Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 291 Bewertungen 377547x gelesen 10297x "Hilfreich" 9236x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 18.01.2021 2021-01-18| Aktualisiert am
18.01.2021
Besucht am 22.08.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 388 EUR
„Lust auf ein weiteres einzigartiges Event?“
Wer kann diese rhetorische Frage schon verneinen, erst recht, wenn sie von der engagierten Direktorin Cornelia Meyer (hat das Haus inzwischen verlassen) des LIBERTY-Hotels gestellt wurde und das Private Dining zur Premiere im Juni in der Tat ein außergewöhnlich schöner Abend gewesen war. So buchten wir gern wieder das 4-Gang-Menü mit Weinen und Musik und blieben natürlich auch über Nacht in der Seestadt (und wurden mit einem Upgrade in „unsere“ Suite über dem Alten Hafen belohnt).
Mit uns hatten sich noch drei weitere Paare angemeldet, von denen eines noch kurzfristig absagen musste, so dass die Einhaltung von Mindestabständen an diesem Abend überhaupt kein Problem war. Schade für die junge Mannschaft des ****plus-Hauses, die sich mit viel Herzblut und Professionalität um unsere kleine Gesellschaft kümmerte; da blieb kein Wunsch unerfüllt. Auch musikalisch, denn Ben Boles aus Lüneburg war wieder bestens aufgelegt und begleitete uns mit viel Sinn für die Stimmungen durch den Abend und in die Nacht.
Ursprünglich sollte es ein Dinner unter freiem Himmel auf der großen Terrasse werden, aber wie so oft an der Küste zeigte sich gerade im August das Wetter launisch. Macht nichts, der Ausblick war trotzdem schön
und die exklusiv geöffnete Cocktailbar hatte für unsere Gemeinschaft auch ihren eigenen, privaten Reiz. Die charmante Barkeeperin freute sich jedenfalls über unsere Bestellungen.
Das Amuse zuvor war noch im Erdgeschoss serviert wurden. Phillip Probst, der junge Chef begrüßte uns zusammen mit der kleinen Crew sehr sympathisch und eloquent in seinem Reich. Auf dem Pass wurde in der aufgeschnittenen Eier-Schale eine Linsencreme mit Hollandaise-Schaum und geriebenem Onsen-Ei serviert, die ich mir natürlich prompt aufs Hemd kleckerte.
Der Blick meiner Frau ließ noch ein paar Takte erwarten, aber nachdem wir zwecks Kontaktminimierung und Kalorienreduktion die Treppe ins Dachgeschoss genommen hatten, fehlte wohl die Puste... Der erste Cocktail des Abends tat sein Übriges Continental Sour
und nach dem Blick von der Terrasse ließen wir uns auch das frische Brot schmecken.
Hier „kann“ man Corona: Salzflocken und Butter standen vorbildlich abgedeckt schon auf dem Tisch
eine Bemerkung dazu ließ erkennen, dass die erste Kritik durchaus wahrgenommen worden war. Unser musikalischer Begleiter bestätigte dies mit sehr freundlichen Worten - Merci!
Die erste Flasche Wein war schnell entkorkt und die Auswahl des Hauses überraschte zunächst
Gewürztraminer zur Jakobsmuschel war bisher in meiner beschränkten Pairing-Welt noch nicht vorgekommen.
Passte aber vorzüglich, denn das norwegische Exemplar hatte nicht nur seine typisch nussige, sondern auch eine klar süße Note. Die Begleiter gaben Frische und Würzigkeit: Apfel, Blumenkohl und Meeres-Dreizack.
Dass Phillip Probst bewusst und sinnvoll Zutaten der Region einbaut, war uns schon beim ersten Besuch sehr positiv aufgefallen.
Auch der folgende Fisch musste nicht auf einen Salzwiesen-Bewohner verzichten, in diesem Fall Portulak, der im Zusammenspiel mit Kohlrabi und Beurre Blanc die auf den Punkt saftig gegarte, schneeweiße Schnitte einer Gelbschwanzmakrele aus dänischer Aquakultur zwar ähnlich, aber etwas opulenter begleitete.
Das war so stimmig, dass der bekrönende Kaviar gar nicht nötig gewesen wäre. Aber bevor ich mich schlagen lasse...
Mit dem Rehrücken aus dem heimischen Elbe-Weser-Dreieck
stiegen wir auf Rotwein um, und der weit gereiste kalifornische Merlot
konnte mit dem perfekten Fleisch noch mithalten, ohne uns Tanninverächter zu überfordern.
Wie bei allen Tellern suchte die Küche nach vielfältigen, aber harmonischen Kombinationen und fand sie mit wildem Brokkoli, gebackener Aprikose und Pfifferlingen. Sehr erfreulicher Fleischgang!
Wir durften uns noch über eine gelungene Komposition von Weinbergpfirsich, weißer Schokolade und Champagner freuen.
Auch hier fehlten Kräuter nicht. Fein, denn ich mag leicht bittere oder würzige Noten, die die Süße etwas brechen.
Ein gehaltvoller sizilianischer Dessertwein linderte den Phantomschmerz des Käse-Afficionados. Zudem hatte er den Vorteil, dass die Flasche Corona-bedingt erst auf dem Tisch und dann in unserem Schlafgemach verbleiben musste. Süße Träume garantiert!
Schon nach zwei genossenen Menüs in Bremerhaven lässt sich die Stilistik im Mulberry St deutlich einordnen: Klassische Grundlage, regionale Bezüge, Harmonien. Das ist alles passend, zugänglich, aber stets durchdacht. Andernorts vielleicht nicht innovativ, nicht puristisch genug, aber für Bremerhaven und, ich muss es leider sagen, auch für Bremen ein Riesengewinn! Hoffentlich machen das Team LIBERTY/Probst gemeinsam weiter.
Wohlumsorgt durch die Dame hinter der Bar und begleitet von einer berührenden deutschen Version von Imagine ging ein zweiter großartiger Abend über dem Alten Hafen zu Ende... Brandy Alexander
„Lust auf ein weiteres einzigartiges Event?“
Wer kann diese rhetorische Frage schon verneinen, erst recht, wenn sie von der engagierten Direktorin Cornelia Meyer (hat das Haus inzwischen verlassen) des LIBERTY-Hotels gestellt wurde und das Private Dining zur Premiere im Juni in der Tat ein außergewöhnlich schöner Abend gewesen war. So buchten wir gern wieder das 4-Gang-Menü mit Weinen und Musik und blieben natürlich auch über Nacht in der Seestadt (und wurden mit einem Upgrade in „unsere“ Suite über dem Alten Hafen... mehr lesen
Restaurant Fine Dining &Restaurant Mulberry by Phillip Probst
Restaurant Fine Dining &Restaurant Mulberry by Phillip Probst€-€€€Restaurant, Gourmet0471 902240Columbusstraße 67, 27568 Bremerhaven
4.5 stars -
"Noch ein wunderbarer Abend" DerBorgfelder„Lust auf ein weiteres einzigartiges Event?“
Wer kann diese rhetorische Frage schon verneinen, erst recht, wenn sie von der engagierten Direktorin Cornelia Meyer (hat das Haus inzwischen verlassen) des LIBERTY-Hotels gestellt wurde und das Private Dining zur Premiere im Juni in der Tat ein außergewöhnlich schöner Abend gewesen war. So buchten wir gern wieder das 4-Gang-Menü mit Weinen und Musik und blieben natürlich auch über Nacht in der Seestadt (und wurden mit einem Upgrade in „unsere“ Suite über dem Alten Hafen
Geschrieben am 14.01.2021 2021-01-14| Aktualisiert am
14.01.2021
Zwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
Zwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
Den Abschluss sollte der schöne Innenhof des Alto machen. Doch wir mussten mit dem... mehr lesen
Restaurant Alto im Atlantic Grand Hotel
Restaurant Alto im Atlantic Grand Hotel€-€€€Restaurant042162062533Bredenstraße 2, 28195 Bremen
5.0 stars -
"Im Auge des Orkans IV" DerBorgfelderZwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
Den Abschluss sollte der schöne Innenhof des Alto machen. Doch wir mussten mit dem
Geschrieben am 11.01.2021 2021-01-11| Aktualisiert am
12.01.2021
Zwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
Zwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
Für das dritte Treffen hatten wir uns den Schanigarten des Gallo Nero ausgesucht. In... mehr lesen
5.0 stars -
"Im Auge des Orkans III" DerBorgfelderZwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
Für das dritte Treffen hatten wir uns den Schanigarten des Gallo Nero ausgesucht. In
Zwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
In der zweiten Woche ging es auf die Terrasse von Grashoffs Bistro, wo Sonne... mehr lesen
Grashoff´s Bistro
Grashoff´s Bistro€-€€€Restaurant, Bistro, Bar, Sternerestaurant042114749Contrescarpe 80, 28195 Bremen
5.0 stars -
"Im Auge des Orkans II" DerBorgfelderZwischen zwei Shutdowns war der August 2020 im Betrieb noch sommerlich-ruhiger als in den letzten Jahren. Und so kamen die Kollegin, der Kollege und ich unserer patriotischen Pflicht nach und nutzten die mittwöchlichen Dienstbesprechungen viermal in Folge zur Unterstützung der heimatlichen Gastronomie. Einzelheiten zu berichten, verbietet mir zwar die kollegiale Solidarität (und die Androhung von Verleumdungsklagen).
Aber ein paar sommerliche Fotos qua Kurzbericht sind ja wohl erlaubt!
In der zweiten Woche ging es auf die Terrasse von Grashoffs Bistro, wo Sonne
Geschrieben am 01.01.2021 2021-01-01| Aktualisiert am
07.01.2021
Besucht am 05.10.2020Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 506 EUR
Schwer was los im 959. Ende 2019 vergab der Gault&Millau erstmals 15 Punkte und zeichnete den jungen Chef Dustin Dankelmann als Aufsteiger des Jahres aus. Kurz vor unseren Tischreservierung war bekannt gegeben worden, dass 2-Sterne-Koch Tristan Brandt (Opus V) nach seinem sehr kurzfristigen Ausstieg bei der Mannheimer Engelhorn-Gruppe nun gastronomischer Geschäftsführer in Heidelberg wird, der Chef am Herd bleibe aber Dankelmann. Dieses Arrangement hielt indes nur wenige Wochen, denn als wir Anfang Oktober das In-Restaurant mit unserem Sohn besuchten, stand der junge Aufsteiger schon nicht mehr in der Küche. (Der aktuelle G&M war zwar nicht nur davon irritiert, bestätigte die zwei Hauben aber.)
Auch so gab es einiges zu bestaunen, zuallererst eine Location, die ebenso in New York und London funktionieren würde oder jedenfalls im Frankfurter Bankenviertel. Ein 8 Meter hoher Saal, der die Blicke nach oben zieht, an den Wänden teilweise großformatige, jedenfalls hochwertige/hochpreisige moderne Kunst. Designer-Kronleuchter und cognacfarbenes Parkett. Hier wird Ausgehen zeitgemäß zelebriert. Passend (selbstironisch?), dass in luftiger Höhe eine Kanzel in der Ecke klebt. Ein weiterer Hingucker der imposante Tresen, hinter dem sich links und rechts eines monumentalen Lüpertz-Gemäldes die dramatisch illuminierten Spirituosen-Regale nicht nur seitlich, sondern auch mehrere Meter nach oben erstrecken.
„Hä, wie kommt man da ran?“, denkt noch der einfache Provinzler, da setzen sich die Flaschenreihen wie von Zauberhand in Bewegung. Für manche (mich!) sicherlich der schönste Paternoster der Welt...
Nur schade, dass wir nicht an den weiß eingedeckten Tischen mit Blick auf die nur von einer Glasscheibe getrennte Küche Platz nehmen durften. Stattdessen in einem langen, schmalen und vor allem deutlich niedrigeren Vorraum. Wo sind die Katzen?
Möglicherweise mal ein Flur oder eine Terrasse, die später überdacht wurde. Vom Stadtgarten aus gesehen
Als Höchststrafe sollte es dann auch noch der Tisch am Eingang sein, von dem wir nicht einmal einen Blick in den Gastraum hätten werfen können, dafür auf den Gang zu den Toiletten. Das war nicht so schön - im Gegensatz zu den Waschräumen selbst. Auch hier alles edel gestylt Edel wäscht die Welt die Hände!
und statt schnöder Musik gab es das Märchen vom König Drosselbart auf die Ohren. Musste erstmal drauf kommen.
Zurück zum Tisch - immerhin durften wir etwas aufrücken. Ich vermute, dass es sich hier um Ausweichplätze, vielleicht auch nur für das Mittagsgeschäft handelt. Tischdecken gab es in diesem Bereich nicht, wodurch einerseits die schönen Marmorplatten zur Geltung kamen, andererseits recht lautes Geklapper bei jedem Einsetzen. Insgesamt herrschte an diesem Montagabend im fast ausreservierten Restaurant eine lebhafte Atmosphäre mit zur Stimmung passender Musik. Gerade richtig, um die Menschen am eigenen Tisch noch und die an den Nebentischen nicht mehr zu verstehen.
Ein Mitarbeiter versuchte etwas lahm, uns mit dem „schönen Blick auf den Stadtgarten“ zu trösten. Wozu man wissen muss, dass das überschaubare Rasenviereck mit Randbewuchs von den Studierenden des benachbarten Seminars nur „Rattenklo“ genannt wird...
Aber es war ja nett gemeint. Was der Service wohl als Motto des Abends gewählt hatte. Unsere junge Dame war sehr engagiert und sehr freundlich und versuchte wahrlich, alles richtig zu machen. Dafür schon mal einen halben Stern extra.
Ansonsten sei letztmalig der aktuell wieder sehr bissige Gault&Millau bemüht: „Der Service agiert so freundlich-bemüht wie ahnungs- und kopflos.“
Ein Beispiel? Eine halbe Stunde nach unserer Ankunft bekam ich einen Anruf, mit der Frage, wo wir denn blieben. Die Empfangsdame mit Telefon am Ohr stand dabei zwei Meter von uns entfernt.
Auch Tristan Brandt war zugegen, schritt mehrfach durch die Reihen und wünschte einen schönen Abend. Allerdings nur ausgesuchten Gästen. Andere wurden regungslos angeschaut. Ob nun Klischee oder nicht, ich finde das einfach unhöflich.
Ganz anders der Barkeeper, der mich bei einem staunenden Gang durch die Räumlichkeiten freundlich begrüßte, mein Interesse an den Bildern sah und mir ein weiteres bemerkenswertes Detail des 959 anbot: In einem Restaurant, das einen eigenen Katalog seiner ausgestellte Kunstwerke aufgelegt hat, war ich vorher noch nicht gewesen! Der Katalog zur „Ausstellung“
Später mixte mir der Herr der Flaschen auch noch feine Cocktails. First of all: Last Word!
Daher: Mein Mann des Abends! Hätte auch der oder die Weinkellner werden können, wenn denn mal einer vorbei gekommen wäre. Das war dann erst spät der Fall, als sich die Reihen im Wichtig-Bereich gelichtet hatten. Aber wir wissen ja, was uns schmeckt und wählten selbst aus der umfangreichen, durchaus noch fair kalkulierten Getränkekarte.
Das Sanssouci-Wasser etwa, wird mit 7 Euro pro Flasche berechnet; das war auch der Preis der zusätzlich georderten, glasweisen Weine. Die Weinbegleitung zum Menü hätte 10 Euro pro Glas/Gang gekostet.
Das Menü begann bei 105€ Euro, eher ein Angebot, das man wohl ablehnen soll, denn ein oder zwei Gänge mehr werden nur mit jeweils 10 Euro zusätzlich berechnet. Aber auch 125 Euro für 6 Richtige ohne Zusatzzahl ist schon etwas teurer, zumal das Pre-Dessert „mitzählte“. Zudem wurden keine klassischen Luxusprodukte verarbeitet, was selbstverständlich den Genuss nicht zwingend schmälert, aber beim PLV zu berücksichtigen ist. Aufgrund der Getränke noch ganz knapp überdurchschnittliche 3,5 Sterne.
(Dass wir hier übrigens nur eine Zwischenrechnung erhalten sollten und auf Nachfrage zunächst Unverständnis ernteten, erstaunte mich doch ein wenig.)
Nach dem Motto „Besser gut zugekauft als schlecht selbst gebacken!“ gab es dreierlei Brot von Bäcker Kapp aus Neu-Edingen. Von Bäcker Kapp aus Edingen
Auch ohne die Bestätigung des studierenden Familienmitglieds hätte ich das überregionales Renommee der Kapp’schen Backwaren schon am verschwörerischen Tonfall der Service-Fee erkannt. Das Baguette war frisch, ansonsten nichtssagend. Die Sauerteig-Variante sehr gut und die Curry-Ausführung klasse, deutlich und schön knusprig. Dazu wurde mit Olivenöl aufgeschlagene Butter gereicht, der Limette einen frischen Kick versetzte.
Zum Amuse kam noch ein mit Sepia-Tinte schwarz eingefärbtes Brot mit Cranberries, sehr lecker. Cranberry, Tinte und Brot
Die kleine Gaumenfreude wollte viel, vielleicht etwas zu viel. Ein Falafel dazu ein mit Ras El Hanout geschärfter Schaum, Krautsalat für den Knack, Granatapfel-Gel und eine Crème auf der Basis von schwarzem Knoblauch. Falafel, we were not Amuse
Das war kräftig, aber auch die vielen Texturen konnten nicht darüber hinweg täuschen, dass das Hauptdarstellerchen arg trocken geraten war. Das bekommt nicht jede, aber doch so manche Falafel-Bude besser hin. Kein schlechter, aber etwas unglücklicher Küchengruß.
Als eigentlicher Menü-Einstieg erwarteten uns zwei Tranchen vom gebeizten Lachs, der nicht sonderlich in Erinnerung blieb, vielleicht weil sein sehr salziger Kaviar irritierte. Vermutlich sollte das aber so, denn eine Selleriecrème war arg intensiv und süßlich. Das dämpfte sich gegenseitig. Durch eine Kimizu mit Blutorange und einem Gel von Kalamansi kam aber genügend Frische auf den Teller. Insgesamt hat es dann gepasst und auch hier vergaß der Koch die Knusperfreunde nicht und garnierte mit Bruch von Piemonteser Haselnüssen. Gebeizter Lachs
Die Tupfenmalerei aus der Quetschflasche ist keine Sache des Geschmacks, nur Geschmacksache...
Beim Zwischengang waren wir begeistert von einem halbierten, knusprig gebackenen Wan-Tan mit einer klar erkennbaren Morchel-Füllung. Gebackener Wan-Tan
Zwiebel-Sud, Schaum von Sherry-Essig und vor allem die himmlisch feine Kartoffel-Mousseline sorgte für was wohl? Richtig, die allseits geliebte Molligkeit!
Leider legte die Küche nun eine Pause von über einer Dreiviertelstunde ein.
Vielleicht schauten wir daher eine Kleinigkeit kritischer auf den folgenden Fischteller. Weisser Heilbutt
Ein überschaubares Stück Weißer Heilbutt war durchgebraten, aber noch nicht trocken; unschön die völlig schlappe Haut, zudem ließ er fast jede Würzung vermissen. Dafür war wohl der salzige Tiroler Speck in schön kross gebackenen Segeln gedacht. Erneut aus der Soulkitchen die nicht zu weichen Fregola Sarda in cremiger Parmesansoße. Die angekündigten Steinpilze waren leider durch Pfifferlinge ersetzt worden.
Mit dem Fleisch kamen ein neues Messer und unsere uneingeschränkte Zufriedenheit zurück. Hirschkalbsrücken
Der Hirschkalb-Rücken war perfekt gegart, mit Geschmack und Struktur, trotzdem zart. Die Jus hatte Tiefe und war mit schwarzen Oliven nochmals kräftig gepimpt. Wunderbar abgepuffert durch ein intensives Püree von Petersilienwurzel und Kürbisnocken. Die Pfifferlinge blieben in diesem Herbstfestival nur Staffage. Ganz im Gegenteil zu den im Wildfett gebratenen Pankobrösel, die zusammen mit etwas Kräuter-Öl dem Ganzen eine schöne Fülle verliehen.
Danach war für den Gaumen dringend Erfrischung angesagt. Mit Joghurt, weißer Schokolade und Limetten-Gel war dafür ein Grundstein gelegt, der durch einen Gin-Tonic-Sud und knackige, eingelegte Gurkenscheiben herausfordernd herb und säuerlich ausgebaut wurde. Den Knusper steuerten bei diesem Teller zwei leichte Baiser-Stäbchen bei. Gin, Tonic, Gurke
Im Menü-Konzert wäre jetzt der Schlussakkord mit einem Schoko-Dessert erklungen. Nicht unbedingt meins und da kein Käse angeboten wurde, bat ich um einen alternativen Abschluss.
Mit kreativen Texturen von Mango, Passionsfrucht, Kokos, aber auch Estragon und Koriander(!) erfüllte die Küche diesen Wunsch inhaltlich kreativ und mustergültig. Mango, Coconut, Passionfruit
Die Patisserie im 959 überzeugte also auf ganzer Linie und daher war es auch keine Überraschung, dass geflämmter Lemoncurd und Salzkaramell-Pralinée perfekte Rausschmeißer waren. (Foto leider nur in der Galerie)
Bei den Tellern vorher hatte ich ab und an das Gefühl, dass sehr viel Wert auf die Optik gelegt wird, ohne sich zunächst auf perfektes Handwerk zu konzentrieren. Aber kein Beinbruch, auch das Essen hat in der Gesamtschau gepasst. Ist es da noch eine Frage, dass ich gern wiederkommen und dann auch das Ambiente in der „Kathedrale“ genießen würde?
Schwer was los im 959. Ende 2019 vergab der Gault&Millau erstmals 15 Punkte und zeichnete den jungen Chef Dustin Dankelmann als Aufsteiger des Jahres aus. Kurz vor unseren Tischreservierung war bekannt gegeben worden, dass 2-Sterne-Koch Tristan Brandt (Opus V) nach seinem sehr kurzfristigen Ausstieg bei der Mannheimer Engelhorn-Gruppe nun gastronomischer Geschäftsführer in Heidelberg wird, der Chef am Herd bleibe aber Dankelmann. Dieses Arrangement hielt indes nur wenige Wochen, denn als wir Anfang Oktober das In-Restaurant mit unserem Sohn besuchten, stand... mehr lesen
4.0 stars -
"Bemerkenswertes Lokal!" DerBorgfelderSchwer was los im 959. Ende 2019 vergab der Gault&Millau erstmals 15 Punkte und zeichnete den jungen Chef Dustin Dankelmann als Aufsteiger des Jahres aus. Kurz vor unseren Tischreservierung war bekannt gegeben worden, dass 2-Sterne-Koch Tristan Brandt (Opus V) nach seinem sehr kurzfristigen Ausstieg bei der Mannheimer Engelhorn-Gruppe nun gastronomischer Geschäftsführer in Heidelberg wird, der Chef am Herd bleibe aber Dankelmann. Dieses Arrangement hielt indes nur wenige Wochen, denn als wir Anfang Oktober das In-Restaurant mit unserem Sohn besuchten, stand
Der auf diesem Portal zu einer gewissen Bekanntheit gekommene Sushiverkauf mit einigen Sitzgelegenheiten ist vom quirligen Bahnhofsplatz an eine innerstädtische Randlage gezogen. Auf der Homepage wird das mit ehrlichen und sehr sympathischen Worten erklärt. Ich wünsche den Betreiber-Geschwistern, dass sie auch ohne die viele Laufkundschaft durch die Krise kommen. Vielleicht fängt die sicherlich gesunkene Pacht einiges auf und die Nachbarschaft ist auch so begeistert vom Angebot wie zumindest ein Fan hier. Allen anderen Gastronomen natürlich sinngemäß das Gleiche.
Der auf diesem Portal zu einer gewissen Bekanntheit gekommene Sushiverkauf mit einigen Sitzgelegenheiten ist vom quirligen Bahnhofsplatz an eine innerstädtische Randlage gezogen. Auf der Homepage wird das mit ehrlichen und sehr sympathischen Worten erklärt. Ich wünsche den Betreiber-Geschwistern, dass sie auch ohne die viele Laufkundschaft durch die Krise kommen. Vielleicht fängt die sicherlich gesunkene Pacht einiges auf und die Nachbarschaft ist auch so begeistert vom Angebot wie zumindest ein Fan hier. Allen anderen Gastronomen natürlich sinngemäß das Gleiche.
Soho Sushi
Soho Sushi€-€€€Bistro, Take Away042144967100Auf den Häfen 28, 28203 Bremen
stars -
"Corona-bedingter Umzug" DerBorgfelderDer auf diesem Portal zu einer gewissen Bekanntheit gekommene Sushiverkauf mit einigen Sitzgelegenheiten ist vom quirligen Bahnhofsplatz an eine innerstädtische Randlage gezogen. Auf der Homepage wird das mit ehrlichen und sehr sympathischen Worten erklärt. Ich wünsche den Betreiber-Geschwistern, dass sie auch ohne die viele Laufkundschaft durch die Krise kommen. Vielleicht fängt die sicherlich gesunkene Pacht einiges auf und die Nachbarschaft ist auch so begeistert vom Angebot wie zumindest ein Fan hier. Allen anderen Gastronomen natürlich sinngemäß das Gleiche.
Geschrieben am 11.12.2020 2020-12-11| Aktualisiert am
14.12.2020
Besucht am 23.09.2020Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
In Erfurt war ich schon mehrmals, aber die Gelegenheit für einen Besuch in der gehobenen Gastronomie hatte sich noch nie ergeben. Diesmal gestaltete ich die Anreise für einen Termin in Oberhof so, dass Zeit für ein kollegiales Abendessen in Thüringens wunderschöner Hauptstadt blieb. Eigentlich hätte es das besternte Clara sein sollen, das sich aber nach dem plötzlichen Weggang des Küchenchefs eine kleine Auszeit genommen hatte. Auf leckere Thüringer Deftigkeiten stand mir nicht der Sinn, also kam die von den einschlägigen Führern gelobte, mediterran inspirierte Karte des Cortile gerade recht. Schon die Kommunikation per E-Mail bezüglich der ständig wechselnden Gästezahl (letztlich drei) gestaltete sich unkompliziert und freundlich.
Mit gewisser Vorfreude gelangte ich durch eine Tordurchfahrt auf den namensgebenden, gepflasterten Hof, der ohne Gäste etwas steril wirkte.
Aber bei entsprechenden Temperaturen sitzt es sich unter den vielen Bäumen bestimmt sehr angenehm.
Schon auf den ersten Blick sehr gemütlich dagegen das Restaurant-Innere.
Weiß gestrichene Wände in grobem Wischputz lassen das alte Holzständerwerk des recht niedrigen Raumes schön hervortreten; die Terrakottafliesen und das warme Licht schaffen italienische Stimmung. Und endlich mal wieder bequeme Polstersessel mit dunkelblauem Samt, in denen es sich stundenlang gut sitzen lässt.
Und sich von Inhaberin Denise König umsorgen, die, unterstützt von einem Kollegen hinter der Theke, den ganzen Abend über gut gelaunt den Service erledigte, souverän Speisen und Weine empfahl und noch einen entspannten Smalltalk einflechten konnte. Auch Beschwerden waren kein Problem. Als mir die Jahrgangs-Flaschengärung von der Gargano-Traube überraschend flach, müde und über dem Zenit erschien, wurde flugs ein leicht zu warmer Ferrari Maximum Rosé geöffnet, der aber im Eis schnell weiter abkühlte.
Solche Gastgeberinnen (und Gastgeber) braucht das Land!
Schönes Ambiente und gastfreundlicher Service, jetzt musste nur noch die Küche liefern:
Das gelang mal sehr gut, mal etwas weniger, insgesamt aber doch sehr zufriedenstellend. Und, wieviel schon das wert ist, erfahren wir gerade sehr schmerzlich.
Von den selbst gebackenen Broten gefiel das Focaccia gut, das Ciabatta leider durch. Entweder gut backen oder gut zukaufen ist inzwischen meine Meinung. Blass geblieben
Chili-Mayo und Trüffelbutter waren dagegen gefällige, kräftige Aufstriche fernab der Kräuterquark-Hölle.
Als Appetithappen erreichte uns ein kleiner Block Schwertfisch auf einem Stück wunderbar knusprig gebratenem Weißbrot. Schwertfisch-Happen
Nur leider hielt sich der Fisch trotz Kräutermayo und zweierlei Sesam geschmacklich doch sehr zurück. Trotzdem eine nette Tramezzino-Spielart.
Inzwischen waren wir auf eine gefällige Burgunder-Cuvée umgestiegen, natürlich nicht aus dem Burgund, sondern aus der Pomino Bianco DOC, der in die eher übersichtlich und preiswert gehaltene Weinkarte passte. Dazu natriumarmes Liz Wasser aus der Wetterau, nicht alltäglich in der Gastro.
Statt Menü wählten alle kreuz und quer durch die Karte, manche weniger, einer mehr.
Dafür startete ich vermeintlich leicht in vegetarischer Mission, was häufig mit Überraschung verbunden ist. Meine Crème brûlée Kürbis Crème brûlée mit Apfel und Feta
mag vielleicht das Missfallen des Puristen aus Rheine erregen, ließ aber geschmacklich neben der Süße deutlich die verarbeiteten Kürbiskerne erkennen. Große Apfelperlen steuerten ein fruchtig-frisches Aroma bei und hatten in der Pfanne gleich noch die in Solingen so belächelten „Röstaromen“ bekommen. Als weitere Komponente war mit Knoblauch, Chili, Zwiebel in Olivenöl eingelegter Feta am Start, was sich mir leider nicht erschloss. Die beigefügten feinen Kräuter hätten für ein stimmiges Gericht völlig gelangt. Nach etwas Diskussion unter den Tischgenossen baten wir nochmal um eine Probe des Schafskäses und - sieh an, sieh an - solo bzw. mit Brot schmeckte das auch fein.
Quasi als Zwischengang fungierte ein kleines konstruktivistisches Gemälde. Jedenfalls erinnerten mich die zwei Tranchen von der Taubenbrust mit Mandeln und Kartoffel schwer an Werke von Malejewitsch. Wie gemalt...
Das schwarze Quadrat des Tellers tat ein Übriges. Auffällig, wie dieses Gericht gegenüber der Optik der anderen Gänge aus - nun ja, auch dieser müde Witz will gemacht sein - dem Rahmen fiel.
Zurück zum Wesentlichen: Toller Teller! Rosa und zart das Fleisch, leicht kross die Haut. (Gerade bei Taube habe ich da so einige Reinfälle erlebt, selbst mit Stern.) Mit dem Mandelcrumble gab es nicht nur was zum Kauen, sondern auch eine hinreichend kräftige Ergänzung des ja durchaus eigenwilligen Geflügels. Dritter im Bunde der starken Aromen war Trüffel, als Schaum und reichlich in der geilen (Entschuldigung!) gebackenen Kartoffelpraline. Außen knusprige Panade, innen saftiges Püree. Sehr schön.
Da hatte es die rohe Fjordforelle mit Pasta (eigentlich auch ein Zwischengang) natürlich schwer. Fjordforelle Pasta Pakchoi
Aber für unsere wilde Reihenfolge kann die Küche ja nichts.
Der Fisch war erstaunlich geschmackvoll, unterstützt durch das Salz seines Kaviars. Die Nudeln tadellos mit Biss und wurden durch eine Buttersoße herrlich süffig. Für Frische sorgten Radieschen-Scheiben und sehr schön knackiger Pakchoi. So ein richtiger Wohlfühlteller und durch den nordischen Twist auch nicht zu schwer.
Der aufmerksame Leser erinnert sich: Es sollte heute mediterran-leicht zugehen, nicht thüringisch-deftig. Aber für Kalbsschaufel mit sautierten Pilzen und Laugen-Knödel machte ich dann doch eine Ausnahme. Kalbsschaufel, Pilze, Laugenknödel
Ein blitzsauberes Fleischgericht, das Schulterstück saftig und zart geschmort, aber noch mit Struktur. Die Pilze konnten was und der zu einer Trommel gerollte und gebräunte Knödel mit seinen groben Brezelfetzen eignete sich hervorragend, die in mehrfacher Hinsicht glänzende Soße aufzunehmen. Ein paar Spielereien aus Brotteig als Deko und zum Knabbern. Kein Zauber-, aber sehr schönes Hand-Werk. Wie so oft etwas weniger kreativ als die ersten Gänge, aber ich denke man muss (nicht nur in Erfurt) auch Gerichte für mehr traditionell orientierte Gäste haben. Und ich freu mich auch von Zeit zu Zeit über gut Geschmortes...
Mangels Käse wollte ich schon aussteigen, ließ mich aber doch zu ein paar eingelegten Früchten überreden. Obstsalat mal anders
Nett.
Schlauer wäre als krönender Abschluss diese offenbar von gestischer Malerei inspirierte wilde Kreation Mango, Waldmeister, Mojito...
aus Schokolade, Mangovariationen, Waldmeister, Feige, Orange, Blaubeeren, Keks und Mojito-Schwamm gewesen. Hau raus!
Vor allzu großer Traurigkeit bewahrte mich aber die überraschend gezückte Kreditkarte meines Gegenübers. So kann ich zu den Preisen nichts schreiben. Zur Leistung schon: Die war in der Gesamtschau genussvoll. Daher: Gerne wieder!
In Erfurt war ich schon mehrmals, aber die Gelegenheit für einen Besuch in der gehobenen Gastronomie hatte sich noch nie ergeben. Diesmal gestaltete ich die Anreise für einen Termin in Oberhof so, dass Zeit für ein kollegiales Abendessen in Thüringens wunderschöner Hauptstadt blieb. Eigentlich hätte es das besternte Clara sein sollen, das sich aber nach dem plötzlichen Weggang des Küchenchefs eine kleine Auszeit genommen hatte. Auf leckere Thüringer Deftigkeiten stand mir nicht der Sinn, also kam die von den einschlägigen... mehr lesen
Ristorante Il Cortile
Ristorante Il Cortile€-€€€Restaurant, Biergarten03615664411Johannesstraße 150, 99084 Erfurt
4.0 stars -
"Saubere Leistung mit engagierter Gastgeberin" DerBorgfelderIn Erfurt war ich schon mehrmals, aber die Gelegenheit für einen Besuch in der gehobenen Gastronomie hatte sich noch nie ergeben. Diesmal gestaltete ich die Anreise für einen Termin in Oberhof so, dass Zeit für ein kollegiales Abendessen in Thüringens wunderschöner Hauptstadt blieb. Eigentlich hätte es das besternte Clara sein sollen, das sich aber nach dem plötzlichen Weggang des Küchenchefs eine kleine Auszeit genommen hatte. Auf leckere Thüringer Deftigkeiten stand mir nicht der Sinn, also kam die von den einschlägigen
In der Altstadtgasse Hinter dem Schütting befindet sich die nach eigenen Angaben älteste Gasthausbrauerei Bremens. Seit genau 30 Jahren wird in den Kellergewölben nicht nur gebraut, sondern auch eine norddeutsch-rustikale Variante der Ballermann-Gastronomie gepflegt. Altherren-Fußballmannschaften und Junggesellenabschiede inklusive. Einzelheiten sind der immer noch sehr lesenswerten Kritik des Hanseaten zu entnehmen, in der auch schon die zumindest kulinarische Verbindung zum nebenan und auf Straßenniveau gelegenen Friesenhof detektivisch aufgedeckt wurde. In dessen großen, nach hinten ebenfalls verwinkelten Räumen wurden sogar fast 40 Jahre bevorzugt Bus-Touristen und Stammgäste im maritimen Ambiente auf mäßigem Niveau einheimisch verköstigt. Das ist nun vorbei, denn im novemberlichen Shutdown ist der Innen-Umbau zum Brauhaus erfolgt und auch außen sind die Dinge geklärt. Hoffentlich wird ein etwas anderes Publikum als im Keller angesprochen, denn es gibt Schöneres als grölende Männergruppen direkt unter dem eigenen Bürofenster. Ich werde berichten.
In der Altstadtgasse Hinter dem Schütting befindet sich die nach eigenen Angaben älteste Gasthausbrauerei Bremens. Seit genau 30 Jahren wird in den Kellergewölben nicht nur gebraut, sondern auch eine norddeutsch-rustikale Variante der Ballermann-Gastronomie gepflegt. Altherren-Fußballmannschaften und Junggesellenabschiede inklusive. Einzelheiten sind der immer noch sehr lesenswerten Kritik des Hanseaten zu entnehmen, in der auch schon die zumindest kulinarische Verbindung zum nebenan und auf Straßenniveau gelegenen Friesenhof detektivisch aufgedeckt wurde. In dessen großen, nach hinten ebenfalls verwinkelten Räumen wurden sogar fast 40 Jahre bevorzugt Bus-Touristen und Stammgäste im maritimen Ambiente auf mäßigem Niveau einheimisch verköstigt. Das ist nun vorbei, denn im novemberlichen Shutdown ist der Innen-Umbau zum Brauhaus erfolgt und auch außen sind die Dinge geklärt. Hoffentlich wird ein etwas anderes Publikum als im Keller angesprochen, denn es gibt Schöneres als grölende Männergruppen direkt unter dem eigenen Bürofenster. Ich werde berichten.
Schüttinger Gasthausbrauerei
Schüttinger Gasthausbrauerei€-€€€Restaurant, Gasthaus, Brauhaus04213376633Hinter dem Schütting 12-13, 28195 Bremen
stars -
"Schüttinger goes Restaurant" DerBorgfelderIn der Altstadtgasse Hinter dem Schütting befindet sich die nach eigenen Angaben älteste Gasthausbrauerei Bremens. Seit genau 30 Jahren wird in den Kellergewölben nicht nur gebraut, sondern auch eine norddeutsch-rustikale Variante der Ballermann-Gastronomie gepflegt. Altherren-Fußballmannschaften und Junggesellenabschiede inklusive. Einzelheiten sind der immer noch sehr lesenswerten Kritik des Hanseaten zu entnehmen, in der auch schon die zumindest kulinarische Verbindung zum nebenan und auf Straßenniveau gelegenen Friesenhof detektivisch aufgedeckt wurde. In dessen großen, nach hinten ebenfalls verwinkelten Räumen wurden sogar fast 40
Geschrieben am 26.11.2020 2020-11-26| Aktualisiert am
30.11.2020
Besucht am 31.07.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Meine Frau hatte ein zweitägiges Seminar in Oldenburg, was mir einerseits einen entspannten Einkaufsbummel für den kräftigeren Herrn einbrachte, andererseits die Gelegenheit, mit meiner Schulfreundin nach dem eher nicht so gelungenen Abend in der Kleinen Burg nun die zweite ambitionierte Gastronomie der Stadt unter die Lupe zu nehmen.
Das Ergebnis, soviel schon vorweg, war angenehmer. Wofür besonders das junge Service-Team sorgte, gut gelaunt, engagiert, fachlich auf der Höhe und durchaus in der Lage, einen gelegentlich zur Kritik neigenden Gast zu „nehmen“. Da störte man sich nicht groß daran, dass ich schon deutlich vor der Abendöffnung die Weinregale nach ein paar schönen Flaschen durchforstete. Das Ergebnis war allerdings recht enttäuschend, alles Einstiegs-Qualitäten. Man sei dabei, die Ausrichtung der Karte umzustellen - mir schwante nichts Gutes. Aber mit freundlicher Hartnäckigkeit gelang es doch, dass sich ein junger Ober in den Keller begab und noch einige erfreuliche Bouteillen zu Tage förderte.
Das Lob für das Team ist umso verdienter, als kurz vor dem Abendservice das Kassensystem abstürzte und sich bis zur Schließung auch nicht wieder aufrappelte. Also kurzfristig ein Vorgehen für Hotel- wie für externe Gäste überlegen, alle Kräfte informieren und mit Engelsgeduld an jedem neuen Tisch erneut das Problem erklären.
Das Ambiente im Inneren macht aus Not eine Tugend. Der Erweiterungsbau des Altera-Hotels am Waffenplatz in den Herbartgang hinein ist lang und schmal. Trotzdem ist noch eine gar nicht mal kleine, langgezogene Bar eingebaut. Deshalb sind die Plätze recht geschickt auf mehreren Ebenen verteilt: Zwischen Fensterfront und Theke auf Straßenniveau, über der Bar eine Galerie, dahinter geht es eine halbe Etage tiefer zur Küche und den Kühlschränken mit Weißweinen und Fleisch in der Trockenreifung, davor überwiegend Bistro-Tischen. Zur Seite ein Gesellschaftsraum und im Keller noch einmal ein Gewölbe für Gruppen. Holz, Leder und warmes Licht dominieren den Eindruck. Bei meiner ersten Oldenburger Stippvisite machte der freundliche Barkeeper übrigens gleich eine Begehung mit mir, obwohl ich nur für einen Absacker eingekehrt war. So geht gute Kundenwerbung! Bis auf die Tische am Fenster gibt es natürlich etwas wenig Tageslicht. Das wir umso mehr genießen durften, denn an diesem warmen Sommerabend war natürlich ein Außentisch reserviert.
Dabei geht es vor dem Restaurant in der kleinen, hochwertigen Einkaufspassage aus den 1960ern recht eng zu,
die Flaneure schauen einem direkt auf den Teller; wer mag das schon? Also habe ich als frühester Vogel erfolgreich um einen Tisch auf der kleinen, zurückgesetzten Terrasse gebeten, die im Miniaturformat eine fast schon dörfliche Atmosphäre hat.
Das schöne Tor tut ein Übriges.
Gut beschirmt konnten wir auf dem Garten-Klappgestühl der gehobenen Art die Passanten beobachten, und ich nippte zufrieden am ersten Aperitif des Abends, einem Whiskey-Sour nach Art des Hauses mit dem hübschen Namen Blood and Sand. „Blood and Sand“
Die Dame stieg kurz danach ein, als mein junger Bluthund (um mal in Sprachkosmos des Cocktails zu bleiben) den nicht mehr auf der Karte stehenden, aber in der Hotel-Lobby als Mitbringsel angebotenen Champagner auf angenehme Temperatur gekühlt hatte.
Als Küchengruß kam eine Linsencreme, die mit ordentlich Knoblauch und Kresse versetzt war. Zusammen mit dem guten, krossen Baguette ein kräftiger, kleiner Start. Da schon geraume Zeit am Pass stehend, hatte sich leider etwas Flüssigkeit aus dem Quark getrennt. Die erste von vielen Ungenauigkeiten der Küche. Linsen-Dip
Passend zu den Temperaturen orderten wir eine Gazpacho und wurden mit einer kühlen, sämigen Suppe belohnt, deren leichte Schärfe die Papillen aufweckte. Gazpacho mit Thunfisch-Tatar
Durch die sauber geschnittenen Gemüsewürfel kam ebenso Knack, wie durch das schöne Brotsegel. Etwas ungewöhnlich und auch nicht wirklich gelungen die Einlage. Während die Sauce Cipriani noch zu schmecken war, ging das Thunfischtatar zumindest geschmacklich unter. Allenfalls etwas zu kauen, aber das war doch schade für das Produkt. Mit 12,5€ als einziger Gang günstig im Preis.
Trotzdem natürlich ein frischer Start in meine Auswahl, bei der ich mich auf Vorspeisen beschränkte.
Auch der Folgegang sehr leicht, Artischocke zum Zupfen mit zwei Sößchen (14,5€).
Leider bekam ich ein kleines und sehr hartes Exemplar der schmackhaften Distel. Artischocke
Die Blätter ließen sich keineswegs leicht abzupfen, im Gegenteil, da musste ich schon mit der einen Hand festhalten und mit der anderen zupacken. Wäre ich allein gewesen, hätte ich das Gemüse zwecks Austausch zurück gehen lassen. Aber ich wollte nicht schon wieder den Meckerer vom Dienst geben.
Geschmeckt hat sie ja und die beiden Dips waren sogar ausgesprochen lecker. Senfsauce und Estragon-Vinaigrette mit Ei
Schon die Dijonsenf-Sauce glänzte, aber noch besser waren die fein austarierten Aromen der mit Ei gebundenen Estragon-Vinaigrette.
Sehr erfreulich dann die drei leicht angebratenen Jakobsmuscheln mit einer feinen Buttersauce, die gegen Aufpreis den Risotto veredelten. Das war auch bitter nötig, denn der war leider zu einer festen Pampe verkocht und erinnerte (obschon heiß) eher an erkaltenden Milchreis. (Und ich sach noch: Meistä, kein Risotto in‘n Restorong!). Dagegen waren die kleinen Pfifferlinge extrem schmackhaft und auch die gebackenen Kirschtomaten voller Aroma. Das ganze Arrangement in Zwischengangs-Größe für 17,5€, die Muscheln teilten wir schwesterlich-fresserlich (also 1:2), daher auf zwei Tellern serviert. Jakobsmuscheln mit Buttersauce Pfifferlings-Risotto
Nach den ganzen Appetit-Anregern musste jetzt endlich etwas Nahrhaftes her. Da kam ein Klassiker der Brasserie-Küche ganz recht: Ein mächtiges Tatar fromage für stolze 21,5€. Das fein geschnittene Rindfleisch mit allem Zipp und Zapp vermengt, mit der Unterseite ganz kurz die heiße Platte geküsst, dann mit einer Käsescheibe belegt und unter den Salamander. Tatar fromage
Der junge Comté verlief hübsch, musste aber ordentlich kämpfen, um sich geschmacklich gegen den kräftig gewürzten Batzen durchzusetzen. Mon Dieu - ein wenig schwer, das Ganze! Aber ich wusste ja, was ich tat. Sehr gut übrigens die begleitenden Pommes frites, heiß, knusprig außen, innen noch fluffig und vernünftig gesalzen. Heiß und knusprig!
Der Tag war gegangen und mit ihm das gute Fotolicht. Statt Johnnie Walker war inzwischen meine Frau gekommen, in Begleitung eines befreundeten Ehepaares und voller Geschichten. Zuhören macht hungrig, also noch drei Austern Rockefeller (17€), an denen es nun mal gar nichts auszusetzen gab: groß und fleischig, der Spinat nicht zäh, wässrig oder quietschig und der Käse, es dürfte wieder der Comté gewesen sein - schön gebräunt. Austern Rockefeller
Dessert hab ich nicht mehr geschafft. Immerhin musste ich noch von der kleinen Waltmann’schen Käseauswahl naschen, die sich die Truppe in zweifacher Ausfertigung (jeweils 15€) zum Abschluss teilte. Käse von Waltmann
Wohltemperiert und von den „üblichen Verdächtigen“ begleitet ein versöhnlicher Abschluss, den wir in fröhlicher Runde genossen.
Fazit: Kann man jederzeit machen. Entspanntes Team, das wieder einmal bewies, dass guter Service ein mittelmäßiges Essen aufwerten und schlechter Service ein noch so gutes Essen zugrunde richten kann. Unkomplizierte Gerichte, deren Schwächen hoffentlich nur ein Ausrutscher waren und angenehmes Ambiente (für die unbequemen Sitzmöbel draußen Abzug). Die „Neuausrichtung“ (in der Regel heißt das Vereinfachung) der Weinkarte muss man abwarten. Ich hatte jedenfalls einen sehr netten Abend in der Brasserie!
Meine Frau hatte ein zweitägiges Seminar in Oldenburg, was mir einerseits einen entspannten Einkaufsbummel für den kräftigeren Herrn einbrachte, andererseits die Gelegenheit, mit meiner Schulfreundin nach dem eher nicht so gelungenen Abend in der Kleinen Burg nun die zweite ambitionierte Gastronomie der Stadt unter die Lupe zu nehmen.
Das Ergebnis, soviel schon vorweg, war angenehmer. Wofür besonders das junge Service-Team sorgte, gut gelaunt, engagiert, fachlich auf der Höhe und durchaus in der Lage, einen gelegentlich zur Kritik neigenden Gast zu „nehmen“.... mehr lesen
Schmitz Brasserie im Altera Hotel
Schmitz Brasserie im Altera Hotel€-€€€Restaurant, Bar, Brasserie044121908400Mottenstraße 13, 26122 Oldenburg
4.0 stars -
"Schöne Brasserie, bei der der engagierte Service über Schwächen auf dem Teller hinweg sehen lässt" DerBorgfelderMeine Frau hatte ein zweitägiges Seminar in Oldenburg, was mir einerseits einen entspannten Einkaufsbummel für den kräftigeren Herrn einbrachte, andererseits die Gelegenheit, mit meiner Schulfreundin nach dem eher nicht so gelungenen Abend in der Kleinen Burg nun die zweite ambitionierte Gastronomie der Stadt unter die Lupe zu nehmen.
Das Ergebnis, soviel schon vorweg, war angenehmer. Wofür besonders das junge Service-Team sorgte, gut gelaunt, engagiert, fachlich auf der Höhe und durchaus in der Lage, einen gelegentlich zur Kritik neigenden Gast zu „nehmen“.
Geschrieben am 25.10.2020 2020-10-25| Aktualisiert am
23.06.2021
Besucht am 09.09.2020Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 22 EUR
Das Dim-Sum-House in der Bahnhofstraße - obgleich vom Pfälzer Teigtaschen-Aficionado zugunsten eines obskuren Seitenstraßen-Chinesen buchstäblich links liegen gelassen - gehörte zu meinen gern aufgesuchten China-Restaurants. Kein AYCE-Fraß, sondern gute, abwechslungsreiche Fernost-Ravioli mit zumeist deutlich erkennbarer Füllung, gleich, ob gedämpft, gebraten oder frittiert. Und als ein fast schon Alleinstellungsmerkmal etliche kulinarische Kleinigkeiten, die nach dem Prinzip „Von Klaue bis Speiseröhre“ nicht unbedingt zum Speisekarten-Mainstream deutscher Asia-Lokale gehörten. Klar, dass ich die Schließung bedauernd zur Kenntnis nahm. Der Vermieter, so die Lokalpresse wolle keine Restauration mehr in den Räumen. Oder vielleicht nur eine mit höherer Pacht? Jedenfalls verkünden Corona-bedingt nun schon seit Monaten abblätternde Plakate die baldige Eröffnung „deines Lieblings-Italieners“. Ich freu mich schon...
Tatsächlich sehr erfreulich die Tatsache, dass die sino-deutsche Betreiberfamilie Kao einschließlich Schwager nun nach umfänglichen Renovierungsarbeiten neue Räumlichkeiten für „asiatischen Tapas“ gefunden hat. Aber was heißt neu? Ja, der Eingangsbereich am Beginn einer kleinen Einkaufspassage ist freundlich, aufgeräumt und mit (buntem) Lichtkonzept auf dem aktuellen Stand der innerstädtischen Mittelklasse-Gastronomie. Ebenso wie die kleine Terrasse, von der sich spätestens im nächsten Frühjahr die Gäste auch nicht durch die benachbarte Parkhaus-Einfahrt werden fernhalten lassen. Aber das wahre Juwel versteckt sich eine Halbetage tiefer mit dem Kreuzgang des ehemaligen Dominikaner-Klosters. Etliche Gastronomen zogen hier in den letzten Jahren und Jahrzehnten ein und wieder aus, von rustikal bis sachlich. Jetzt hat man für meinen Geschmack ein hochwertiges, durch die Kronleuchter und teilweise Parkettvertäfelung ein schon fast festliches Ambiente mit bequemen Sesseln geschaffen. Es wäre (auch) diesen engagierten Gastronomen zu wünschen gewesen, dass sich ihre Investitionen durch viele Weihnachtsfeiern schnell amortisieren. Leider hat sich das schon weitgehend erledigt. Hinab in die Vergangenheit Bitte klicken für Hochformat Bitte Hochformat
An diesem Tag stand noch ein etwas umfangreicheres Abendessen an, deshalb konnte ich bei meinem mittäglichen Besuch als ersten kulinarischen Eindruck nur eine kleine Auswahl im Soulm8 probieren - was sich übrigens Soulmate ausspricht, also der englische Seelenverwandte. Die Homepage wird sicher ein paar tiefsinnige Gedanken dazu parat haben...
Für mich dagegen is entscheidend auf‘m Teller - oder hier vielmehr in der Schüssel:
Gurkensalat mit Knoblauch und Chili (4,5€)
Kimchi (4€) mit Reis (2€)
Tofu mit „Tausendjährigem Ei“ (6€)
BBQ-Fleisch aus Kanton (6€) Kleines Dreierlei
Ausnahmsweise mal vorab ein Fazit zu meiner kleinen Auswahl. Alles war ausgewogen und mit klarem (erwartbarem) Geschmacksbild. Hat gut geschmeckt. Aber doch mehr als früher auf den deutschen Geschmack getrimmt.
Im Einzelnen:
Die knackig Salatgurke frisch in Rhomben geschnitten, dazu gehackter Knoblauch, zerdrückter roter Pfeffer und getrocknete (milde) rote Chilispitzen, die angenehm knusperten. Ich hatte zwar mehr Feuer erwartet, aber aus einem eher langweiligen, wässrigen Produkt war ein frischer Auftakt mit deutlich asiatischer Herkunft geworden.
Kimchi, DIE koreanische Beilage schlechthin, Gaumenklärer und vor allem Verdauerle, war zwar zwischen Salzigkeit, Säure und Schärfe ausgeglichen, aber das war mir nun doch eindeutig zu brav. Den vorsichtshalber bestellten, anständigen Reis hätte ich gar nicht gebraucht.
Dafür hat mir der Seidentofu in nicht zu salziger Sojasauce ebenso gefallen wie das fermentierte Ei mit seinem sehr individuellen umami-Geschmack und der gelantinen Struktur. 1000jähriges Ei
Nicht jedermanns Sache, ich weiß.
In zugänglicheren Bahnen schließlich das (vielleicht einen Tick trockene) Schweinefleisch mit angenehmer Fettschicht. Schweinefleisch mit BBQ-Lack
Die Haut mit BBQ-Sauce lackiert und kräftig geröstet, sehr lecker. Dazu knackig gewokter Pakchoi. Die kleine Salatbeilage störte nicht groß. Irritierend allerdings, dass statt Koriandergrün ein Stängel Petersilie als Deko verwendet wurde. Danach muss ich mal die Mitglieder der freundlich-professionellen Betreiberfamilie fragen, die mit den hundert Aufgaben direkt nach einer Eröffnung beschäftigt, alle durch das Restaurant wuselten.
Zum Beispiel beim nächsten, ausführlicheren Besuch. Denn es war zwar nicht alles perfekt, aber die ersten Kleinigkeiten haben Lust auf eine ausgedehntere Reise durch die Welt des asiatischen Fingerfoods gemacht. Dann auch wieder mit Dim Sum. Und Pansen. Natürlich.
Das Dim-Sum-House in der Bahnhofstraße - obgleich vom Pfälzer Teigtaschen-Aficionado zugunsten eines obskuren Seitenstraßen-Chinesen buchstäblich links liegen gelassen - gehörte zu meinen gern aufgesuchten China-Restaurants. Kein AYCE-Fraß, sondern gute, abwechslungsreiche Fernost-Ravioli mit zumeist deutlich erkennbarer Füllung, gleich, ob gedämpft, gebraten oder frittiert. Und als ein fast schon Alleinstellungsmerkmal etliche kulinarische Kleinigkeiten, die nach dem Prinzip „Von Klaue bis Speiseröhre“ nicht unbedingt zum Speisekarten-Mainstream deutscher Asia-Lokale gehörten. Klar, dass ich die Schließung bedauernd zur Kenntnis nahm. Der Vermieter, so die Lokalpresse... mehr lesen
4.0 stars -
"Vielversprechende „Asia-Tapas“ im mittelalterlichen Gemäuer" DerBorgfelderDas Dim-Sum-House in der Bahnhofstraße - obgleich vom Pfälzer Teigtaschen-Aficionado zugunsten eines obskuren Seitenstraßen-Chinesen buchstäblich links liegen gelassen - gehörte zu meinen gern aufgesuchten China-Restaurants. Kein AYCE-Fraß, sondern gute, abwechslungsreiche Fernost-Ravioli mit zumeist deutlich erkennbarer Füllung, gleich, ob gedämpft, gebraten oder frittiert. Und als ein fast schon Alleinstellungsmerkmal etliche kulinarische Kleinigkeiten, die nach dem Prinzip „Von Klaue bis Speiseröhre“ nicht unbedingt zum Speisekarten-Mainstream deutscher Asia-Lokale gehörten. Klar, dass ich die Schließung bedauernd zur Kenntnis nahm. Der Vermieter, so die Lokalpresse
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Wer kann diese rhetorische Frage schon verneinen, erst recht, wenn sie von der engagierten Direktorin Cornelia Meyer (hat das Haus inzwischen verlassen) des LIBERTY-Hotels gestellt wurde und das Private Dining zur Premiere im Juni in der Tat ein außergewöhnlich schöner Abend gewesen war. So buchten wir gern wieder das 4-Gang-Menü mit Weinen und Musik und blieben natürlich auch über Nacht in der Seestadt (und wurden mit einem Upgrade in „unsere“ Suite über dem Alten Hafen belohnt).
Mit uns hatten sich noch drei weitere Paare angemeldet, von denen eines noch kurzfristig absagen musste, so dass die Einhaltung von Mindestabständen an diesem Abend überhaupt kein Problem war. Schade für die junge Mannschaft des ****plus-Hauses, die sich mit viel Herzblut und Professionalität um unsere kleine Gesellschaft kümmerte; da blieb kein Wunsch unerfüllt. Auch musikalisch, denn Ben Boles aus Lüneburg war wieder bestens aufgelegt und begleitete uns mit viel Sinn für die Stimmungen durch den Abend und in die Nacht.
Ursprünglich sollte es ein Dinner unter freiem Himmel auf der großen Terrasse werden, aber wie so oft an der Küste zeigte sich gerade im August das Wetter launisch. Macht nichts, der Ausblick war trotzdem schön
und die exklusiv geöffnete Cocktailbar hatte für unsere Gemeinschaft auch ihren eigenen, privaten Reiz. Die charmante Barkeeperin freute sich jedenfalls über unsere Bestellungen.
Das Amuse zuvor war noch im Erdgeschoss serviert wurden. Phillip Probst, der junge Chef begrüßte uns zusammen mit der kleinen Crew sehr sympathisch und eloquent in seinem Reich. Auf dem Pass wurde in der aufgeschnittenen Eier-Schale eine Linsencreme mit Hollandaise-Schaum und geriebenem Onsen-Ei serviert, die ich mir natürlich prompt aufs Hemd kleckerte.
Der Blick meiner Frau ließ noch ein paar Takte erwarten, aber nachdem wir zwecks Kontaktminimierung und Kalorienreduktion die Treppe ins Dachgeschoss genommen hatten, fehlte wohl die Puste... Der erste Cocktail des Abends tat sein Übriges
und nach dem Blick von der Terrasse ließen wir uns auch das frische Brot schmecken.
Hier „kann“ man Corona: Salzflocken und Butter standen vorbildlich abgedeckt schon auf dem Tisch
eine Bemerkung dazu ließ erkennen, dass die erste Kritik durchaus wahrgenommen worden war. Unser musikalischer Begleiter bestätigte dies mit sehr freundlichen Worten - Merci!
Die erste Flasche Wein war schnell entkorkt und die Auswahl des Hauses überraschte zunächst
Gewürztraminer zur Jakobsmuschel war bisher in meiner beschränkten Pairing-Welt noch nicht vorgekommen.
Passte aber vorzüglich, denn das norwegische Exemplar hatte nicht nur seine typisch nussige, sondern auch eine klar süße Note. Die Begleiter gaben Frische und Würzigkeit: Apfel, Blumenkohl und Meeres-Dreizack.
Dass Phillip Probst bewusst und sinnvoll Zutaten der Region einbaut, war uns schon beim ersten Besuch sehr positiv aufgefallen.
Auch der folgende Fisch musste nicht auf einen Salzwiesen-Bewohner verzichten, in diesem Fall Portulak, der im Zusammenspiel mit Kohlrabi und Beurre Blanc die auf den Punkt saftig gegarte, schneeweiße Schnitte einer Gelbschwanzmakrele aus dänischer Aquakultur zwar ähnlich, aber etwas opulenter begleitete.
Das war so stimmig, dass der bekrönende Kaviar gar nicht nötig gewesen wäre. Aber bevor ich mich schlagen lasse...
Mit dem Rehrücken aus dem heimischen Elbe-Weser-Dreieck
stiegen wir auf Rotwein um, und der weit gereiste kalifornische Merlot
konnte mit dem perfekten Fleisch noch mithalten, ohne uns Tanninverächter zu überfordern.
Wie bei allen Tellern suchte die Küche nach vielfältigen, aber harmonischen Kombinationen und fand sie mit wildem Brokkoli, gebackener Aprikose und Pfifferlingen. Sehr erfreulicher Fleischgang!
Wir durften uns noch über eine gelungene Komposition von Weinbergpfirsich, weißer Schokolade und Champagner freuen.
Auch hier fehlten Kräuter nicht. Fein, denn ich mag leicht bittere oder würzige Noten, die die Süße etwas brechen.
Ein gehaltvoller sizilianischer Dessertwein linderte den Phantomschmerz des Käse-Afficionados. Zudem hatte er den Vorteil, dass die Flasche Corona-bedingt erst auf dem Tisch und dann in unserem Schlafgemach verbleiben musste. Süße Träume garantiert!
Schon nach zwei genossenen Menüs in Bremerhaven lässt sich die Stilistik im Mulberry St deutlich einordnen: Klassische Grundlage, regionale Bezüge, Harmonien. Das ist alles passend, zugänglich, aber stets durchdacht. Andernorts vielleicht nicht innovativ, nicht puristisch genug, aber für Bremerhaven und, ich muss es leider sagen, auch für Bremen ein Riesengewinn! Hoffentlich machen das Team LIBERTY/Probst gemeinsam weiter.
Wohlumsorgt durch die Dame hinter der Bar und begleitet von einer berührenden deutschen Version von Imagine ging ein zweiter großartiger Abend über dem Alten Hafen zu Ende...