht zur Bewertung,... mehr lesen
Admiral
Admiral€-€€€Sternerestaurant063534175Leistadter Str. 6, 67273 Weisenheim am Berg
4.5 stars -
"Auch ohne Stern ein Flaggschiff der gehobenen Gastlichkeit" DerBorgfelderEndlich hatte ein Termin in der Pfalz auch für ein Treffen mit dem Daueresser und seiner besseren Hälfte gepasst, die netterweise auch den Fahrdienst übernahm. Bei der Anreise kam ich den Zweien noch entgegen, zu später Stunde wurde ich bis vor mein Hotel chauffiert. Dafür noch einmal ganz herzlichen Dank.
Beim Admiral angekommen, fanden wir den Garten hübsch herbstlich dekoriert vor, nach Einbruch der Dämmerung schuf die Beleuchtung eine verwunschene Stimmung. (Das Bild lädt nur zum Fotobereich hoch, nicht zur Bewertung,
stars -
"Geschlossen wegen Brand" DerBorgfelderIn den nächsten Tagen ist die Filiale zur Beseitigung der Feuer- und Rauchschäden geschlossen.
Quelle: Unternehmen
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