Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 291 Bewertungen 377592x gelesen 10298x "Hilfreich" 9237x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 09.03.2019 2019-03-09| Aktualisiert am
23.06.2024
Besucht am 10.09.2018Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 64 EUR
Und zum Zweiten: Späte Anreise, Hunger, Hotel in Bahnhofsnähe.
Nun ist es mit dem klassischen 1. Haus am Platz so eine Sache. Entweder man trimmt es auf die Erwartungen der heutigen Kundschaft in dieser Klasse. Das kostet...und zwar nicht zu knapp. Oder man lebt von Banketten etc., im Übrigen aber vom Ruhm vergangener Tage und versucht, das alternde Haus betriebswirtschaftlich zu optimieren.
Im Schlosshotel Karlsruhe, das eine wechselvolle Eigentümer-Geschichte hinter sich hat, wird oft und gern darauf hingewiesen, dass von 1958 bis 1965 hier die Gala zur Bambi-Verleihung stattgefunden hat. Neuere Meriten sucht man vergebens. In den 90ern war das Haus sogar drei Jahre geschlossen. Immerhin gibt es mehrere gute Gründe, dass ich hier regelmäßig absteige: Man stolpert aus dem ICE und steht in der Lobby wieder auf (und auch die Anbindung an den ÖPNV ist exzellent). Es wird im Gegensatz zum Pendant Grandhotel EDEN auf der anderen Seite des Bahnhofplatzes noch immer betrieben. Und wenigstens die mir bekannten Zimmer sind renoviert worden.
Um die Gastronomie, die badische Spezialitäten verspricht, hatte ich bislang einen Bogen gemacht; das kulinarische Karlsruhe hält viele Alternativen bereit. Aber siehe Einleitung; außerdem kehrt der Vater eines hier fleißigen Kritikers dem Vernehmen nach gern zum Rostbraten ein, da kann es doch nicht schlecht sein.
Der offizielle Eingang wartet butzenscheibig an der Poststraße auf hungrige Gäste, einmal um die Ecke des Hoteleingangs. Aber auch von der Lobby weisen etliche geschnitzte Hinweise den Weg zur Schwarzwaldstube. Wanderer, siehst du nicht die Zeichen? Es geht abwärts, an der Kellerbar, Toiletten und Vorratsräumen vorbei. Irgendwann geht es wieder aufwärts und man steht endlich im eichenhölzernen Overkill der deutschen Weinstubenromatik, wie sie von Pisa bis Peking beworben wird. Der erste Raum komplett leer, traurig wie ein Karnevalswagen am Aschermittwoch.
Aber tatsächlich, nebenan ist noch gut zu tun. Der Service ist mächtig beschäftigt, mehrere Gruppen chinesischer Touristen mit fleischlastigen Schüsseln zu versorgen, deren Inhalt fotografiert und vorsichtig probiert wird, um dann zu 90% in die Verwertung zu wandern.
Meine Frage nach Platz und Speisung wurde eher ungnädig aufgenommen, doch nach Klärung in der Küche bejaht. Ich durfte mir eine fein eingedeckte Nische aussuchen
weit entfernt von größeren Menschenansammlungen und gut beleuchtet. Neben den Streuern für Salz und Tischasche fiel etliche Werbung für Hausveranstaltungen negativ auf. Mit der Speisekarte oder der Rechnung, o.k. Aber gleich auf dem Tisch verteilt?
Den Service übernahm eine Dame, deren Wiege eher zwischen Elbe und Oder denn zwischen Rhein und Neckar stand, aber hier natürlich erwartungsgemäß in etwas Dirndlähnliches gekleidet. Netter Kontrast zwischen „Uniform“ und Mundart. Sie war offenkundig bemüht, aber unsicher und schien erst kurz im Hause zu sein, denn Speise- und Weinkarte waren ihr weitgehend unbekannt und es gab etlichen Nachfragebedarf. Aber auch weit entfernt von manowarischen Totalausfällen im Service und daher freundliche 3 Sterne.
Tagesangebote waren nicht zu entdecken, also ran an die kunstlederne Brauerei-Mappe mit den welligen Plastikhüllen!
20 Angebote von Vorspeise bis Käseplatte, das ist eine gute Größe, erwartbar der Schwerpunkt auf den Fleischgerichten.
Was gab es Fischiges? Badischer Rheinzander, vielleicht? Oder Schwarzwaldforellen? Mitnichten. Die „badischen Spezialitäten“ Loup de mer und Island-Saibling lockten - nicht. Wer Regionales so herausstellt, muss auch liefern.
Meine Wahl fiel jedenfalls auf die Schaumsuppe von roten Linsen mit gebratener Blutwurst und Kräutern, das pochiertes Hühnerei mit Petersilienrisotto und Parmesanschaum und natürlich auf den empfohlenen Zwiebelrostbraten 300g mit Bratkartoffeln, Röstzwiebeln und Barolojus. Dann noch eine kleine Käseauswahl.
Als Stubenmenü standen dafür freundliche 43 Euro auf der Rechnung. Gemessen an norddeutschen Preisen ein gutes PLV.
Zu trinken gab es einen frischen Rieslingsekt (Affenbacher Winzergenossenschaft) für 6€. Später ein Viertele Spätburgunder vom Weingut Andreas Männle (6,9€), dazwischen nur ein kleines Teinacher Mineralwasser (2,2€).
Kulinarisch sollte der Abend mit Aufbackbaguette beginnen. Nach einer kleinen Intervention gab es aber ein kräftiges Mischbrot mit schöner dunkler Kruste. Geht doch.
Dazu ein veritables Amuse, was ich gar nicht erwartet hätte. Auf der Schieferplatte eine Scheibe guter Schwarzwälder Schinken und Butter. Zusammen mit dem Brot echt lecker. Der Couscous-Salat im kleinen Weck-Glas war nichtssagend, ihm fehlte eindeutig Würze.
Was sich leider bei der Suppe fortsetzte.
Die Linsen sehr fein püriert und tatsächlich aufgeschäumt. Bloß, geschmacklich ganz blass. Vermutlich sollte die Blutwurst es richten. Jedoch konnten die wenigen, sehr kleinen Stücke kaum durchschmecken und brachten noch nicht einmal Crunch. Tja, und die angekündigten Kräuter beschränkten sich auf etwas Kresse und Petersilienstreifen. Da hatte ich viel mehr erwartet.
Weiter ging es mit dem Risotto. Jetzt wurde auch klar, warum so wenig Kräuter für die Suppe übrig waren. Ein reichlich bemessenes Büschel verdeckte das Ei, während sich der Risotto unter ebenso viel - wiederum geschmacksarmen - Parmesanschaum versteckte. Petersilienrisotto Parmesanschaum, pochiertes Ei und viel „Gelump“
Nach vorsichtiger Freilege-Arbeit konnte ich ein 1a-pochiertes Ei mit noch gerade flüssigem Dotter entdecken.
Und den Risotto, der tatsächlich etwas Petersilienaroma hatte. Sonst hatte er nichts. Schon mal gar nicht die berühmte Schlotzigkeit, dieses Verlaufen in Wellen „all´onda“. Ein fester Reispamps war es. Schrecklich.
Bis hierhin maximal 2 Sterne, wenn überhaupt.
Ich setzte meine ganze Hoffnung daher auf den Rostbraten. Und immerhin: Ein Teller, der mich versöhnlicher stimmte.
Das Rumpsteak ausreichend gebräunt, perfekt medium gebraten, mit gutem Fleischgeschmack. Dazu Bratkartoffeln aus der Champions-League, wirklich perfekt.
Das gewürfelte Mischgemüse ebenfalls mit Röstaromen, auch gut. Aber letztlich auch hier keine fehlerfreie Leistung. Die Röstzwiebeln seit längerem erkältet und überwiegend nicht mehr knusprig. Die Barolosauce in der Sauciere gefiel durch ihre Tiefe und das gute Weinaroma. Leider hatte sich auf dem Teller schon ein unschöner Ölrand getrennt. Trotzdem mit Abstand der beste Teller (der einzig gute...).
Die abschließende Käseauswahl brachte normale Qualität, wohl vom Frühstücksbüffet, aber es gab nichts zu meckern. Trauben und Nüsse dazu, das war ok.
Der als Trost bestellte Royal Porto Tawny schlug mit 6,5€ zu Buche.
Die Küche konnte sich etwas steigern. Reicht das zumindest für eine durchschnittliche Besternung? Ich meine: Nein. Allemal gemessen am Anspruch des Schlosshotels. Wer 1. Haus am Platz sein will...
Und zum Zweiten: Späte Anreise, Hunger, Hotel in Bahnhofsnähe.
Nun ist es mit dem klassischen 1. Haus am Platz so eine Sache. Entweder man trimmt es auf die Erwartungen der heutigen Kundschaft in dieser Klasse. Das kostet...und zwar nicht zu knapp. Oder man lebt von Banketten etc., im Übrigen aber vom Ruhm vergangener Tage und versucht, das alternde Haus betriebswirtschaftlich zu optimieren.
Im Schlosshotel Karlsruhe, das eine wechselvolle Eigentümer-Geschichte hinter sich hat, wird oft und gern darauf hingewiesen, dass von... mehr lesen
Schwarzwaldstube im Schlosshotel
Schwarzwaldstube im Schlosshotel€-€€€Restaurant, Bar, Hotel072138320Poststraße 8, 76137 Karlsruhe
3.0 stars -
"Ein Rostbraten allein macht noch keine gute Küche." DerBorgfelderUnd zum Zweiten: Späte Anreise, Hunger, Hotel in Bahnhofsnähe.
Nun ist es mit dem klassischen 1. Haus am Platz so eine Sache. Entweder man trimmt es auf die Erwartungen der heutigen Kundschaft in dieser Klasse. Das kostet...und zwar nicht zu knapp. Oder man lebt von Banketten etc., im Übrigen aber vom Ruhm vergangener Tage und versucht, das alternde Haus betriebswirtschaftlich zu optimieren.
Im Schlosshotel Karlsruhe, das eine wechselvolle Eigentümer-Geschichte hinter sich hat, wird oft und gern darauf hingewiesen, dass von
Geschrieben am 09.03.2019 2019-03-09| Aktualisiert am
10.03.2019
Unter der Überschrift „Wir sind umgezogen“ wird jetzt auf die anderen beiden Restaurants der Moro-Gruppe verwiesen. Nachdem zuvor schon Muglers Kutscherhaus geschlossen wurde, beschränkt sich die Gruppe jetzt wieder auf drei Restaurants (moro Neustadt-Gimmeldingen, Winzerverein Deidesheim, Altes Rathaus St. Martin).
Unter der Überschrift „Wir sind umgezogen“ wird jetzt auf die anderen beiden Restaurants der Moro-Gruppe verwiesen. Nachdem zuvor schon Muglers Kutscherhaus geschlossen wurde, beschränkt sich die Gruppe jetzt wieder auf drei Restaurants (moro Neustadt-Gimmeldingen, Winzerverein Deidesheim, Altes Rathaus St. Martin).
Zwockelsbrück
Zwockelsbrück€-€€€Restaurant, Weinstube063218791707Bergstr. 1, 67434 Neustadt an der Weinstraße
stars -
"Geschlossen trifft es eher!" DerBorgfelderUnter der Überschrift „Wir sind umgezogen“ wird jetzt auf die anderen beiden Restaurants der Moro-Gruppe verwiesen. Nachdem zuvor schon Muglers Kutscherhaus geschlossen wurde, beschränkt sich die Gruppe jetzt wieder auf drei Restaurants (moro Neustadt-Gimmeldingen, Winzerverein Deidesheim, Altes Rathaus St. Martin).
Geschrieben am 02.03.2019 2019-03-02| Aktualisiert am
02.03.2019
Besucht am 04.09.2018Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 80 EUR
Bei einer Anreise nach 21.00 Uhr stehen in den meisten deutschen Innenstädten unter der Woche die Chancen für ein ansprechendes Abendmahl eher schlecht. Erst recht gilt das in Bahnhofsnähe, aber oft helfen da die Restaurants der gehobenen Hotels. Und in der Tat steppte im gerade renovierten Kastens Hotel Luisenhof zwar nicht mehr der sprichwörtliche Bär, aber drei, vier Tische waren besetzt und auch nach mir erschien noch ein später Vogel für den letzten Wurm.
In Doc Beermanns liebstem Tagungshotel bietet das Mary’s eine zeitgemäß schlichte, aber nicht kühle Eleganz; das schöne Intarsien-Parkett sorgt für ein warmes Ambiente und die imposante Weinwand nebst Schiebeleiter macht Appetit auf ein gutes Schlückchen.
Den Gault&Millau-Testern gefiel der rote Kronleuchter; das Essen mit 13 Punkten jedoch nur bedingt.
Das Regiment des Abends führte Restaurantleiter Carsten Hohmann mit einer gelegentlich ins Lässige abgleitenden Freundlichkeit. Immerhin besser als allzu große Steifheit, doch bitte nicht auf Kosten der Leistung, insbesondere sitze ich nicht gern vor leerem Glas, wenn die Flasche außerhalb der Reichweite deponiert wird. Und wenn der Service im Übrigen fast gänzlich Auszubildenden überlassen wird, dann ist das zu Ausbildungszwecken zwar löblich. Es bedarf aber eines besonders aufmerksamen Auges, das an diesem Abend wohl schon im Halbschlaf war. So gab es dann weder Ansagen noch Nachfragen und die Suppe schwappte bedenklich. Na, Schwamm drüber, die Stimmung war entspannt wie die wabernde Sphärenmusik, und ich konnte mich mit dem oberbayerischen Gast vom Nebentisch gut austauschen, da wir fast identisch bestellt hatten.
Zum nicht berechneten Leitungswasser gab es wie häufig ein halbes Fläschchen französischen Sauvignon
hier mit 25€ für den aktuellen Jahrgang preisgünstig. Für Jakobsmuschel, Hummersuppe mit gebackener Auster, Pastrami (kleine Portion) und Käseauswahl wurden weitere 55€ berechnet. Das ergibt ein gutes PLV.
Auch die Küche hatte offenbar einen Sekundenschlaf eingelegt, denn trockenes Brot und steinharte Butter waren eine Zumutung.
Wenn das nicht besser geht (aber warum sollte es nicht?), dann doch lieber mit Bedauern auf einen solchen Auftakt verzichten.
Besser war da schon ein Couscous-Salat, hübsch serviert im Brickteig-Röllchen mit Avocadocreme, getrockneter Tomate und gebackenem Schinken.
Nichts Aufregendes zu später Stunde und die Balsamico-Kleckse vielleicht etwas hausbacken, aber doch ein Amuse, das seinem Namen gerecht wurde.
Wie auch alle weiteren Gänge, schickte die Küche den ersten Teller in einer der Uhrzeit angemessenen Taktung.
Die angekündigte Kombi von Jakobsmuschel und Frankfurter grüner Sauce hatte ich doch mit etwas Skepsis bestellt.
Hat aber ganz gut funktioniert. Einerseits waren die Mollusken kräftig angebraten, ohne fest zu werden. Andererseits und vor allem aber, weil die Kräuter als Granité verarbeitet waren und erst im Schmelzen peu à peu nach vorne traten. Etwas zu salzig für meinen Geschmack, was aber durch ein Blumenkohlpüree mit Sahne aufgefangen wurde. Damit wäre es für mich auch gut gewesen, die angebratenen Quader von Maniok „taten nichts für den Teller“ (wie Guido wohl sagen würde...). Und Kaviar in diesen „Mengen“ ist geschmacklich ohnehin nicht zu bemerken und reine Show, um die Speisekarte zu pimpen. Ein ambitionierter, gut ausgeführter Teller.
Vermeintlich luxuriös ging es mit Auster und Hummer weiter.
Wenn aber Produkt und Handwerk nicht stimmen, ist es mit dem Glamour nicht weit her. Die gebackene Auster litt unter einer zu dicken Panade, das Hummerfleisch war unangenehm zersetzt. Gebettet war das Ganze auf Wakame-Algen, wie sie in jedem Supermarkt mit Fertig-Sushi angeboten wird. Allein die recht sahnige Hummer-Velouté war am Gaumen o.k. Zwar wieder etwas zu salzig, aber das ist ja Geschmacksache. Schade, schade. Zumal der diesjährige Gault&Millau gerade das großzügige Hummerstück und den dünnen Teig der saftigen Auster lobt. Aber wer spät (nach Hannover) kommt...
Gut, dass der Hauptgang dann doch wieder punkten konnte.
Die hausgepökelte Pastrami war saftig und würzig gepökelt, aber - gerade hier überraschend - nicht zu salzig. Dazu gab’s kräftiges Pumpernickel mit „künstlerischen“ Butterfäden und eine weiße Barbecue-Sauce mit viel Raucharoma.
Dazu vom G&M-Tester verrissene eingelegte Essigkörner. Ich fand die säuerlichen Noten passend. Irgendeine Asche war noch verstreut, leider völlig neutral. Letztlich war es ein, nicht wirklich dekonstruiertes, eher auseinander genommenen Pastrami-Sandwich. Mir hat der rustikale Gang indes geschmeckt.
Der abschließende Käse bot eine großzügige Auswahl des Frühstücksbüffets, wie auch die informativen Schildchen zeigen.
Der Genuss war jedoch eingeschränkt durch die teilweise kaum gereifte Ware, an der mit Sicherheit kein Affineur veredelnd gewirkt hatte. Feigensenf, Aprikosenchutney und das reichhaltige, saftige Früchtebrot, hätten deutlich kräftigere Mitspieler vertragen.
So pendelte sich die Küchenleistung zumindest bei diesem Besuch im Mittelmaß ein, aber das ist für den späten Schlemmer ja auch schon was und so gibt es noch einen halben Wohlwollens-Punkt dazu.
Bei einer Anreise nach 21.00 Uhr stehen in den meisten deutschen Innenstädten unter der Woche die Chancen für ein ansprechendes Abendmahl eher schlecht. Erst recht gilt das in Bahnhofsnähe, aber oft helfen da die Restaurants der gehobenen Hotels. Und in der Tat steppte im gerade renovierten Kastens Hotel Luisenhof zwar nicht mehr der sprichwörtliche Bär, aber drei, vier Tische waren besetzt und auch nach mir erschien noch ein später Vogel für den letzten Wurm.
In Doc Beermanns liebstem Tagungshotel bietet... mehr lesen
MARY´s Restaurant · Kastens Hotel Luisenhof
MARY´s Restaurant · Kastens Hotel Luisenhof€-€€€Restaurant, Sternehotel05113044816Luisenstraße 1-3, 30159 Hannover
3.5 stars -
"Solide, wenn auch mit Nachlässigkeiten" DerBorgfelderBei einer Anreise nach 21.00 Uhr stehen in den meisten deutschen Innenstädten unter der Woche die Chancen für ein ansprechendes Abendmahl eher schlecht. Erst recht gilt das in Bahnhofsnähe, aber oft helfen da die Restaurants der gehobenen Hotels. Und in der Tat steppte im gerade renovierten Kastens Hotel Luisenhof zwar nicht mehr der sprichwörtliche Bär, aber drei, vier Tische waren besetzt und auch nach mir erschien noch ein später Vogel für den letzten Wurm.
In Doc Beermanns liebstem Tagungshotel bietet
Die Region Nürnberg (und Mittelfranken) gehört neben Hamburg zu den großen Gewinnern der diesjährigen Sternvergabe.
Die Region Nürnberg (und Mittelfranken) gehört neben Hamburg zu den großen Gewinnern der diesjährigen Sternvergabe.
Koch und Kellner
Koch und Kellner€-€€€Sternerestaurant0911266166Obere Seitenstr. 4, 90429 Nürnberg
stars -
"Jetzt sogar mit Stern!" DerBorgfelderDie Region Nürnberg (und Mittelfranken) gehört neben Hamburg zu den großen Gewinnern der diesjährigen Sternvergabe.
Geschrieben am 22.02.2019 2019-02-22| Aktualisiert am
22.02.2019
Besucht am 09.02.2019Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 812 EUR
...des Ehepaars Carsten1972. Jedenfalls könnte man diesen Eindruck gewinnen, angesichts der Häufigkeit der Besuche; am Valentinstag ging es für die Beiden schon wieder ins schöne Münster. Aber damit nicht immer wieder derselbe Gourmet dieses französische Familienrestaurant lobt, konnte ich mich diesmal nicht vor der Kritikeraufgabe wegducken. Bei gemeinsamen Besuchen mit GG-Kollegen drücke ich mich ja sonst gern unter Hinweis auf mein Schneckentempo.
Bei unserem Eintreffen wurden wir herzlich begrüßt. Vermutlich hatte Carsten die Mannschaft schon vorgewarnt...
Wir wurden vom rustikalen Eingangsbereich ein paar Stufen hoch durch einen schmaleren Teil vorbei an Bar und Küche in den hinteren Bereich begleitet. Hier herrscht rund um ein Buffet eine gemütliche Atmosphäre, Zweier- und Vierertische im Wechsel. Carsten hatte natürlich den schönsten runden Tisch am Fenster reserviert. Zu früherer Stunde oder anderer Jahreszeit hätten wir hier auf das Bächlein schauen können, das nicht nur am, sondern nach meiner Erinnerung teilweise auch unter dem Haus plätschert. Die Garderobe wurde uns abgenommen, die Karten geöffnet präsentiert, ein Aperitif angeboten. Alles ohne Hetze, aber mit einem netten Lächeln. Ihre Freundlichkeit behielten die jungen Damen im Service konsequent und glaubhaft bei, obwohl ich hier und da nicht vollständig mit der Küchenleistung einverstanden war. Die gute Stimmung war auch ein Verdienst des Gastgebers, der uns zurückhaltend mit Souveränität und verstecktem Witz angenehm durch den Abend begleitete.
Bei unserem Eintreffen war das Restaurant schon gut gefüllt und blieb es lange. Als wir das Etablissement schließlich nach viereinhalb Stunden verließen, hatte sich die Crew schon an der großen Tafel am Eingang nieder gelassen und beratschlagte vermutlich, wie man uns denn endlich los werden könne...
Trotz des intensiven Vorglühens eines einzelnen Herrn starteten wir mit dem Hausaperitif, einem Armagnac d‘Orange auf Crèmant, schön herb-fruchtig. Zuvor hatte ich noch kurz den Floc de Gascogne verkostet, um mich für die ambitionierte französische Brasserie-Küche angemessen zu präparieren. Die Einrichtung der Toiletten teilweise auch recht authentisch, teilweise modern, aber natürlich tadellos sauber.
Zum Knabbern kam schnell Brot auf den Tisch
helles eher unspektakulär, das Dunkle mit Körnern gut und bei den gebackenen, gewürzten Brotchips aus Weißbrot bestand akute Sattessen-Gefahr. Erst recht mit der würzigen Oliven-Sardellen-Tapenade sowie einer recht süß geratenen Dattel-Frischkäse-Crème
Das 4-Gang-Menü mit Aperitif und Erfrischung las sich ansprechend und wäre mit 69,5€ preislich fair gewesen, aber die Karte enthielt einen verlockenden französischen Klassiker nach dem anderen.
Außerdem differierten die „Ladekapazitäten“ doch etwas. An den Nebenplätzen wurden u.a. Artischocke natur und in Variationen gereicht, Rote-Bete-Risotto, Marseiller Fischsuppe, Kartoffel-Canelloni mit Gemüsefüllung, Zander und Dorsch, schließlich Sorbets und Crème brulée.
Diese Genießer!
Ich jedenfalls beschied mich mit gratinierten Austern, Gänseleber, Taube, Boudin noir und einer kleinen Käseauswahl...
Nach diesem wahren Bestell-Marathon gefiel uns eine herzhafte Kohlrabi-Crème brulée als Amuse
recht gut. Schön wäre noch eine Karamellisierung à la minute gewesen, das mag aber am Samstagabend einfach nicht zu schaffen sein.
Gestärkt gingen wir an die Getränkeauswahl und Carsten ließ uns den Vortritt; lag da gar ein leicht mitleidiges Lächeln auf seine Lippen? Da saßen wir nun mit der kleinen, feinen Karte voller Franzosen. Wir behalfen uns zum Auftakt mit einem jungen Sancerre von der Domaine la Perrière, der schnell nach einer zweiten Flasche verlangte. Später wechselten wir von der Loire an die Rhone zu einem Chardonnay
und blieben dort auch zum Fleisch bei einem passend „abgehangenen“ Spätburgunder.
Meine Austern Rockefeller kamen dann überraschend nackig und kalt an den Tisch, aber nach einem Hinweis und wenigen Minuten gab es die guten Stücke von Monsieur Gillardeau dann doch mit nicht zu viel Sauce Hollandaise und vor allem noch knackigen Spinat.
Klassisch und geschmacklich stark. Guter Auftakt.
Bei der Gänseleber-Trilogie
überzeugte die recht feste Foie gras mit einem (mir bis dato unbekannten) Gläschen Sauternes (10,50€)
genauso wie die natur gebratenen Stücke. Als Beilagen Fleur de sel, Quittengelee und natürlich geröstetes Brioche. Dritte im Bunde eine Crème brulée, die ich aufgrund eines Missverständnisses als die bekannte süße Variante erwartete. Erst bei der Reklamation wurde klar, dass auch hier - eigentlich geschmacklich völlig eindeutig - Gänseleber im Spiel war. Trotzdem nicht ganz gelungen, mir schien der Küche das Salz ausgerutscht zu sein. Carsten hat sie geschmeckt. (Ich hatte nach dem Meckern unverdient eine zweite Portionen bekommen...)
War ich bei der Gans ganz allein gewesen, freuten sich gleich drei von vier frankophilen Schlemmermäulchen auf die Taube. Nur der Süße Fan blieb bei ihren vegetarischen Leisten. Vielleicht nicht die schlechteste Wahl. Zwar warnte unser Gastgeber vor Schrotkugeln der Münsterländer Jägerschaft. Wichtiger wäre ein Hinweis auf die gebackene Keule gewesen: Nichts als Knorpel und Sehnen - ungenießbar! Die Bruststücke waren besser. Kräftig geröstet, fest, aber nicht hart und geschmacklich immerhin ok. Ohne jede Einschränkung ist dagegen das intensive Mandeljus zu loben, ebenso die glasierten Feigen und vor allem das starke Erbspüree!
Nur die Erbscracker, oje, oje. Hart und zäh, kaum zu zerkauen, von Knusprigkeit keine Spur. Leider ein „lost plate“, der die Bewertung nach unten zieht.
Immerhin versöhnte mich die Boudin Noir. Die gut gewürzte Blutwurstvariante scharf und kross gebraten, innen noch schmelzig. Dass sich einige Knochensplitter zahngefährdend in die Wurst gemischt haben, war sicher nicht Schuld des Giverny. (Im Restaurant war ich noch nicht so entspannt.) Die zahlreichen, tadellosen Begleiter - Cidre-Senf-Sauce, Süßkartoffelpüree, Äpfel-Zwiebel-Marmelade, Karotten, Blumenkohl, Romanesco und ein schöner Bröselknusper - sorgten für farbenfrohen Betrieb auf dem Teller
und ein absolutes Wohlfühl-Mundgefühl. Ein Hauptgericht, das überzeugte? Ja, klar. Und nein, denn eigentlich war es eine Vorspeise, die auf Wunsch aber problemlos aufgestockt werden konnte.
Das war wohl ein Fehler gewesen, denn um ein Haar hätte ich die gute Käseauswahl
nicht mehr geschafft. Was schade gewesen wäre. Camembert, Fougerous (eine Brie-Marke) und Roquefort kamen gut temperiert und damit so richtig vollmundig auf die Schieferplatte. Die halbierten Trauben, die Walnüsse und der Feigensenf waren abschließend das, was stete Treffen mit vielen GG-Freunden werden sollten: Klassiker!
...des Ehepaars Carsten1972. Jedenfalls könnte man diesen Eindruck gewinnen, angesichts der Häufigkeit der Besuche; am Valentinstag ging es für die Beiden schon wieder ins schöne Münster. Aber damit nicht immer wieder derselbe Gourmet dieses französische Familienrestaurant lobt, konnte ich mich diesmal nicht vor der Kritikeraufgabe wegducken. Bei gemeinsamen Besuchen mit GG-Kollegen drücke ich mich ja sonst gern unter Hinweis auf mein Schneckentempo.
Bei unserem Eintreffen wurden wir herzlich begrüßt. Vermutlich hatte Carsten die Mannschaft schon vorgewarnt...
Wir wurden vom rustikalen... mehr lesen
4.0 stars -
"Schöner Abend im 2. Wohnzimmer..." DerBorgfelder...des Ehepaars Carsten1972. Jedenfalls könnte man diesen Eindruck gewinnen, angesichts der Häufigkeit der Besuche; am Valentinstag ging es für die Beiden schon wieder ins schöne Münster. Aber damit nicht immer wieder derselbe Gourmet dieses französische Familienrestaurant lobt, konnte ich mich diesmal nicht vor der Kritikeraufgabe wegducken. Bei gemeinsamen Besuchen mit GG-Kollegen drücke ich mich ja sonst gern unter Hinweis auf mein Schneckentempo.
Bei unserem Eintreffen wurden wir herzlich begrüßt. Vermutlich hatte Carsten die Mannschaft schon vorgewarnt...
Wir wurden vom rustikalen
Geschrieben am 11.01.2019 2019-01-11| Aktualisiert am
11.01.2019
Besucht am 28.08.2018Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 180 EUR
Das Wortspiel bezieht sich natürlich ebenso wie der Name des Restaurants auf das ehemalige Umspannwerk, dessen rauhe Backsteinhülle mit Designerlampen trendy aufgehübscht worden ist.
Es regiert lässige Eleganz statt allzu heftigem shabby look, so dass ich trotz letzter Sonnenstrahlen leichten Herzens auf einen Platz auf der Terrasse verzichtete. So konnte ich immerhin einen schönen Tisch auswählen und das nach Sonnenuntergang für einen Dienstagabend recht zahlreich hereinströmende internationale Publikum beobachten.
Die nicht eingedeckten hellen Holztische nur mit einem Blümchen hübsch geschmückt, ebenso wie die makellosen Nassräume. Auf dem Weg dorthin, fielen mir an der Wand der stilvollen Raucherlounge die vierseitigen Geschäftsbedingungen auf. So auch noch nicht (bewusst) im Restaurant wahrgenommen.
Im hohen Generatorenraum wurde stimmiger Funk und Jazz gespielt, der im Lauf des Abends immer mehr dem fröhlichen Stimmengewirr von über 30 Gästen wich, um schließlich als Rausschmeißer wieder laut aufgedreht zu werden.
Zu Beginn des Abends war ich vom Sommelier Sascha Hammer freundlich, fast herzlich in Empfang genommen worden. Schon bei der telefonischen Reservierung hatte mir der gastliche Ton das Herz erwärmt. Und: „Ich wurde nicht enttäuscht.“ Das junge, ansonsten weibliche Team agierte flott und aufmerksam, interessiert, professionell und fröhlich. Der Lapsus eines falsch servierten Gerichts verhindert die Bestnote, weil der Gang im Vorfeld angekündigt und von mir schon korrigiert worden war. Auch eine Änderung im Menü war zunächst nicht mitgeteilt worden. Da hatte in beiden Fällen die Kommunikation versagt.
Vom Fußmarsch noch etwas erhitzt, verlängerte ich meinen weißen Port mit separat serviertem Tonic (zusammen 8,5€) und schaute zunächst, was mich von der Weinkarte so anlachte (oder war es eine Empfehlung?). Egal: Die prämierte 2009er Spätlese trocken Alte Reben „Vom Pelosol“ vom rheinhessischen Weingut Beck war jedenfalls eine Bombe für Liebhaber gereifter, schwerer Rieslinge. 60€ - für Berliner Verhältnisse - nicht einmal teuer. Bei Lust auf Roten half ein Gläschen Frühburgunder von Kreuzberg (Ahr) für 8,5€ weiter, bei Süßem eine Auslese vom Pfälzer Weingut Leiner (8€). Zu den abschließenden Petits fours lud mich der engagierte Herr Hammer auf etwas Gespritetes ein. So lernte ich nicht nur einen fruchtigen, fassgelagerten Likörwein vom Spätburgunder kennen, sondern auch die Boos von Waldecksche Hofkellerei sowie den Umstand, dass Portwein aus Deutschland schon seit 1908 nicht mehr so heißen darf...
Zu diesem Zeitpunkt lag ein entspannter und kulinarisch gelungener Abend hinter mir, der schon mit interessanten Küchengrüßen begann:
Auf selbst gebackenem „knäckigem“ Brot mit Körnern eine sehr feine Fischmousse mit schönem Rauchgeschmack und frischem Schnittlauch.
Eine „wilde“ Consommé, die eine überraschende, aber angenehme leichte Bitternote mitbrachte.
Und in brauner Butter knusprig gebackener Blumenkohl am Stiel!
Keine alltäglichen Apéros, die alle gelungen waren.
Zum malzig-süßen Sauerteigbrot
wurde eine Pfeffermischung, Butter mit Salzflocken und vor allem eine Kichererbsencrème gereicht, die mit Zitrusnote und vielleicht etwas grünem Curry überraschte.
Stark!
Als Amuse dann - genau - Variationen von Mais!
Die Crème mit frittierter Blüte mit einzelnen Körnern für den Crunch schmeckte sehr gut, ebenso wie der süßliche, aber auch leicht pikant marinierte Minikolben. Nur bei den geflämmten Körnern hätte ich mir (etwas) mehr Röstung gewünscht.
Aus dem „fleischigen“ und dem vegetarischen Menü hatte ich eine bunte Mischung zusammen gestellt. Sollte man vielleicht nicht tun; der Koch denkt sich schon etwas beim Menü. Aber manchmal muss man halt interessante Teller einbauen oder eine allzu oft genossene Zutat abwählen.
Für die „sortenreinen“ 5-Gang-Menüs wären 79€ bzw. 69€ fällig gewesen. Das ist günstig. Für meine sechs Teller habe ich dann 95€ bezahlt; der Aufschlag ist happig, daher einen Punkt Abzug.
Als erster Gang ein geräucherter Joghurt mit in Holunder und etwas Portwein eingelegter Wassermelone und Gurke mit Gin-Beize.
Dazu gerösteter Buchweizen und für einen salzigen Kick (zu wenig) Passepiere. Das war erfrischend und toll von den Texturen, nur die alkoholischen Bestandteile blieben blass. Dadurch kippte der Teller etwas in die süße Richtung.
Dafür überzeugte der zweite Gang um so mehr.
Klar war die in Sojasauce eingelegte und dann geflämmte Makrele nicht die ganz große Überraschung.
Aber festfleischig und trotzdem zart, deutlich im Eigengeschmack und kräftig röstig. Dazu viele gelungene Texturen von Tomate: Gelee, Marmelade mit süßen und säuerlichen Noten, knusprig getrocknete Haut und ausgestochenes Fruchtfleisch von kleinen gelben. Dabei alle voll Sommer-Sonnen-Aroma! Für fruchtige Spitzen sorgte Sand und Gel und Blatt von Zitronenverbene. Schön frisch mit dem Fisch!
Dann ging es wieder ins vegetarische Menü. Auch hier Geflämmtes (Die identische Zubereitung war bei beiden Tellern nicht aus der Karte erkennbar, aber auch nicht tragisch.), nämlich ein deutscher Büffelmozzarella in Begleitung von Zwiebelcreme und -Knusper, Radicchio, Sauerampfer und - sehr selten auf heimischen Tellern - Mispel!
Eine sehr gelungene Kombi aus würzig-süßen, sauren und bitteren Aromen, verbunden durch die Cremigkeit des Käses. Auch die Bandbreite der Texturen war groß, aber keine übertriebene Leistungsschau. Ein fleischloser Teller, der begeisterte!
Auch vegetarisch, aber deutlich gemüsig ging es weiter: Sellerie stand im Mittelpunkt
und konnte gebacken durch starke Bräunung und einen angenehmen Biss überzeugen. Dazu kam sautierter Spinat und auf den Punkt gekochte, selbst gemachte Nudeln, zu denen eine Zwiebelsauce angegossen wurde.
Trotz frittierter Wurzeln von der Frühlingszwiebel und fruchtigem Traubenkernöl war mir das etwas zu brav, quasi die „Ruhe vor dem Hauptgang“.
Bei dem mir das zunächst sous-vide gegarte, dann angebratene und ungewöhnlich halbierte
Kalbs-Entrecôte mit seinem formidablen Jus vorzüglich geschmeckt hat! Mehr Bräunung ist zwar selten verkehrt, aber hier „entschädigte“ die Saftigkeit und der feine Kalbfleischgeschmack voll und ganz.
Außerdem brachten die Beilagen - geröstete Senfsaat, angebratene Äpfel und vielerlei Zwiebeliges - ein schönes Potpourri von würzigen, süßen und fruchtig-säuerlichen Aromen ins Spiel. Häufig gefällt mir der Fleischgang etwas weniger als die Vorspeisen, hier war er das Highlight. Und ein toller Beleg, dass sich Küchenchef Matthias Gleiß u.a. modernisierte und verfeinerte Regionalküche auf die Fahnen geschrieben hat.
Mein Menü schloss mit Pfirsich, der als Coulis, Sorbet und einem neugierig machenden Deckel angeboten wurde.
Darunter versteckten sich verschiedene Verarbeitungen von (dehydrierter und dann) gerösteter Milch, z.B. Sand und eine sehr cremige Panna Cotta. Die Röstaromen waren ein schöner Twist und auch der „Ver-Crunchisierung“ der deutschen Hochküche wurde mit Macadamia-Spänen Vorschub geleistet. (Recht so, mein offenbarer Massengeschmack mag es, wenn es kracht!)
Mit den schon erwähnten Leckereien aus Keller und Pâtisserie endete ein rundum netter Abend, aus dem selbstverständlich eine nachdrückliche Empfehlung folgt.
P.S.: Leider werden die nachträglich hoch geladenen Fotos (die über 20 hinausgehenden Exemplare) nicht zur Bewertung gespeichert. Beim Restaurant sind sie zu sehen.
Das Wortspiel bezieht sich natürlich ebenso wie der Name des Restaurants auf das ehemalige Umspannwerk, dessen rauhe Backsteinhülle mit Designerlampen trendy aufgehübscht worden ist.
Es regiert lässige Eleganz statt allzu heftigem shabby look, so dass ich trotz letzter Sonnenstrahlen leichten Herzens auf einen Platz auf der Terrasse verzichtete. So konnte ich immerhin einen schönen Tisch auswählen und das nach Sonnenuntergang für einen Dienstagabend recht zahlreich hereinströmende internationale Publikum beobachten.
Die nicht eingedeckten hellen Holztische nur mit einem Blümchen hübsch geschmückt, ebenso... mehr lesen
Volt Restaurant
Volt Restaurant€-€€€Restaurant030338402320Paul-Lincke-Ufer 21, 10999 Berlin
4.0 stars -
"Entspannt und spannend am Landwehrkanal" DerBorgfelderDas Wortspiel bezieht sich natürlich ebenso wie der Name des Restaurants auf das ehemalige Umspannwerk, dessen rauhe Backsteinhülle mit Designerlampen trendy aufgehübscht worden ist.
Es regiert lässige Eleganz statt allzu heftigem shabby look, so dass ich trotz letzter Sonnenstrahlen leichten Herzens auf einen Platz auf der Terrasse verzichtete. So konnte ich immerhin einen schönen Tisch auswählen und das nach Sonnenuntergang für einen Dienstagabend recht zahlreich hereinströmende internationale Publikum beobachten.
Die nicht eingedeckten hellen Holztische nur mit einem Blümchen hübsch geschmückt, ebenso
Wir wurden vom Inhaber zum Löschen der schon gemachten Fotos unserer Gerichte aufgefordert.
Diskussion dazu im Forum
http://www.gastroguide.de/forum/viewtopic.php?f=23&t=482
stars -
"Fotografieren nicht erwünscht" DerBorgfelderWir wurden vom Inhaber zum Löschen der schon gemachten Fotos unserer Gerichte aufgefordert.
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Nun ist es mit dem klassischen 1. Haus am Platz so eine Sache. Entweder man trimmt es auf die Erwartungen der heutigen Kundschaft in dieser Klasse. Das kostet...und zwar nicht zu knapp. Oder man lebt von Banketten etc., im Übrigen aber vom Ruhm vergangener Tage und versucht, das alternde Haus betriebswirtschaftlich zu optimieren.
Im Schlosshotel Karlsruhe, das eine wechselvolle Eigentümer-Geschichte hinter sich hat, wird oft und gern darauf hingewiesen, dass von 1958 bis 1965 hier die Gala zur Bambi-Verleihung stattgefunden hat. Neuere Meriten sucht man vergebens. In den 90ern war das Haus sogar drei Jahre geschlossen. Immerhin gibt es mehrere gute Gründe, dass ich hier regelmäßig absteige: Man stolpert aus dem ICE und steht in der Lobby wieder auf (und auch die Anbindung an den ÖPNV ist exzellent). Es wird im Gegensatz zum Pendant Grandhotel EDEN auf der anderen Seite des Bahnhofplatzes noch immer betrieben. Und wenigstens die mir bekannten Zimmer sind renoviert worden.
Um die Gastronomie, die badische Spezialitäten verspricht, hatte ich bislang einen Bogen gemacht; das kulinarische Karlsruhe hält viele Alternativen bereit. Aber siehe Einleitung; außerdem kehrt der Vater eines hier fleißigen Kritikers dem Vernehmen nach gern zum Rostbraten ein, da kann es doch nicht schlecht sein.
Der offizielle Eingang wartet butzenscheibig an der Poststraße auf hungrige Gäste, einmal um die Ecke des Hoteleingangs. Aber auch von der Lobby weisen etliche geschnitzte Hinweise den Weg zur Schwarzwaldstube. Wanderer, siehst du nicht die Zeichen? Es geht abwärts, an der Kellerbar, Toiletten und Vorratsräumen vorbei. Irgendwann geht es wieder aufwärts und man steht endlich im eichenhölzernen Overkill der deutschen Weinstubenromatik, wie sie von Pisa bis Peking beworben wird. Der erste Raum komplett leer, traurig wie ein Karnevalswagen am Aschermittwoch.
Aber tatsächlich, nebenan ist noch gut zu tun. Der Service ist mächtig beschäftigt, mehrere Gruppen chinesischer Touristen mit fleischlastigen Schüsseln zu versorgen, deren Inhalt fotografiert und vorsichtig probiert wird, um dann zu 90% in die Verwertung zu wandern.
Meine Frage nach Platz und Speisung wurde eher ungnädig aufgenommen, doch nach Klärung in der Küche bejaht. Ich durfte mir eine fein eingedeckte Nische aussuchen
weit entfernt von größeren Menschenansammlungen und gut beleuchtet. Neben den Streuern für Salz und Tischasche fiel etliche Werbung für Hausveranstaltungen negativ auf. Mit der Speisekarte oder der Rechnung, o.k. Aber gleich auf dem Tisch verteilt?
Den Service übernahm eine Dame, deren Wiege eher zwischen Elbe und Oder denn zwischen Rhein und Neckar stand, aber hier natürlich erwartungsgemäß in etwas Dirndlähnliches gekleidet. Netter Kontrast zwischen „Uniform“ und Mundart. Sie war offenkundig bemüht, aber unsicher und schien erst kurz im Hause zu sein, denn Speise- und Weinkarte waren ihr weitgehend unbekannt und es gab etlichen Nachfragebedarf. Aber auch weit entfernt von manowarischen Totalausfällen im Service und daher freundliche 3 Sterne.
Tagesangebote waren nicht zu entdecken, also ran an die kunstlederne Brauerei-Mappe mit den welligen Plastikhüllen!
20 Angebote von Vorspeise bis Käseplatte, das ist eine gute Größe, erwartbar der Schwerpunkt auf den Fleischgerichten.
Was gab es Fischiges? Badischer Rheinzander, vielleicht? Oder Schwarzwaldforellen? Mitnichten. Die „badischen Spezialitäten“ Loup de mer und Island-Saibling lockten - nicht. Wer Regionales so herausstellt, muss auch liefern.
Meine Wahl fiel jedenfalls auf die Schaumsuppe von roten Linsen mit gebratener Blutwurst und Kräutern, das pochiertes Hühnerei mit Petersilienrisotto und Parmesanschaum und natürlich auf den empfohlenen Zwiebelrostbraten 300g mit Bratkartoffeln, Röstzwiebeln und Barolojus. Dann noch eine kleine Käseauswahl.
Als Stubenmenü standen dafür freundliche 43 Euro auf der Rechnung. Gemessen an norddeutschen Preisen ein gutes PLV.
Zu trinken gab es einen frischen Rieslingsekt (Affenbacher Winzergenossenschaft) für 6€. Später ein Viertele Spätburgunder vom Weingut Andreas Männle (6,9€), dazwischen nur ein kleines Teinacher Mineralwasser (2,2€).
Kulinarisch sollte der Abend mit Aufbackbaguette beginnen. Nach einer kleinen Intervention gab es aber ein kräftiges Mischbrot mit schöner dunkler Kruste. Geht doch.
Dazu ein veritables Amuse, was ich gar nicht erwartet hätte. Auf der Schieferplatte eine Scheibe guter Schwarzwälder Schinken und Butter. Zusammen mit dem Brot echt lecker. Der Couscous-Salat im kleinen Weck-Glas war nichtssagend, ihm fehlte eindeutig Würze.
Was sich leider bei der Suppe fortsetzte.
Die Linsen sehr fein püriert und tatsächlich aufgeschäumt. Bloß, geschmacklich ganz blass. Vermutlich sollte die Blutwurst es richten. Jedoch konnten die wenigen, sehr kleinen Stücke kaum durchschmecken und brachten noch nicht einmal Crunch. Tja, und die angekündigten Kräuter beschränkten sich auf etwas Kresse und Petersilienstreifen. Da hatte ich viel mehr erwartet.
Weiter ging es mit dem Risotto. Jetzt wurde auch klar, warum so wenig Kräuter für die Suppe übrig waren. Ein reichlich bemessenes Büschel verdeckte das Ei, während sich der Risotto unter ebenso viel - wiederum geschmacksarmen - Parmesanschaum versteckte.
Nach vorsichtiger Freilege-Arbeit konnte ich ein 1a-pochiertes Ei mit noch gerade flüssigem Dotter entdecken.
Und den Risotto, der tatsächlich etwas Petersilienaroma hatte. Sonst hatte er nichts. Schon mal gar nicht die berühmte Schlotzigkeit, dieses Verlaufen in Wellen „all´onda“. Ein fester Reispamps war es. Schrecklich.
Bis hierhin maximal 2 Sterne, wenn überhaupt.
Ich setzte meine ganze Hoffnung daher auf den Rostbraten. Und immerhin: Ein Teller, der mich versöhnlicher stimmte.
Das Rumpsteak ausreichend gebräunt, perfekt medium gebraten, mit gutem Fleischgeschmack. Dazu Bratkartoffeln aus der Champions-League, wirklich perfekt.
Das gewürfelte Mischgemüse ebenfalls mit Röstaromen, auch gut. Aber letztlich auch hier keine fehlerfreie Leistung. Die Röstzwiebeln seit längerem erkältet und überwiegend nicht mehr knusprig. Die Barolosauce in der Sauciere gefiel durch ihre Tiefe und das gute Weinaroma. Leider hatte sich auf dem Teller schon ein unschöner Ölrand getrennt. Trotzdem mit Abstand der beste Teller (der einzig gute...).
Die abschließende Käseauswahl brachte normale Qualität, wohl vom Frühstücksbüffet, aber es gab nichts zu meckern. Trauben und Nüsse dazu, das war ok.
Der als Trost bestellte Royal Porto Tawny schlug mit 6,5€ zu Buche.
Die Küche konnte sich etwas steigern. Reicht das zumindest für eine durchschnittliche Besternung? Ich meine: Nein. Allemal gemessen am Anspruch des Schlosshotels. Wer 1. Haus am Platz sein will...