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Seit Sohn Martin die Leitung des Restaurants im Jahr 2005 übernahm, ist im „Hardtwald“ ganz schön viel passiert. Unter der Leitung des sympathischen Fernsehkochs („Kaffee oder Tee“ im SWR) hat es sich zu einer angesehenen Adresse für Genießer aus der Region entwickelt und trägt seit 2014 die Auszeichnung „Bib Gourmand“, was dem im gleichnamigen Neupotzer Ortsteil befindlichen Landgasthof mehr als gerecht wird.
Denn Martin Gehrlein liefert schon seit vielen Jahren eine konstant hohe Qualität zu äußerst moderaten Preisen. Sein dezidiertes und dennoch abwechslungsreiches Speisenangebot passt auf eine DIN-A4-Seite, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Da klingt ein Gericht verlockender als das Andere, weshalb mir die Entscheidung hier nie leichtfällt.
Doch der Reihe nach. Wir waren an jenem Augustabend zu acht im Hardtwald. Meine Mutter hatte draußen auf der Terrasse reserviert. Das war auch notwendig, denn bei unserer Ankunft waren sämtliche Tische belegt.
Als meine Frau und ich nach einem kleinen Spaziergang rund um den nahegelegenen Bagger- und Badesee am Zielort eintrafen, scharrte der Rest der Familie schon „aperitifisch“ mit den Hufen. Von den seit jeher im Dirndl bedienenden Servicemädels wurden wir freundlich in Empfang genommen. Einem entspannten Sommerabend auf der lauschigen Terrasse hinter dem Gehrlein‘schen Anwesen stand demnach nichts mehr im Wege.
Wir hatten unseren Umzug nach Wörth gerade hinter uns und die erste Nacht in unserer neuen Wohnung mit einem ängstlich konfusen Kater verbracht. Noch etwas „angeknocked“ fühlten wir uns deshalb schon. Aber der noch nicht ganz so ausgeprägte, abendliche Hunger setzte spätestens bei der Lektüre des Speisenzettels ein.
Auch die Familie meiner Schwester schien von der Auswahl begeistert und bestellte munter drauflos. Mein Schwager gönnte sich den geflämmten Thunfisch mit Yuzu, gegrillter Wassermelone und einem Schälchen Sauermilch (15,80 Euro) vorweg. Seine Frau, die gleichzeitig auch meine Schwester ist, gab sich mit der Hummersuppe (7,80 Euro) zufrieden.
Für die gebratenen Riesengarnelen mit Kartoffelsalat und Pesto (15,80 Euro) hatte sich die Freundin meines Neffen entschieden. Meine Mutter freute sich dagegen auf einen frischen Sommersalat mit Radieschen, Cerealien und Kresse (7,80 Euro), während meiner Gattin und mir der Nudelsalat mit geschmortem Kaninchen und Romanesco (11,80 Euro) am meisten zusagte.
Auf den Genuss alkoholischer Getränke verzichtete ich an diesem Abend, was die restliche Tischgesellschaft natürlich nicht davon abhielt das ein oder andere Bierchen zu „zwitschern“. Ich glaube mich zu erinnern, dass mein Schwager in Sachen Grauburgunder unterwegs war. Meine Gattin und ich blieben derweil beim Teinacher Gourmetwasser „Classic“, das hier mit 4,10 Euro für den halben Liter zu Buche schlug.
So weit so flüssig. Es war noch nicht gar so spät am Abend und die Neupotzer Moskitos hielten sich im Hellen noch etwas zurück. Dies sollte sich bei einsetzender Dunkelheit jedoch schlagartig – und das im wahrsten Sinne des Wortes – ändern.
Auch aus dem insgesamt neun Positionen umfassenden Hauptspeisenangebot wurde nach Lust und Laune bestellt. Mutti lud ja schließlich ein. Der kross gebratene Wolfsbarsch (27,80 Euro) ging an meinen Schwager. Zweimal wurde auch der „Hardtwald-Klassiker“ schlechthin, das panierte Zanderfilet mit Kartoffelsalat und hausgemachter Remouladensauce (19,50 Euro), geordert.
Meiner Schwester war auch nach Fisch zumute. Sie entschied sich für die Zandermedaillons an Erbsenpüree (23,80 Euro). Für meine sich so langsam zur lupenreinen Restaurant-Vegetarierin entwickelnden Gattin sollte es der sogenannte „Kartoffelacker“ (15,80 Euro), ein pfiffig arrangiertes, aus diversen Kartoffel- und Gemüsesorten bestehendes und zudem komplett fleischloses Gericht sein.
Der Rest der Truppe wandelte dagegen auf fleischernen Pfaden. Zweimal fand das Filet vom Angus-Rind mit Pfeffersauce, Maisgemüse und Pommes frites (28,50 Euro) auf dem Bestellzettel. Die junge Dame neben mir „riskierte“ gar die mit Honigsenf, Gurke und Speck gefüllten, gebackenen Rinderröllchen (20,50 Euro). Kein Fehler, wie sich später noch herausstellen sollte.
Der Sommersalat machte die mit einem säuerlich-milden, hervorragend abgeschmeckten Joghurtdressing angemachte Vorhut in Sachen Vorspeisen. Der sah ja schon mal richtig gut aus und schmeckte nach den Worten meiner Mutter auch so.
Ich gebe zu, beim geflämmten Thunfisch meines Schwagers keimte ein wenig Futterneid in mir. Zwischen zwei kleinen, auf einem frischen Yuzu-Gel platzierten und in der Mitte natürlich noch rohen Tuna-Tranchen, hatten es sich Radieschen und Ringelbeete bequem gemacht. Ein ebenfalls leicht angeflämmtes Stück Wassermelone lag zusätzlich on Top.
Dazu wurde separat in einem Keramikbecher eine leicht gewürzte, aus Kefir und Ayran (halb/halb) gemixte „Sauermilch“ geliefert. Das war in der Summe nicht nur ein echter Hingucker, sondern eine würzig-frische Sommerkomposition, die von handwerklich einwandfrei zubereiteten Produkten kündete.
Ein Teller, der meinem Schwager sichtlich Spaß bereitete.
Auch die gebratenen, nur am Schwanzende noch im Panzer steckenden Riesengarnelen, welche sich die junge Dame neben mir schmecken ließ, machten einen erstklassigen Eindruck. Ihr aromatisches Pesto duftete bis zu mir herüber. Der kleine Kartoffelsalatzylinder setzte den perfekt gebratenen Meeresbewohnern etwas säuerliche Frische entgegen. Die mit einem guten Hauch Knoblauch versehene „Ratatouille-Brunoise“ folgte der mediterranen Logik des Tellers. Ein echter Gehrlein eben!
Und nun mal eine paar Worte zu meinem Nudelsalat, den ich ja selbst sehr gerne zubereite, aber eben doch ganz anders. Insofern war ich schon überrascht, auf welch einfallsreiche Art und Weise man diesen Klassiker hier im Hardtwald zu Porzellan brachte. Statt handelsüblicher Fusilli bzw. Maccheroni bediente man sich hier muschelförmiger Conchiglie, die mit Erbsen, Karotten, Romanesco, Zucchini und Mais gemeinsame Sache machten und von einer leicht cremigen, jenseits jeglicher Mayo-Schwere operierenden Tunke benetzt waren.
Als kulinarisches „i-Tüpfelchen“ dieser in jeglicher Hinsicht gelungenen Vorspeise entpuppten sich die scheinbar ewig geschmorten und vollmundig gewürzten Karnickel-Fetzen, deren mürbes Fleisch auf der Zunge zerging. Sowohl meine Gattin als auch ich waren von der Machart und dem Geschmack dieses Nudelsalats restlos überzeugt. Gehrleins Einfallsreichtum hat bei uns ja schon häufig für überraschende Gaumenfreuden gesorgt.
Nicht minder schmackhaft: die wunderbar nach Krustentier duftende Hummerschaumsuppe meiner Schwester, die mit angebratenen Bratwurstnocken aufgepeppt wurde. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes aller „Scheren“ wert und ließ das Können der Küchenbrigade zum wiederholten Male an diesem Abend aufblitzen.
Der familiäre Plausch wurde angeregt gepflegt und die Zeit verging wie im Flug. Letzterer drückte sich auch im Summen der ersten Moskitos aus, die so langsam die Terrasse bzw. deren Gäste für sich entdeckten. Gut, dass da bereits die Hauptspeisen serviert waren.
Das panierte Zanderfilet kam wie immer in drei stattlichen Stücken daher und sorgte bei meiner Mutter für Entzückung.
Ich gönnte ihr diese kulinarische Erinnerung an frühere Zeiten von ganzem Herzen. Wesentlich zeitgeistiger angerichtet hatte man den akkurat geschichteten „Wolfsbarsch-Turm“ meines Schwagers in Szene gesetzt. Dieses facettenreiche Arrangement bot neben einer exzellenten Beurre blanc eine vegetabile Basis aus Schnippelbohnen und Fenchel. Kleingehäckseltes vom Kürbis und etwas Brokkoli toppte den auf der Haut gebratenen Mittelmeerfisch im saisonalen Sinne.
Und dann war da ja auch noch mein Filet von Angus-Rind. Sauber in zwei stattliche Blöcke zerteilt und lediglich mit etwas Fleur de Sel und Pfeffer gewürzt, lag es im gewünschten Gargrad „medium rare“ auf dem Teller.
Umgeben von Gehrleins Version einer Gemüsebegleitung „à la Bonduelle“ wurde nicht mit Mais-, Erbsen- und Karottenklein gespart. Aber natürlich nicht wie bei der französischen Mutter aller Gemüsekonserven, sondern alles noch leicht bissfest und von frischer Qualität und subtiler Würze.
Zur Jus-Pfütze gesellte sich noch ein à part servierter Saucenbecher. Dessen intensiv duftende, keineswegs „übersahnte“ Pfefferrahmtunke kippte ich mir genüsslich über das herzerwärmende Soulfood. Die separat dazu gereichten, proper gesalzenen Pommes frites wurden sukzessive in den kleinen Pfeffersee getunkt. Das Kind im Manne jauchzte vor frisch frittiertem Glück.
Die Fleischqualität war überragend. Angus ist halt Angus – da weiß man(n), was man(n) hat.
Auch mein essenstechnisch als etwas schwierig geltender Neffe lobte seinen Rinderfiletteller, dem es an rein gar nichts fehlte. Die großzügig im Becher portionierte Sauce war auch ihm jede hineingedippte Pommes wert. Da er auf die feine Gemüsebeilage verzichtete, entging ihm auch die violette Urkarotte, die das Fleischensemble farbenfroh krönte. Naja, in seinem Alter habe ich um Gemüse auch meist einen großen Bogen gemacht. Kann also alles noch kommen.
Seine Freundin genoss indes ihre herzhaften Rinderröllchen, bei denen die Füllung ihrer Meinung nach ein wenig zu senflastig ausfiel.
Genau wie zum Wolfsbarsch meines Schwagers, wurden auch zu den gebackenen Fleischröllchen hausgemachte Gnocchis als Beilage gereicht. Die fluffigen Kartoffelnocken habe ich im Hause Gehrlein schon des Öfteren genossen. Die kriegt man auch beim Nobelitaliener nicht besser hin. Schlechter und in zähklebriger Konsistenz allerdings leider viel zu häufig serviert.
Meine Frau pflügte derweil ihren „Kartoffelacker“ mit Messer und Gabel um. Ein Schälchen mit Kräuter-Frischkäse sowie ein Glas Buttermilch gehörten ebenfalls zum Hardtwald’schen Wellnessteller dazu. Schonend gegarter Blumenkohl traf auf noch leicht knackigen Romanesco. Urkarotte und Urkartoffel stritten derweil ums violette Trikot.
Andere Karotten-Komponenten ergänzten die Farbpalette in vertrautem Orange. Zusammen mit gerösteten, aromatisch an das Gemüse andockendem Schwarzbrotbrösel sowie ein paar im Ofen gebackenen Champignons ergab das ein buntes, ansprechend zubereitetes Potpourri aus knackigem Gemüse, das in ausreichender Portionierung das weiße Oval bedeckte. Meine Frau wähnte sich aufgrund der perfekt getroffenen Gargrade ihrer noch leicht bissfesten Gesundhappen im siebten Gemüsehimmel.
Aufgrund der fortgeschrittenen Sättigung teilte ich mir das süße Finale mit meiner Frau. Der Ofen-Nektarine mit Schokocrumble und Sauerrahmeis (6,80 Euro) konnten wir nämlich nicht widerstehen.
Speziell das Sauerrahmeis gehört hier zum kulinarischen Kulturgut. Auch Petra aus Idar-Oberstein hatte es bei ihrem Besuch im letzten Jahr verkostet und die cremig-zarte Pacojet-Preziose über den grünen Klee gelobt.
Alles in allem war das ein absolut würdiges Geburtstagsessen der Frau Mama. Seinem Ruf als Landgasthof für besondere Anlässe machte der „Hardtwald“ mal wieder alle Ehre. Schade nur, dass die Stechmücken in diesem Jahr Hochkonjunktur haben. Sie waren die Nutznießer der angespannten Hochwasserlage am Rhein und die gefluteten Polder haben zu einer echten Plage geführt.
Auch auf der lauschigen Terrasse im Neupotzer Ortsteil Hardtwald wurde es nach Einbruch der Dunkelheit recht ungemütlich. Der geordnete Rückzug vor der stetig zunehmenden Moskitodichte war unausweichlich und beendete den entspannten Abend im Familienkreis auf recht spontane Art und Weise.
4 Wochen später...
Nicht verschweigen möchte ich der werten Community den knapp 4 Wochen später abgehaltenen Folgebesuch, den meine Frau und ich in trauter Zweisamkeit in der gemütlich eingerichteten Gaststube verbrachten. Dass dieser Dienstagabend zu etwas ganz Besonderem für uns wurde, hatte auch mit der stets freundlichen Servicedame Patrizia Zucker zu tun. Sie ist neben Frau Gehrlein die gute Seele des Hauses, berät kompetent in Sachen Wein und kennt sich in der Gastroszene der Südpfalz hervorragend aus. Klar, dass es da immer etwas zu erzählen gibt.
Frau Zucker informierte uns über die aktuelle Tagesempfehlung des Küchenchefs. Zweierlei vom Label-Rouge-Huhn mit Pfifferlingen (23,80 Euro) wurde additiv zur Standardkarte – übrigens die gleiche wie beim Geburtstagsessen meiner Mutter im August – angeboten. Hühnchen hatte ich hier noch nie, also ließ ich mich gerne darauf ein. Meine Frau wollte indes wieder vegetarisch wandeln, was ihr eine mit Berglinsen, Arancini, Tomate und Birne verfeinerte Paprika (13,80 Euro) einbrachte.
Vorneweg mimte ich den Suppenkasper und konnte die Zufriedenheit meiner Schwester mit ihrem Hummerschaumsüppchen vor rund einem Monat gut nachvollziehen.
Allein die Idee, in der aromatischen Krustentierterrine noch ein paar angebratene, zartkrosse Bratwurstnocken zu verstecken, sorgte für einen unerwarteten, angenehm würzigen Twist, der die süßliche Hummernote pikantermaßen bereicherte.
Meine Frau stimmte dem nach mehreren Probierlöffeln unumwunden zu. Ihr knackiger Sommersalat war da bereits Geschichte.
Die Hauptspeisen, die man uns danach kredenzte, waren jedoch schlichtweg der Hammer! Und das sowohl in optischer als auch in geschmacklicher Hinsicht.
Seiner Vorliebe für Sandwiches konnte der Küchenchef mit dem in Kartoffelblätterteig eingepackten Label-Rouge-Hühnchen freien Lauf lassen.
Wie ein gut belegtes Baguette wirkte das auf länglicher Keramik platzierte „Tagesessen“, das eine kurzgebratene Hühnerbrust und geschmortes Keulenfleisch im Inneren bereithielt. Knackiges Gemüse und Pfifferlinge der allerersten Wahl waren ebenfalls mit von der Partie.
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Das fantastisch gewürzte und supersaftige Brustfleisch war allein schon die Bestellung wert. Zusammen mit der vollmundigen Schmorsauce aus den Keulen, der rigoros aufgebutterten Beurre blanc und dem geradezu göttlichen Pfifferlingsgemüse genossen, war das ein Gaumenerlebnis der allerfeinsten Sorte.
Sein üppiges, aber dennoch differenziertes Geschmacksbild kratzte förmlich am Limit und forderte meine Papillen aufs Angenehmste heraus. Wahrscheinlich war dieser beachtliche Geflügelteller mit das Beste, was mir in diesem Jahr im Restaurant vorgesetzt wurde. Ich war schwer beeindruckt.
Nicht minder zufrieden äußerte sich meine Herzensdame über ihr fantasievoll arrangiertes Veggie-Gericht, das wie ein Kontrapunkt zu der so häufig aufgetischten vegetarischen Langeweile wirkte. Pasta mit Pesto, Schafskäse in allen erdenklichen Varianten und Spinatknödel mit Parmesan lassen an dieser Stelle recht abgedroschen grüßen.
Verschiedene, kleine Paprikaschoten, leicht angeröstete Zucchinistreifen, etwas Fenchel und Blumenkohl, ein paar Pfifferlinge sowie die schmackig zubereiteten Berglinsen halfen dem saftigen Gemüseteller geschmacklich auf die Sprünge. Ein kleines Reisbällchen rundete ihn texturell ab. Zugegeben, bei so einer Kombi hätte auch ich das Fleisch nicht vermisst.
Schon allein aus traditionellen Gründen wurde auch an diesem Abend der Nachtisch geteilt. Und? Dreimal dürft ihr raten, für was wir uns entschieden haben…
Nach einem sehr netten Gespräch mit dem Gastgeber und Chefkoch Martin Gehrlein, der mir ausführlich die Entstehung und Zubereitung meines Geflügelgangs erklärte und auch auf die angespannte Personalsituation in der Gastronomie im Allgemeinen einging, fuhren wir wieder zurück nach Wörth, unserem neuen Domizil. Über die Bundesstraße 9 gelangt man von dort in rund 10 Minuten nach Neupotz. Ein durchaus sympathischer Umstand.