Geschrieben am 18.02.2024 2024-02-18| Aktualisiert am
18.02.2024
Besucht am 09.02.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 507 EUR
Unlängst habe ich davon berichtet, wie Kollege MarcO74 und ich ein rundum erfreuliches Mittagessen im Karlsruher Tawa Yama Easy eingenommen hatten. Dabei hatte ich erwähnt, dass das Easy ein vornehmes Geschwisterchen namens Fine hat, welches, kaum hatte es Ende 2020 das Licht der Gastrowelt erblickt, gleich einen Stern verliehen bekam: Der damalige Chef Peter Fridén, in Korea geboren, in Schweden aufgewachsen und in französischer Kochkunst ausgebildet, hatte Asien, den Norden und Frankreich zu einer ungewöhnlichen Crossoverküche zusammengeführt.
Peter Fridén hat das Haus im letzten Sommer verlassen; neuer Küchenmeister ist der bisherige Vize Igor Yakushchenko. Am Konzept hat sich (bisher) nichts geändert, d. h. (noch) keine ukrainischen Elemente im Degustationsmenü. Den Stern hat Peter Fridén auch dagelassen, und es würde uns nicht wundern, wenn es im März dabei bliebe. Das möchte ich schon mal vorwegnehmen.
Zum Restaurant geht es eine Treppe hoch, es gibt aber auch einen Aufzug. Oben gelangt man zunächst ins Tawa Yama Easy, welches am Freitagabend rappelvoll war und wie ein Bienenstock summte. Als wir das Haus gut drei Stunden später verließen, waren mit der After-Work-Stimmung auch die Dezibel noch einmal kräftig gestiegen. Das konnte uns aber egal sein, denn wir wurden durch einen nahezu geheimen Gang ins Gourmetrestaurant geleitet, vorbei an der Küche, wo wir durch kleine Gucklöcher geschäftiges, aber nicht hektisches Treiben beobachten konnten.
Zu Hektik bestand auch kein Anlass, denn außer unserem waren nur zwei weitere Tische am anderen Ende des Gastraums belegt. Dessen Atmosphäre ist kühl, aber irgendwie auch cool, gemütlicher jedenfalls als der etwas metallische Charme des Easy. Uns hat es gefallen, und sowohl auf meinem Stuhl als auch auf dem Sofa meiner Frau saßen wir sehr bequem.
Dass sie dieses mit Calvin teilen und er damit wenigstens passiv am Geschehen teilhaben durfte, fanden wir drei äußerst charmant. So viel Hundefreundlichkeit erlebt man wirklich nicht oft, er hatte aber auch seine Decke dabei. Dass es ungefragt Wasser für den Kleinen gab, versteht sich dann von selbst. Überhaupt, der Service der beiden Damen – eine davon die Sommelière, deren Fachkenntnisse wir an diesem Abend kaum in Anspruch nahmen – war makellos: zugewandt, bei Rückfragen kompetent, immer aufmerksam und ausgesprochen freundlich.
Zusehen durfte Calvin uns beim Verzehr eines sechsgängigen Degustationsmenüs. Deren gibt es zwei, ein vegetarisches und für uns ein nichtvegetarisches, zu jeweils 169 €; à la carte kann man nicht essen. Fünf (käselose) Gänge gibt es für 10 € weniger; meine Frau tauschte ihren Käse lieber gegen das Vegetarierdessert. Übrigens, das volle Programm gibt es ausschließlich freitags und samstags, dienstags bis donnerstags werden nur vier Gänge angeboten.
Standesgemäß eingeläutet - wir feierten den Geburtstag meiner Liebsten - wurde der Abend mit je einem Gläschen 2016er Rosé von Louis Roederer pour madame (30 €) und einem Blanc de Noirs Extra Brut von Benoîte Lahaye für mich (28 €). Danach ging’s erst mal mit Wasser weiter (stilles Teinacher zu 7,90 € für eine der zahlreichen 0,75er Flaschen), denn ich musste auf meinen Führerschein Rücksicht nehmen und meine Frau auf ihre Gastritis. Nur zum Fleischgang gab’s noch mal was Anständiges zu trinken.
Und das war dann so edel, dass wir beim nächsten Besuch die An- und Abreise unbedingt so gestalten müssen, dass wir an den Segnungen teilhaben können, die der gutsortierte Wandschrank bereithält.
Mit dem Aperitif erschien ein multipler Gruß aus der Küche: In dem Gläschen eine lauwarme Ingwer-Karottensuppe,
neben einem knackigen Kürbisröllchen ein Tomatenmacaron
und schließlich Miniblinis mit Tonburi-Kaviar. Ein ein texturisch (texturell?) amüsantes Feuerwerk aus lauter Geschmacksexplosiönchen – eine Einstimmung, die Vorfreude auf das Kommende weckte.
Das Brot, das derweil gereicht worden war, bäckt Souschef Tim Bertelsbeck mit einer liebevoll gehegten Sauerteigkultur. Innen sündhaft flauschig und außen wunderbar knusprig, und ich konnte mich nur mit högschder Disziplin davor bewahren, mir den Bauch mit Brot vollzuschlagen, bevor der Abend richtig losging. Einen Außer-Haus-Verkauf gibt es leider nicht, die Leute sollen halt kommen, wenn sie das genießen wollen. Und ob wir den Rest mit nach Hause nehmen dürften, trauten wir uns dann doch nicht zu fragen…
Dazu gab es aufgeschlagene Butter (wo ist der Plural, wenn man einen braucht?) mit Sel de Normandie bzw. Limetten-Kosho-Paste. Die zurückhaltende Würze ließ das Aroma das Brotes schön zur Geltung kommen.
Weiter ging es mit einem knusprigen Amuse Bouche, dem man nicht ansah, dass es mit einem feinen Rote-Bete-Tatar gefüllt war. Genaueres zur Umhüllung habe ich leider vergessen - ein mit den Jahren nicht besser werdendes Phänomen, dessen man nur mit Hilfe detaillierter Tischnotizen Herr werden könnte, wenn die Gattin nicht etwas dagegen hätte. Ab jetzt hilft mir aber die Speisekarte weiter.
Nach ersten, eher vorsichtigen asiatischen Anklängen wurde es nun ernst. Lachsforelle mit N25-Kaviar, japanischer Vinaigrette und Kimchi. Die Lachsforelle war nach der Ikejime-Methode getötet worden (24 Stunden Wellness im Entspannungsbecken mit anschließendem Stich ins Hirn), wobei ich mir nicht zutrauen würde, derartige Unterschiede herauszuschmecken, schon wegen der kräftig zitrischen, wenn auch sehr schmackhaften Vinaigrette nicht. Gegen die kam auch der Kaviar nur schwer an. Ein dünner Streifen Kimchi war auf dem Fisch drapiert und ordnete sich ebenfalls der Sauce unter.
Der erste große Höhepunkt des Abends war die norwegische Jakobsmuschel, zart, fleischig und liebevoll angeröstet. Dazu feines Püree von der gemeinhin unterschätzten Schwarzwurzel auf einer Tamarilloscheibe. Eine erstaunliche, uns gänzlich neue Frucht, die in den Anden am Baum wächst und nicht nur wie eine Tomate aussieht, sondern auch so schmeckt, aber viel, viel intensiver. Unfassbar. Meine Liebste war so geistesgegenwärtig, ein Souvenir in Form von ein paar Samen für die heimische Zucht beiseitezulegen. Ich hatte natürlich alles schon gegessen…
Auch der sich anschließende Wolfsbarsch machte uns viel Freude. Mit seinem Leben abgeschlossen hatte er auf die gleiche nervenschonende Weise wie die Lachsforelle. Er ruhte auf einer Basis auf Basis Spinat, in der sich kleine - für uns Fans natürlich zu kleine! - Unagi-Partikel versteckten, und war umgeben von mildem Misoschaum mit knurpsigen Nashibirnen-Stückchen.
Weiter vorne hatte ich erwähnt, dass wir was zu feiern hatten. Das senkte die Hemmschwelle, gegen einen Aufpreis von 35 € die Entenbrust des Fleischgangs zu tauschen, und zwar gegen die zarteste Versuchung, seit es Rindfleisch gibt: Wagyu-Ribeye in A5-Marmorierung. Gesegnet sei die Provinz Kagoshima, auf deren satten Weiden dieses Tier grasen durfte, und gesegnet die Ställe, in denen seine Muskulatur durchgewalkt wurde. Es schmolz auf der Zunge dahin, und wir mit.
Fermentierter Kohl, eine mit Mandeln panierte, knackige lila Karotte und ein mit reichlich Trüffel belegter Streifen Brioche waren eine würdige Leibgarde für dieses royale Stück Fleisch.
Ebenso würdig auch der Corvina Veronese der Agricola Cà la Bionda (fair kalkulierte 18 € für 0,1 L): Seidig weich, intensiv und mit einem Schuss Cherry Brandy. Ich konnte nur probieren und beneidete meine Liebste sehr. (Sämtliche Etikettenfotos sind mir leider misslungen, vermutlich weil ich zu nüchtern war.)
Nach einer schokoladigen Erfrischung, die mit ihrer Kirschfüllung mehr Dessert als Erfrischung war,
gab es für uns beide einen sahnigen Ananaspudding, nennen wir ihn einfach Panana Cotta, begleitet von estragonisiertem Pistaziensorbet. Sehr amüsant dazu die schockgefrosteten Yoghurtkügelchen, die einen wirklich erfrischenden Säure- und Kälteakzent setzten.
Danach trennten sich kurz unsere Wege. Meine Frau hatte sich ja statt des Käses für das Dessert aus dem Vegetariermenü entschieden, zumal sämtliche Komponenten ihrem Geschmack sehr entgegenkamen: In einem weichen Biscuitring ein Gelee aus Passionsfrucht und Thai-Basilikum, dazu Kokoseis.
Für mich war Meister Anton zuständig, mit einem kleinen Sortiment von ganz mild – der Brillat Savarin hätte sogar meiner empfindlichen Gegenüberin geschmeckt! – bis ziemlich kräftig, mit allerlei fruchtigen Gegenparts.
Dazu Früchtebrot, ebenfalls aus der heimischen Backstube, etwas, das ich normalerweise nicht so mag, aber was war schon normal diesen Abend…
Und wie es immer so läuft, als wir schon richtig satt waren, kam der finale Knockout. Diesmal nicht nur in Form unwiderstehlicher Petit Fours,
sondern auch eines mit viel Hingabe gebackenen Schokocreme-Geburtstagsküchleins, als liebenswerte Geste zum Abschluss eines in jeder Hinsicht gelungenen Abends.
We’ll be back.
Und das, bevor der Tamarillobaum Früchte trägt.
Unlängst habe ich davon berichtet, wie Kollege MarcO74 und ich ein rundum erfreuliches Mittagessen im Karlsruher Tawa Yama Easy eingenommen hatten. Dabei hatte ich erwähnt, dass das Easy ein vornehmes Geschwisterchen namens Fine hat, welches, kaum hatte es Ende 2020 das Licht der Gastrowelt erblickt, gleich einen Stern verliehen bekam: Der damalige Chef Peter Fridén, in Korea geboren, in Schweden aufgewachsen und in französischer Kochkunst ausgebildet, hatte Asien, den Norden und Frankreich zu einer ungewöhnlichen Crossoverküche zusammengeführt.
Peter Fridén hat das... mehr lesen
4.5 stars -
"Sehr fein!" Oparazzo
Unlängst habe ich davon berichtet, wie Kollege MarcO74 und ich ein rundum erfreuliches Mittagessen im Karlsruher Tawa Yama Easy eingenommen hatten. Dabei hatte ich erwähnt, dass das Easy ein vornehmes Geschwisterchen namens Fine hat, welches, kaum hatte es Ende 2020 das Licht der Gastrowelt erblickt, gleich einen Stern verliehen bekam: Der damalige Chef Peter Fridén, in Korea geboren, in Schweden aufgewachsen und in französischer Kochkunst ausgebildet, hatte Asien, den Norden und Frankreich zu einer ungewöhnlichen Crossoverküche zusammengeführt.
Peter Fridén hat das
Geschrieben am 27.01.2024 2024-01-27| Aktualisiert am
27.01.2024
Besucht am 23.01.2024Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 67 EUR
Leicht zu finden ist das Tawa Yama nicht. Jedenfalls nicht, wenn man sich, wie z. B. ich, darauf verlässt, dass das Navi einen schon richtig hinbringen wird. Das tut es aber nicht, sondern setzt einen etwa 250 Meter entfernt am Rande der Durlacher Raumfabrik ab, eines neuen, schicken Business-Campus, so neu, dass das Gelände bei Google Maps noch als Brache ausgewiesen ist.
Zielführender wäre ein Blick auf die propere Website des Hauses gewesen, wo der Weg ins Geländeinnere so erklärt wird, dass ihn auch der Orientierungsloseste versteht. Zum Glück und einer zunächst übersehenen Beschilderung folgend fand ich schließlich doch hin und einen Parkplatz direkt am Eingang.
Natürlich kann man es auch so machen wie mein Futterbuddy Marco und sein Auto frecherweise auf dem Kundenparkplatz des nahegelegenen Nettos abstellen. DANN GEH DOCH ZU TAWA YAMA!
Mit dem Pfälzer Gastrosophen hatte ich mich nach anderthalb Jahre mal wieder verabredet. So lange war es her, dass wir uns zum Verzehr einer nur dem Namen nach beschden Pizza getroffen hatten. Allerlei Lebensumstände hatten uns gehindert, aber jetzt hatte es endlich geklappt. Und so herrschte auf beiden Seiten große Wiedersehensfreude, und ich will nicht ausschließen, dass man am Nebentisch einen falschen Eindruck bekam.
Das Tawa Yama besteht aus zwei Restaurants: Das Easy gibt es seit Juli 2020, bietet ein breites Küchenspektrum aus fast allen kulinarisch namhaften Ländern Asiens und ist mittags und abends geöffnet.
Ein paar Monate später öffnete das Tawa Yama Fine, dessen damaliger und inzwischen nach Andernach weitergezogener Küchenchef Peter Fridén – seinem Namen zum Trotz gebürtiger Koreaner – schon anderthalb Jahre später einen Stern erkochte. Das Fine ist nur abends geöffnet und wartet auf einen passenden Anlass unsererseits.
Blick auf Durlachs Fuji
Tawa Yama heißt Turm Berg, und aus den bodentiefen Fenstern und vorbei an mächtigen Stahlträgern hat man tatsächlich einen ansonsten unverbauten Blick auf den Durlacher Hausberg, nach der Devise: Mal anders auf den Turmberg schauen! (Kleiner Insider-Joke.)
Durch die Schrankwand geht's ins Sternerestaurant
Drinnen herrscht nüchterner Industriechic mit viel Grau und Schwarz und einem Touch Roller. Wie bequem die Stühle sind, kann ich nicht sagen; meine Bank war zum Glück gepolstert.
Die Tiefe des Raumes
Und selbst Gäste aus den umliegenden Großraumbüros können sich zu Hause fühlen. Hygge, wie man im Saarland sagt, ist es nicht, aber wir sind ja auch nicht in einem Dorfgasthof.
Mittags gibt es im Easy eine schlanke Bistrokarte, die sich bei genauerem Hinsehen als gut zusammengestellt erweist und außerdem in Teilen wöchentlich wechselt. Fusioniert wird, was das Zeug hält und bei drei nicht im obersten Regal ist. Für den kleinen Hunger zwischendurch findet man hier auf jeden Fall was, und für den mittleren bzw. großen muss man sich halt was Passendes zusammenstellen. Abends ist die Auswahl entschieden größer und hat einen deutlich japanischem Schwerpunkt (aber keine Sushi).
Wolodymyr-Selenskyj-Gedächtnis-T-Shirt
Das Bier wird schon an der Theke in Drittelliter-Krüglein umgefüllt, denn Bierflaschen auf dem Tisch passen nicht zum Stil des Hauses. Das des Pfälzer Modellathleten – wie meist so gekleidet, dass man ihm am liebsten ein paar Panzerhaubitzen rüberschicken würde - stammte vom Tegernsee (4,50 €), meines aus Rothaus und war sicherheitshalber alkoholfrei (4 €). Für drüber hinausgehende Dürste orderten wir noch eine Flasche stilles Teinacher (6,90 €).
Dracheneier
Mein Gegenüber begann mit Dragonballs (3,50 €), frittierten Reisbällchen, die passend zu ihrem Namen mit einer Chilischote gekennzeichnet waren. Arg gelitten scheint der seit ein paar Tagen nicht mehr so junge Wörther nicht zu haben; hoffentlich noch dieses Jahr werden wir Genaueres erfahren.
Sieht nur so aus wie ein Bonsai-Döner
Mein Einstieg war ein kleines, mit zart schmelzendem Teriyaki-Schweinebauch gefülltes Bao Bun (7 €). Für milde Würze sorgte Tsukemono-Gurke und für Cremigkeit Kewpie-Mayonnaise (die nächstbeste Wahl, wenn man seine Mayo nicht selber aufschlagen möchte). Das war schon mal ein schöner Anfang.
Hauptspeise meines Gegenübers war der Bento Box Burger (16,50 €). Ich war gespannt, wie es wohl gelingt, ein Burgermenü in eine Bentobox zu pferchen, und wie Marco es schaffen würde, dieses aus jener zu verzehren.
Burger Schranke
Diesen Challenges ging man aber aus dem Wege, indem Burger, Pommes, Ketchup und Mayo auf einem immerhin bentoboxig lackierten Holztablett serviert wurden.
Ein paar Tsukemono-Gurkenscheibchen wurden zur Seite gelegt - was dem einen die Tomate, ist dem anderen die Gurke -, der Rest schien keine Wünsche übrig zu lassen. Mehr kann und möchte ich nicht vorwegnehmen.
Phorher
Ich machte mich derweil über die Tawa Yama Pho her (mit Rind 17 €). Nudeln, Chinakohl, Sojasprossen und Pilze waren kurz vor dem Servieren zugegeben wurden und richtig knackig. Die dünnen Filetscheiben wurden à part und roh serviert und durften am Tisch kurz ziehen. Auch die anderen Zutaten konnten nach Geschmack dosiert werden, was gerade bei Chili sehr vernünftig ist, und Koriander mag bekanntlich auch nicht jeder. Nachdem ich Marco ein paar der moderat scharfen Chilischeibchen abgetreten hatte, landete alles bei mir in der Suppe.
Nachher
Die Brühe war fein, vielleicht ein bisschen zu fein, da hätte man durchaus noch ein, zwei Knochen mehr auskochen können. Trotzdem eine Pho der besseren Sorte, die bis zur Neige ausgelöffelt bzw. -gestäbelt wurde.
Vor lauter Palaver kam man kaum zum Essen, und plötzlich war es 14 Uhr und Nachmittagspause. Trotzdem servierte man Marco gerne noch zwei Mochibällchen (4 €) und mir einen kräftigen Doppio (3,50 €). Zum Abschluss gab es schließlich eine kleine Führung durch die Etage einschließlich eines kurzen Blicks in das Sternerestaurant.
Fazit und vermutlich nicht allzu gewagte Extrapolation: Dafür, dass man fast jede hierzulande bekannte Küche Asiens im Programm hat, beherrscht man diese wirklich gut.
Leicht zu finden ist das Tawa Yama nicht. Jedenfalls nicht, wenn man sich, wie z. B. ich, darauf verlässt, dass das Navi einen schon richtig hinbringen wird. Das tut es aber nicht, sondern setzt einen etwa 250 Meter entfernt am Rande der Durlacher Raumfabrik ab, eines neuen, schicken Business-Campus, so neu, dass das Gelände bei Google Maps noch als Brache ausgewiesen ist.
Zielführender wäre ein Blick auf die propere Website des Hauses gewesen, wo der Weg ins Geländeinnere so erklärt wird,... mehr lesen
4.5 stars -
"Tawa Yummy" OparazzoLeicht zu finden ist das Tawa Yama nicht. Jedenfalls nicht, wenn man sich, wie z. B. ich, darauf verlässt, dass das Navi einen schon richtig hinbringen wird. Das tut es aber nicht, sondern setzt einen etwa 250 Meter entfernt am Rande der Durlacher Raumfabrik ab, eines neuen, schicken Business-Campus, so neu, dass das Gelände bei Google Maps noch als Brache ausgewiesen ist.
Zielführender wäre ein Blick auf die propere Website des Hauses gewesen, wo der Weg ins Geländeinnere so erklärt wird,
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Unlängst habe ich davon berichtet, wie Kollege MarcO74 und ich ein rundum erfreuliches Mittagessen im Karlsruher Tawa Yama Easy eingenommen hatten. Dabei hatte ich erwähnt, dass das Easy ein vornehmes Geschwisterchen namens Fine hat, welches, kaum hatte es Ende 2020 das Licht der Gastrowelt erblickt, gleich einen Stern verliehen bekam: Der damalige Chef Peter Fridén, in Korea geboren, in Schweden aufgewachsen und in französischer Kochkunst ausgebildet, hatte Asien, den Norden und Frankreich zu einer ungewöhnlichen Crossoverküche zusammengeführt.
Peter Fridén hat das Haus im letzten Sommer verlassen; neuer Küchenmeister ist der bisherige Vize Igor Yakushchenko. Am Konzept hat sich (bisher) nichts geändert, d. h. (noch) keine ukrainischen Elemente im Degustationsmenü. Den Stern hat Peter Fridén auch dagelassen, und es würde uns nicht wundern, wenn es im März dabei bliebe. Das möchte ich schon mal vorwegnehmen.
Zum Restaurant geht es eine Treppe hoch, es gibt aber auch einen Aufzug. Oben gelangt man zunächst ins Tawa Yama Easy, welches am Freitagabend rappelvoll war und wie ein Bienenstock summte. Als wir das Haus gut drei Stunden später verließen, waren mit der After-Work-Stimmung auch die Dezibel noch einmal kräftig gestiegen. Das konnte uns aber egal sein, denn wir wurden durch einen nahezu geheimen Gang ins Gourmetrestaurant geleitet, vorbei an der Küche, wo wir durch kleine Gucklöcher geschäftiges, aber nicht hektisches Treiben beobachten konnten.
Zu Hektik bestand auch kein Anlass, denn außer unserem waren nur zwei weitere Tische am anderen Ende des Gastraums belegt. Dessen Atmosphäre ist kühl, aber irgendwie auch cool, gemütlicher jedenfalls als der etwas metallische Charme des Easy. Uns hat es gefallen, und sowohl auf meinem Stuhl als auch auf dem Sofa meiner Frau saßen wir sehr bequem.
Dass sie dieses mit Calvin teilen und er damit wenigstens passiv am Geschehen teilhaben durfte, fanden wir drei äußerst charmant. So viel Hundefreundlichkeit erlebt man wirklich nicht oft, er hatte aber auch seine Decke dabei. Dass es ungefragt Wasser für den Kleinen gab, versteht sich dann von selbst. Überhaupt, der Service der beiden Damen – eine davon die Sommelière, deren Fachkenntnisse wir an diesem Abend kaum in Anspruch nahmen – war makellos: zugewandt, bei Rückfragen kompetent, immer aufmerksam und ausgesprochen freundlich.
Zusehen durfte Calvin uns beim Verzehr eines sechsgängigen Degustationsmenüs. Deren gibt es zwei, ein vegetarisches und für uns ein nichtvegetarisches, zu jeweils 169 €; à la carte kann man nicht essen. Fünf (käselose) Gänge gibt es für 10 € weniger; meine Frau tauschte ihren Käse lieber gegen das Vegetarierdessert. Übrigens, das volle Programm gibt es ausschließlich freitags und samstags, dienstags bis donnerstags werden nur vier Gänge angeboten.
Standesgemäß eingeläutet - wir feierten den Geburtstag meiner Liebsten - wurde der Abend mit je einem Gläschen 2016er Rosé von Louis Roederer pour madame (30 €) und einem Blanc de Noirs Extra Brut von Benoîte Lahaye für mich (28 €). Danach ging’s erst mal mit Wasser weiter (stilles Teinacher zu 7,90 € für eine der zahlreichen 0,75er Flaschen), denn ich musste auf meinen Führerschein Rücksicht nehmen und meine Frau auf ihre Gastritis. Nur zum Fleischgang gab’s noch mal was Anständiges zu trinken.
Und das war dann so edel, dass wir beim nächsten Besuch die An- und Abreise unbedingt so gestalten müssen, dass wir an den Segnungen teilhaben können, die der gutsortierte Wandschrank bereithält.
Mit dem Aperitif erschien ein multipler Gruß aus der Küche: In dem Gläschen eine lauwarme Ingwer-Karottensuppe,
neben einem knackigen Kürbisröllchen ein Tomatenmacaron
und schließlich Miniblinis mit Tonburi-Kaviar. Ein ein texturisch (texturell?) amüsantes Feuerwerk aus lauter Geschmacksexplosiönchen – eine Einstimmung, die Vorfreude auf das Kommende weckte.
Das Brot, das derweil gereicht worden war, bäckt Souschef Tim Bertelsbeck mit einer liebevoll gehegten Sauerteigkultur. Innen sündhaft flauschig und außen wunderbar knusprig, und ich konnte mich nur mit högschder Disziplin davor bewahren, mir den Bauch mit Brot vollzuschlagen, bevor der Abend richtig losging. Einen Außer-Haus-Verkauf gibt es leider nicht, die Leute sollen halt kommen, wenn sie das genießen wollen. Und ob wir den Rest mit nach Hause nehmen dürften, trauten wir uns dann doch nicht zu fragen…
Dazu gab es aufgeschlagene Butter (wo ist der Plural, wenn man einen braucht?) mit Sel de Normandie bzw. Limetten-Kosho-Paste. Die zurückhaltende Würze ließ das Aroma das Brotes schön zur Geltung kommen.
Weiter ging es mit einem knusprigen Amuse Bouche, dem man nicht ansah, dass es mit einem feinen Rote-Bete-Tatar gefüllt war. Genaueres zur Umhüllung habe ich leider vergessen - ein mit den Jahren nicht besser werdendes Phänomen, dessen man nur mit Hilfe detaillierter Tischnotizen Herr werden könnte, wenn die Gattin nicht etwas dagegen hätte. Ab jetzt hilft mir aber die Speisekarte weiter.
Nach ersten, eher vorsichtigen asiatischen Anklängen wurde es nun ernst. Lachsforelle mit N25-Kaviar, japanischer Vinaigrette und Kimchi. Die Lachsforelle war nach der Ikejime-Methode getötet worden (24 Stunden Wellness im Entspannungsbecken mit anschließendem Stich ins Hirn), wobei ich mir nicht zutrauen würde, derartige Unterschiede herauszuschmecken, schon wegen der kräftig zitrischen, wenn auch sehr schmackhaften Vinaigrette nicht. Gegen die kam auch der Kaviar nur schwer an. Ein dünner Streifen Kimchi war auf dem Fisch drapiert und ordnete sich ebenfalls der Sauce unter.
Der erste große Höhepunkt des Abends war die norwegische Jakobsmuschel, zart, fleischig und liebevoll angeröstet. Dazu feines Püree von der gemeinhin unterschätzten Schwarzwurzel auf einer Tamarilloscheibe. Eine erstaunliche, uns gänzlich neue Frucht, die in den Anden am Baum wächst und nicht nur wie eine Tomate aussieht, sondern auch so schmeckt, aber viel, viel intensiver. Unfassbar. Meine Liebste war so geistesgegenwärtig, ein Souvenir in Form von ein paar Samen für die heimische Zucht beiseitezulegen. Ich hatte natürlich alles schon gegessen…
Auch der sich anschließende Wolfsbarsch machte uns viel Freude. Mit seinem Leben abgeschlossen hatte er auf die gleiche nervenschonende Weise wie die Lachsforelle. Er ruhte auf einer Basis auf Basis Spinat, in der sich kleine - für uns Fans natürlich zu kleine! - Unagi-Partikel versteckten, und war umgeben von mildem Misoschaum mit knurpsigen Nashibirnen-Stückchen.
Weiter vorne hatte ich erwähnt, dass wir was zu feiern hatten. Das senkte die Hemmschwelle, gegen einen Aufpreis von 35 € die Entenbrust des Fleischgangs zu tauschen, und zwar gegen die zarteste Versuchung, seit es Rindfleisch gibt: Wagyu-Ribeye in A5-Marmorierung. Gesegnet sei die Provinz Kagoshima, auf deren satten Weiden dieses Tier grasen durfte, und gesegnet die Ställe, in denen seine Muskulatur durchgewalkt wurde. Es schmolz auf der Zunge dahin, und wir mit.
Fermentierter Kohl, eine mit Mandeln panierte, knackige lila Karotte und ein mit reichlich Trüffel belegter Streifen Brioche waren eine würdige Leibgarde für dieses royale Stück Fleisch.
Ebenso würdig auch der Corvina Veronese der Agricola Cà la Bionda (fair kalkulierte 18 € für 0,1 L): Seidig weich, intensiv und mit einem Schuss Cherry Brandy. Ich konnte nur probieren und beneidete meine Liebste sehr. (Sämtliche Etikettenfotos sind mir leider misslungen, vermutlich weil ich zu nüchtern war.)
Nach einer schokoladigen Erfrischung, die mit ihrer Kirschfüllung mehr Dessert als Erfrischung war,
gab es für uns beide einen sahnigen Ananaspudding, nennen wir ihn einfach Panana Cotta, begleitet von estragonisiertem Pistaziensorbet. Sehr amüsant dazu die schockgefrosteten Yoghurtkügelchen, die einen wirklich erfrischenden Säure- und Kälteakzent setzten.
Danach trennten sich kurz unsere Wege. Meine Frau hatte sich ja statt des Käses für das Dessert aus dem Vegetariermenü entschieden, zumal sämtliche Komponenten ihrem Geschmack sehr entgegenkamen: In einem weichen Biscuitring ein Gelee aus Passionsfrucht und Thai-Basilikum, dazu Kokoseis.
Für mich war Meister Anton zuständig, mit einem kleinen Sortiment von ganz mild – der Brillat Savarin hätte sogar meiner empfindlichen Gegenüberin geschmeckt! – bis ziemlich kräftig, mit allerlei fruchtigen Gegenparts.
Dazu Früchtebrot, ebenfalls aus der heimischen Backstube, etwas, das ich normalerweise nicht so mag, aber was war schon normal diesen Abend…
Und wie es immer so läuft, als wir schon richtig satt waren, kam der finale Knockout. Diesmal nicht nur in Form unwiderstehlicher Petit Fours,
sondern auch eines mit viel Hingabe gebackenen Schokocreme-Geburtstagsküchleins, als liebenswerte Geste zum Abschluss eines in jeder Hinsicht gelungenen Abends.
We’ll be back.
Und das, bevor der Tamarillobaum Früchte trägt.